SPD-Ruhr und Nahverkehr: „Es kann nicht so bleiben wie es ist“

Schlecht, chaotisch und teuer: Mit diesen drei Begriffen ist der öffentliche Nahverkehr im Ruhrgebiet gut beschrieben. 

Foto: VRR

Darüber, dass der öffentliche Nahverkehr im Ruhrgebiet eine Katastrophe ist, war hier schon häufiger etwas zu lesen: Über die Kritik von Gutachtern an der Struktur des Nahverkehrs ebenso wie über die hohen Preise und die schlechte Qualität des Angebots. Nun will die SPD-Ruhr sich des Themas annehmen. Dabei soll es nicht nur um die schlechte finanzielle Ausstattung des Nahverkehrs gehen, sondern auch um die Organisation des Nahverkehrs. Im Ruhrgebiet splittert er sich auf auf zahlreiche Nahverkehrsunternehmen auf. Jedes hat eine teure Verwaltung und bietet zahlreiche Pöstchen für Politiker. Mögliche Synergieefekte werden kaum genutzt, enge Kooperationen, wie zwischen den Nahverkersunternehmen aus Essen, Duisburg und Mülheim, sind die Ausnahme. An diesen teuren und zugleich leistungsschwachen Wildwuchs wollen nun einige in der SPD-Ruhr ran. Die SPD-Ruhr bereitet augenblicklich ein Thesenpapier zum Thema Nahverkehr vor, dass auch mit Tabus brechen soll. "Der Nahverkehr im Ruhrgebiet kann in keiner Weise mit dem in Städten wie Berlin oder Hamburg mithalten. Das kann nicht so bleiben", so ein Sozialdemokrat zu den Ruhrbaronen. Auch Organisationsfragen sollen – wenn wohl auch behutsam – angesprochen werden: "Es kann nicht so bleiben wie es ist, dass ist eigentlch allen klar."  Das Dutzende von vor sich herwurschtelnden Nahverkehrsunternehmen für eine Region mit 5,5 Millionen Einwohnern kein Erfolgsmodell sind, scheint  sich also langsam aber sicher rumzusprechen.  Ich höre jetzt schon den Aufschrei der Besitzstandswahrer…

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Börje Wichert
Börje Wichert
16 Jahre zuvor

Erfreulich, dass einige in der SPD diese Misere jetzt offenbar erkennen und sie beseitigen wollen. Da kann man gern zusammenarbeiten. Ich bin gespannt auf das Gesamtpapier.

Jens König
16 Jahre zuvor

„Auch Organisationsfragen sollen – wenn wohl auch behutsam – angesprochen werden: „Es kann nicht so bleiben wie es ist, dass ist eigentlch allen klar.““

Wenn ich sowas lese, weiss ich, dass es sich lediglich um Schattenboxerei handelt.
Die Aussage sst tatsächlich in sich wiedersprüchlich. Wie spreche ich jemanden behutssam an, wenn ich gleichzeitig eine so klare Beschreibung zum Thema gebe?
Das zeigt schon, wohin die Diskussion hingehen wird: Viel heisse Luft, Absichtserklärungen und Demonstrationen guten Willens, aber keine Ergebnisse.

Behutsame Behandlung eines Todkranken: Ein wenig Aspirin geben und hoffen, der Alzheimer verschwände dann schon von allein…

Dirk Schmidt
16 Jahre zuvor

Das lässt hoffen. Bei der Zahl der Verkehrsverbünde in NRW hat sich bereits was getan. Auch die SPD muss im Boot sein, wenn es daran geht, die Bastionen der vielen Nahverkehrsfirmen, Aufsichts- und auch Betriebsräte.

Auch müssen die Lücken zwischen den vielen sternförmigen kommunalen Netzen der polyzentralen Metropole geschlossen werden.

Tom009
Tom009
16 Jahre zuvor

An 1
Tja nachdem die SPD jahrelang taub auf beiden Ohren waren nun plötzlich eine Kehrtwendung??
Nun kann ich noch garnicht glauben.
Bin ja mal gespannt was da nun bei herauskommt.
aber wie 2 schon schreibt
nichts wird sich ändern.
dann fallen ja zu viele pöstchen für diese herren weg.

Nobby
Nobby
16 Jahre zuvor

@ Stefan, So splittert ist es aber auch wieder nicht. Im Vest gibt es jetzt schon nur ein Unternehmen, Essen, Mülheim und Duisburg wollen zusammen arbeiten, und Bochum und Gelsenkirchen haben auch nur eine Straßenbahn.
Problematischer ist es hoch, das Hamm (Westfalen), große Teile des Kreises Unna, und der Niederrhein (Moers, Dinslaken, Wesel, Emmerich) nicht dem VRR angehören.
In Übrigen, der Nahverkehr im Rhein-Ruhrgebiet (VRR) kann durch aus mit Hamburg und Berlin mithalten. Da muss man nur mal um 17.30 den Verkehr in Düsseldorf HBF beobachten.

NB

Hans-Heinrich Holland
Hans-Heinrich Holland
16 Jahre zuvor

In Problemdifinitionen sind immer schon die Gegenstrategien enthalten. Klar kann man die Probleme so definieren, dass ein einziges Verkehrunternehmen dabei herauskommt. Sind dabei die schlechte Qualität und die hohen Preise schon korrigiert oder hat nicht beides miteinander zu tun? Gut, ein einziger Verbund könnte noch mehr rationalisieren, Beschäftigte noch schlechter entlohnen und die Kaufkraft im Ruhrgebiet nochmals senken. Was ist gewonnen? Nichts! Wer Abends vom Zentrum des Ruhrgebiets in die Peripherie will, steht beim Umsteigen überall rum, weil am Abend die Linien nur bedingt wirtschaftlich betrieben werden können – das heißt: für 20 km 1 1/2 Stunden.
Früher sorgte der Staat mit Zuschüssen dafür, dass Menschen mobil sein konnten und nicht auf Autos angewiesen waren. Die Zuschüsse wurden gekürzt, um den ÖPNV wettbewerbsfähig zu machen (siehe EU-Wettbewerbsrecht ab 2010!). Dann müssen diese Dienstleistungen EU-weit ausgeschrieben werden. Privat vor Staat? Wer glaubt, dass unter solchen Voraussetzungen Beschäftigte Einkommen erzielen, mit denen Menschen auskommen können, ökologische Verbesserungen (Umstieg auf den ÖPNV) bei noch schlechteren Angeboten in der Fläche erreichbar sind, der hat immer noch nicht begriffen, dass neoliberale Konzepte längst in den Mülleimer der Geschichte gehören.
Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, muss der Steuerzahler dann wieder umso tiefer in die Tasche greifen.
Hans-Heinrich Holland, Die Linke.Herten und früher mal in einem Gremium der Stadt Herten zur Umstrukturierung des ÖPNV im Kreis Recklinghausen.

ch_we
ch_we
16 Jahre zuvor

„Das Ziel muss sein: Beste Leistung für die Nutzer zum besten Preis. Vielleicht bekommen wir das endlich bei EU weiten Ausschreibungen.“

Das läuft dann wahrscheinlich ähnlich gut wie in England, wo man den öffentlichen Nahverkehr schon vor Jahren für ‚günstige‘ Betreiber geöffnet hat. Nach einer kurzen Phase des Preisunterbietungskampfes, der letztendlich den Rückzug vieler öffentlicher Nahverkehrsbetriebe zur Folge hatte, stiegen die Preise im Nahverkehr über das Niveau an, was vor der Öffnung für private Betreiber herrschte.

Arnold Voß
Arnold Voß
16 Jahre zuvor

Der ÖNV wird nur dann eine ernstzunehmende Alternative zum Auto, wenn er die allergrößte Zeit des Tages genauso spontan benutzt werden kann. D.h. dass die Taktzeiten so eng sein müssen, dass eine systematische fahrplanorientierte Vorbereitung wegfällt. Mann und Frau gehen einfach los zur nächsten Haltestelle und warten nie länger als 10 Minuten und in den Rushhourzeiten nicht mehr als 5. Das kann wiederum nur erreicht werden, wenn das System räumlich, technisch und vor allem zeitlich optimal integriert und möglichste flächendeckend organisiert ist. Das setzt einen und nur einen Betreiber für das entsprechende Gebiet voraus, und zwar völlig unabhängig davon, wie er seine Leute bezahlt und welche weiteren Rationalisierungen vorgenommen werden.

Da aber die Folge eines solchen Systems eine wesentlich höhere Benutzerzahl ist, erst recht wenn die Kosten eines privaten Automobils ansteigen, ist es einem solchen Betreiber auch möglich angemessene Löhne zu bezahlen ohne dazu immer höhere Subventionen zu fordern. Ganz ohne Subventionen wird es dabei jedoch nicht funktionieren, weil ein möglichst enger Taktverkehr außerhalb der starken Frequentierungszeiten nur dadurch gesichert werden kann. Aber auch in diesem Zeiten lassen sich technische Lösungen finden (kleinere Busse, Sammeltaxen usw.) die kostensparender funktionieren.

Das Problem des ÖNV im Ruhrgebiet ist nicht, dass es keine Lösung gibt, sondern dass die Mehrheit der dafür Verantwortlichen sie nicht wollen!

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