Albert Kelterbaum wurde 1904 im Schatten der Hochöfen in Duisburg-Hochfeld geboren. Er war Nietenjunge beim Brückenbau, arbeitslos in der Zeit der Weltwirtschaftskrise, malochte beim Bau der Autobahn und war Soldat im Zweiten Weltkrieg. Zwischendrin zeichnete er seine Umwelt, die Welt der kleinen Leute. Das Bochumer Stadtarchiv zeigt aktuell ausgesuchte Werke von dem Künstler aus dem Arbeitermilieu.
Seine Biografie klingt karg – und seine Werke wirken manchmal so, als ob er mit seinen Zeichnungen dieser Welt entfliehen wollte. In den Wirren der frühen 1940er Jahre legte er unter Tage als Bergmann an. Nach Herne-Röhlinghausen kam der Industriearbeiter im Jahr 1941. Kelterbaum arbeitete bis 1947 auf der Schachtanlage Shamrock 3/4, anschließend auf der Zeche Königsgrube. Schon während der Schulzeit, so wird berichtet, sei sein künstlerisches Talent erkannt worden. Doch musste der junge Kelterbaum – wie die meisten seiner Altersgenossen – seinen Lebensunterhalt mit schwerer, körperlicher Arbeit verdienen.
Erst in den 1950er Jahren wurde sein künstlerisches Schaffen in der Öffentlichkeit bekannt. Das Milieu der kleinen Leute war seine Welt – und anerkennend nannte man ihn den „Zille des Ruhrgebiets“. Kelterbaum starb im Frühjahr 1972 am Bergmannstod: Staublunge (Silikose). Als künstlerischer Chronis dokumentierte und karikierte Kelterbaum sein Milieu mit Feder und Tusche, in Linolschnitten, Öl und Mischtechniken. Das Bochumer Stadtarchiv zeigt nun in Kooperation mit dem Emschaertal-Museum Herne Auszüge aus seinem Werk, der Herner Adhoc-Verlag hat mit ››Alber Kelterbaum, Westfalenstraße 36, Bergmann‹‹ dazu ein wunderschönes Buch über das künstlerische Werk von Albert Kelterbaum herausgebrach
Der vor zwei Jahren verstorbene Dortmunder Autor Josef Reding sagte über Kelterbaum: „Wenn man die eigenhändig in Linol gegrabene Landschaft seines Gesichts betrachtet, weiß man, dass diesem Ruhrkumpel nichts geschenkt wurde. Die Mundwinkel stürzen schroff herunter – und verästeln sich über Kinn und Hals. Die Nase steht schief. Herabstürzende Kohle schrappt dem Bergmann oft über den Riecher. Und Kelterbaums Augen unter dem hochgeklappten Schirm der Mütze blicken geprüft und prüfend in das, was gewesen ist. Und in das, was ist.“
Es lohnt sich, 50 Jahre nach dem Tod nochmal in die feinen Tuschezeichnungen und groben Linolschnitte einzutauchen. Seine Momentaufnahmen vom Ruhrgebiet sind von Sympathie und einer Gefühlswärme für diese Region durchzogen. Es sind authentische Zeugnisse – durchtränkt mit leisem Humor, vielen Details und einer einzigartigen künstlerischen Expressivität.
Interessierte können die Ausstellungen während den regulären Öffnungszeiten des Stadtarchivs besuchen: Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr.
Stadtarchiv Bochum
Wittener Str. 47
44789 Bochum
Ein toller Künstler – schade, dass er so unbekannt geblieben ist…