Gestern besuchten Mario Draghi, Olaf Scholz, Emmanuel Macron und Klaus Iohannis Kiew. Macron versprach Waffen, Scholz setzte auf Sprachmagie.
Sprechakte erfreuen sich auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit: Die magische Beschwörung des Wortes „Energiewende“ soll gleichermaßen den CO2-Austoß senken als auch die Versorgungssicherheit erhöhen, bald wird man durch sie sein Geschlecht ändern können und Sahra Wagenknecht tut so, als sei jemand so dumm zu glauben, dass das Wort die ständige Wiederholung des Wortes „Verhandlungen“ zu Frieden in der Ukraine führt.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), nicht wirklich ein Mann des Wortes, versucht den Eindruck zu erwecken, dass Sprechakte politisches Handeln ersetzen können. Sich für einen Beitritt der Ukraine in die Europäische Union einzusetzen, bedeutet nicht, dass ein solche in absehbarer Zeit erfolgen kann. Es reicht eine Gegenstimme aus dem Kreis der EU-Mitgliedstaaten, um das zu verhindern. Und selbst wenn, wird nicht die heutige Ukraine, sondern das, was von ihr übrig geblieben ist, beitreten. Und das wird nicht viel sein, wenn der Westen und auch Deutschland das Land nicht mit massiver Waffenhilfe unterstützt. Denn zurzeit rückt Russland unter Dauerbeschuss seiner Artillerie vor, bringt Ukrainer um und zerstört systematisch die Infrastruktur des Landes. Mit Sprachmagie kann man sicher die Teilnehmer*innen eines Proseminars der Betroffenheitswissenschaften beeindrucken, aber nicht Vladimir Putin und die russische Armee. Die Sprache, die sie verstehen kommt aus den Mündungen von Gewehren, Kanonen und den Abschussrampen von Raketen.
Wer zurzeit noch an Sprachmagie glaubt, verkennt den ernst der Lage der Ukraine und des Westens. Wenn die Ukraine fällt, wird Russland seinen Eroberungszug fortsetzen. Die Ukraine muss militärisch mit allem ausgestattet werden, was sie benötig, um den Krieg zu gewinnen. Und der Westen muss wieder militärisch so stark werden, dass niemand wagt, ihn oder seine Verbündeten anzugreifen. Er muss jeden Angreifer vernichten können.