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Früher kaufte man Macs in Apple-Centern wie Schröder in Essen oder Kamp in Oberhausen: Lichte Räume, gefüllt mit schönen Rechnern und dazu Verkäufer, die einen beim Namen nannten. Heute kauft man Macs bei Gravis – oder bei Trytec in Bochum.
Ich: „Ich möchte gerne meine E-Gitarre an mein iBook G4 anschließen. Haben Sie da einen Adapter? Es gibt doch da so etwas für 42 Euro.“
Gravis-Berater: „Das geht leider nicht, dafür brauchen Sie ein externes Audiointerace, das kostet 250 Euro. Das iBook ist von sich aus nicht in der Lage, analoge Signale zu verarbeiten.“
Ich: „Das kann nicht sein. Könnte das iBook keine analogen Signale verarbeiten, würde das integrierte Mikrofon nicht funktionieren.“
Gravis-Berater: „Ich frag da mal meinen Chef!“
Pause…
Gravis Berater: „Mein Chef sagt, sie haben recht…“
Ich will mich nicht allzu laut über Gravis beklagen. Die Läden sind für ein Computergeschäft schön eingerichtet, strahlen zwar nicht das Flair der alten Apple-Center aus, aber dafür ist die Atmosphäre nicht mehr so arrogant. Vorbei die Zeiten, als mir eine Verkäufer bei Schröder erklärte, Apple sei wohl nicht meine Marke, weil ich nicht einsehen wollte 1991 900 Mark für einen 9-Nadel-Drucker auszugeben. Kurz drauf gab es Tintenstrahler von Apple für 710 Mark und der Verkäufer war immer wieder froh mich zu sehen.
Dann schlossen die Apple-Center und lange Zeit glaubte ich, dass es zu Gravis keine Alternative mehr gab. Bis ich Trytec entdeckte.
Im Verlag bekam ich vor wenigen Tagen einen neuen iMac, den ich natürlich, kaum war er da, abholen wollte. Geduld ist, gerade wenn es um Macs geht, nicht wirklich meine Stärke – und der neue Mac stand bei Trytec.
Also fuhr ich hin. Der Laden liegt in Bochum-Langendreer, der Eingang an der Seite eines Ärztehauses und dann muss man auch noch einen steile Treppe runter. Ich war skeptisch, entsprach doch dieses Ambiente nun wirklich nicht dem, was ich mit einem Apple-Händler traditionell verband.
Doch als ich die Tür öffnete, hatte ich ein Mac Paradies gefunden. Hier arbeiteten keine Verkäufer, hier waren Evangelisten am Werk, Prediger der reinen Apfel-Lehre. Als ich freundlich ablehnte, mir die neuen Bootcamp Funktionen erklären zu lassen („Ich brauche Bootcamp nicht. Warum soll ich einen nagelneuen Mac mit Windows besudeln?“) schlug mir eine Welle menschlicher Wärme entgegen.
Mit Begeisterung nahm ich die beiden Schreine an der Wand wahr, in denen seltene Apple-Relikte aus allen Jahrzehnten präsentiert wurden: Der Ur-Mac, Tassen mit Apple-Logo, die alte Steve Jobs Biografie aus dem GFA-Verlag und vieles mehr wurde hier liebevoll hinter Glas vor den Unbilden der Welt geschützt. Schnell kam man ins Gespräch. Ich lernte, das nicht nur das Powerbook 5300c, das ich 1996 erwarb und sdas päter noch lange bei Jamiri rumstand, richtig schlecht war, sondern auch das 190er – beide, so wurde mir erklärt, wären ja auch bei Acer gebaut worden. Acer, – Oh Gott, ich ahnte nicht, dass es damals, bevor St. Steve wiederkam, so schlecht um Apple gestanden hatte.
Es war nett bei Trytec. Ein ganzer Laden voller Mac-Experten, denen man die Begeisterung ansehen konnte. Trytec ist kein einfacher Laden sondern eine kleine Apple Kirche in Bochum Langendreer – und der wohl beste Ort im Ruhrgebiet, um einen Apple zu kaufen. Ich bin sicher, dass sie auch zu Konvertiten, Switchern, freundlich sind – obwohl ich kein Taufbecken gesehen habe.