Steag: Grünes Invest in Atomtechnik

Die Steag will weiter im Bereich der Atomtechnik aktiv sein. Das Unternehmen gehört zur Hälfte den Städten – für den Kauf waren auch die Grünen.

Wenn es um das Rauchverbot in Kneipen geht, gefallen sich die Grünen in wichtigtuerischem Dogmatismus. Geht es um Atomkraft, geben sich die Froschfarbenen auch schon mal entspannt. Zum Beispiel bei der Steag: Als sieben Ruhrgebietsstädte Ende 2010 den Kauf der Steag beschlossenen, standen die Grünen im Land und in den meisten Kommunen hinter dem Deal. Klar, finanziert wurde der Kauf des Unternehmens ausschließlich über Kredite. Auch klar, Steag  hat als Kraftwerksbetreiber vor allem alte Kohlekraftwerke – was ja blöd ist, wenn man Angst vor dem Klimawandel hat. Und noch blöder: Die Steag ist im Atomgeschäft. Angeblich kein Problem: Damals erzählten einem die Grünen, sie würden dafür sorgen, dass die Steag bald aus dem Atomgeschäft aussteigt. Etwas peinlich ist nun, dass sich bei der Steag offenbar niemand für das interessiert, was die Grünen so sagen.  Steag-Chef Joachim Rumstadt heute in der WAZ:

In der Nuklearsparte bieten wir exzellente Ingenieursleistungen an, gerade für den Rückbau von atomaren Anlagen. Nach Fukushima haben wir dafür im Aufsichtsrat große Unterstützung bekommen. Wir werden Nuclear Technologies behalten.

Klingt ja noch irgendwie öko. Liest sich aber auf der Homepage der Steag etwas anders:

Energy Services GmbH, gegründet vor mehr als 30 Jahren als STEAG Kernenergie GmbH, erbringt Planungs-, Dienst- und Beratungsleistungen, entwickelt und liefert Systeme und Komponenten und wird als Generalingenieur oder Generalunter-nehmer tätig. Unsere Erfahrung und Fachkenntnis resultieren aus der Vielzahl der durchgeführten Projekte und der konsequenten Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter.

Das Leistungsangebot des Geschäftsbereichs Nuclear Technologies umfasst vor allem die Arbeitsgebiete:

Stilllegung und Rückbau kerntechnischer Anlagen

Sicherheit, Strahlenschutz und Berechnungen

Planung und Errichtung von Anlagen zur Lagerung und Entsorgung kerntechnischer Reststoffe

Mit unseren Erfahrungen und unserem Know-how aus der Planung, der Errichtung und dem Betrieb kerntechnischer Anlagen entstehen als Ergebnis unserer Arbeit funktionelle und wirtschaftliche Anlagen unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften.

Da  sind  Städte also mit dem Willen der Grünen in ein Atomunternehmen eingestiegen, das auch gerne ein Atomunternehmen bleiben möchte. Geht es um Raucherkneipen geben  sich die Froschfarbenen dogmatisch, geht es um Atomkraft sieht am alles etwas lässiger.

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Walter Stach
Walter Stach
12 years ago

Warum sollten sich die NRW-Grünen in Sachen STEAG, konkret in Sachen Atomkraftwerke, politsch weniger den Unternehmensinteressen angepaßt und ihnen dienlich verhalten als sie das wider alle Wahlkampf-Bekundungen in Sachen E.on , konkret in Sachen Kohlekraftwerk Datteln, praktizieren? Ich bin zwar nicht wie Stefan ein „fundamentalistischer“ (?) Kritiker der Grünen, sondern ein Sozialdemokrat mit großer Nähe zu den Grünen, wenn es um ökologische Fragen geht, und trotzdem oder gerade deswegen ist es gut, Stefan, wenn Du „den Finger immer wieder in die grünenn Wunden“ legst, vor allem, wenn deren Glaubwürdigkeit wieder einmal fragwürdig erscheint.

Erdgeruch
Erdgeruch
12 years ago

Hmmm… Ich bin sicher kein Fan von den Grünen, aber die STEAG ist ja nicht ein Betreiber von Atomkraftwerken oder Hersteller solcher Anlagen, sondern über eine Tochter im Bereich Atomtransporte und Zwischenlagerung engagiert. Das diese Dinge laufen müssen, auch gerade bei einer Abwicklung der Atomkraftwerke, erschliesst sich wohl auch vielen bei den Grünen so langsam – Und man kann es ja auch zum Geschäftsmodell weiterentwickeln, da ja auch in anderen Ländern benachbarten Westeuropas (beispielsweise Belgien und sogar Frankreich, wenn die Sozialisten gewinnen) eine Reduzierung oder Ausstieg vorgesehen ist.

Wobei… Im Aufsichtsrat der STEAG sitzt ja auch kein Grüner oder Ratsvertreter. Die haben doch nie die Kontrolle gehabt oder werden sie haben. Da sitzen nur CDU- oder SPD-nahe Vertreter der Stadtwerke, deren Aufsichtsräte wiederum von den großen Parteien dominiert werden. Irgendwie fällt es mir realpolitisch schwer die große Wichtigkeit der Grünen hierbei zu erkennen. Sollten sie geglaubt haben – was ich bezweifle – hierbei eine große politische Rolle zu spielen, wären sie doch sehr naiv gewesen. Das ich bezweifle ich aber – also das die Realgrünen der heutigen Zeit noch naiv sind.

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