Jeder weiß, wer es berühmt machte: Winston Churchill. Aber kaum jemand weiß, wer’s erfunden hat. Heute vor genau 80 Jahren rief Victor de Laveleye alle Belgier in einer Radiosendung auf, den Buchstaben „V“ als Zeichen des Widerstands gegen die deutsche Besatzung zu verwenden. Schnell wurde das Victory-Zeichen populär. Winston Churchill griff es auf und machte es zum weltberühmten Symbol im Kampf gegen Deutschland. Es gilt als eines der wirkungsmächtigsten Symbole der neueren Geschichte.
#WM2018: Was vom Turnier in Russland am Ende hängen bleibt
So, die erste Aufregung um das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland hat sich inzwischen gelegt. In Frankreich wurde erwartungsgemäß heftig gefeiert. Leider auch randaliert. Mit dem 4:2 (2:1) der Franzosen über Kroatien im sehenswerten Endspiel am gestrigen Sonntag hat das Turnier, das im Vorfeld von der Mehrheit der Beobachter noch so kritisch gesehen wurde, einen sportlich erfreulich hochklassigen und zudem unterhaltsamen Abschluss gefunden.
Besonders auch die spektakulären Bilder rund um die Siegerehrung im strömenden Regen werden vielen Zuschauern vermutlich lange in Erinnerung bleiben. Wladimir Putin als einziger Promi mit Schirm, ein ungewöhnlich lockerer Emmanuel Macron, eine scheinbar alles und jeden küssende Kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović. Sehr unterhaltsam.
Man wusste als erstaunter Beobachter zwischenzeitlich quasi gar nicht mehr wo man denn hier zuerst hinschauen sollte. Dazu Spieler, die dem extremen Wetter trotzten und ausgelassen mit dem Pokal im Stadion feierten. Selten gab es eine dermaßen sehenswerte und unterhaltsame Pokalübergange zu bestaunen.
Doch an was wird man sich in ein paar Monaten sonst noch erinnern, wenn längst die heimische Bundesliga wieder läuft, wenn die das sonst für Sportfans häufig so zähe Sommerloch füllende WM längst in traditioneller Buchform in den Regalen von Millionen steht? Vermutlich an nicht mehr ganz so viel.
#WM2018: Mit England und Belgien scheiden die Teams mit der attraktiveren Spielanlage aus
Die Fußball Weltmeisterschaft 2018 in Russland hat nach knapp vier Wochen Turnierverlauf inzwischen also ihr großes Finale gefunden. Frankreich gegen Kroatien lautet das Endspiel, das am Sonntag weltweit die sportinteressierte Öffentlichkeit in ihren Bann ziehen wird.
Sicherlich grundsätzlich eine durchaus würdige Begegnung, doch mit Belgien und England sind, zum Bedauern vieler Fußballfreunde, die beiden attraktiver spielenden Teams in den beiden Halbfinalspielen jeweils auf der Strecke geblieben. Garantiert kein Zufall!
#EM2016: Und plötzlich läuft das Turnier – Besonders Deutschland, Island und Italien sei Dank!
Manchmal muss man offenbar nur mal kräftig meckern, und schon wird man auch erhört. Nein, mal ganz im Ernst, dass es bei der Fußball-Europameisterschaft nach zunächst äußerst zähem Beginn, selbst zu Beginn der ersten Achtelfinalspiele ja noch, nun zuletzt seit Sonntag vergleichsweise unterhaltsam zugegangen ist, das wurde doch auch wirklich allerhöchste Zeit!
Die Spiele Vier bis Acht der ersten KO-Runde konnten so doch zumindest teilweise noch für manch eine zähe Veranstaltung zu Turnierbeginn ein Stück weit entschädigen. Vorbei plötzlich das teils unwürdige Ballgeschiebe der Vorrundenspiele, endlich deutlich mehr Engagement und auch attraktive Offensivszenen.
Und zum Glück überzeugte dabei eben auch längst nur die DFB-Auswahl bei ihrem überraschend klaren 3:0-Erfolg gegen die Slowakei am Sonntag, auch die Spiele der Italiener, Belgier, und Isländer machten zuletzt richtig Lust auf die ab Donnerstag nun anstehenden Viertelfinalspiele der EM in Frankreich.
André Breitenreiter wird bei seiner eigenen Vorstellung auf Schalke fast zur Randfigur
Eigentlich war die Pressekonferenz bei S04 am gestrigen Nachmittag ja ausschließlich für die Vorstellung des neuen Schalke-Trainers André Breitenreiter angedacht. Doch der Verlauf der knapp einstündigen Veranstaltung in Gelsenkirchen machte jedermann, wohl auch Breitenreiter selbst, mal wieder eines rasch ganz deutlich, dass der FC Schalke 04, gerade auch was die mediale Begleitung und die damit verbundene Unruhe betrifft, eben längst nicht wie jeder andere Bundesligist im Lande ist.
Denn nachdem die ersten Fragen der versammelten Journalisten tatsächlich noch an den Neutrainer selber gingen, drehte sich die Veranstaltung schon relativ rasch im Kern um jemanden, der nun eigentlich gar keine Rolle in Gelsenkirchen mehr spielen sollte, den über die jüngsten Ereignisse der vergangenen Tage noch immer recht verärgert wirkenden und aus seiner Belgischen Heimat lautstark und energisch über Horst Heldt & Co. meckernden und sich heftig beschwerenden Marc Wilmots. Ein Dilemma, welches auch André Breitenreiter nach einigen Minuten auf der gestrigen PK auf Schalke nur noch mit einem leicht gequält wirkenden Lächeln quittieren konnte.
Ob der neue Übungsleiter der Königsblauen da so langsam im Ansatz realisiert hat auf was er sich da eingelassen hat?
Trainersuche bei S04: Die Verpflichtung von Marc Wilmots darf nicht an einer Ablösesumme scheitern
Der ungeliebte Konkurrent aus Dortmund hat seinen Wunschtrainer nach dem freiwilligen Rückzug von Jürgen Klopp mit Thomas Tuchel bekanntlich schon verpflichtet und in dieser Woche Fans und Medien präsentiert. Beim FC Schalke 04 hat man diesbezüglich nach der Trennung von Roberto Di Matteo bisher hingegen noch nicht offiziell Vollzug vermelden können.
Vieles deutet aktuell jedoch darauf hin, dass es auf Marc Wilmots, den aktuellen Trainer der belgischen Nationalmannschaft hinauslaufen dürfte, welcher auf Schalke vielen als einer der ‚Eurofighter‘ von 1997 noch sehr positiv in Erinnerung ist. Da aktuell in der kommenden Woche jedoch noch Länderspiele angesetzt sind, hüllt sich Wilmots noch in Schweigen. Beobachter rechnen jedoch mit einer Entscheidung in rund einer Woche, wenn auch die Nationalteams in die wohlverdiente Sommerpause starten werden, der nationale Verband Belgiens auch die Gelegenheit hätte sich nach einem geeigneten Nachfolger für Wilmots in Ruhe umzusehen, bzw. diesen zu präsentieren.
Diskutiert wird das Thema Wilmots auf Schalke aktuell aber natürlich trotzdem schon heftig. Etwas erstaunlich dabei die Debatte um eine offenbar für Wilmots fällige Ablöse von ca. 2 Mio. Euro, welche ihm einen vorzeitigen Ausstieg aus seinem eigentlich noch bis 2018 laufenden Vertrag als Nationaltrainer erlauben soll.
Zwei Millionen? Klingt zunächst einmal nach recht viel Geld und soll angeblich auch ein Argument sein den Belgier nicht zurück nach Gelsenkirchen zu holen, wo er als Aktiver große Erfolge feierte, 1997 bekanntlich den UEFA-Pokal mit den ‚Knappen‘ holte.
NSU Prozess – Anwälte fordern Aufklärung: Gab es eine bewaffnete Combat 18-Zelle in NRW?
Die Anwälte der Familie Kubasik legten am 06. November 2014 im NSU-Prozess dem Oberlandesgericht in München drei Anträge vor, in denen Sie nachdringlich Fragen zu einem möglicherweise umfassenden, sogar international verknüpften Netzwerk stellen, das den NSU bei seinen Mordtaten unterstützt haben könnte. Zudem möchten Sie weitere wichtige Zeugen laden. Es könnte demnächst im Prozess gegen Beate Zschäpe und die vier Mitangeklagten eine Wende geben – wenn das Gericht die Anträge zulässt. Denn würde sich bestätigen, dass es eine Combat 18-Zelle gab, die den NSU bei den Vorbereitungen zu dem Mord an dem Kioskbesitzer Mehmet Kubasik 2006 in Dortmund unterstützt hat und sich durch die Zeugenbefragungen herausstellt, dass es Netzwerke zwischen der NRW-Naziszene und der Blood & Honour Bewegung in Flandern gab und darüber hinaus grenzüberschreitende Waffengeschäfte abgewickelt wurden, könnte man nicht länger davon ausgehen, dass das NSU-Trio als Einzeltäter mit einem auf wenige Personen beschränkten Unterstützerkreis gehandelt hat. Damit hätte der NSU-Prozess eine neue Dimension eröffnet: EIn übergeordnetes Terror-Netzwerk statt der Theorie der „drei Einzeltäter“.
Glaubwürdige Zeugenaussagen und Belege für ein übergeordnetes Netzwerk militanter Nazis, die das Terrortrio im Geiste der rassistischen und antisemitischen Turner Tagebücher unterstützt haben könnten, wären ein Zeichen dafür, dass in Deutschland Kenntnisse über das Vorhandensein eines bundesweit agierenden Rechtsterrorismus-Netzes mit einem strategisch klar ausgerichteten Mord-Plan jahrelang unterschätzt oder sogar wissentlich ignoriert wurde. Grund genug daher, diesen Spuren nachzugehen, wie es die Anwälte fordern.
WM: Die letzten sechs Turnierspiele versprechen ein echtes Fußballfest in Brasilien
Auch heute wird der Tagesablauf bei Millionen von Fußballfans auf aller Welt wieder von ‚König Fußball‘ bestimmt werden. Nachdem sich gestern neben der Deutschen Mannschaft auch die Gastgeber aus Brasilien durch einen harterkämpften 2:1-Erfolg gegen Kolumbien für das Halbfinale dieser Fußball-Weltmeisterschaft qualifizieren konnte, stehen heute Abend die beiden verbliebenen Viertelfinalbegegnungen ‚Niederlande – Costa Rica‘ und ‚Argentinien – Belgien‘ an.
Läuft am Abend alles ohne größere Überraschungen ab, dann dürfte es relativ wahrscheinlich auf ein zweites Traum-Halbfinale ‚Niederlande – Argentinien‘ hinauslaufen, auch wenn man die Nationalmannschaften aus Belgien und auch die der bisherigen Turnierüberraschung Costa Rica in ihren Viertelfinalspielen heute sicherlich nicht als chancenlos einstufen darf. Doch sowohl die Argentinier als auch unsere Nachbarn aus den Niederlanden sollten von der Papierform her die deutlich besseren Einzelspieler als ihre heutigen Gegner in ihren Reihen haben. Die Argentinier genießen zudem den Vorteil das Spiel gegen den Geheimfavoriten aus Belgien auf ihrem Heimatkontinent austragen zu dürfen.
Isbells
Belgisches Musiktheater konfrontiert die Idylle mit der Banalität des Bösen
„Das deutsche Volk ist kein Volk mehr aus Dichtern, Träumern und Romantikern, sondern weiß ganz genau was es will“ schwadronierte Joseph Goebbels. Ein ehemaliger SS-Angehöriger räumt bei später Befragung ein, dass er und seine Kameraden viel wollten. Aber es war ein gemütsstumpfes Wollen, kopflos -ohne Idee und Ziel.
Erforscht ist heute, welch bizarr scheinende Züge von Normalität das Involviertsein in die Vernichtungsapparate aufwies. Eine solche Erkenntnis spielerisch-ästhetisch erfahrbar zu machen, ist das Anliegen des Antwerpener „Muziektheaters Transparaant“, und es nutzt dazu einen bizarren Reibungseffekt: Den Aussagen ehemaliger SS-Angehöriger steht so ziemlich das idyllischste gegenüber, was je aus dem Schoss deutscher Kultur gekrochen ist – sehnsuchtstrunkene Lieder aus Franz Schuberts Feder! Sie werden im Dortmunder Freizeitzentrum West (FZW) in lupenreiner Kunstfertigkeit vom Vokalensemble Gent aufbereitet. Dazu agiert ein Schauspieler-Duo als ehemalige belgische SS-Kollaborateure.
Die Wahrer des Guten, aber auch die Wegbereiter des Bösen sind im Zweifelsfall mitten unter uns – unter bestimmten Voraussetzungen sogar in uns. Um dies klarzumachen, verneint das Projekt unter Federführung des belgischen Starregisseurs Josse de Pauw jede Frontal-Situation zwischen Darstellern und Publikum. Alle sind in einem großen Rund integriert. Sowohl die 12 Schubert-Sänger wie die beiden belgischen „SS-Kollaborateure“ sind optisch nicht von den lässig gekleideten Zuschauern zu unterscheiden, bevor sie sich aus ihren Reihen erheben. Anfänglich zögernd, mit gebrochener Stimme, dann sicherer werdend und schließlich in einem hervorsprudelnden Wasserfall redet sich die einstige Krankenschwester im SS-Lazarett (Carly Wijs) die Seele vom Leib. Erzählt groteskes, grausames, banales, entwaffnendes. Obwohl im Dienst mörderischer Machthaber, musste sie es als zutiefst menschlich empfinden, das Leiden schwerverletzter SS-Soldaten zu lindern helfen. Ja, von Heinrich Himmler wurde sie auch mal nett gegrüßt. Das Gros der unzähligen Funktionsträger zur Herbeiführung von Massenmord und Vernichtungskrieg gehörte keiner Monster-Gattung an, sondern funktionierte scheinbar „normal“. Ebenso der männliche Gegenpart in dieser Anordnung (Tom Janssen). Er wollte „irgendwo mitmachen“ und schloss sich freiwillig der Waffen-SS an. Jugendliche Begeisterung statt schlimmer Gräuel-Enthüllungen. Und eine erschreckend unspektakuläre Befindlichkeit im Einklang mit beliebigen „Zeitumständen“. Hannah Arendts klassisch gewordenes Etikett von der „Banalität des Bösen“ scheint sich hier im Mikrorahmen zu bestätigen. Und die Konfrontation mit zehn Schubert- Liedern erzeugt ähnliche beklemmende Assoziationen wie beim Besuch ehemaliger Konzentrationslager, wo die Folterbaracken allmählich wieder von unschuldsvollem Grün überwuchert werden. (Die zynische Diskrepanz geht bekanntlich weiter bei den Namen jener Orte, die zu Synonymen totaler menschlicher Barbarei geworden sind: Buchenwald, Birkenau etc. – Namen, die ohne ihre ewige Konnotation wie Orte romantischer Natur-Idylle anmuten würden).
Die letzte Musikdarbietung distanziert sich vom reinen, edle Gefühle transportierenden Schubert. In verstörenden Dissonanzeffekten „verbiegen“ die Sänger effektvoll die romantische Melodie des Original-Liedes „Ruhe“, lösen dies schließlich in karger Fläche auf. Schon längst hat in den Köpfen ein analoger Prozess begonnen, den dieser musikalische Wendepunkt sich nochmal abzubilden anschickt.
Nach 75 Aufführungsminuten gibt es Fragen, Fragen, Fragen – und kaum Antworten. Damit ist das Ziel erreicht. Seit 2002 provoziert das Muziktheater Transparaant mit diesem Stück auf internationalen Bühnen Diskurs und Reflexion. Seine exakt 100. Aufführung bildete einen Höhepunkt beim noch jungen Dortmunder „Klangvokal“-Festival, das im Kulturhauptstadtjahr in zweiter Auflage vielseitig-kreativ in die Vollen geht.