Release-Party zum CORRECT!V-Bookzine #2

correctiv rottstraßeMorgen stellen die Autoren und Macher des CORRECT!V-Bookzines im Rottstraßen-Theater in Bochum die aktuelle Ausgabe vor, zeigen Bilder, lesen ihre Stories und suchen das Gespräch.

Mit ihrem zweiten Bookzine, einer Mischung aus Buch und Magazin, gehen das Team um den Journalisten und Ur-Baron David Schraven ihren Weg konsequent weiter. Stand die erste Ausgabe noch unter dem Oberthema MUT widmet sich die zweite allein der FREIHEIT.
So auch das Motto des Donnerstagabend: eine offene Runde, keine Grenzen, trinken, lachen, feiern – Freiheit eben.
Jeder ist herzlichen eingeladen!

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TRAU DICH! – Lesung am Freitag in der Zeche Carl

10658567_1005306939499093_9165063342295065342_oDas erste CORRECT!V-Bookzine ist auf dem Markt! Bei der Release-Lesung am Freitag, 20. Februar, werden Autoren des Magazins die aktuelle Ausgabe vorstellen. Mit dabei Sascha Bisley, gefeierter Blogger und Autor aus der Dortmunder Nordstadt, der gerade seine Autobiographie beim Ullstein-Verlag veröffentlicht hat, David Schraven, Gründer von CORRECT!V, ehemaliger Chef des WAZ-Recherche-Ressorts und Ruhrbaron, sowie Bastian Schlange, Magazin-Macher, Autor und Guerilla-Journalist der Wattenscheider Schule.
Moderiert wird der Abend von Martin Kaysh, dem unvergleichlichen Steiger und Geierabend-Veteran.

CORRECT!V entstand Mitte vergangenen Jahres als erstes gemeinnütziges Investigativ-Büro Deutschlands. Das Magazin, mit über 200 Seiten besser als Bookzine bezeichnet, ist eine freie Veröffentlichungsplattform, eine Experimentier- und Spielfläche, in dem sich Ideen erproben können, und frische Autoren, Grafiker und Fotografen mit erfahrenen Journalisten zusammenkommen.

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DER NOTSCHALTER

notschalterWas kostet mehr Mut – sich von Regeln zu befreien oder welche zu setzen? Warum ist Adolf der Beste? Und was soll überhaupt der Scheiß mit den Schildern? Überlegungen im Siff einer Punk-Toilette.

„Was haben sich diese Autonomen nur dabei gedacht?“, frage ich mich, während es unter mir in die kackverschmierten Keramikschüssel plätschert. Wie hypnotisiert krallt sich mein Blick an den signalroten Schalter, der sich vor meinen Augen als farbgewordene Provokation aus den Eding- und Aufkleber-Fresken der Toilettenwand schält.

In großen Buchstaben lese ich:

„NOTSCHALTER –
Wer den Schalter nur aus Spaß drückt, bekommt sofort Veranstaltungsverbot!
Mit so etwas macht man keine Scherze.“

„Fuck“, zische ich, und Verzweiflung tropft aus meiner Stimme in die Schüssel. „Das ist echt nicht witzig.“ Meine Blase ist viel zu voll, als dass ich die Chance hätte, nicht darüber nachzudenken.

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MISSION KFOR: WIE ICH DIE MUTTER EINES ALBANERS FICKTE

1Erinnerungen an einen Kurzurlaub im Krisengebiet.

Die Stille detoniert mit der Wucht eines Marschflugkörpers. Fünf dunkle Augenpaare starren mich an, beobachten, wie ich vorsichtig mein Bier auf den Tisch zurückstelle. Mit eiskalter Ernüchterung begreife ich, ich habe irgendetwas schrecklich Falsches getan. Ich habe nur keinen blassen Schimmer was?
Das Schweigen der Runde dröhnt in meinen Ohren, übertönt die übrigen Gespräche im Lokal. Wir sitzen im Emona 2000, einem netten kleinen Club im Kosovo – es war ein Abend unter Albanern. Was hätte schon schiefgehen können?
Scheiße, fluche ich stumm, wo sind meine verdammten Freunde von der KFOR?

Ein Tag zuvor:
Die Transall startet. Final Destination: Kosovo, Krisengebiet. Laut und holprig pflügt sich die schwere Militärmaschine wie ein Traktor Richtung Wolken. In ihrem Bauch hocken auf ausgeklappten Leinenbänken Soldaten. Dicht gedrängt in engen Reihen. Die Jungs schweigen, manche lesen oder hören Musik. Zum Scherzen ist kaum einer aufgelegt – nicht einmal zu Blickkontakten.

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THE PSYCHIC SCHOOL OF WATTENSCHEID

AUFMACHERFOTO– EINE REISE INS JENSEITS – MIT EICHHÖRNCHEN, DINKELBROT-PERLEN UND GEBÄCK –

*** die Story ist im Ruhrbarone-Bookzine #5 „Selber machen! – Alles zum Thema Selbst“ erschienen ***

Der Tod ist nicht das Ende: Die Verstorbenen weilen unter uns! Du musst nur umschalten und sie sehen – auf eine andere Ebene, einen anderen Kanal switchen. Meistens Pay-TV. Hellsehen ist wie Fernsehen. Wir sind durch unzählige Programme gezappt und haben uns die endlosen Weiten der spirituellen Programmvielfalt reingezogen: die Telefon-Schalte zum Jenseits, den Live-Shopping-Sender und den Blockbuster zur Primetime, „Guck mal, wer da spricht“ – unsere Ausbildung zum Jenseits-Medium. Das Ergebnis des Lehrgangs konnten wir nicht vorhersehen, es erschütterte unser Weltbild. Die Suche nach dem Jenseits wurde zur Suche nach uns selbst. Ein Erlebnisbericht von Herrn Schlange und Herrn Joswig.

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REMINDER: Die Wattenscheider Schule @ Katerholzig

BACK IN BERLIN: Die Undercover-Journalisten der Wattenscheider Schule lesen am 1. und 2. August wieder in der Hauptstadt, im Berliner Club KaterHolzig. Gleich an zwei Tagen heißt es: Dahin gehen, wo es weh tut! Bastian Schlange und Patrick Joswig, das Autorenduo aus dem tiefsten Ruhrgebiet, tauchen für ihre Geschichten zu den Abgründen der Gesellschaft. Zechenkinder kennen keinen Schmerz.

Dreckig wird es – so versoffen und verraucht wie ihre Heimat. Journalismus kann unterhaltsam sein: Glück auf!
Wattenscheider Schule, DO. & FR., 1. & 2. August, 21.00 Uhr, Katerholzig, Berlin

ALIENS, METT UND SEX MIT KATZEN – UND EIN GLAS BLANCHET

– eine Nacht mit dem Lack-Nackt-Nerd-Model –

„Zimmer 101, einfach rein, links, professionell am Empfang vorbei, Aufzug 1. Etage.“ (Bambi Lovedoll)

– Der Text ist im aktuellen Ruhrbarone-Magazin „GRENZEN“ erschienen. –

 Schlange drückt die SMS weg und lässt das Handy in der Seitentasche seiner grau-geblümten Cargoshort verschwinden. Er und Joswig stapfen durch den Regen. Sommerregen. Es ist Samstagabend, die Luft steht gewitterschwer und klebrig in der Villenstraße zum Bochumer Marriott-Hotel.

Welcome to Bambiland, dem Land, in dem deine geheimsten Fantasien wahr werden – für Geld. Über 17 000 Bilder online. Lack und nackt, sexy, ironisch, verrucht. Tritt ein, Bambi rapes your Eyes.

„Mann, lass mich mal mit unter deinen Schirm.“ Joswig macht einen langen Ausfallschritt, rettet seine Chucks vor den dunklen Tiefen einer Pfütze, und taucht unter Schlanges Knirps ab. Wasser rinnt von seinen Haaren über die Nasenspitze in eine weiße Plastiktüte mit Bierflaschen. Gerade am Kiosk gekauft. Vorbereitungen fürs Hotelzimmer.

Das Bambiland spricht für sich: Titten und Tattoos, Piercings, Ponys und Pustekuchen. Alternative Porn für zahlungswillige Männer – angereichert mit ein wenig Literatur, Blog-Texten. 5000 Freunde bei Facebook, das doppelte bei Myspace. Bambis Pussy lächelte schon für Arte, RTL2, Hustler, FHM und Brigitte in die Kamera.

Schlange blinzelt durch seine blau-getönte Pornobrille. „Alter, wir solln direkt hoch aufs Zimmer. Erwartet die uns jetzt halbnackt im Fetisch-Fummel, oder was?“

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OCCUPY SCHLARAFFENLAND: GUMMIBOOT STATT STRAHLENTOD

kernie_2Unser Schicksal ist besiegelt: Die Menschheit wird untergehen. An ihrer Gier ersticken und die Welt zu Grunde richten. Brennende Bohrinseln und bettelnde Bad Banks, Katastrophen-Kraftwerke und Staatsbrankrott. In unserem System wütet der Terror grenzenloser Habsucht. Hört auf nur zuzuschauen! Es reicht! Occupy every-fucking-thing! Wir stürmten ein Schlaraffenland, eroberten Minigolfplätze und Softeisspender, Bäche voller Bier und märchenhafte Pommes-Buden. Wir stürmten Kernies Wunderland in Kalkar: ein stillgelegtes Atomkraftwerk, ein Erlebnispark, Hotelkomplex, Kongresszentrum und Säuferparadies. Wir sagen Euch: Das Leben auf Flatrate endet im Supergau. Alternativlos. Ein Erlebnisbericht von Herrn Schlange und Herrn Joswig.

– Der Text ist im aktuellen Ruhrbarone-Magazin „GRENZEN“ erschienen. –

 

18.03 Uhr: Erste Vorboten der drohenden Katastrophe.

„Zwei Bier, bitte.“ Der Typ hinterm Tresen stellt zwei Grolsch aufs Holz und dreht sich zum nächsten Säufer. Joswigs Mund bleibt offen. Er dreht sich zu Schlange. „Alter, wir haben hier ne Bierflatrate.“

Schlange schürzt seinen Schnäuzer: „Willkommen in der Hölle.“

Kernies Vergnügungspark ist seit zwei Minuten geschlossen. Schlange und sein rotgelockter Freund suchten Zuflucht auf einem künstlichen Sandstrand vor dem Atomkraftwerk, fanden eine kreisrunde Holztheke unter einem bunten Zirkusschirm, sitzen an einem der Bierstände vor den Hotel- und Kongresskomplexen des Wunderlandes. Miesester Tiki-Bar-Style. Blechern dröhnt aus grauen Sirenen „Country Roads“ – der Dance-Mix.

„Alter, wir haben noch acht Stunden vor uns, und ich könnt jetzt schon alles kaputtkloppen.“ Schlange schwenkt ungeduldig sein Bier.

Wie Stalagmiten stapeln sich leere Plastikbecher vom Tresen den gelben, roten und orangefarbenen Zeltbahnen entgegen. Die anderen Typen unter dem Schirm scheinen seit Mittag das blonde Nass zu

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RUHRBARONE #4 – GRENZEN jetzt im Handel!

Die Welt schreit nach Freiheit, was wir brauchen sind Grenzen. Die US-Immobilienblase, Deep Water Horizon, Fukushima und das endlose Euro-Debakel. Ein Leben auf Flatrate endet im Supergau. Nicht nur die Maja sehen für 2012 die letzte Grenze erreicht, auch wir RUHRBARONE sind an unsere gegangen: an die Grenzen des guten Geschmacks (mit Surströmming), an die Grenzen des Machbaren (mit Marty McFly), an die Grenzen des Überflusses (mit Kernie und Co.). Wir haben sie gesucht – die körperlichen und seelischen – fanden Angstneurosen, Querschnitter, Parkinson und Gender-Hopping.

Und jetzt können wir endlich sagen: DAS NEUE MAGAZIN IST RAUS! 172 Seiten geballtes Lesevergnügen, abgefahrene Fotostrecken, irre Illustrationen.

Unsere Titelgeschichte erzählt von dem Leben mit einem grenzüberschreitenden Ehemann, einem durchgeknallten Arschloch, das letztendlich im Drogenwahn versucht, die Autorin zu erstechen. Ralf Grauel berichtet vom Versuch, den Schrebergarten seiner Eltern zu verkaufen. Bestsellerautorin Juleska Vonhagen porträtiert einen Menschen, der seit seiner Kindheit in einer Angststörung gefangen ist. Olga Kapustina definiert die Grenze zur letzten Diktatur Europas.

Die Stories in diesem Mag sind so unterschiedlich wie die Autoren, Fotografen und Grafiker, die sie erzählen, so unterschiedlich wie die Meinungen zum Thema Grenzen und Freiheit. Ich danke euch allen für das Herzblut, das wir gemeinsam vergossen haben. Ihr wart großartig!

Was mir die vierte Ausgabe deutlich gemacht hat: Wir sind Ruhrbarone – wir sind nicht frei, wir haben Ideale und ein verdammtes Ziel vor Augen. Wir werden das beste Magazin des Ruhrgebiets machen, ach was, das beste Magazin Deutschlands! Und auf dem Weg dorthin treten wir jede Grenze ein.

Bastian Schlange