Der Tag beginnt mit einer guten Nachricht: in Ungarn wurde Mario Rönsch verhaftet, wie die Kollegen der Zeitberichten. Honigmann, Jo Conrad, Lanka, Rönsch. Sprechen wir nicht von Hamer, Ulfkotte, und nochmal dem Honigmann.
Mit den unschönen Geschehnissen in München hat die Politik wieder ein neues Wort gelernt, welches man in einen ähnlichen inflationären Maß nutzen kann wie das allzu beliebte Wort „Cyber“. Die heutige Sau ist, ihr ahnt es, das Darknet! (Ein Gastbeitrag von Anonymous Germany – nein, die haben nichts mit der Fake-Facebook-Seite am Hut.)
Es hat hierzulande beinahe schon Tradition, dass man während größeren Events wie z.B. einer Fußball-WM strittige Gesetze den Bundestag passieren lässt. Beispiele? 2006, die Erhöhung der Mehrwehrsteuer, 2010, die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge und 2012 während der EM 2012, unser persönlicher Liebling das neue Meldegesetz welches in sagenhaften 57 Sekunden durch den Bundestag gepeitscht wurde nur um dann später wieder vom Bundesrat zur Korrektur kassiert zu werden. Ein Gastbeitrag von Anonymous Germany.
Worum ging es dieses mal? Werfen wir doch einen Blick darauf.
Nach den Terroranschlägen von Paris steht auch das Internetkollektiv Anonymous an der Seite der Franzosen. Sich im Allgemeinen für Freiheit einsetzend, erklärt Anonymous nun nur folgerichtig dem sog. „IS“ den Krieg. Im Folgenden eine vollständige Übersetzung des Wortlautes des Videos, für die wir Frau Patricia Graul danken.
Ein englischsprachiges Anon-Video mit ähnlichem Inhalt gibt es hier.
Gestern, am Freitag, den 13. November 2015, wurde unser Land, Frankreich, zwei Stunden lang von mehrere terroristische Attentate durch euch, Islamischer Staat, attackiert. Diese Attentate können nicht ungestraft bleiben. Deshalb werden die Anonymous der ganzen Welt euch aufspüren und verfolgen. Ja, euch, das Ungeziefer, das Unschuldige tötet. Ja, wir werden euch verfolgen, wie wir es seit dem Attentat auf Charlie Hebdo taten. Macht euch auf eine starke Reaktion von Anonymous gefasst. Nehmt zur Kenntnis, daß wir euch finden werden und niemals loslassen werden. Wir beginnen die größte, jemals durchgeführte Operation gegen euch, macht euch auf zahlreiche „Cyber-Angriffe“ gefasst. Es ist der Krieg ausgebrochen, macht euch darauf gefasst. Das französische Volk ist stärker als alles und wird aus dieser Gräueltat gestärkt hervorgehen, damit dies klar ist. Anonymous möchte ferner den Familien der Opfer sein Beileid aussprechen.
Wir sind Anonymous. Wir sind Legion. Wir vergeben nicht. Wir vergessen nicht. Erwartet uns.
[Es folgen noch einige Teile aus der Rede von Staatspräsident Hollande]
(Disclaimer: weil es immer wieder zu Mißverstädnissen führt, sei auch hier nochmals betont, dass Anonymous Germany nichts mit der antisemitischen Facebook-Seite Anonymous Deutschland zu tun hat, die innerhalb der Kollektivs auch recht isoliert darsteht.)
Bereits am Montag legten die Antifa-Hacker von „OpBlitzkrieg“ dutzende Internetseiten von deutschen Neonazigruppen lahm. Darunter auch mehrere Seiten der Partei „Die Rechte“ und das „Dortmundecho“, die Internetseite der Dortmunder Neonazis. Letztere Seite war zwar im Laufe des Tages wieder erreichbar, wurde infolge aber scheinbar erneut Ziel von Angriffen. Momentan wird Besuchern der Seite lediglich „Website is offline“ und „Error 524“ angezeigt.
Auf Twitter kokettieren die Hacker mit ihrem Erfolg und richten die Frage „was los? scheiss admin?“ an die Betreiber der Dortmunder Neonazi-Website.
Auf Pastebin veröffentlichten nun die Hacker eine Liste der zur Zeit lahmgelegten Websites. Neben Seiten von Neonazigruppen befinden sich darunter auch Websites von unverdächtigen Unternehmen wie einer Kanadischen „Gourmet Food“-Firma. „OpBlitzkrieg“ bezeichnete dies gegenüber den Ruhrbaronen als Kollateralschaden – teilweise würden diese Seiten auf den selben Servern liegen, wie die angegriffenen Neonazi-Websites und seien deshalb ebenfalls vom Netz gegangen.
Anonymous. Im Internet, und mittlerweile auch darüber hinaus, ein Begriff der schon länger für eine Organisation, ein Kollektiv steht, zu dem es oft schwer fällt sich eine Meinung zu bilden. So kämpfen die Aktivisten mit den Guy-Fawkes-Masken zwar gegen Zensur, wenn sie gegen das ACTA-Abkommen ins Feld ziehen, oder gegen die totalitäre Scientology-Organisation mit ihrer „Chanology“-Operation. Doch gibt es auch Anons, so die Kurzbezeichnung für jemanden der sich dem Kollektiv zugehörig fühlt, die Medien oder soziale Netzwerke wie Facebook angreifen. Die Waffen sind dabei Hackingattacken, die ganze Webseiten lahmlegen können. Von unserem Gastautor Sebastian Bartoschek.
Was sind das für Menschen, die sich hinter der Maske verbergen, was sind ihre Überzeugungen, wie ist ihr Verhältnis zur Rechtsstaatlichkeit? Und braucht es wirklich Internet-Robin-Hoods, die sich über das Gesetz erheben? Wo verläuft die Trennlinie zu schlichter Kriminalität? Nach einiger Anbahnungszeit gelang Sebastian Bartoschek das folgende Interview in einem Textchat mit einem aktiven Anon, der sich selbst j4rkiLL nennt.
Sebastian Bartoschek: Bevor wir auf das Kollektiv Anonymous eingehen, kurz zu Deiner Person: was dürfen unsere Leser über Dich wissen?
j4rkiLL: Dass ich ein Aktivist bin, der gegen Scientology kämpft und über Zensur und Überwachung aufklärt, sich aber nicht an illegalen Aktionen wie z.B. Hacking oder DDoSing beteiligt.
„DDoSing“?
In den Medien ist der Begriff dafür „Webseiten lahmlegen“. DDoS steht dabei für Distributed Denial of Service.
Was machst Du beruflich und wie alt bist Du?
Ich möchte es dabei belassen, dass ich selbständig bin. Und mein Alter spielt hier keine Rolle.
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