Stögers Chancen auf eine Vertragsverlängerung beim BVB gehen in München wohl in Rauch auf!

Im Blickpunkt: BVB-Coach Peter Stöger. Foto: Robin Patzwaldt

Kölns Torhüter Timo Horn sorgte am Nachmittag noch national für einiges Aufsehen, als er mit einer spektakulären Aussage aufhorchen ließ, dass die den FC heute nach Hoffenheim begleitenden Fans das Eintrittsgeld eigentlich besser zurückerhalten sollten, da die Leistung des Klubs aus dem Rheinland diesmal so erschreckend schwach gewesen sei.

Zu diesem Zeitpunkt war Köln noch der große Verlierer des Spieltags, konnte seine Ambitionen etwas Zählbares vom Duell im Kraichgau mitzunehmen, Punkte die der Verein beim Kampf um den Klassenerhalt so dringend gebraucht hätte, nicht ansatzweise umsetzen, verlor das Spiel glatt mit 0:6.

Drei Stunden später sieht die Fußballwelt jetzt schon wieder etwas anders aus. Urplötzlich ist der BVB der ganz große Verlierer des Spieltags und das alles dominierende Fußballthema in diesem Lande. In München unterlag die Dortmunder Borussia dem FC Bayern im Topspiel ebenfalls glatt mit 0:6 (0:5). Eine riesige Enttäuschung!

Eigentlich müssten nun auch die offiziell 8.000 BVB-Fans durch die Horn-Aussagen angeregt auf die Idee kommen, dass ihnen ebenfalls jemand die Reisekosten zurückerstatten müsste.

Und auch wenn es tatsächlich die erste Niederlage in einem Bundesligaspiel mit den Schwarzgelben für Ex-Köln-Trainer Peter Stöger war, dürfte dieser Niederschlag für die Borussen in den nächsten Monaten weitreichende Konsequenzen haben.

Zwar ist der Klub derzeit noch immer auf Rang drei der Tabelle zu finden, liegt somit im Rahmen der vor Saisonbeginn einmal ausgerufenen Saisonziele, dem erreichen der UEFA Champions League, doch lässt die seit Wochen nicht zu erkennende Verbesserung der spielerischen Leistungen mit diesem neuen Tiefpunkt die Chancen von Coach Stöger auf einen Verbleib über den Sommer hinaus, wenn sein Vertrag in Dortmund bekanntlich ausläuft, auf ein Minimum schwinden.

Dieser peinliche Auftritt des BVB heute beim einst großen Rivalen von der Isar offenbarte Fußballdeutschland in aller Deutlichkeit wie groß der Abstand der Bayern zum Rest der Liga, darunter eben auch der Revierklub, inzwischen geworden ist, wie viel Aufholarbeit der Pokalsieger von 2017 inzwischen tatsächlich vor sich hat, wenn er die Kluft zum klaren Spitzenreiter in absehbarer Zeit wieder auf ein Minimum reduzieren will. Die Zweifel daran, dass dies mit Coach Stöger gelingen kann, die wachsen rasant.

Angesichts der spielerischen Offenbarungseides vom Tage, ging zudem die überraschend freimütige Ankündigung von Sportdirektor Zorc im Vorfeld des Spiels, in denen er gegenüber den Kollegen von Sky bestätigte, dass sich der BVB tatsächlich möglichst rasch durch die Hilfe von Matthias Sammer und Sebastian Kehl in Managementfragen zukünftig breiter aufstellen möchte, jedoch urpötzlich wieder völlig in den Hintergrund.

Die riesigen Defizite der Mannschaft auf dem Spielfeld wurden von den Bayern heute von der ersten Minute an gnadenlos aufgedeckt, zu keinem Zeitpunkt des Spiels war der BVB auch nur ansatzweise konkurrenzfähig. Von Spannung im Spiel gar keine Spur.

Dem BVB stehen so im Sommer vermutlich sehr gravierende Umbauarbeiten ins Haus, die sich nicht nur auf einzelne Mannschaftsposten beschränken, die neue Berater und Manager a la Sammer und Kehl zum Verein führen dürften, sondern mit recht hoher Wahrscheinlichkeit eben nun auch einen weiteren neuen Coach.

Denn Stöger hat es in über vier Monaten nicht im Ansatz verstanden die alte Klasse, die ja grundsätzlich unbestritten vorhanden ist, aus dem Kader herauszukitzeln, auch wenn man ihm dabei immer noch zu Gute halten muss, dass auch er mit vielen Verletzungen seiner Schützlinge zu kämpfen hat.

Doch so reicht das Dargebotene in Summe eben für die gehobenen Ansprüche in Dortmund einfach nicht. In keinem Bereich.

Kaum zu glauben, dass der BVB noch vor Kurzem in München zwei Mal im DFB-Pokal gewann. Davon war heute ja nicht einmal mehr kurz zu träumen.

Die Tendenz seit der Trennung von Thomas Tuchel im vergangenen Mai ist eindeutig. Es müssen einschneidende Veränderungen beim BVB her, die den Abwärtstrend dauerhaft stoppen und dann wieder umkehren. Daran kann spätestens seit dem desaströsen 0:6 in München kein grundlegender Zweifel mehr bestehen.

So hat die aktuelle Packung dann rückblickend vielleicht sogar noch etwas Gutes. In den letzten Wochen wurde noch viel schöngeredet, da die Ergebnisse dies ermöglichten. Das ist nun mit einem Schlag vorbei!

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Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

"Einschneidend"…..?

Robin,
das geht nicht, wenn davon Watzke und Zorc ausgespart bleiben. Die Beiden scheinen sich solchen Erwägungen entziehen zu wollen, indem sie mit der "Berufung" von Sammer und Kehl" Führungsstärke zu demonstrieren versuchen.
Ich gehe davon aus, daß sie damit Erfolg haben werden.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
6 Jahre zuvor

So absolut teilnahmslos, wie Stöger heute auf der Bank saß, und so schicksalsergeben, wie er nach dem Spiel seine Version von den "ganzen Rädern, nicht nur Stellschrauben", die gedreht werden müssen, ins Mikro schickte, denke ich, dass Stöger auch gar nicht mehr vorhat, mit diesem desolat auftretenden Verein die nächste Saison mitzugestalten.
Der sucht sich sicher was entweder in der Heimat oder "janzweitdraußen" in Europa, wo Ansprüche und Realität nicht derart lichtjahreweise auseinanderklaffen.

ke
ke
6 Jahre zuvor

Externe Berater, Trainer und Betreuer für jeden Quatsch ….
Auf dem Platz fehlt es aktuell an Schnelligkeit, Willen und Einsatz. Eine Bender-Grätsche wie im Pokalspiel gegen die Bayern aus dem letzten Jahr werden wir wohl nicht mehr sehen.

Wenn solche Basics fehlen und offensichtlich die gesamte Mannschaft immer langsamer wird (mental und körperlich) stellt sich schon die Frage, ob die richtigen Betreuer im Team sind.
Dass es nicht für die Spieler spricht, dass bei Profis dies nicht auch selber kompensieren können, versteht sich von selbst.

Mal sehen wie es sich entwickeln wird. Aktuell sind einfach zu viele Zuschauer auf dem Platz. Beckenbauer-Gedächtnisfußball mit Ballannahme, Rundblick und Pass funktioniert seit Jahren nicht mehr. Die Gegner laufen nämlich meistens.

Ulrich
Ulrich
6 Jahre zuvor

Mich würde interessieren mit welchem taktischen Plan das Dortmunder Team heute auf den Platz gegangen ist. Will man in München nicht untergehen, dann muss man eigentlich als Mannschaft auftreten. Dafür müssen zunächst einmal elf Spieler bereit zu sein zu verteidigen und die Räume eng zu machen. Erst danach kann man versuchen selbst offensiv den einen oder anderen Stich zu landen. Auf dem Platz sah man aber das genaue Gegenteil. Mich würde schon interessieren ob das nur an den Akteuren auf dem Feld lag oder ob auch der Trainer die Verantwortung dafür trug indem er die falsche Marschroute vorgab.

Heute hatte ich den Eindruck dass das komplette Dortmunder Mittelfeld seine Defensivaufgaben kollektiv vernachlässigte. Und auch die Dortmunder Außenstürmer rückten nicht mit zurück um ihre Außenverteidiger zu unterstützen. Die Münchner konnten deshalb bei ihren Angriffen schalten und walten wie sie wollten, die eh nicht wirklich sattelfeste Dortmunder Verteidigung wurde von ihnen einfach überrannt. Vermutlich hatte man bei der einen oder anderen Nicht-Abseitsentscheidung Pech, aber auch wenn die ersten beiden Treffer der Münchner nicht gegeben worden wäre hätte man eine satte Niederlage einstecken müssen. Dass es "nur" beim 0:6 blieb lag wohl eher daran dass die Münchner Akteure einige Gänge zurück schalteten als an einer im der zweiten Halbzeit in irgend einer Art und Weise verbesserten Leistung der BVB-Akteure.

Will Borussia Dortmund in der nächsten Saison nicht weiter in die Krise rutschen, dann muss personell einiges passieren. Gerade im Mittelfeld benötigt man wieder kampfstarke Spieler die im Kampf um den Ball auch mal körperlich "gegenhalten" können ohne einfach zur Seite gedrückt zu werden und die auch in der Lage sind Kopfballduelle zu gewinnen. Dass man einen Bender ohne adäquaten Ersatz ziehen ließ rächt sich jetzt. Dieser Typ Spieler fehlt im Augenblick völlig. Dazu kommt beispielsweise dass man auf den defensiven Außenbahnen keinen "zweiten Anzug" hat der auch nur annähernd konkurrenzfähig ist. Und einen neuen Mittelstürmer benötigt man aller Wahrscheinlichkeit auch noch. Und dass Peter Stöger unter normalen Umständen noch irgend eine Chance auf Weiterbeschäftigung hat glaubt nach heute wohl niemand mehr.

Alles in allem wird man sicherlich fünf, sechs Neuzugänge benötigen die in der Lage sind den Konkurrenzkampf um einen Stammplatz aufzunehmen und die etablierten Spieler unter Druck zu setzen. Eines muss klar werden: Wer nicht bereit ist an seine Leistungsgrenzen zu gehen, dem muss die Tribüne drohen.

KlausW
KlausW
6 Jahre zuvor

Werter Herr Patzwaldt, ich schätze Ihren Sachverstand- aber hsben Die wrnsthaft geglaubt, dass Stlger von Beginn an nichts anderes als ein Mitnagel- Übungsleiter war? Ich meine, die Empfehlung, die er zuletzt aus Köln mitbrachte, versprach nun nicht gerade den Glamour und Erfolg, den man sich in Dortmund so sehr wünscht.

Im Kader von Dortmund fehlen nicht Typen, die auch mal Grad fressen – die gibt es durchaus- sondern vor allem Topstars, wenn man national zumindest die zweite Geige spielen will und international gelegentlich im Viertelfinale aufkreuzen will.
Dembele und Aubaneyang waren solche, auch Batshuhay, aber sonst? Gute Fussballer, aber ,zwar bei den Gehältern überdurchschnittlich, national etwas über dem Mittelmaß und international nicht konkurrenzfähig.

Und- da hat auch kein Topspieler mehr Bock, hinzugehen

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
6 Jahre zuvor

@Ulrich: Neue Talente, Neuzugänge, Druck auf Etablierte, Leistungsgrenzen – ja, alles klar, aber: wir haben keinen Sven Mislintat mehr, der Zorc bis in Tuchels Ägide den Ruf rettete, wir haben Etablierte, die unter Druck garnix mehr hinbekommen, weil sie sich in den letzten Jahren nicht mit Leistung etabliert hatten, sondern mit Mediengebrabbel, wir haben deutlich sichtbare "Leistungsgrenzen", die heute heißen: Ballannahme, Ballbehandlung, Passgenauigkeit, Reaktionsschnelligkeit, Kondition und Teamfähigkeit – also Grundfertigkeiten, die mind. das halbe Team im Ernstfall "Spielbetrieb" nicht mehr abrufen kann, weil sie auch Niemand mehr einfordert und trainiert.

Das alles nun an den Spielern selbst und an "mangelnder Expertise von außen" festzumachen, ist Armutszeugnis und Bankrotterklärung der Vereinsführung in einem Atemzug.

Aquii
6 Jahre zuvor

Das mit den "externen" Beratern ist immer so eine Sache, Da gesteht die Führung des Clubs ein, der Sache nicht mehr gewachsen zu sein. Meine Ansicht gilt übrigens auch für Unternehmen. Wenn ich externe Berater brauche um das Schiff wieder flott zu machen, dann spricht es nicht unbedingt für die Kompetenz und den Willen der Führung de Kahn wieder in die erfolgreiche Richtung zu bringen.

Dieser Auftritt gestern in München zeigt mir vor allem, das es der größte Fehler war, die Spielerinteressen über die des Trainers Tuchel zu stellen und diesen zu entlassen. Vielleicht ist Stöger auch die arme Sau auf der Bank, der weis, das seine taktische Marschrute von eben diesen, charakterlosen, Spielern nicht umgesetzt wird und hat innerlich resigniert und hofft nur noch, die letzten sechs Spieltage mögen schnell vorbei gehen. Es hat etwas vom angeblich großen Club in der Elbmetropole… Es hilft eigentlich nur, den Kader auszumisten, egal, wer dort künftig an der Seitenlinie steht und dabei keinen, sei er noch so Vereinstreu und/oder Fanliebling auszunehmen.

Im nächsten Auswärtsspiel tritt man bei dem Reviernachbarn an, die vielleicht nicht unbedingt Fußballerisch besser sind, dafür aber eine Menge Wille, Leidenschaft und Kampf in das Spiel werfen werden. Eine Niederlage des BvB in diesem Spiel wird das Fass zum Überlaufen bringen…

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