Straßenstrich: Dani K. hat ein Urteil : Na und ?

Foto: Barbara Underberg
Foto: Barbara Underberg

Dani K. hat es geschafft. Sie darf wieder auf der Strasse anschaffen gehen, irgendwann, irgendwo in Dortmund. Dani K. mag sich über Ihren vermeintlichen Sieg über die Stadt Dortmund freuen, die Medien das Bild streitbaren Huren pflegen. Von unserem Gastautor Thorsten Stumm.

Bei genauer Betrachtung ist es mehr als zweifelhaft ob dies wirklich ein Sieg für Dani K. ist.

Als ich gestern, nach bekannt werden des Urteils, mit Leuten gesprochen habe die sich massgeblich für die Schliessung des Strassenstrichs eingesetzt hatten, herrschte da grosse Zufriedenheit vor. Der Tenor war eindeutig : Die hat ein Urteil na und ?

Denn das Verwaltungsgericht hat sämtliche Argumente die zur Schliessung des Strassenstrichs im Dortmunder Norden geführt haben, voll umfänglich anerkannt und bestätigt. Zukünftigt wird nirgendwo im Dortmunder Stadtgebiet oder im Regierungsbezirk Arnsberg ein Strassenstrich etabliert werden können ohne diese Argumente gerichtsfest zu berücksichtigen. Siege sehen anders aus.

Nicht nur Huren können für einen Strassenstrich klagen sondern auch Anwohner dagegen. Mit nun sogar ausgeurteilten Kriterien. Niemand sollte sich täuschen, dass wird geschehen egal in welcher Ecke von Dortmund Dani K. sich in Zukunft wiederfindet.
Bis zum gestrigen Urteil sind fast zwei Jahre ins Land gegangen, man darf gespannt sein wie lange es dauert bis ein durch alle Instanzen geklagter neuer Standort gefunden ist. Bis dahin gilt die Sperrbezirksverordnung weiterhin ausser für Dani K. . Na und ?

Das hochgelobte und kopierte „Dortmunder Modell“ an der Ravensburger Strasse wurde endgültig beerdigt. Damit wurde die Forderung der Gegner zu 100 % erfüllt. Siege sehen anders aus.

Was das Gericht kassiert hat ist die Ausweitung des Sperrbezirkes für Strassenprostitution auf das ganze Stadtgebiet. Das war aber nie eine Forderung der Gegner um Frau Dr. Hetmeier. Die Ausweitung war eine Zugabe des Regierungspräsidenten Bollermann anlässlich der Schliessung der Ravensburgerstrasse. Es drängt sich der Verdacht auf, dass dies eine wohlkalkulierte Zugabe war. Sollen Gerichte doch den Sperrbezirk verkleinern, Hauptsache die Schliessung bleibt.
Der neue Sperrbezirk welcher dem Urteil zukünftig entspricht wird viel schärfer sein als der alte vor der Schliessung. Siege sehen anders aus.

Das nun beginnende Polittheater wird von hohem Unterhaltungswert sein. Die Grünen, vehemente Befürworter des Strassenstriches, werden noch einiges aushalten müssen. Denn nun muss ein neuer Standort gefunden werden. Egal wo das sein wird, dort werden Anwohner und Betriebe Proteste organisieren. Die Warum-hier-bei-uns-Wutbürger werden an jedem möglichen Standort schon da sein. Oberbürgermeister Sierau wird es sich als bekennder Grünenfresser nicht nehmen lassen sie zu umarmen und genüsslich auf die Befürworter zu verweisen: Ich bin ja auch dagegen, ich versteh Euch ja, aber ich werde dazu gezwungen die Huren bei euch arbeiten zu lassen.

In der Haut der Grünen die in den entsprechenenden Bezirksvertretungen sitzen möchte ich nicht stecken. Die Bürgerversammlungen dort habe ich als Pflichttermine mir fest vorgenommen. Siege sehen anders aus.

Wenn Dani K. sich in ein paar Jahren in Derne oder Lanstrop oder sonst wo in der Dortmunder Steppe wiederfindet wird sie sich in ihrer Verrichtungsbox fragen, ob sie wirklich was gewonnen hat.

Denn Siege sehen anders aus !

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Jens Schmidt
Jens Schmidt
11 Jahre zuvor

Na hoffen wir, dass die Dortmunder Stadtverwaltung denen zeigt, wo der Barthel den Most holt! Armes Deutschland, dass hier überhaupt schon Leute eine Klage gegen das Verbot eines Straßenstrichs gewinnen! Ein Treppenwitz und eine Pervertierung des Rechtsstaats ist das!

TuxDerPinguin
TuxDerPinguin
11 Jahre zuvor

Ich bin ja für zivilen ungehorsam. Warum sollte dani k nicht ihre Dienste als interieur Expertin anbieten? Oder als selbstständige seelsorgerin. Die Möglichkeiten sind zahlreich

Stefan Laurin
Admin
11 Jahre zuvor

Das Verwaltungsgericht hat der Dortmunder SPD ein großes Geschenk für den Kommunalwahlkampf 2014 gemacht. Sie wird sich an jedem Ort, der für einen Straßenstrich in die Diskussion kommt, an die Spitze des Widerstands stellen und die Verwaltung wird bremsen wo sie kann. Und die Grünen werden sich intern bei der Frage, wo denn ein Straßenstrich hinkommen soll, zerstreiten.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
11 Jahre zuvor

Thorsten, das VG GE hatte auch schon bei der Begründung zum Widerspruchs-Urteil gegen den Ratsbeschluss zur Wiederholungswahl alberne Sprüche der regionalen SPD-Granden und ihrer „Rechtsexperten“ wiederholt, die in der nächsten Instanz ohne viel Federlesen wieder kassiert wurden.

Insofern messe ich der Urteilsbegründung über angebliche Rechtmäßigkeiten der konkreten Schließungen in bewohntem Gebiet keine allzu große „Standhaftigkeit“ zu. VG GE halt. Und Sierau sollte es sich dreißigmal überlegen, ob er und seine Genossen dagegen formalen Widerspruch einlegen, es könnte ihm so ergehen wie bei seiner Katastrophe zum B1-Tunnel.

Was auf jeden Fall bleibt, ist die Aussage zur *Unverhältnismäßigkeit* der Arnsberger Entscheidung, was ich als Warnschuss für Herrn Bollermann interpretiere, beim nächsten Mal nichts mehr einfach ungeprüft aus Dortmund zu übernehmen. Da kann man bei möglichen Anwohnerklagen demnächst nachsetzen.

Was nun aber auf keinen Fall journalistisch passieren darf, ist die simple Übernahme der falschen Behauptung der roten Dortmunder Ordnungsfanatiker, es hätte sich nach der Schließung der Ravensburger irgendwas groß verbessert. Da gehört sofort verbal dazwischen gehauen.

Thorsten Stumm
Thorsten Stumm
11 Jahre zuvor

@Klaus Lohmann
„Was nun aber auf keinen Fall journalistisch passieren darf, ist die simple Übernahme der falschen Behauptung der roten Dortmunder Ordnungsfanatiker, es hätte sich nach der Schließung der Ravensburger irgendwas groß verbessert.“

Also auch wenn ich das nicht darf, ich finde die Schliessung richtig und emfinde die Schliessung als deutlich Verbesserung meiner Lebensqualität in der Nordstadt.
Ich hoffe die Polizei und das Ordnungsamt hält den Druck auf die Strassenprostitution weiter aufrecht. Das werde ich auch hier weiter immer schreiben. Trotz ihrers Verbotes.

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

@Jens Schmitz

„Na hoffen wir, dass die Dortmunder Stadtverwaltung denen zeigt, wo der Barthel den Most holt!“

Wen meinst Du denn eigentlich mit „wir“?

Hältst Du Dich für „seine Durchlaucht“, die hier den Pluralis Maiestatis benutzt um seinen Knechten (Bartel bedeutet nämlich nichts anderes) gegenüber seine absolute Macht auszudrücken? Oder bildest Du Dir wirklich ein, Du könntest mit „wir“ für alle mündigen Bürger sprechen?

Ich weiss nicht, in welcher Zeit Du lebst, aber Deine doch recht großkotzige Aussage, in der Du hier Menschen zu Knechten degradierst – auch wenn Du nur ein Sprichwort benutzt, von dessen Bedeutung Du anscheinend keine Ahnung hast – ist absolut unverschämt und zeigt, dass Du von „unserem“ Rechtsstaat, den Du durch ein richterliches Urteil pervertiert, siehst, absolut keine Ahnung hast.

Deine Provokation zum Anlass, empfehle ich Dir dringendst einen Kurs bei der VHS über das System der Bundesrepublik zu besuchen und Dich einmal beim Urologen Deines Vertrauens auf Herz und Nieren durchchecken zu lassen. Ich glaube nämlich, da stimmt was nicht.

… über das Urteil lässt sich ja streiten, aber bitte schön auf Augenhöhe.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
11 Jahre zuvor

@Thomas: Ich beziehe mich wie geschrieben explizit auf falsche Behauptungen der Stadt, die schon in der Vergangenheit einzig dazu dienten, eine Verdrängung auf dem Rechtsweg zu ermöglichen, der nicht so „steinig“ ist wie Überzeugungsarbeit mit Argumenten, die Verleugnung des auch heute woanders beliebten „Dortmunder Modells“ und die Gutheißung von Populismus am äußerst rechten Rand ala Hetmeier.

Die damalige Aussage eines (nicht osteuropäischen) Nordstadt-Bordellbesitzers im WDR-TV, der die Zahl von auch nur annähernd 700 Nutten nicht bestätigen konnte, sondern auch nur von 70-80 Straßen-Prostituierten wusste, ist webseitig nicht mehr auffindbar, genau so wenig wie diese angeblichen 600 „Zusatz“-Nutten heute. Warum wohl?

Michael Westerhoff
11 Jahre zuvor

Also, Klaus, bei einer Reportage kurz vor der Schließung des Straßenstrichs, habe ich dort an einem Abend über 200 Frauen gezählt. Aber vielleicht haben die auch alle nur eine Bushaltestelle gesucht…

Ich habe im Übrigen keinen Grund an einer Aussage eines Polizisten zu weifeln, der mir heute ins Mikro gesagt hat, dass die Kriminalität im Norden zurückgeht und von ehemals 550 Straßen-Prostituierten nur noch 30 drogenabhängige Huren übrig geblieben seien.

Ansonsten schließe ich mich der Mitternachtsmission an, die die Schließungf des Straßenstrichs befürwortet hat. Und die steht jetzt nicht wirklich im Verdacht, SPD-Politik zu machen.

Ret Marut
Ret Marut
11 Jahre zuvor

Die Stadt Dortmund muss keinen Straßenstrich „einrichten“. Den schaffen sich die Frauen selbst – ohne vorher in einer Bezirksvertretung um Rat fragen zu müssen. Und zwar irgendwo dort, wo es keinen Sperrbezirk gibt. Nach dem Urteil ist das offenbar eine ziemlich große Fläche des Stadtgebiets. Was die Stadt Dortmund machen könnte: den Standort des Straßenstrichs steuern. Durch ein positives Angebot, wie einer Neuauflage des viel gelobten „Dortmunder Modells“ nur eben an einem geeigneteren Ort.
Die Alternative zu einer solchen Realpolitik sind flächendeckende Sperrbezirke. Seit gestern wissen wir: sie sind eine zweifelhafte Alternative. Sperrbezirke kann nur die Bezirksregierung Arnsberg festlegen – und das hat sie bislang nicht getan. Mit einer Ausnahme: Dortmund. Und prompt erleidet sie mit einem solchen Sperrbezirk Schiffbruch vor Gericht.
Die ersten Äußerungen der Stadtoberen lassen allerdings vermuten, dass man sich dort wohl nur schwer zu einer solchen Realpolitik durchringen kann.
Denn mit dem Kampf gegen Armutsflüchtlinge und Prostituierte kann man prima Wahlkampf machen – dafür ist sich dann auch die SPD nicht zu schade. Die betroffenen Frauen sind dabei ein „Kollateralschaden“. Ab und an fällt dann eben eine Frau mit einem Messer im Bauch aus dem Fenster oder wird in finsteren Ecken Opfer eines gewalttätigen Freiers. Wenn interessierts, wenn’s zum Wahlerfolg beiträgt, sich jeder realistischen Auseinandersetzung mit dem Thema zu verweigern.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
11 Jahre zuvor

@#8 | Michael Westerhoff: Solange in Dortmund weiter in einer Spanne von Zahlen zwischen 70 und 700 argumentiert wird – wobei ich allein zwischen Deinen 200 und „SPD-nahen“ 700 schon einen gewaltigen qualitativen Unterschied sehe – glaube ich nach einschlägiger Erfahrung mit Haushaltszahlen weder der Verwaltung noch der SPD. Punkt. Das haben sich die Genossen nach dem alten Spruch „Wer einmal lügt…“ schön selbst eingebrockt.
PS: Deine damalige Reportage lief nicht zufällig im Rahmen der Huren-Demos?;-)

Und was Kriminalität oder überhaupt Auffälligkeiten *nach* der damaligen Schließung angeht, durfte ich von wenigen Minuten wieder eine Aussage einer Nordmarkt-Anwohnerin im WDR bestaunen, die von stark erhöhter Präsenz und Belästigungen der Huren trotz Verbot berichtet. Wie die Polizei dabei rückgängige Kriminalität *im Zusammenhang mit der Straßenprostitution* begründet, sollte noch eruiert werden, denn schließlich steht bei denen auch eine Eigenleistung im Rampenlicht.

Jürgen
Jürgen
11 Jahre zuvor

Also rückgängig ist sicher das anschffen auf der alten HBS.

In der Nordstadt selbst ist es aber gestiegen.

Und Statistiken zu fälschen , äh Ich meinte so auszulegen das man gut dasteht sollte die Uniformnieten schon können, das ist eines der wenigen was Ich den wirklich zutraue!

DoNo-74
DoNo-74
11 Jahre zuvor

Anscheinend hat sich der Autor SEHR intensiv mit dem Straßenstrich beschäftigt. Er kennt ja nicht einmal den richtigen Straßennamen. Es heißt RavensBERGER, nicht -burger…

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