Durch den geplanten Börsengang von Evonik wird sich für das Konsortium der Ruhrgebietsstadtwerke nichts ändern. Sie wollen die Steag möglicherweise schon vor 2016 komplett übernehmen und prüfen, in welcher Form sie eine Partnerschaft mit einem privaten Investor eingehen werden.
Als Werner Müller zum Vorstandsvorsitzenden der RAG-Stiftung bestimmt wurde, verbanden nicht wenige Ruhrgebietspolitiker damit die Hoffnung, er würde den Börsengang von Evonik verzögern. Franz-Josef Drabig, Dortmunds SPD Chef und Beisitzer im Landesvorstand sagte noch Anfang Februar: „Es wäre nicht schädlich, wenn ein ausgewiesener Industriekonzern wie Evonik bei der Steag einmal über die Bücher schauen würde. Wenn man dafür den Börsengang verschieben müsste, hätte ich damit kein Problem.“
Das hat sich erledigt: Evonik will Ende April an die Börse. Damit ist auch klar, dass das Unternehmen sich von seinen 49 Prozent Anteil an dem Energiekonzern trennen wird. 51 Prozent der Steag Anteile hatte Evonik bereits vor zwei Jahren an ein Konsortium von Stadtwerken aus dem Ruhrgebiet verkauft. Damals wurde schon vertraglich festgelegt, dass sich die Stadtwerke verpflichten, spätestens 2016 die restlichen 49 Prozent der Steag zu einem Preis von 600 Millionen Euro zu erwerben, wenn Evonik seine Put-Option ziehen würde.
So lange wird das Stadtwerke Konsortium wahrscheinlich nicht warten. Guntram Pehlke, Aufsichtsratsvorsitzender der Steag und Vorsitzender des Vorstands der Dortmunder Stadtwerke AG sagte der Welt am Sonntag: „Wann wir kaufen werden, ist noch nicht sicher, aber wir wollen die Steag-Anteile der Evonik übernehmen.“
Finanzierungsprobleme sieht Pehlke nicht: „Es sind bereits Banken auf uns zugekommen, die sich bereiterklärt haben, den Kauf der Steag Anteile zu finanzieren.“
Das Konsortium, bestehend aus Stadtwerken der Städte Dortmund, Essen, Bochum, Oberhausen, Duisburg und Dinslaken, braucht dafür die Unterstützung der Stadträte in den jeweiligen Städten.
In immer mehr Kommunen waren in den vergangenen Monaten jedoch kritische Stimmen an der Steag-Beteiligung laut geworden. Bochums Stadtwerke-Chef Bernd Wilmert sah die wirtschaftliche Entwicklung der Steag durch die Subventionierung der Erneuerbaren Energien gefährdet, die dafür sorgen würde, dass Kohle-Kraftwerke am Markt immer größere Probleme hätten. Auch die Grünen in Duisburg und Dortmund meldeten ihre Zweifel an der Steag-Beteiligung an.
Pehlke ist sich indes sicher, in den Räten Mehrheiten für eine Übernahme der restlichen Steag-Anteile zu bekommen: „Wir werden im April den neuen Geschäftsbericht der STEAG vorlegen und damit zeigen, dass das Unternehmen auf einem guten Weg und für die Stadtwerke auch weiterhin eine lohnende und sichere Investition ist.“
Vor der Übernahme der restlichen 49% durch die Kommunen bzw.d.d.komm.Stadtwerke sollte es selbstverständlich sein, daß eine unabhängie Wirtschaftsrprüfungsgesellschaft im Auftrage der Kommunen/der komm.Stadtwerke die dauernde Wirtschaftlichkeit einer solchen Übernahme aus komm.Sicht eingehend gutachtlich prüft;und das Gutachten sollte man sich angesichts der wirtschaftlichen,finanziellen,politischen Bedeutung des Geschäftes ‚was kosten lassen.
Ich würde jedenfalls als Verantwortliche in ener beteiligten Kommune der Übernahme ohne eine gutachtlich abgesicherte langfristig für die Kommune günstige Prognose diesem „Geschäftes“ nicht zustimmen. Eine Zustimmung allein auf einen „günstigen Geschäftsbericht der STEAG“ zu stützen, wäre für mich viel zu risikoreich. Soche Risiken kann jemand eingehen, der nicht auszuschließende zukünftige finanziellen Belastungen aus einem derartigen
Geschäft finanziell relativ problemos „verkraften kann“. Und das ist bei den Kommunen/komm.Stadtwerken nicht der Fall.
Bei einer für die Komm./die Stadtwerke negativen Prognose in einem solchen Gutachten müssen Stadtwerke und Kommunen alles rechtlich und poltisch(!!) Nowendige tun, um aus der angesprochen vertraglichen Übernahmepflicht herauszukommen, auch wenn G.Pehlke Anderes will. Daß Banken bereit sind, die Finanzierung dieses Deals zu übernehmen, ist keine Garantie dafür, daß die mit dem Geschäft verbundenen Risiken für die Kommunen/die komm.Stadtwerke problemlos verkraften werden könnten.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt, ob ,wie, ggfls. unter welchen Bedingungen die verantwortlichen Politiker sich auf dieses Geschäft einlassen.
@Walter: Evonik kann im Jahr 2016 auf den Kauf der STEAG-Anteile durch das Stadtwerke-Konsortium bestehen. Diese Put-Option ist Bestandteil der Verträge. Die Stadtwerke haben das Recht über eine Call-Option vorher Steag-Anteile der Evonik zu erwerben. Tun sie es nicht, müssen sie es später tun.
Und genau das ist die Strategie von Pehlke & Co. Solange die Stadträte noch nicht so ganz einig und sicher sind, ob man sich den Mega-Klotz STEAG komplett ans Bein binden soll, wäre eine Zustimmung evt. noch machbar.
Je mehr Zeit zum Überlegen jetzt verstreicht, umso unwahrscheinlicher wird dies. Und das vertraglich garantierte Ziehen der Option durch Evonik in 2016 bedarf dann zwar keiner Zustimmung mehr, aber private Investoren werden sich bis dahin kaum durch deutlich verschlechterte STEAG-Zahlen locken lassen.
Denn die STEAG befindet sich an einer entscheidenden Wege-Gabelung und der jetzige Geschäftsbericht wird vielleicht der letzte mit noch einigermaßen guten Zahlen aus dem Kraftwerksgeschäft sein (Iskenderum und Walsum 10; letzteres unfertig und nur mit Ausgleichszahlungen von Evonik tragbar).
Erneuerbare Energien, so wie es sich die Stadtwerke mit dem STEAG-Kauf erträumten, sind nicht ihre Kern-Kompetenz, traditionelle Energie-Erzeugung wird immer teurer und das Ingenieurs-Geschäft mit Kraftwerksbau im Ausland oder Kernkraftwerk-Rückbau ist bei den neuen Eignern politisch nicht gern gesehen.
Letzte Chance für eine Legitimation der 600 Mios ist also ein vorzeitiger Deal, damit man die Probleme noch nicht rot auf weiß sieht.
Stefan,
„wo ein p o l i t i s c h e r Wille“ -in den Kommunen, (bei ihren Stadtwerken) und auf Landesebene (Landesregierung)- läßt sich auch zwischen den Vertragspartnern „ein Weg aus dem Dilemma finden“.
Das von mir für notwendige gehaltene Guachten wäre m.E. in jedem Fall einzufordern, damit sich jeder Verantwortliche der Risiken, die die Kommunen/die kommunalen Stadtwerke eingehen, bewußt ist und „man“ sich ggfls.auf diese Risken rechtzeitig in der Finanzpolitik/der Finanzwirtschaft von Stadtwerke/Kommunen einstellt -für mich ist das selbstverständlich-.
Und es ist doch gar nicht auszuschließen,daß ein unabhängier Gutachter zu dem Ergebnis kommt, daß denkbare Risiken minimal und im Falle eines Falles von den Stadtwerken/den Kommunen relativ problemlos zu verkraften wären;auch deshalb liegt es doch nahe, dieses Gutachten einzufordern.
@Walter: Verträge gelten – auch für die Hobbypolitiker in den Räten. Wer sich das nicht klar macht, sollte keine unterschreiben 🙂
-5-Stefan, ja, so ist es, aber Verträge kann man bekanntlich auch ändern, man kann sie sogar im beiderseitigem Einvernehmen aufheben.
Hälst Du es denn für völlig ausgeschlossen, wenn jeweils mit großen Mehrheiten in den großen Städten und den Aufsichtsräten ihrer Stadtwerke beschlossen wird, ene entsprechende vertragliche Änderung, eine Aufhebung der Verpflichtunsklausel anzustreben und wenn das die Landesregierung politisch nachdrücklich unterstützt, z.B. mit der Begründung, daß ansonsten für die betr.Städte/die Stadtwerke ein nicht vertretbares finanzielles Risiko entsteht.
-Stefan, eine andere Frage ist die, wieweit die Kommunen bzw. „ihre“ komm.Stadtwerke in Politik und Adminstration seinerzeit bei Abschluß des entsprechenden Vertrages mit E.on in Sachen STEAG mit der gebotenen Sorgfalt eine Risikoabwägung vorgenommen haben;darüber haben wir ja hier bei den Ruhrbaronen schon vor einiger Zeit diskutiert-.