Stimmung wie auf dem Friedhof? Willkommen in Wolfsburg, Ralph Hasenhüttl!

Foto: Robin Patzwaldt

Manchmal wundert man sich ja auch als langjähriger Fußballfan noch über Aussagen von im Profisport längst etablierten Führungskräften. Am Wochenende lieferte Ralph Hasenhüttl, der inzwischen immerhin auch schon 57-jährige Trainer des VfL Wolfsburg, Aussagen, die bei Leuten, die sich in der Fußball-Bundesliga auch nur einigermaßen auskennen, heftiges Stirnrunzeln oder sogar ein klammheimlichen Schmunzeln hervorgerufen haben dürften. Je nach eigenem Standpunkt.

Was war geschehen? Der VfL aus der Autostadt lieferte bei seiner unglücklichen 2:3-Heimniederlage zum Auftakt der Bundesliga-Saison 2024/25 dem Rekordmeister FC Bayern München einen über weite Phasen des Spiels ausgeglichenen Kampf. Zwischenzeitlich führten die Wolfsburger in der zweiten Halbzeit sogar mit 2:1. Am Ende reichte es für die Gastgeber dann aber doch nicht ganz zu einem Punktgewinn gegen die Münchener.

Logisch, dass die Laune von Coach Hasenhüttl nach dem Schlusspfiff nicht die beste war. Auch schon während des Spiels ließ der Österreicher seinem Unmut über das seiner Meinung nach nicht leidenschaftlich und lautstark genug unterstützende Publikum der ‚Wölfe freien Lauf.

Selbst im TV, schon während der Übertragung auf DAZN, war seine Kritik am eigenen Anhang deutlich zu vernehmen. Auch in der Pressekonferenz nach der Auftaktniederlage legte der VfL-Coach noch einmal nach. „Wenn wir uns in jeden Zweikampf werfen und wenn wir ein Spiel drehen, dann war mal kurz Stimmung. Aber dann kriegst du das zweite Tor, und dann ist wieder komplett Friedhof. Das kann nicht sein.“

Grundsätzlich kann man die Kritik von Hasenhüttl am eigenen Anhang inhaltlich gut nachvollziehen. Die Stimmung in vielen anderen Stadien ist schon mal für einen glücklichen Punktgewinn des Heimteams gut, kann die gastgebende Mannschaft in kritischen Phasen regelrecht beflügeln. In Wolfsburg ist das so nicht der Fall.

Die Fans der Wolfsburger sind schon seit vielen Jahren als wenig leidenschaftlich und nur mäßig engagiert bekannt, man könnte auch sagen verrufen. Schon lange werden bundesweit die mauen Zuschauerzahlen in der VW-Stadt diskutiert und kritisiert, der Klub unter den sogenannten ‚Plastik-Vereinen‘ gelistet. Die Fernsehquoten gelten zudem ebenfalls schon seit vielen Jahren als unterdurchschnittlich.

Auch die Stimmung im Stadion in Wolfsburg, wird von Fans anderer Vereine häufig als eine der schwächsten im Lande kritisiert. Da kann auch eine seit Jahren berüchtigte Sound- und Light-Show des Vereins kurz vor Spielbeginn oder in den Halbzeitpausen nicht darüber hinwegtäuschen. Wolfsburg und Fußballleidenschaft bzw. Fankultur, das passt bisher nicht so recht zusammen.

Von daher muss man sich über die plötzliche Aufregung bei Hasenhüttl jetzt schon ein wenig wundern. Wusste er vielleicht gar nicht so genau, auf was er sich da in Wolfsburg eingelassen hat, als er den Job im März 2024 antrat, oder will er die dort vorherrschenden Verhältnisse jetzt schlicht nicht wahr haben?

So berechtigt seine Kritik an der auch gestern über weite Phasen der Begegnung hinweg  mangelhaften Unterstützung ist, so sehr überrascht sowohl der Zeitpunkt als auch die Heftigkeit seiner Reaktion darauf.

Hasenhüttl, der zuvor in Deutschland lediglich Vereine wie die SpVgg Unterhaching (2004-2010), den VfR Aalen (2011-2013), den FC Ingolstadt (2013-2016) und RB Leipzig (2016-2018) trainiert hat, ist in Sachen Fankultur und Leidenschaft bisher noch nicht sonderlich verwöhnt gewesen. Seine Aufregung über die seiner Meinung nach schlechte Stimmung in Wolfsburg verwundert deshalb umso mehr.

Wer die vergangenen Jahre in der Bundesliga intensiv mitverfolgt hat, der dürfte von den Verhältnissen in der Autostadt hingegen kaum enttäuscht, geschweige denn wirklich überrascht sein. Da möchte man dem neuen Übungsleiter der Wolfsburger Profikicker aus Außenstehender einfach nur mit einem Lächeln im Gesicht zurufen: Augen auf bei der Wahl des Arbeitgebers, Herr Hasenhüttl! 😉

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