Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner sieht hin

Ukrainer mit einem erbeuteten russischen Schützenpanzer Foto: Alexander Lipatnikov Lizenz: CC BY-SA 4.0

Während die Welt um uns herum zunehmend im Chaos versinkt, schläft Deutschland weiter den Schlaf der Gerechten. Die USA ziehen sich unter Trump mehr und mehr aus der NATO zurück, und die militärische Unterstützung für die Ukraine könnte bald zusammenbrechen – warum sich mit Europa abmühen, wenn die eigenen Interessen schon genug auf der Kippe stehen? Und Russland? Das Land, das sich nach den Jahren der Schwäche wieder zur Weltmacht aufrichten will, hat längst erkannt, dass der Westen nicht nur militärisch schwach, sondern auch moralisch am Ende ist. Also zieht es die Daumenschrauben an und dehnt den Krieg aus. Was könnte der Westen noch groß entgegensetzen? Eine nach innen zerstrittene NATO und ein Europa, das nicht einmal mehr seinen eigenen Verteidigungsbedarf ernst nimmt. Von unserem Gastautor Christian Gruber.

Der hybride Krieg gegen Europa läuft schon seit Jahren – und wir merken es gesellschaftlich kaum. Russland hat längst erkannt, dass Kriege nicht nur mit Panzern und Raketen geführt werden, sondern vor allem mit Desinformation, Cyberangriffen und Spionage. Das Ziel ist einfach: den Westen von innen heraus zu zersetzen. Und was passiert? Wir diskutieren über Gendersternchen, Klimawandel und darüber, ob man jetzt fünf Menschen mehr oder weniger abschieben sollte. Die echten Bedrohungen, die unsere Werte und unsere Existenz gefährden, werden vom gesellschaftlichen Diskurs kaum berührt. Wer über einen möglichen Krieg spricht, wird schnell in die Ecke der „Kriegstreiber“ gestellt, während die wahren Gefahren aus der Ferne ungestört weiterwüten.

Aber was passiert, wenn der Krieg tatsächlich vor der Tür steht? Dann wird die wahre Inkompetenz des Systems offenbar: Die Bevölkerung ist vollkommen unvorbereitet. Die Notfallpläne sind ein Witz, die Infrastruktur zerfällt, und die Zivilgesellschaft hat keinen Plan, was zu tun ist, wenn die Stromnetze zusammenbrechen und die Supermärkte leer sind. Wir haben Jahrzehnte der Friedensillusion hinter uns, und nun, wo es ernst wird, stellen wir fest, dass wir keinen Plan haben, wie wir uns verteidigen können – nicht nur in militärischer Hinsicht, sondern auch psychologisch: Wie bereitet man sich auf den Krieg vor, wenn man in einem Land lebt, in dem jeder im „Kriegsfall“ lieber den Kopf in den Sand steckt?

Deutschland muss endlich den Mut aufbringen, sich der Realität zu stellen. Es reicht nicht mehr, sich auf die militärische Anwesenheit der USA zu verlassen oder darauf, dass „es schon irgendwie gut geht“. Deutschland muss seine Armee wieder kriegstauglich machen, und zwar nicht nur für internationale Friedensmissionen, sondern für den echten Ernstfall. Dabei geht es nicht nur um Panzer und Raketen, sondern auch darum, wie wir als Gesellschaft in Krisenzeiten zusammenstehen und uns gegen äußere Bedrohungen wehren können. Wir brauchen einen Bewusstseinswandel: Die Zeiten, in denen wir uns sicher in unserer Friedensblase wiegen konnten, sind vorbei.

Es wird höchste Zeit, dass wir uns der Wahrheit stellen: Wenn wir jetzt nicht handeln, wenn wir jetzt nicht endlich die notwendigen Schritte ergreifen, dann wird es zu spät sein. Und wenn der Krieg erst da ist, wird keiner mehr sagen können: „Wir haben nichts gewusst.“

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