Erneut steht das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), wie bereits auch im Vorjahr, in der Kritik von Fußballfans und Funktionären. Diesmal kommt die öffentlich geäußerte Unzufriedenheit über die Verteilung der Champions League-Übertragungen aus dem Lager von Bayer 04 Leverkusen.
Bayer-Geschäftsführer Michael Schade ist unzufrieden, weil der Sender gestern lieber Dortmund statt Leverkusen gezeigt hat. Er wirft dem öffentlich-rechtlichen Kanal lt. ‚Focus.de‘ sogar ‚Quoten-Gier‘ vor.
„Ich finde es nicht fair“, wird er nach dem Sieg seiner Werkself gegen Benfica Lissabon (3:1) zitiert. Das ZDF hatte am gestrigen Abend die Begegnung von Borussia Dortmund beim RSC Anderlecht (3:0) im sogenannten ‚Free-TV‘ übertragen. Das Spiel verfolgten dort 6,75 Millionen Fans.
Seit dem 1. Juli 2009 wird der FC Bayern München von Louis van Gaal trainiert. Nach etwas holprigem Beginn stand der Holländer am Ende der Saison mit der Meisterschale und dem DFB-Pokal da. In der Champions League wurde immerhin das Finale gegen Inter Mailand erreicht. Dies ging zwar mit 0:2 verloren; dennoch konnte sich die Bayern-Bilanz des ersten Jahres van Gaal sehen lassen. Das „Double“ aus Meisterschaft und Pokalsieg geschafft, am „Triple“ nur knapp gescheitert. Im Sommer 2010 herrschte in Bayern Freudentaumel.
Gegenwärtig tritt der FC Bayern in der Champions League abermals gegen Inter Mailand an. Das Achtelfinale wurde im Hinspiel mit 1:0 gewonnen. Doch das Rückspiel in Mailand steht noch aus, und die Bayern befinden sich in einer schweren Krise. Drei Pflichtspiele gingen in den letzten acht Tagen verloren. Und was für welche! Letzten Samstag die Heimniederlage gegen den Tabellenführer aus Dortmund, womit die letzte Hoffnung auf den Titel endgültig begraben werden konnte. Am Mittwoch dann – ebenfalls zu Hause – von den Schalkern aus dem Pokal gekickt, und gestern die Niederlage in Hannover.
Ausgerechnet gegen Hannover, dem direkten Tabellennachbarn, wodurch die Qualifikation der Münchener für die Champions League erheblich gefährdet ist. Im Falle eines Scheitern bliebe zwar noch die Europa League als internationaler Wettbewerb – allerdings von minderer Bedeutung, in dem – jedenfalls in der Vorrunde – nur wenig bis gar kein Geld zu verdienen sein soll. „Wenn ich spüre, dass die Champions-League-Qualifikation in Gefahr ist, dann werde ich unruhig“, erklärte Uli Hoeneß schon vor sechs Wochen. Spätestens gestern wird der Bayern-Präsident das ganz deutlich gespürt haben. „Man muss handeln und nicht reden“, so Hoeneß. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG, will „erst einmal eine Nacht darüber nachdenken“.
Für den Sonntag Vormittag ist eine Pressekonferenz angekündigt, ein recht sicheres Zeichen dafür, dass die Ära van Gaal bei den Bayern zu Ende ist. Günter Netzer ist zugute zu halten, dass er von dem Termin noch nichts wusste, als er sich in der Bildzeitung „fest davon überzeugt“ zeigte, dass van Gaal einstweilen bleiben könne. Doch die Bayern-Niederlage in Hannover war ihm sehr wohl bekannt, und die „Gesetze“ des Profifußballs kennt Netzer wie kaum ein anderer. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass er Recht behält. Alles deutet darauf hin, dass van Gaal gehen muss.
“Die Bosse diskutieren intensiv über die Entlassung“, erfährt man in der Bildzeitung, die mit der Schlagzeile „Trainer-Wechsel bringen doch was“ eine klare Ansage macht. Über einige Namen wird spekuliert, es zeichnet sich jedoch noch kein Nachfolger ab. Zumal ihn eine unangenehme Aufgabe erwarten dürfte, ist doch der Erwartungsdruck in München noch weitaus höher als anderswo. Es bleiben zwar noch neun Spiele, um den Fünf-Punkte-Abstand auf Hannover wieder wettzumachen. Doch eigentlich galt der zweite Platz als „Minimalziel“, und Leverkusen überholen zu wollen, wäre schon recht ambitioniert. Was die Niedersachsen betrifft: gestern haben die Bayern in Hannover verloren – und zwar „verdient“, als die klar schlechtere Mannschaft.
Louis van Gaal ist wirklich „ein großartiger Trainer“ (Netzer); immerhin ist ihm in München gelungen, die über Jahrzehnte rein ergebnisorientierte Spielweise auf einen attraktiven Offensivfußball umzustellen und damit sogar Sympathien für die im Lande wenig geschätzten Bayern zu gewinnen. Er hatte auf junge Spieler aus der eigenen Jugend gesetzt (Müller, Badstuber) und dafür etablierte internationale Stars ausgemustert. Insofern ist der vermutliche Rauswurf bei den Bayern ein Verlust für die Liga.
Doch wir müssen uns nicht allzu große Sorgen machen. Eben weil Louis van Gaal ein sehr guter Trainer ist, droht ihm nicht das Schicksal der Dauerarbeitslosigkeit. Vor allem aber, weil auch andernorts gezeigt wird, dass Angriffsfußball nicht nur attraktiver ist als ergebnisorientiertes Ballgeschiebe, sondern auch erfolgreicher. In Mainz zum Beispiel der Thomas Tuchel. Und Jürgen Klopp, ohnehin ein Sympathieträger, wird mit Dortmund Meister. Schwer zu sagen, welchen Weg der FC Bayern gehen wird, ob van Gaals Nachfolger auch weiterhin ansehnlichen Fußball spielen lassen wird. Die Münchener werden auch nach dem jetzigen Einbruch das Maß aller Dinge im deutschen Fußball bleiben. Mit dem Etat der Bayern kann kein anderer Verein konkurrieren.
Doch gegenwärtig finden die spannenderen Geschichten Fußball-Deutschlands an der Ruhr statt. Borussia Dortmund dürfte sich die deutsche Meisterschaft nicht mehr nehmen lassen. Das Pokalendspiel bestreiten der FC Schalke 04 und der MSV Duisburg, und der VfL Bochum hat nach wie vor gute Chancen, in die erste Bundesliga zurückzukehren. Das Ruhrgebiet ist die Hauptstadt des deutschen Fußballs.
Die Finanzkrise ist Mist. Menschen müssen kurz arbeiten, oder gar nicht mehr. Länder gehen Pleite. Banken, Versicherungen und Konzerne sowieso. Dazu feiert Vater Staat ein Comeback, durch das selbst Martin Schulz (SPD) aus Würselen ein bisschen wie Barack Obama klingt. Die Finanzkrise hat aber auch guten Seiten: Wettbüros, die so tun, als wären sie Banken, finden wir jetzt doof. Genauso künstliche Palmeninseln vor Dubai, das fernöstliche Hochhauswettrüsten, den Rhein für Hochseedampfer ausbaggern. Doch für manche Dinge kommt die Finanzkrise zu spät. Heute: Die Siemens cookingLounge.
Abbilddungen: ruhrbarone
In der Bayern München Spielstätte von Fröttmaning direkt neben einer Mülldeponie, diesem Stadion am Ende der Welt, das seine Außenhaut wie ein Chamäleon verfärben kann und doch nur aussieht wie ein breit getretener Golfball, in diesem Stadion kann man nicht nur mit dem BMW vor die VIP-Lounge vorfahren und dann abgehalftetere und/ oder wechselwillige Fußballweltstars ansehen. Hier kann man jetzt auch Kochen lernen.
Ein Koch namens Stefan Ziemann betreibt mitsamt dem Münchner Weltkonzern Siemens hier eine Kochschule mit Hochleistungsküche und Logenfenster – was eine genauso beknackte Geschäftsidee ist wie hier eine Bibliothek, ein Kino oder ein Theater zu eröffnen. Doch statt den Ball flach zu halten, und die Stadionpanoramaküche zu den anderen Nieten wie die Rolltreppe ins Nichts (klick) zu legen, haut Siemens im aktuellen Magazin der Süddeutschen Zeitung kräftig auf die Sahne.
"Wenn die Fußballstars des FC Bayern München in die Allianz Arena einlaufen", schreiben die stilblühenden Konzerntexter, "verwandelt sich das Stadion in einen brodelnden Hexenkessel. Ein Kessel, in dem man nun auch kochen kann, denn für fußballbegeisterte Genießer hat Siemens im schönsten Stadion der Welt einen besonderen Ort geschaffen." Oink.
Ich wiederhole: Siemens hat den "fußballbegeisterten Genießer" entdeckt, für den es im "schönsten Stadion der Welt" (?) jetzt das Angebot gibt, "während rundum die Emotionen hochkochen", auf 160 Quadratmetern "Spitzengastronomie und Fußball" zu "genießen". Der fußballbegeisterte Genießer darf auch wählen, ob er während des Spiels mit einem Menu bekocht wird oder ob sich für ihn an das Fußballspiel "noch ein exklusiver Kochkurs" anschließt.
Ich versuche es mir vorzustellen, bin schließlich auch fußballbegeistert und ein Genießer: Ich fahre Samstags zum FC Bayern in die cookingLounge, treffe auf andere Genießer, stehe um den Herd von Herrn Ziemann. Während sich draußen die Spieler warm machen, gucke ich zu wie der putzt, schneidet und brutzelt. Setze mich zum Anpfiff auf die Freischwinger, plaudere mit Tischnachbarn, höre Stadionatmosphäre, sehe mal zum Stadion TV mal aufs Spielfeld. Es gibt einen leckeren Tropfen aus dem Rheingau, es duftet nach Basmatireis und Noilly Prat. Und für die Halbzeitpause hat Herr Ziemann was ganz besonderes in Petto: "Meine Empfehlung zur Halbzeitpause: Mit Vanilleschote gepiercter Seeteufel an Risotto und Frühlingszwiebeln".
Ich schätze mal, auch beim schrumpfenden, kriselnden Weltkonzern Siemens möchte man einige Geschäftsideen der letzten Jahre gerne ungeschehen machen: mit bundesdeutschen Handyschraubereien angefangen zu haben, blind auf die Einschienenbahn (klick) zu setzen, die geschmierten Pseudogewerkschaften. Auch die Kochschule im Fußballstadion dürfte bald dazu gehören. Das kommt dann bei der nächsten Wirtschaftskrise unter die Räder.
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