Man kann sich ja über Rezo aufregen: seinen hektischen, überkandidelten Ton, die Demenz provozierende Schnittgeschwindigkeit, meinetwegen auch den Umstand, dass nicht alle seine Quellen sattelfest oder seine Interpretationen wissenschaftlich 100%ig haltbar waren. Zwei Dinge aber kann man nicht behaupten: dass der junge Mann da nur Unfug erzählt hat – und dass er nicht einen Nerv getroffen hat.
11,3 Millionen Aufrufe später – und die CDU hat immer noch nicht begriffen, was sie da getroffen hat. Und das zeigt wie kaum etwas anderes, wie wenig diese Partei noch begreift, was in der Altersgruppe unter 35 vor sich geht. Klar, wer den Herrn Amthor für einen typischen Vertreter seiner Generation hält, der wäre überrascht, wenn er mal auf die Straße ginge. Wer glaubt, #Friday4Future wäre nur ein vorübergehendes Phänomen, das man schon mal weglachen und verächtlich kommentieren kann – der muss sich nicht wundern, wenn er dann kurz darauf in eine mediale Klärgrube von Großstadtausmaßen tritt.
Und immer noch scheint es nicht angekommen zu sein im Konrad-Adenauer-Haus, dass diese Jugend tatsächlich eine gigantische (und berechtigte) Angst vor der Klimakrise hat, tatsächlich weit mehrheitlich Rassismus für nichts hält, mit dem man Politik machen sollte, tatsächlich am eigegen Leib erlebt hat, dass der Markt diverse Dinge eben nicht vernünftig regelt, tatsächlich keine Lust hat, ihre Meinungsfreiheit einem ahnungsfreien Europa-Versager namens Voss zu überlassen.
Wenn die Damen und Herren dann nach heute Abend mal die Altersstruktur ihrer auf aktuell vorhergesagten 28% Wählerschaft durchgehen, dann werden sie sich wahrscheinlich immer noch fragen, wie das denn überhaupt kommen konnte! Und wer sie denn dann in zehn Jahren noch wählt!
Es ist auch egal, ob es ihnen dann jemand verrät. Das alles ist und bleibt Neuland für sie.
Frau Merkels Regierung der Arbeitsverweigerer, die nahezu kein modernes Thema anpacken können oder auch nur ansatzweise Lösungen für eine globalisierte Welt im Internetzeitalter bringen können, zeigt die Abnutzungserscheinungen. SPD, CDU/CSU leben seit Jahren im Stillstand bzw. liefern Lösungen aus der Mottenkiste.
Es ist kein Altersproblem. Es ist ein Problem, Änderungen zu managen. Frau Merkel hat seit Jahren ihre Kanzlerschaft verteidigt und dabei aus der Substanz gelebt. Ihre Nachfolger werden lange mit diesen Hinterlassenschaften zu kämpfen haben.
Erstaunlicherweise reicht es immer noch für viele Posten, aber es ist eine deutlich sichtbare Erosion, die sehr viele Posten kostet.
Bei den bis 24-Jährigen liegt die CDU noch bei 11%, bei den 25-34-Jährigen bei 17%. Nur in der Gruppe über 70 ist der Anteil noch über 40%.
"Es ist kein Altersproblem" halte ich für eine gewagte Aussage – ohne dass der Rest Ihres Kommentars deshalb notwendigerweise falsch wäre.
@2 W Walk:
CDU/CSU waren noch nie besonders attraktiv, wenn andere Parteien, Frieden ohne Waffen, Wohlstand ohne ARbeit und Produkte ohne Umweltauswirkungen versprochen hatten.
Früher gab es einen Lagerwahlkampf SPD oder CDU und die FDP als Merheitsbeschaffer. Die Zeiten sind vorbei. Die CDU/CSU aber auch die SPD ist nicht in der Lage aus diesem alten Schema auszubrechen.
Es herrscht seit Jahren gefühlt Stillstand und Herr Weber ist eben ein Herr Weber, der nur Kontinuität verspricht.
Wer will das in dieser schnelllebigen und globalisierten Welt, die einen extremen oft auch unfairen Wettbewerb hat? Hier versagen die ehemals großen Parteien, realistische Lösungen zu entwickeln und zu vermitteln.
Aktuell ist aber auch eher das Problem, dass die Rechte in Europa wohl aufsteigen.
Deshalb bleibe ich auch dabei, dass es nicht sinnvoll ist, ein Großreich EU mit vielen heterogenen Völkern zu schaffen. Ein lockerer Bund für ein paar Bereiche ist sinnvoll. Das ist es dann auch.
Heterogene Großreiche, und das sind sie nahezu immer, funktionieren nur mit Unterdrückung und mit Wohlstand und Frieden für alle über lange Zeiten.