Was soll das Ruhrgebiet mit dem Geld aus dem Konjunkturpaket machen? Die Intitiative Stadt Ruhr hat eine Idee: Sie fordert den Ausbau des Nahverkehrs.
Die mittlerweile von rund 1000 Bürgern getragene Initiative Stadt Ruhr fordert, einen Großteil der Mittel aus dem Konjunkturprogramm II in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Ruhrgebiet zu investieren. "Investitionen in den ÖPNV sind nachhaltig, schaffen Arbeit, sichern Mobilität und sind gut für den Umweltschutz," erklärten die Sprecher der Initiative, Professor Klaus Tenfelde und Uwe Knüpfer: "Vernünftiger können Bund und Land unser Steuergeld nicht ausgeben."
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) beziffert allein den dringenden Erneuerungsbedarf an den Stadtbahnen des Reviers – an Tunnelanlagen, Bahnhöfen und Fahrzeugen – auf rund 2,5 Milliarden Euro. Die Stadtbahnen im Revier – das "Rückgrat der Mobilität von Millionen Menschen", stehen nach Aussage des VRR-Geschäftsführers Dr. Klaus Vorgang "vor dem Kollaps".
Die verarmten Städte des Ruhrgebiets, so die Initiative, seien nicht in der Lage, aufgeschobene Reparaturen am Bahnnetz zu bezahlen. Längst überfällig sei zudem im Ruhrgebiet die Schaffung eines großräumigen, effizienten Nahverkehrssystems nach Berliner Vorbild. Die Initiative Stadt Ruhr fordert den Ausbau des Netzes, so dass von jedem Ort im Ruhrgebiet spätestens in zehn Minuten Fußweg eine ÖPNV-Haltestelle erreicht wird, auf allen wesentlichen Strecken eine Taktfolge von zehn Minuten oder schneller eingehalten wird und der ÖPNV-Transport quer durchs Ruhrgebiet nicht mehr kostet als der durch Berlin.
"Wenn die Investitionsmittel aus dem Konjunkturprogramm II, wie derzeit geplant, über die Städte verteilt werden, bleibt der stadtgrenzenübergreifende ÖPNV auf der Strecke", befürchten die Sprecher der Initiatibe "Das wäre eine Ohrfeige für alle Pendler und ein Armutszeugnis für die Politik."
Das Gerangel um die 13 Infrastrukturmilliarden war natürlich absehbar, alleine schon deshalb, weil in keinem Teilbereich öffentlicher Infrastruktur die in Aussicht gestellten Summen auch nur annähernd dem ermittelten Investitionsbedarf entsprechen. Genau so wie im Bereich der Schulen ?
https://www.zeit.de/online/2009/03/konjunkturprogramm-bildung
? steht auch für den Nahverkehr die Frage, inwieweit die (zu wenigen) Milliarden in die Instandsetzung vorhandener ?alter? Infrastruktur fließen sollen, oder ob nicht besser auch in solche Pilotprojekte, die sich an neuen Bedarfen / Anforderungen orientieren, investiert werden sollte.
Der regionale Nahverkehr, von dem Klaus Tenfelde spricht, ist bislang allerdings nur eine Forderung, kein Konzept, kein Projekt. Was mich zur der Frage führt, warum ein unbestreitbar notwendiges regionales Nahverkehrssystem in einem Programm, das sich ?Konzept Ruhr? nennt, von nachhaltiger Stadt- und Regionalentwicklung spricht, mit Milliarden öffentlicher Mittel operieren will ? und um das es in den letzten Monaten merklich still geworden ist ? keinerlei Rolle spielt.
https://www.konzept-ruhr.de/cms/
Könnte es sein, dass die beteiligten Städte / Kreise und die sie beratende regionale Wirtschaftsförderung dies schlicht vergessen haben? Oder dass sie sich nicht dafür zuständig fühlen, wie die von ihnen erfundenen ?ruhrlines?, ?ruhrcities?, ?ruhrinvests? usw. miteinander verknüpft werden?
Jedoch: Sich an dieser Stelle für nicht zuständig oder kompetent zu erklären, wäre ein merkwürdiges Verständnis selbst bestimmter ?Regionalplanung von unten? ? ein Begriff, den die Städte ansonsten gerne für ihre gemeinsamen Initiativen reklamieren.
Dirk, die systematische Verdrängung des Nahverkehrs hat ein lange Tradition in Ruhr. Schon bei der IBA-Emscherpark ist von diesem Thema, obwohl damals Nachaltigkeit zum ersten Mal in Ruhr so richtig groß geschrieben wurde, am Ende, und das auch nur auf Drängen einiger Unentwegter, nur die Renovierung einiger kleiner Bahnhöfe übrig geblieben.
Wer in Ruhr den Nahverkehr zum Projekt erhebt, der sticht automatisch in ein Wespennest aus Kleinstaaterei und Pöstchenwirtschaft und begibt sich damit ins pralle partei-und proporzpolitische Ränkespiel. Da nützt eben nicht einfach nur mehr Geld. Da muss man die Strukturen ran.
Und damit woll(t)en sich weder Gansers noch Brausers Mannen (und Frauen) auf keinen Fall die Finger verbrennen. Angst macht nicht nur weniger Mut sondern vor allem vergessslich.
Ich denke, Ruhr braucht beides: Eine Veränderung der Struktur des Nahverkehrs in der Region und mehr Geld
Wir haben zu viele Verkehrsgesellschaften mit unterschiedlichen Apparaten und Systemen. Hier können viele Synergien gehoben werden. Größerer und gemeinsamer Einkauf, effizientere, einheitliche Verwaltung, kleinerer Wasserkopf …. um nur mal die Standard-Floskeln der höheren Effizienz zu singen.
Die Inselgesellschaften sind meines Erachtens aber auch mit Schuld an der sternförmigen Struktur der Nahverkehrsinseln in Ruhr. Das ist eine polyzentrale Agglomeration, um deren Zentren sich sternförmig die kommunalen Nahverkehrsnetze ranken. Ich fahre also in der Regel mit Bus, Stadtbahn oder Straßenbahn zum örtlichen Hauptbahnhöfchen, um von dort zum Hauptbahnhöfchen meiner Zielstadt zu fahren, wo ich dann mit Bus/Stadtbahn/Straßenbahn zum Ziel fahre. Selbst wenn es ein besser vernetztes Bussystem existiert, wird es nicht wahrgenommen, da der Schienenverkehr jenseits der DB nicht vernetzt ist.
Da wundere ich mich über manche Lücke, über machne sicher zu unrecht. Mit der Straba geht’s von Bochum nach Gelsenkirchen, von Gelsenkirchen nach Herne. Für eine Linie von Bochum nach Essen-Steele fehlen ein paar Kilometer, u.a. duch einen Grünzug. Da muss dann auf die S-Bahn umgestiegen werden. Warum endet eine Straba an der Stadtgrenze Castrop-Rauxel zu Bochum und fährt nicht ganz dahin. Da gibt’s sicher noch viel mehr, ohne dass das Problem der unterschiedlichen Spurweiten auftaucht.
Leider wird der Raum nicht zusammenhängend geplant. Größere Gesellschaften und eine einheitliche Regionalplanung können hier hoffentlich helfen.