Streit beim PEN Berlin: „Zum Schutz der freien Presse gehört es, Journalismus von Terrorpropaganda zu unterscheiden“

Joe Chialo (re.) und PEN Berlin Vorsitzender Deniz Yücel (2.v.l.) bei der Podiumsdiskussion »Antisemitismus im Kulturbetrieb?« des PEN Berlin im Juni 2024. Außerdem im Bild: Mitdiskutantin Teresa Koloma Beck (li. ) und Moderator Jens Balzer Foto: PEN Berlin Lizenz: Copyright

Bereits vor einem Jahr gab es Streit im PEN Berlin um die Haltung zum Thema Israel. Damals traten unter anderem Ernst Piper, Julia Franck und Ramona Ambs aus der Schriftstellervereinigung aus. Eine gestern nach langer und strittiger Diskussion beschlossene Resolution zum Schutz von Journalisten und Schriftstellern im aktuellen Nahost-Konflikt hat nun zu einer Distanzierung einer Gruppe von Mitgliedern geführt, die wir an dieser Stelle dokumentieren

„Öffentliche Distanzierung von Mitgliedern des PEN Berlin zur Resolution der Mitgliederversammlung am 8. Dezember 20024

Am 8. Dezember hat die Mitgliederversammlung des PEN Berlin eine Resolution „Für den Schutz von Schriftsteller:innen und Journalist:innen im aktuellen Nahostkonflikt“ verabschiedet. Es ist uns ein Bedürfnis, uns von dieser Resolution im jetzigen Wortlaut zu distanzieren. In einem Absatz, beginnend »Zu den Toten gehören unsere Kolleg:innen …«, legt die Resolution eine Solidarisierung auch mit Autor:innen nahe, die gegen Jüd:innen gehetzt haben und/oder als Propagandist:innen des Terrors von Hamas und Hisbollah tätig waren. Diese Autor:innen wollen wir nicht als unsere Kolleg:innen bezeichnen.                 

Darunter ist beispielsweise der Autor Refaat Alareer. Er hat unter anderem öffentlich geleugnet, dass es während des Terrorangriffs der Hamas am 7. Oktober 2023 sexualisierte Gewalt an israelischen Frauen gegeben hat und diese Berichte als israelische Propagandalügen bezeichnet.

Aufgeführt wird auch Mustafa Al-Sawwaf, Autor in palästinensischen Medien und hochrangiger Hamas-Funktionär. Er widersetzte sich unter anderem den Plänen, den Holocaust in den palästinensischen Schul-Lehrplan aufzunehmen. 

Ebenfalls genannt werden Personen, die für Al-Aqsa-TV, betrieben von der Terrororganisation Hamas, oder die iranische Tasnim News Agency gearbeitet haben, die ebenfalls Propagandamedien der Terrorist:innen sind, wobei wir uns der Zwänge, denen Medienschaffende in Diktaturen unterliegen, bewusst sind. 

Doch Menschen, die sich lautstark an der Dehumanisierung der anderen Seite beteiligten, waren nie unsere Kolleg:innen, sie genießen nicht den Schutz der PEN Charta

Zum Schutz der freien Presse gehört es, Journalismus von Terrorpropaganda zu unterscheiden, daher gilt unsere Verbundenheit und Solidarität allen Journalist:innen, die ihr Leben für eine freie Berichterstattung gerade aus Kriegsgebieten riskieren. 

Unsere Verbundenheit und Solidarität gilt allen Jüd:innen und Israel:innen, die seit dem 7.10.23 international Ausgrenzung, Diffamierung und Terror durch eine antisemitische Allianz erfahren: Wir sind an ihrer Seite. 

Unsere Trauer gilt den viel zu vielen Unschuldigen, die Opfer der israelischen Kriegsführung wurden und werden. Unsere Solidarität gilt allen Menschen, die, nicht erst seit dem 7.10.2023, unter dem Terror der Hamas, Hisbollah, et al. leiden, unsere Trauer jenen, die ihm zum Opfer gefallen sind. Wir trauern um alle Menschen, die durch den Krieg gegen den Terror sterben.

Liane Bednarz

Klaus Bittermann

Ralf Bönt

Alida Bremer

Yevgeniy Breyger

Regina Dyck

Michael Ebmeyer

Orkun Ertener

Alexander Estis

Jan Feddersen

Cornelia Fiedler

Jörg Phil Friedrich

Rebekka Kricheldorf

Stefan Laurin

Anne Lepper

Marko Martin

Thomas Meyer

Ronya Othmann

Markus Ostermair

Julya Rabinowich

Eva Sichelschmidt

Julia Grinberg

Peter Tiede

Stephan Wackwitz

Anna Yeliz Schentke“

 

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