Einmal im Jahr blamiert sich Bochum bis auf die Knochen: Der Steiger-Award hat dem Wort „peinlich“ eine neue Dimension gegeben.
Neben Dortmunds „größtem Tannenbaum der Welt“, der bei näherer Betrachtung kaum mehr als ein Haufen zusammengetackerte Krüppelfichten ist und der Dinslakener Gesangsbedrohung Michael Wendler gehört der Steiger-Award zu den größten Peinlichkeiten, denen sich das Ruhrgebiet rühmen kann.
Einmal im Jahr wird der Preis in der Jahrhunderthalle Bochum an mehr oder weniger Prominente verliehen, die nicht bei drei auf den Bäumen waren. Hinter der Aktion steht der PR-Man Sascha Hellen. Die Bepreisten sollen für die Werte des Steigers stehen, die da angeblich sind: Gradlinigkeit, Offenheit und Toleranz. Wenn mein Opa, der noch unter Tage gearbeitet hat, mir von Steigern erzählte, ging es in dem Zusammenhang zwar mehr um Leistungsdruck und Kontrolle, aber so genau will das ja heute niemand mehr wissen.
Den Steiger-Award gibt es in den üblichen Kategorien wie Umwelt, Kunst und Medien und noch ein paar anderen und er hat nur einen Sinn: Promis nach Bochum zu bekommen. Sicher, ab und zu wird getreu dem Motto „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“ jemand geehrt, für den man sich nicht schämen muss, aber das ist dann wohl eher ein Kollateralschaden.
Die Liste der Preisträger der vergangenen Jahre: Der afghanische Präsident und Drogenhändler Hamid Karzai wurde in der Kategorie Toleranz ausgezeichnet, das Moderatorengrauen Reinhold Beckmann in der Kategorie Medien und Boris Becker 2006 in der Kategorie Sport. Da lag der erste Wimbledon-Sieg des Mannes, der die deutsche Sprache um das schöne Wort „Samenraub“ bereichert hat, schonmehr als 20 Jahre zurück. Schön auch, dass die Diktatoren-Witwe Farah Pahlavi für ihr Charity-Engagement geehrt wurde. Ihr Mann, der Schah, putschte in den 50er Jahren die Demokratie im Iran weg.
Und wie immer wenn im Ruhrgebiet großer Unfug getrieben wird, sind die angeblich so armen Städte finanziell beteiligt: Der Trash-Preis wird von den Bochumer Stadtwerken und der Sparkasse gesponsert. Ich sollte mir mal die Satzungen der beiden anschauen: Vielleicht gehört es ja den Aufgaben beider Institutionen, die Stadt Bochum lächerlich zu machen.
Ach so: Heute steht in WAZ und RN alles zum Steiger Award 2012.
Dortmunder Riesen-Weihnachtsbaum: Da gebe ich dir Recht. Wer zum Beispiel einmal in New York den Baum am Rockefeller Center gesehen hat, der weiss das weniger in dem Fall echt mehr ist.
Was die Dortmunder Verantwortlichen zu dem Blödsinn verleitet ist mir jedes Jahr wieder ein Rätsel. Soetwas hässliches…
Hier ist der ‚echte‘ in NY z.B. zu sehen: https://www.abendblatt.de/vermischtes/article1713620/Weihnachtsbaum-am-Rockefeller-Center-leuchtet-wieder.html
Stefan, ja, so ist das wohl „mit der Verherrlichung“ der Arbeit im Bergbau und der dort beschäftigten Steiger. Mein Vater, der zuletzt als sog.Lehrhauer unter Tage gearbeitet hatte, konnte nie das geringste Verständnis dafür aufbringen, wenn bei jeder Gelegenheit das Steigerlied gesungen wurde. Verstehen konnte er auch nicht, als wir -ich also auch- daran gingen, Seilscheiben und Loren aus dem Untertagebetrieb auf öffentlichen Plätzen auszustellen, um an unsere „gloreiche“ Tradition zu erinnern und uns mit ihr zu schmücken. „Wer ‚mal fast nackend auf den Knien liegend bei 5o Grad und mehr mit dem Abbauhammer Kohle aus dem Flöz brechen mußte,der kann das alles -Steigerliedherrlichkeit, Ausstellen von Seilscheiben und Zechenloren u.ä. mehr-ganz und gar nicht verstehen“, so mein Vater. Und ich kann ihn verstehen. Dafür haben mir neben seinen Worten einige Kurzbesuche unter Tage gereicht.Vielleicht gibt es ja ‚mal einen Preis als Erinnerung an den Bergmann, der unter Tage unter entwürdigenden, manchmal unmenschlichen Bedingungen gearbeitet hat und das zu einem über vielen Jahre erbärmlichen Lohn und mit Silikose als Konsequenz.
@Walter: Der Bruder meiner Oma ist sogar bei einem Unfall unter Tage verschüttet bzw. erschlagen worden damals. Für Leute die wie er im Berbau sogar ihr Leben gelassen haben sollte es vielleicht einmal eine entsprechende Ehrung geben….
[…] Steiger-Award: Trash-Preis reloaded (Ruhrbarone) – Der Steiger-Award 2012 wird erneut in Bochum vergeben. Ruhrbarone-Autor Stefan Laurin […]
Knackig, unverblümt und überzeugend. Dafür liebe ich die Ruhrbarone.
@Carmen: Vielen Dank 🙂
Als Steiger sage ich mal: Der Hellen hat einfach Glück, dass ich keinerlei terroristische Gene in mir trage.
Die Charaktereigtenschaften, die er dem Berufsstand zuschreibt, sind der reine Hohn. Steiger handeln das Gedinge aus, kontrollieren und schikanieren, mal nett, mal Arschloch.
Ohne Ironiebewusstsein würde ich diesen Titel nie führen.
da liebe ich unseren Pannekopporden, 28 Kilo Schrott an der Kette. Vielleicht sollte ich den PR-Fuzzi mal nominieren. Seine Preiskategorien und Auswahlkriterien müssen eine Weiterentwicklung von Tutti frutti (RTL) sein.
Der RN-Artikel ist entlarvend! Wenn Max Schautzer zitiert wird, muss das ja toll sein. Kann ich mir vorstellen, dass der den Preis wichtig findet, immerhin kommt er dadurch überhaupt mal in die Zeitung. Das Höchstmaß der Beliebigkeit ist wohl erreicht, wenn man nicht mal mehr einen Arztpraxen-Künstler wie Ottmar Alt findet, sondern in der Kategorie „KUNST“ schon Wolfgang Joop auszeichnen muss.
Was kaum jemand weiß: Das wort Bochum geht zurück auf den Begriff böotisch. 😉
Oha, da ist wohl einer von den Ruhrbaronen wiedermal eifersüchtig… 🙁
*sprachlos*
*nach Diktat leider nicht verreist*
S.
Lieber Stefan,
das Rätsel um den Dortmunder Tannenbaum kann ich auflösen.
Er wird aufgebaut weil er Touristenmagnet ist.
Tja, glaubst du nicht? Ging mir genauso bis ich in Holland mal in einem Reisebüro ein Plakat mit eben jenem Baum sah, das für eineTagesausflug auf den Weihnachtsmarkt in Dortmund warb.
In z.b. Holland oder England sind Weihnachtsmärkte unbekannt ( zum Glück).
Und es gibt tatsächlich auch viele Sauerländer. die das Geld das Dortmunder Skifahrer wieder von Winterberg nach Dortmund zurücktragen (ich weiss du fährst nicht Ski, ich auch nicht;für mich ist Schnee auch das ärgerliche Zeug das verhindert, dass man vernünftig autofahren kann).
Insofern hat der Tannebaum einen öknomischen Sinn, wenn auch um den Preis das sich danach jede Menge Holländer vor lachen um den Schlaf bringen.
Und ich in Holland immer nur meine Geburtsstadt Bochum als Herkunftsort angebe….
@Tortist: Natürlich fahr ich Ski: Abfahrt und Langlauf. Länger nicht gemacht, aber ich fand es immer sehr schön. Und ein Rätsel ist der „Baum“ ja nun nicht. Nur stil- und geschmacklos. Das heißt natürlich nicht, dass er nicht viele Fans hat. Der Dortmunder Tannenbaum ist damt sowas wie ein weihnachtlicher Dieter Bohlen.
@Stefan
Na denn…gepriesen sind die Skifahrer …lol
So sinze die Heinis hier im Pott! Dicke Backen machen mitte „Metropolregion“ neben London und Parris. Un dann komm se mitte Galas umme Ecke, wat dem Oppa sein Taubenzüchterverein noch nimmals auffe Jahreshauptversammlung gefallen tät. Wat soll dat eigentlich für´n Wort sein? „Steiger Award“? Wat is denn dat, sonn „Award“? Arschleder kenn ich, aber vielleicht meint der Olle dat ja auch.