Mit einer scharfen Waffe wurde letzte Woche auf die Alte Synagoge in Essen und das anliegende Rabbinerhaus geschossen. Einschusslöcher auch im Kuppeldach der neuen Synagoge. Auf die Bochumer Synagoge war im April vergangenen Jahres geschossen worden, der Anschlag auf die Synagoge in Halle ist drei Jahre her, die Liste lässt sich weiter zurück schreiben zum 9. November 1969 – Linksantisemiten versuchen, das Jüdische Gemeindehaus in Berlin in die Luft zu jagen – und zum 9. November 1938, in der Progrom-Nacht wurden etwa 1400 Synagogen in Deutschland zerstört, auch die in Bochum und Essen, dazu das anliegende Rabbinerhaus. Wie darauf reagieren? Die Jüdische Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen lädt ein, und diese Einladung ist elegant gedacht, man muss ihr nur nachdenken.
Tag für Tag steht ein Polizeiwagen – dass dies als normal erscheint, ist der Skandal – vor der Synagoge am Erich-Mendel-Platz in Bochum. Heute wird überdies ein Bus dort stehen, das Landespolizeiorchester NRW gibt ein Benefizkonzert für die Ukraine-Hilfe. Sie sind gut, die Polizisten an ihren Instrumenten, sie sind es vor der Synagoge und werden es drinnen sein. Und das muss man sich einmal klarmachen, was da heute passiert und wie die Jüdische Gemeinde den einen Skandal – dass Synagogen vor Angriffen geschützt werden müssen – und den anderen Skandal, den Angriffskrieg von Putins Russland auf die Ukraine, in Beziehung setzt zu einer Öffentlichkeit, die prädestiniert ist dafür, jüdisches Leben in unseren Synagogen und auf unseren Straßen zu schützen. Öffentlichkeit ist der beste Schutz. Dass Tag für Tag ein Polizeiwagen stehen muss vor jeder Synagoge in diesem Land, hat damit zu tun, dass Öffentlichkeit nicht genau hinschaut.
Mittwoch 23. November | 19 Uhr | Einlass 18 Uhr
Synagoge am Erich-Mendel-Platz 1 | 44791 Bochum
Tickets für 20 € gibt es unter url.nrw/benefizbochum
PS Das Landespolizeiorchester spielt “Meisterwerke der Filmmusik”, es stärkt die Vorstellungskraft.