Start trotz Corona-Gefahr: Die Tour de France spielt mit dem Feuer

Die Tour 2005.  Quelle: Wikipedia, Lizenz: Gemeinfrei

Man mag es eigentlich gar nicht so recht glauben, aber die Tour de France soll am kommenden Wochenende trotz stark steigender Corona-Fallzahlen, insbesondere auch und gerade in Frankreich, mit etwas Verspätung auch im Jahre 2020 noch an den Start gehen.

An diesem Samstag soll in Nizza mit dem Grand Départ die 107. Tour beginnen. Geplant sind 21 Etappen mit insgesamt 176 Fahrern. Ob die angesetzten 3500 Rennkilometern quer durchs Land jedoch am Ende wirklich absolviert werden können, daran bestehen jedoch durchaus berechtigte Zweifel.

Sportarten und Ligen, die Corona erfolgreich trotzen bzw. getrotzt haben, wie etwa die Fußball-Bundesliga oder die nordamerikanischen Profiligen NBA (Basketball) und NHL (Eishockey), die tun bzw. taten das mit einem ausgearbeiteten Hygienekonzept.

Waren diese Konzepte vielleicht auch jeweils nicht ohne Risiko, sie waren doch im Kern gut nachvollziehbar und schotteten die aktiven Sportler und ihre Betreuer meist weitestgehend und konsequent ab, zogen die Protagonisten an einigen wenigen Orten zusammen, um das Pandemiegeschehen bestmöglich ‚draußen‘ zu halten.

Die Bundesliga agierte in den Monaten Mai und Juni noch in relativen Talzeiten des Virus unter Ausschluss der Fans. Die NHL spielt aktuell lediglich an zwei Spielorten, die NBA hat sich in einen Freizeitpark in Florida zurückgezogen um dort ihre Playoffs zu absolvieren.

Bei der Tour de France ist so etwas von Natur aus unmöglich. Es geht für alle Beteiligten wochenlang quer durchs Land, die Hotels werden täglich gewechselt und Zuschauer lassen sich auch nicht fernhalten. Trotzdem geht der riesige Tross ab dem Wochenende auf Reisen.

Man muss kein ausgewiesener Skeptiker sein, um zu erahnen, dass das zu Problemen führt, wie sie die meisten Sportarten in diesem Jahr bisher mit viel Mühe vermeiden konnten.

Warum also tut sich die Tour de France das an? Schlimmer noch: Warum tut sie es den Beteiligten Sportlern an?

Nun, wie auch in anderen Bereichen des Lebens geht es hier vermutlich in erster Linie ums liebe Geld. An sich kein Grund um etwas von vorneherein zu verdammen. Wenn hier aber nicht nur ein geschlossener Kreis von Profis wissentlich etwas tut, sich freiwillig in ein Risiko begibt, sondern zugleich ein ganzes Land in Gefahr gerät sich durch diese Veranstaltung zu infizieren, dann hört für mich der Spaß auf.

In Zeiten, in denen hier bei uns in Deutschland Demos abgesagt werden, weil von ihnen eine unverhältnismäßig hohe Gefahr für die Gesundheit und das Leben anderer auszugehen droht, kann ein Profiradrennen in Frankreich nicht zum potenziellen Superspreader werden.

Ich bin ein begeisterter Sportfan. So sehr ich mich jedes Jahr auf die faszinierenden TV-Bilder von der Frankreichrundfahrt freue, so entschieden lehne ich die Veranstaltung in diesem Jahr ab.

Einfach unverantwortlich, was da gerade in Sachen Tour de France 2020 abläuft…

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Bochumer
Bochumer
4 Jahre zuvor

Auf jeden Fall hatten bei der Tour die Fahrer schon in den Vorjahren stets eine ausreichende medizinische Betreuung…

Guenter Rense
Guenter Rense
4 Jahre zuvor

Dann hoffen wir mal (im Gewahr, dass die Sportler eine exquisite medizinische Versorgung bekommen) , dass schon früh ganze Rennställe ihre Fahrer wg. Corona-Ansteckung aus dem Rennen nehmen müssen, die Sponsoren daraufhin ihre Gelder streichen und der ganze Zirkus endlich platzt. Für Jahre.

Berti
Berti
4 Jahre zuvor

Die stark steigenden Coronazahlen, insbesondere auch in Frankreich, sind wie jede statistische Datenlage kritisch zu reflektieren. Nur ein Beispiel: in Leipzig haben sich in der letzten Woche 4 von 100.000 Einwohnern neu "angesteckt". Dies sind extrem steigende Coronazahlen, wenn man zugrundelegen würde, dass es in den Wochen zuvor 2-3 Einwohner pro Woche waren. Die dramatische Steigerung lässt sich mental jedoch auch anders bewältigen, wenn man sich darüber klar wird, dass von den 4 Neuinfektionen niemand sonderliche Beschwerden verspürt, sondern nun eine Weile daheim hocken muss (Betreffende könnten sich aber Abwechslung verschaffen, indem sie Mensch-ärgere-dich-nicht mit sich selbst spielen oder bei Gelegenheit Übertragungen von Sportveranstaltungen gucken, etwa Tour de France). Ich selbst trage lieber Maske statt Hut aus Aluminium. Aber beim Schlafen oder Duschen nehme ich die Maske ab (obwohl ein Kumpel von mir meint, diese Corona-Viecher könnten theoretisch auch nachts bei gekipptem Fenster bis ans Bett vordringen; aber man kann sich schließlich nicht gegen alles schützen).

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[…] wenig los. Keine Olympischen Spiele, keine Fußball-EM, kein Wimbledon, zunächst auch keine Tour de France und auch seit Ende Juni schon keine Fußball-Bundesliga […]

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