Das Ballett im Revier lädt zur Jam Session IX

Francesca Berruto und Sara Zinna in „La Berezina“ von Valentin Juteau am Musiktheater im Revier (Foto: Harry Simmons)

Am 23.6. versuchte sich das Ballett im Revier mit seinem Programm „Jam Session IX“ gegen das zweite Deutschlandspiel bei der WM zu behaupten. Kein leichtes Unterfangen und das kleine Haus des Musiktheater im Revier war dann auch nur knapp zur Hälfte besetzt, als Mitglieder des Ensembles ihre eigenen Choreographien präsentierte. Die Zuschauer wurden mit einem unterhaltsamen wie überraschenden Programm belohnt und das bei freiem Eintritt – nach der Vorstellung konnte jeder so viel spenden, wie ihm der Abend wert war und er fähig zu zahlen ist. Die Niederschwelligkeit des Angebotes ist daher ideal, das Ensemble, das Haus und vielleicht das Ballet an sich kennenzulernen.

Die Ballettmeisterin und Folkwangdozentin Lynne Charles machte mit ihrer Choreographie „The Barre“ den Auftakt und zeigte eine Arbeit, die sich mit dem Beginn allen Balletttrainings

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Noch einmal: Open (S)Pace von Jeroen Verbruggen

„Open (S)Pace“ von Jeroen Verbruggen am Musiktheater im Revier (Foto: Costin Radu)

Darf ein Kritiker zweimal über die gleiche Produktion schreiben? Natürlich darf er. Wenn er für verschiedene Medien arbeitet, sowieso. Wenn er sich (aus welchen Gründen auch immer) bei seiner ersten Einschätzung krachend geirrt hat und den Mut aufbringt, seine Eitelkeit mal beiseite zu lassen, wäre es sogar außerordentlich ehrenhaft. In diesem Fall allerdings ist das Medium das gleiche, wie das der ersten Kritik, und es soll auch nichts grundsätzlich revidiert werden. Ist es dann nicht müßig, sich noch einmal zu äußern, wenn doch eigentlich nur die neueste Meldung, i.e. die Kritik, die möglichst direkt am Morgen nach der Premiere schon online ist, etwas gilt?

Im ersten Text gab ich den Hinweis, dass Jeroen Verbruggens Choreographie für das Ballett im Revier so dicht und voller Ideen sei, dass man es mehrmals besuchen müsse, um es erfassen zu können. Diese Vermutung sah ich nun nach meinem zweiten Besuch der Vorstellung am 9.5.

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Premiere in Gelsenkirchen: Open (S)Pace von Jeroen Verbruggen

 

Open (S)Pace: Louiz Rodrigues und Ensemble (Foto: Costin Radu)

Am Anfang dieser in vieler Hinsicht erstaunlichen Ballett-Performance stand die Idee, den derzeit vielbeschäftigten, dauerkreativen, jungen Choreographen Jeroen Verbruggen zur Zusammenarbeit mit der nicht weniger bemerkenswerten Gelsenkirchener Compagnie zu bewegen. Das Haus machte dem Belgier ein verführerisches Angebot: Eine Produktion im kleinen Haus des Musiktheaters auf der Raumbühne sollte es sein. Ansonsten gab es keine Vorgaben. Carte Blanche für ein Experiment mit einer bestens trainierten, im neoklassischen Stil überlegenen und für andere Bewegungssprachen

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Tanzplattform2018: Ballet Of Difference und Hauptaktion

Richard Siegals „Ballet Of Difference“ bei der Tanzplattform2018 (Foto: Ray Demski)

Richard Siegel ist ein arschcooler Typ und der König des zeitgenössischen Balletts. Punkt. Bei der Tanzplattform2018 zeigte er jetzt am Musiktheater im Revier die ersten beiden Teile des Gründungsprogramms seiner Compagnie Ballet Of Difference. Den dritten Teil des Programms – Unitxt – konnte er nicht zeigen, weil er bereits vor fünf Jahren kreiert wurde und damit zu alt für das Reglement der Tanzplattform ist, das nur Produktionen der vergangenen zwei Jahre zulässt. Hätte man nicht auch argumentieren können, dass das Gesamtprogramm erst in den vergangenen zwei Jahren entstanden ist?

Beim Latenighttalk nennt Siegal als Impuls für die Gründung des Ballet Of Difference die Frage,

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Tanzplattform2018: Cocoondance, Grupo De Rua, Sasha Waltz

„Momentum“ von Cocoondance bei der Tanzplattform 2018 (Foto: Fa-Hsuan Chen)

Cocoondance ist die einzige Compagnie aus NRW, die eine Einladung zur Tanzplattform 2018 in Essen erhielt, sieht man einmal von Richard Siegals Ballet Of Difference ab, das in München und Köln angesiedelt ist.

In der kleinen Spielstätte von PACT hängt ein Raster von Scheinwerfern flächendeckend auf 2,50 Metern Höhe, der Saal ist nicht bestuhlt, die Zuschauer sind angewiesen, während der Vorstellung zu stehen. Bereits beim Einlass wummern subsonische Bässe, auf dem Boden liegen die drei Tänzer, die Gesichter und Köpfe mit schwarzen Tüchern umwickelt. Eher leblose Materie als tote Körper. In einer Ecke des Raumes DJ Franco Mento, der den pumpenden

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Tanzplattform 2018 in Essen eröffnet

„The Way You Look (At Me) Tonight“ von Claire Cunningham und Jess Curtis bei der Tanzplattform 2018 auf PACT Zollverein (Foto: Sven Hagolani)

Am 14.3. um 18 Uhr wurde die Tanzplattform 2018 in der Halle 12 der Zechezollverein eröffnet. Fünf Tage lang werden nun in Essen und Gelsenkirchen 13 herausragende Produktionen der vergangenen zwei Jahre, die unter 400 gesichteten Arbeiten ausgewählt wurden gezeigt. Das Spektrum reicht von zeitgenössischem Ballett bei Richard Siegel und seiner Compagnie Ballet Of Difference bis zu Performance-Formaten wie etwa „The Way You Look (At Me) Tonight“ von Claire Cunningham und Jess Curtis.

Zunächst wurde aber in der vollbesetzten Halle 12 das nationale Festival eröffnet, leider ohne nationale Politprominenz. Die alte und neue Kulturstaatsministerin Monika Grütters ließ sich genauso vertreten wie die NRW-Kultur-und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen. Gegen die Erleichterung, dass es jetzt endlich wieder eine Regierung gibt, kommt ein bisschen Tanz halt nicht an. Immerhin gab der erst seit sieben Tagen amtierende Kulturdezernent Essens Muchtar Al Ghusain

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Premiere in Gelsenkirchen: Romeo und Julia von Bridget Breiner

Bridgett Zehr und Corps de Ballet in Romeo und Julia von Bridget Breiner am Musiktheater im Revier (Foto: Costin Radu)

Noch bevor sich der fahlsilberne Vorhang bei der Premiere am 17.2. im großen Haus des Musiktheaters im Revier hebt, bevor die Musik von Sergej Prokofjew einsetzt, macht Compagniechefin und Choreographin Bridget Breiner klar, dass sie mit diesem Abend Großes vorhat. Eine dunkle Gestalt, die Kapuze ihrer Kutte tief ins Gesicht gezogen, schiebt sich halb durch einen Spalt im Vorhang und aus dem Lautsprecher erklingen die ersten Zeilen von Shakespeares Text auf Englisch, raunend und gerade so laut, dass sie nur zu verstehen sind, wenn das Publikum ganz leise ist, eine zweite Stimme aus einer anderen Ecke des Raumes kommt hinzu, jetzt auf deutsch, dann noch eine und noch eine, bis ein vielsprachiger Chor

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Premiere in Dortmund: Alice von Mauro Bigonzetti

Alice von Mauro Bigonzetti am Ballett Dortmund (Foto: Bettina Stöss / Stage Pictures)

Bei dem Ballett „Alice“ von Mauro Bigonzetti, das er 2014 für die Stuttgarter Gauthier Compagnie choreographierte und das nun am 10.2. vom Dortmunder Ballett herausgebracht wurde, ist vieles anders als erwartbar wäre. Auch wenn die Kostüme von Helena de Medeiros eine couturige Opulenz besitzen, märchenhaft sind sie nicht. Die computeranimierten Projektionen von Carlo Cerri und OOOPStudio schaffen keine Fantasieräume und von den gut bekannten Personen der beiden Alice-Romane von Lewis Carroll sind lediglich Alice (doppelt besetzt), die Herzkönigin und der Hutmacher direkt identifizierbar. Bigonzetti erzählt die vielen absurden Geschichten

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Premiere in Gelsenkirchen: Old, New, Borrowed, Blue

„Old, New, Borrowed, Blue: In Honour Of“ am Musiktheater im Revier (Foto: Costin Radu)

Am 25.11. hatte im großen Haus des Musiktheaters im Revier der neue Ballett-Abend unter dem Titel „Old, New, Borrowed, Blue“ Premiere. Er vereint vier Choreographien von David Dawson, Uwe Scholz, Bridget Breiter und Jiří Kylián, die zwischen 1986 und 2014 entstanden sind und stilistisch von reinstem neoklassischen Ballett bis zu zeitgenössischem reichen.

Den Auftakt des Abends bildet David Dawsons „A Sweet Spell Of Oblivion“ von 2007 zu Präludien aus Johann Sebastian Bachs „Das wohltemperierte Klavier“.

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Das Ballett Dortmund ist für den „Tanzoscar“ nominiert

Hora von Edward Clug am Ballett Dortmund (Foto: Bettina Stöss)

Nach dem Schauspiel Dortmund, das dieses Jahr mit der „Borderline-Prozession“ zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde, ist nun das Ballett Dortmund für einen der wichtigsten internationalen Preise im Tanz – oder genauer: Ballett – nominiert: Dem Prix Benois de la Danse, der im legendären Moskauer Bolschoi Theater verliehen wird. Die Compagnie von Xin Peng Wang wurde allerdings nicht mit einer der Choreografien ihren Leiters eingeladen, sondern mit dem dritten Teil des Abends „Kontraste“, dem rund zwanzigminütigen „Hora“, das der Leiter des slowenischen Nationalballetts Maribor Edward Clug mit den Tänzerinnen und Tänzern in Dortmund erarbeitet. Dennoch belegt die Einladung zum sogenannten „Oscar des Tanzes“ die enorme technische und kreative Leistungsfähigkeit der Dortmunder Compagnie und ihr internationales Niveau, das nicht zuletzt auch der intensiven Nachwuchsförderung mit dem Juniorballett NRW zu verdanken ist.