Gerade bei sicheren Anlageformen wie Staatsanleihen sind die Zinsen niedrig. Viele Stiftungen werden ihre Förderungen den geringeren Einnahmen anpassen müssen.
Fahrten an die Ostsee oder in die Lüneburger Heide sind für viele Bottroper Senioren eine willkommene Abwechslung. Und zahlreichen Senioren waren diese Ausflüge nur mit Hilfe der Stottrop-Stiftung möglich, die von dem Kaufmann Wilhelm Stottrop gegründet wurde. Doch im kommenden Jahr werden viele Fahrten ausfallen, denn der Stottrop Stiftung steht immer weniger Geld zur Verfügung: 2010 waren es 299.782 Euro, 2013 werden es nur noch mit 135.031 Euro sein. Der Grund sind die niedrigen Zinsen. Ein Sprecher der Stadt Bottrop, welche die Stiftung verwaltet: „ Die Ertragssituation ist zunehmend rückläufig. Das Stiftungsvermögen steht ungeschmälert zur Verfügung, aber die Erträge und damit die Möglichkeiten der Unterstützung gehen quantitativ deutlich zurück.“
Die Stottrop-Stiftung ist kein Einzelfall. „Für eine Vielzahl von Stiftungen, vornehmlich mit festverzinslichen Wertpapieren, deren Anlage jetzt ausläuft, trifft das zu“, sagt Hermann Falk, Stv. Generalsekretär, Bundesverband Deutscher Stiftungen. 55 Prozent des Kapitals der Stiftungen stecken in festverzinslichen Geldanlagen.
Stiftungen die andere Anlageformen gewählt hätten, sagt Falk, stünden zum Teil besser da: „Die Forst-, Wein- und Landwirtschaft hat schon so manche Stiftung durch die Jahrhunderte getragen.“
Andere Stiftungen sind eng mit einzelnen Unternehmen verbunden. Die Deutsche Telekom Stiftung in Bonn bekam ihr Grundkapital von dem Telekommunikationskonzern gestiftet. Mittlerweile ist es von 50 auf 150 Millionen Euro angewachsen. Dazu kommen Zuwendungen der Telekom.
Rund 10 Millionen Euro kann die Stiftung so im Jahr für die Unterstützung naturwissenschaftlicher Bildungsprojekte ausgegeben.
Das liegt jedoch auch an einer geschickten Anlagestrategie: Dr. Reiner Franke, Leiter des Head Office der Deutsche Telekom Stiftung: „Wir setzen auf wertsichernde Spezialfonds, die für uns aufgelegt werden.“
Die nötigen Experten für strategische Investmententscheidungen, sagt Franke, habe man im Haus, zudem stünden weitere Fachleute der Telekom zur Verfügung.Für das kommende Jahr plant die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung keine Kürzungen: 12 Millionen Euro gab die Stiftung 2012 für soziale und kulturelle Projekte aus, in gleicher Höhe will sie auch 2013 aktiv sein. Doch es gibt ein Problem: Haupteinnahmequelle der Stiftung sind die Dividenden aus dem 25,33 Prozent Anteil an ThyssenKrupp. Das Unternehmen hat einen Verlust von fünf Milliarden Euro angekündigt und wird keine Dividende auszahlen. Für die Krupp-Stiftung ein Problem: „Die Beteiligung an der ThyssenKrupp AG“, teilte die Stiftung dieser Zeitung mit, „ist wesentlicher Bestandteil der Vermögensanlage der Stiftung. Daher wirkt sich die Entwicklung bei der ThyssenKrupp AG auch negativ auf die Einnahmesituation der Stiftung aus.“ Wenn die Ausgaben gesenkt werden müssten, wären alle Bereiche der Stiftungsarbeit betroffen.