Stranger Things, Staffel 4, revisited

Überlebenswichtig: Walkman
Foto: Anna Gerdén, Quelle: Wikimedia Commons Lizenz: CC BY-SA 3.0p

Es ist schon eine Weile her, dass ich die letzte Staffel von Stranger Things geschaut habe. Aber es reichen ungefähr zwei Töne von „Running up that hill“ von Kate Bush, um mich in diese Serie zurückzuversetzen. Während ich sie schaute, wunderte ich mich über das fast völlige Fehlen einer Handlung. „Es gibt wieder was Böses, die Freunde halten zusammen, um es zu bekämpfen.“ Viel mehr gibt es da nicht zusammenzufassen.
Aber es geht auch nicht um Handlung. Diese letzte Staffel macht vielmehr das, was sonst eigentlich nur Musik kann: Sie weckt unmittelbar Gefühle. Sie rührt einen direkt an, ohne den Umweg über abstrakte Gedanken. Es braucht kein „wenn X jetzt Z macht wird Y nicht wissen, dass …“. Es sind Bilder und Gefühle, die einem die Serie implantiert, nicht Zusammenhänge. Das Gefühl von Freundschaft; das Gefühl, etwas Dunklem und Fremden gegenüber zu stehen, aber nicht allein zu sein. Weil man Freunde hat, aber auch, weil man einen Kern in sich hat, der einen ausmacht, weil man eine Identität hat, die nicht durch Theorien oder Dinge oder Status entsteht, sondern aus dem schieren Gefühl für sich selbst.
Dieses Gefühl findet man als Kind erst im Spiel und dann in der Musik. Der Walkman spielt eine so zentrale Rolle in dieser Staffel. Weil er (für meine Generation, jetzt ist es halt das Handy) eine so zentrale Rolle beim Sich-selbst-Fühlen spielt. Als Teenager seine Musik, die einen ausmacht, luftdicht von der Außenwelt abgetrennt, direkt in den Kopf hineinzuspielen, ist der stärkste Weg zu sich selbst. Und daher ist genau dieses Bild das, was einen vor dem Unheil „Vecna“ schützt. Solange man seine Musik hört, ist man man selbst, ist man heil.
Der vierten Staffel von Stranger Things gelingt es, selbst so etwas zu sein, wie solche Musik. Man erinnert sich nicht an Plottwists. Man erinnert sich an Bilder. Bilder von Freundschaft, Rollenspiel, Musik, Verliebtheit, Verlorenheit. Oder nicht mal an Bilder sondern eher: an Gefühle.

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