Solidarität sieht anders aus: Der Bundeskanzler hofft auf einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah, der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell auf einen Waffenstillstand in der gesamten Region. Morgen werden Tausende in Berlin dafür demonstrieren, nicht nur die Ukraine zu verraten, sondern auch Israel keine Waffen mehr zu liefern.
Europa hat Israel keine Ratschläge zu geben. Es war zu keinem Zeitpunkt in der Lage, Konflikte in seiner Nachbarschaft alleine zu regeln: Ob während des Bürgerkriegs in Jugoslawien, dem Terror des IS und dem Genozid an den Jesiden oder Russlands Krieg gegen die Ukraine, immer war Europa davon abhängig, dass die USA Verantwortung übernahmen und eingriffen. Die EU ist ebenso wie Deutschland gut darin, heiße Luft zu verbreiten; eine Kompetenz, Konflikte zu lösen, gibt es nicht. Militärisch schwach, strategisch von Illusionen getrieben und zunehmend weniger in der Lage, auch nur mit Geld einzugreifen, wirkt die alte Welt zunehmend wie ein maulender Besserwisser, der immer weniger ernst genommen wird.
Seit Israel nach dem 7. Oktober begonnen hat, sich gegen seine Feinde zu wehren, die nichts anderes wollen als seine Vernichtung und den millionenfachen Judenmord, wirkt europäische Politik nicht nur dumm, sondern auch zynisch. Die reflexartige Forderung nach Waffenstillstand stellt die antisemitischen Angreifer, hinter denen der mit Russland verbundene Iran steht, auf eine Stufe mit den Angegriffenen, die sich wehren.
Die Forderung Europas und Deutschlands müsste es sein, dass der Iran sein Ziel, Israel zu vernichten, aufgibt und die Förderung von antisemitischen Terrorgruppen wie der Hamas oder der Hisbollah einstellt. Tut er das nicht, muss Israel auch militärisch unterstützt werden und die Juden in Europa vor Anschlägen, Bedrohungen und Terror geschützt werden. Das liegt auch im eigenen Interesse: Der Iran und seine Proxies sind ebenso Feinde des Westens wie es Russland ist. Israel und die Ukraine verteidigen nicht nur sich selbst, die verteidigen die Demokratie.
Wenn Europa zu all dem nicht in der Lage ist, sollte es zumindest einen beherzigen, dessen Urheber mir nicht bekannt ist, der aber einfach, klar und klug ist:
„Liebe Welt, Ihr habt die Juden nie verteidigt, als sie verfolgt und ermordet wurden. Steht ihnen heute nicht im Weg, wenn sie sich selbst verteidigen.“