Gebauers nächster Geniestreich

Baut gerne auf veraltete Medien: Yvonne Gebauer (FDP), Schulministerin des Landes NRW (Quelle: Wikipedia, Raimond Spekking, CC-BY-SA 4.0)

Neues von Frau Gebauer.

Rückblick: Anfang Januar versprach die NRW-Schulministerin trotz der aktuellen Infektionslage und des Lockdowns, dass die Aussetzung der Präsenzpflicht an Schulen ab Februar nicht mehr gelten würde. Natürlich wurde daraus nichts, was allen, ausser Frau Gebauer zu diesem Zeitpunkt klar sein musste.

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Debatten rund um den Schulstart in NRW: Sind viele Lehrer schlicht zu weinerlich und egoistisch?

Eine Grundschule in Waltrop. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Klar, es gibt deutlich schöneres als mit einer Mund/-Nasenbedeckung gemeinsam mit mehreren Dutzend Kindern und Jugendlichen in einem Raum zu sitzen und diese zu unterrichten. Insbesondere in Corona-Zeiten.

Dass viele der Lehrer in diesem Lande darüber nicht glücklich sind, dass seit ein paar Tagen der Präsenzunterricht in Nordrhein-Westfalen wieder angedacht ist, verwundert daher nicht.

Es gibt tatsächlich gute Gründe dies abzulehnen und Verbesserungen zu fordern. Diese können und sollten dann auch ernsthaft diskutiert werden. Eigentlich hätte dies sogar längst schon passieren müssen. Doch die vielen Wochen der Sommerferien vergingen, zumindest von außen betrachtet, etwas überraschend weitestgehend ungenutzt.

Lehrer und Schüler genossen mehrheitlich ihre übliche Ferienzeit. Jetzt, wo der Unterricht in NRW wieder anläuft, ist das Erschrecken bei einigen plötzlich groß, dass Corona noch immer unser aller Alltag bestimmt. Eben auch den der Lehrer, die jetzt Großteils wieder täglich in die Schulen müssen.

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Die Letzte Welt!

W. Turner – Ovid wird aus Rom verbannt – gemeinfrei

Umgangssprachlich ist ein Bewusstsein kein sachliches Problem, man hat es als Mensch, auch falls man nicht sagen kann, was es denn sei und worauf man sich sprachlich mit Worten ‚Bewusstsein‘ bezieht. Neurowissenschaftlich ließe sich vermuten, dass Bewusstsein eine Funktion des Gehirns und Nervensystems sei. Diese Antwort würde jedoch Menschen wenig befriedigen, die gewohnt sind, Bewusstsein als etwas a-körperliches zu erleben. Aus solchen inneren Erfahrungen entstand die Annahme einer Zweiteilung in Körper und Bewusstsein oder gar Geist, die heute noch steinzeitlich anmuten kann. Sie reicht bis in Zeiten zurück, in denen der Annahme und dem Glauben nach Geister die Körper belebten. Heute sind es überwiegend noch Menschenkörper, die von Bewusstsein und Geist befangen sind. In der steinzeitlichen Vergangenheit wurde jede Besonderheit auf das Wirken von Geistern zurückgeführt, z.B. das Glitzern des Wassers im Sonnenlicht.

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Mehr Bildung braucht das Land

Der Konflikt um das Bildungssystem spaltet die kroatische Gesellschaft. Große Teile der Zivilgesellschaft fordern, dass es wie versprochen modernisiert wird. Die Rechtsregierung unter Führung der nationalistisch-konservativen HDZ versucht offenbar, kirchennahe und konservative Inhalte in die Lehrplanreform mit einzubringen. Dagegen sind landesweit zehntausende Menschen auf die Straße gegangen. Balkan Stories hat die Proteste in Zagreb begleitet.

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Schulen in NRW und die digitale Lücke

„Lehrer machen aus den unterbelichteten IT-Verhältnissen an ihren Schulen das Bestmögliche, um ihren Schülern IT-Bildung so gut wie eben möglich zu vermitteln.“ Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE)
„Lehrer machen aus den unterbelichteten IT-Verhältnissen an ihren Schulen das Bestmögliche, um ihren Schülern IT-Bildung so gut wie eben möglich zu vermitteln.“ Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE)

Timm K. ist Geschichtslehrer an einer Gesamtschule im Ruhrgebiet. Heute steht das Thema „Bismarck und der deutsch-dänische Krieg von 1874“ auf dem Stundenplan der zehnten Klasse. Zu Beginn sollen Schüler etwas über historische Bildungsportale im Internet erfahren, um das Thema selbstständig zu recherchieren und ihre Referate vorzubereiten. Der Lehrer schafft es knapp zum Beginn der Stunde, da er vorher in einer anderen Klasse unterrichtet hat. Ein Laptop inklusive Beamer ist in einem fahrbaren Schrank untergebracht und muss erst aufgestellt werden. Bis er hochfährt vergehen einige Minuten und für den Anschluss an das Internet muss noch ein Kabel quer durch den Raum gezogen werden.

So langsam lässt sich ein Bild in Umrissen auf der Leinwand erkennen, allerdings machen die Boxen jetzt Schwierigkeiten und die Klasse mit 30 Schülern wird unruhig. Nach etwa 10 Minuten funktioniert alles, aber in den letzten Reihen ist die Projektion des lichtschwachen Beamers nur schwach erkennbar. Es vergeht noch weitere Zeit, bis die Schüler sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Die Stunde verläuft im normalen Rahmen und kurz vor der Pause muss der Lehrer wieder mit dem Abbau der digitalen Geräte beginnen. So bleiben von den 45 Minuten Unterricht etwa 30 Minuten übrig. So sieht die digitale Welt an einer technisch gut ausgestatteten Schule aus.

Die internationale Studie „International Computer Information and Literacy Study“ (ICILS) hat untersucht, wie gut Schüler mit den Neuen Medien umgehen können. Vorn liegen die Schüler aus der Tschechischen Republik, aus Kanada und Australien – die deutschen

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Frau Minister hat gesprochen: G8 muss bleiben

Sylvia Löhrmann - Bild Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen
Sylvia Löhrmann – Bild: Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen

NRW bleibt beim Turbo-Abitur mit acht Jahren. Das ist das Ergebnis des Runden Tisches der Landesregierung. Mit tiefster Überzeugung verkündete Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) gegenüber den Medien ihre Überraschung, dass so viele Teilnehmer am Runden Tisch dem zugestimmt haben. Das Eltern, Schüler und 70 Prozent der Bürger im Lande das Turboabitur ablehnen wird von ihr ignoriert. Sie lobt lieber die tolle Kooperation mit den Verbänden bei der Bildungspolitik.

Diese Überraschung ist allerdings wenig glaubwürdig, da bereits bei der ersten Einladung zum Runden Tisch klar war, dass von den 30 anwesenden Verbänden und Initiativen nur drei für eine Rückkehr zum alten Abitur waren. Das sind zwei Elterninitiativen und die Landesschülervertretung NRW. Frau Löhrmann setzt lieber auf die Wünsche der Wirtschaft und die Interessen der Verbände. Das deckt sich nicht mit den Interessen der Allgemeinheit. Die Erziehungsgewerkschaft GEW will die Gesamtschulen voranbringen und dabei stören attraktive Gymnasien. Auch die Landesregierung setzt auf den Ausbau von Gesamt- und Gemeinschaftsschulen. Bei Philologen und einigen Elternverbänden soll das elitäre Gymnasium hochgehalten werden. Da kann der schnelle Abschluss für geförderte Schüler aus bürgerlichen Elternhäusern auch zum Alleinstellungsmerkmal werden. So wird aus einem Konstruktionsfehler eine unendliche Geschichte mit unzähligen Korrekturen. Verbesserungen und Erleichterungen soll es jetzt zumindest geben, für die Schüler an den Gymnasien im Lande – zum Beispiel bei den Hausaufgaben. Nachtsitzungen mit quadratischen Gleichungen und englischer Grammatik sollen demnächst der Vergangenheit angehören. Da drängt sich die Frage auf, warum das erst 10 Jahre nach der Einführung von G8 passiert?
Wirkliche Veränderung würde bedeuten, dass Fächer gestrichen werden, die nicht für einen qualifizierten Abschluss nötig sind. Welchen Sinn der Sportunterricht in der Oberstufe in der 10. und 11. Stunde – also nach 16 Uhr – macht, wird selbst von der redegewandten Ministerin nur schwer zu begründen sein. Warum an den Schulen immer noch bis zu drei Stunden Religion im Stundenplan auftauchen, dürfte nur die Kirchenvertreter am Runden Tisch wirklich freuen. Begründet wird das Festhalten am ungeliebten Status Quo gerne damit, dass man keine Experimente und ständige Richtungsänderungen in der Bildungspolitik will. Genau das ist eingetreten und das liegt in der Verantwortung der Politik. Es würde helfen die wirklichen Experten nach ihren Vorstellungen zu befragen und das sind Eltern, Lehrer und Schüler. Etwas ist jedenfalls sicher – die Diskussion um die Zukunft des Abiturs in NRW ist noch lange nicht am Ende.

NRW: Medienpass ohne Medien

Die schöne neue Medienwelt an den Schulen in NRW

Die wieder gewählte rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen will das Land zum „Medienkompetenzland Nummer Eins“ machen. Das soll schon im Kindesalter beginnen und deshalb wird an den Grundschulen der Medienpass eingeführt.
Luis ist neun Jahre alt, besucht die Dionysiusschule in Essen Borbeck und ist gerade mit einer kleinen Aufgabe beschäftigt: „Ich mache Fotos mit dem iPad und stelle einen Film zusammen. Wir haben schon mal Testfotos gemacht und es gefällt mir sehr“. In einer Unterrichtsstunde ist der Film fertig und kann den anderen gezeigt werden. An der Grundschule ist gerade Förderunterricht für die Drittklässler. Marie, Greta und Gianna stehen vor der interaktiven Tafel und die Gruppe ist mit Sortieren beschäftigt. Das Arbeiten mit der Tafel macht der 9jährigen Marie viel Spaß: „Das ist ein Smartboard und das haben wir gewonnen. Wenn wir Unterricht haben, dann kann unsere Lehrerin das speichern und das wieder aufrufen. Wir können das auch selber machen und mir gefällt vor allem das Malen“.

Wie 68 andere Grundschulen in Nordrhein Westfalen beteiligt sich die Grundschule in Borbeck an dem Projekt Medienpass. Mit dem Angebot sollen die Lehrer bei der Verankerung von Medien¬kompetenz im Unterricht unterstützt werden. Nach der Testphase wird das Angebot überarbeitet. Zum nächsten Schuljahr soll der Medienpass flächendeckend allen Grund¬schulen in Nordrhein-Westfalen zur

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Doof und arm anne Emscher

Eine neue Bildungsstudie zeigt was alle wissen: Nirgendwo im Ruhrgebiet sind die Probleme größer als in der  Emscherzone. Lösungsansätze gibt es, aber kein Geld sie umzusetzen.

Detlef Müller-Bölling vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), Wilfried Bos von der TU Dortmund, Klaus Peter Strohmeier vom Zentrum für interdiziplinäre Ruhrgebietsforschung (ZEFIR)  und mehr als ein Dutzend weiterer Bildungswissenschaftler haben eine Vorstudie zu einem Bildunsgbericht für den Regionalverband Ruhr (RVR) vorgestellt. Er ist die Grundlage für einen Masterplan Bildung, den der RVR aufstellen will.

Das Ergebnis: Das Ruhrgebiet liegt in allen Bildungsbereichen unter dem Landesdurchschnitt – und besonders übel sieht es in der Emscherzone aus. Nirgendwo im ohnehin nicht bildungsstarken Ruhrgebiet ist die Zahl der Schüler, die ohne Abschluss die Schule verlassen höher, nirgendwo sonst haben mehr Kinder Sprachprobleme und ist die Abiturientenquote geringer.

Der BIldungssektor fügt sich damit in ein tristes Gesamtbild des zentralen Ruhrgebiets: In Städten wie Herne, Gladbeck und Gelsenkirchen finden sich auch die höchsten Arbeitslosenzahlen, die niedrigsten Immobilienpreise, der höchste Bevölkerungsrückgang und die tristesten Innenstädte. Alle Probleme des Ruhrgebiets – zwischen A40 und A2, im Bereich der Emscher sind sie konzentriert. Eine Region der Hoffnungslosigkeit.

Helfen könnten da nur massive Investitionen. Vor allem in den Bildungsbereich und in die frühkindliche Erziehung müsste Geld gesteckt werden: Die Wissenschaflter fordern neben einer besseren regionalen Abstimmung vor allem mehr individuelle Lernförderung, mehr Sprachkurse und einen massiven Ausbau der Kinderbetreuung. Auch sollen künftig mehr Gesamtschulen zur Verfügung stehen, da immer weniger Eltern ihre Kinder auf Hauptschulen schicken wollen. Generell fordern die Bildungsexperten einen Umbau des des Schulsystems:

„Die Metropole Ruhr wird um Strukturreformen im Bildungssystem nicht umhin kommen. Insbesondere im Schulsystem wird eine Reform der bestehenden Bildungsstrukturen erforderlich.

Dies wird durch den Niedergang der Hauptschule, die Gefährdung von Realschulstandorten, den hohe Ansturm auf Gesamtschulen und die notwendige Öffnung des Gymnasiums unabweisbar. Zugleich ließen sich damit auch nicht leistungsgerechte und sozial selektive Übergangsentscheidungen beseitigen.“

Die Struktur des Bildungssystems in NRW könnte sich als Ergebnis der Landtagswahl ändern. Das werden wir in den kommenden Wochen wahrscheinlich auch, zumindest in Ansätzen, erleben. Aber  Vorschläge wie gezielte Sprachförderung und individuelle Betreuung kosten Geld. Und Geld ist nicht da. Weder bei den Kommunen noch beim Land. Die Folgen für die region werden verheerend sein: Schon während des vergangenen Aufschwungs gab es im Ruhrgebiet nicht genug Fachkräfte.

Bald werden zudem die gut ausgebildeten Baby-Boomer in Rente gehen, der Fachkräftemangel wachsen. Unternehmen werden im Ruhrgebiet dann kaum noch die Mitarbeiter finden, die sie benötigen. Sie werden sich in anderen Teilen des Landes ansiedeln. Vorhandene Unternehmen das Ruhrgebiet vielleicht sogar verlassen. Fachkräftemangel und eine hohe Sockelarbeitslosigkeit bei den Schlechtqualifizierten – das Ruhrgebiet steckt in einem Schraubstock. Und eine Lösung ist nicht in Sicht.

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