Prima: Im nördlichen Ruhrgebiet müssen sich die Kumpel keine Sorgen machen.
Zeche Auguste Victoria. Foto: Wikipedia
Auguste Viktoria ist eine der besseren Zechen im Ruhrgebiet. Deswegen wird sie wohl erst 2015 geschlossen. Marl hat also noch sieben Jahre Zeit, sich auf das Ende des Bergbaus vorzubereiten. Sieben Jahre gehen schnell vorbei, deswegen gibt es gute Gründe für die Lokalpolitik, sich zu sputen. Die örtliche SPD sieht das hingegen ganz anders. Fraktionschef Michael Groß in einer Presseerklärung vom 30. April (Diesen Jahres, nur damit es keine Mißverständnisse gibt) : „Unsere Chance liegt auch langfristig im Kohlebergbau“, so Groß anlässlich eines Besuches auf Auguste Victoria. „Jede Investition in unseren Kohlebergbau ist sinnvoll“, erklärt der weitsichtige Ökonom weiter: „Der Bergbau bringt uns nicht nur Arbeits- und Ausbildungsplätze, sondern sorgt auch für Kaufkraft bei Beschäftigten und den beteiligten Unternehmen.“ Programm der Marler SPD sei der Erhalt des Bergbaus – man setze auf den Kohlekompromiss und eine Entscheidung für die Weiterführung des Bergbaus 2012.
Wenn eine Stadt so kluge Politiker hat, die ihren Bürgern in Zukunftsfragen reinen Wein einschenken, muß man sich um Marl keine Sorgen machen. Schon in früheren Jahren haben die Marler Kommunalpolitiker Weitsicht beweisen: So erklärte man sich vor gut zehn Jahren zur Medienstadt. Und genau wie noch in 20 Jahren die Kohle aus Marl kommen wird, erfreuen wir uns heute tagtäglich an den TV-Produktionen aus dieser Stadt, den spektakulären Filmen seiner Studios und den avancierten Produkten der dortigen Literaturverlage. Glück Auf!
Zum zweiten mal ein Bild von mir hier, schön zu sehen. An dem A-Gerüst fahr ich mittlerweile täglich vorbei, schön dort die Indutriekulisse im Grünen zu sehen…
Zur Kohle-SPD: Man muss bedenken, dass die SPD Marl zu großen Teilen selbst aus (Ex-)AV-Beschäftigten besteht, natürlich fordern die den Erhalt des Bergbaus, ein anderes Programm ist doch aus der Position gar nicht denkbar. Käme einer daher und forderte Kinder statt Kohle (und damit Inder-Kinder-Kohle) zu fördern hätte er gar keine Chance, sollte er es doch schaffen dürfte ca. die Hälfte austreten und zur Linken wechseln oder ins Parteifreie fallen. Die am Stand der AV-IGBCE beim Ruhrfestspiele-Hügel gestern waren es entweder schon oder zumindest nicht weit davon entfernt.
Nach 2015 wirds aber auch noch nicht einfacher, dann droht der SPD Marl die Zerreißprobe zwischen Tradition und Aufbruch ins Ungewisse, Agenda 2020 und Mindestlohn, zwischen den anderen Parteien nicht mehr zu wissen wo sie selbst stehen wie aktuell in der Nachbarstadt Dorsten: klick, klack). Erst wenn das auch in Marl durchgestanden ist, haben sie wieder die Chance hier ernsthaft Lokalpolitik zu machen, vermutlich als kleiner Partner der Linken. Am Rande: ja, ich habe noch mein SPD-Parteibuch.
Zur Medienstadt: Größenwahn ist wohl irgendwie ein Marler Phänomen… ich glaube, der Hype hat die Erwartungen einfach zu hoch gesteckt. Wer hier RTL oder SonyBMG erwartet hat, ist nun enttäuscht, zu Unrecht, denn für eine Stadt unter 100.000 EW sind die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Branche mit HBBK, FOM, insel, ECMC, BOK, Grimme ziemlich gut.
Hallo Stefan,
ja, ich hab mich auch ein wenig gewundert, als die PM gestern (oder heute?) ankam? *augenreib* 😀
BTW: Zu solchen Themen habe ich ja sonst auch Bildchen 😉
@Daniel: Nach 2015 schwierig für SPD? Naja, davon abgesehen, dass es derzeit schwierig ist *g*, aber: Was soll dann schwieriger für die werden? Den Ausstieg haben ja nicht die Lokalpolitiker vor Ort beschlossen, im Gegenteil, hier vor Ort sind ja fast alle (!) gegen den Ausstieg. Meinst Du, die Bürger halten da Kommunal-, Landes- und Bundespolitik _gar nicht_ auseinander?
Filme? Hab ich da was nicht mitbekommen?
Ich denke, dass die Tage des Bergbaus – auch in Marl – gezählt sind. Daran wird auch Herr Groß leider nichts ändern können. Ich muss gestehen, mir als Bergbauverbundene blutet dabei das Herz. Ich kann nur hoffen, dass viele Kulturgüter erhalten bleiben und die Geschichte des Ruhrgebiets nicht ganz erlischt.