Viele Polizeibehörden Deutschlands kommunizieren mittlerweile auch über den Kurznachrichtendienst Twitter mit den Bürgern. In der Art und Weise, wie die verschiedenen Behörden Twitter nutzen, gibt es dabei oft große Unterschiede. In NRW soll nun zumindest die Namensgebung der Accounts durch eine Direktive des Innenministeriums vereinheitlicht werden. In Dortmund sorgt die Auswirkung dieser neuen Vorgabe gerade für Verwirrung – und jede Menge Spott.
@Polizei_NW_ und darauf folgend das Kürzel der betreffenden Stadt. Das klingt erstmal nach einer vernünftigen einheitlichen Lösung – führt aber in Dortmund zu einem, nunja, etwas unglücklichen Ergebnis: @Polizei_NW_DO. War da nicht mal was?
Ja, war es. Und zwar eine 2012 vom besagten Innenministerium verbotene Neonazi-Kameradschaft. Die nannte sich „Nationaler Widerstand Dortmund“, abgekürzt wird das bis heute mit dem Kürzel „NWDO“. Dass ausgerechnet die Dortmunder Polizei nun unter diesem Kürzel twittert, sorgt nicht nur für Kritik, sondern auch für jede Menge Spott und Häme:
Direkt aus dem Dezernat für Geschmacklose Twitternamen: Polizei #Dortmund jetzt neu als @.Polizei_nw_do #nonazisdo
— Autonome Antifa 170 (@afa170) September 27, 2016
https://twitter.com/FrauMaja/status/780787875818463232
Frage für 1 Freund: hat der Stadtschutz jetzt einen offiziellen Twitteraccount @polizei_nw_do? #nonazisdo
— Autonome Antifa 170 (@afa170) September 27, 2016
https://twitter.com/Korallenherz/status/780783319080402945
(Polizei)NWDO-Verbot jetzt! #nonazisdo
— Autonome Antifa 170 (@afa170) September 27, 2016
Bei der Polizei Dortmund ist man sich dessen bewusst. Aber: Vorgabe ist Vorgabe, da lässt sich nunmal nichts machen:
Aufgrund der landesweiten Vorgabe durch das MIK blieb uns kein Handlungsspielraum.
— Polizei NRW DO (@polizei_nrw_do) September 27, 2016
Update: Ob sich da nicht doch etwas machen lässt, will die Piratenfraktion im Landtag herausfinden. Der Dortmunder Bezirksvertreter David Grade wies bei Twitter zuerst auf den unglücklichen neuen Nutzernamen der Polizei hin. Sein Piraten-Kollege im Landtag Torsten Sommer will das Innenministerium nun offiziell fragen, ob eine Ausnahme von der Regel im Dortmunder Fall nicht doch angebracht wäre.
Mannomann, wir können doch jetzt nicht alle Abkürzungen auf rechte Assoziationen untersuchen.
Mein erster Gedanke dazu war eine Szene aus "Schtonk":
"FH? … Führer Hitler."
"Quatsch."
"Fahne hoch, vielleicht…"
"Quatsch."
"Führers Hund!"
[…]
Immerhin heißen ja nun die meisten Fachhochschulen nicht mehr "FH", sondern "HS"….
Wir könnten doch die Sprach-Gestapo von der "Unwort des Jahres"-Jury als "Furz" (Freie Untersuchungskommission der Reinen Zensur) einsetzen.