History Repeating

Schön, ne! Super Foto, Gerdas Durchschnittsfamilie traumhaft aufm Tippelsberg (ja?). Nur das reingestempelte "unbeugsam seit 1848" stört. Ist mir ein bisschen viel historische Kontinuität für einen von den Nazis zusammenfusionierten Verein. Aber dafür steht man motivisch ganz auf Seiten von Freedom & Democracy: 


Andererseits, wer "Flags of our Fathers" beziehungsweise "Letters from Iwo Jima" gesehen hat, weiß selbst das nicht mehr so genau. Letztlich funktionierte das übrigens gestellte Flaggen-Photo aber als prima Werbemaßnahme für neue Kriegsanleihen.

Und was das Fußballerisch zu bedeuten hat?

1) Ein anderes un-wort "unabsteigbar" brachte dem VfL schon einmal Pech

2) Würde gerne wissen, wie die Fußballfan-Adaption der amerikanischen Siegerästhetik im pazifischen Krieg dem Japaner Ono im Kader des Bundesligisten gefällt.

3) Tatsächlich haben die US-Truppen den Kampf um Iwo Jima nach Wochen mit tausenden Toten gewonnen und schließlich eine fast unbewohnbare Insel erobert. Was könnte uns das über den Saisonverlauf 2008/09 sagen? Wahrscheinlich: Nichts. 

„Wer bin ich?“ Oder: Ein heiteres Präsidentenraten

Ich traf T. auf dem Treppenabsatz wieder. Nach zehn Jahren. Hat mich gefreut. Sein neuer Arbeitsplatz mache ihm Spaß bislang, sagte er, es werde hier längst professionell gearbeitet, sagte er, auch deshalb könne er die Kritik am Lieblingssündenbock, sagte er, nicht ganz nachvollziehen, der nehme sich das nämlich sehr zu Herzen, sagte er, vielleicht zu sehr, sagte er noch. Dann klingelte sein Telefon, "da ist er ja", Abschied. Kleines Ratespiel: Wer ist wer?

Es freut mich wirklich, dass einer wie Thomas Ernst jetzt in Leitungsfunktionen im Bundesligafußball steht. Dass Leute wie Klaus Hilpert weg sind. Dass in Dortmund ein fröhlicher Brillenträger den Fußballlehrer gibt. Dass die magenbitteren Zeiten vorbeigehen. Dass "my generation" dran kommt.

Denn wer hätte sich vor zehn, fünfzehn Jahren vorstellen können, dass der Pressesprecher von Schalke ein ironisches Vademecum über seinen Verein zusammenträgt? Dass sein Kollege beim VfL Bochum auch mal ein Programmkino managte. Dass bei Rot-Weiß-Oberhausen ein Theatermannn den Laden zusammenhält, dass ausgerechnet dort, am trüben, tristen Niederrheinstadion, heiter mit Malocherschichten und anderen Ruhrgebietsklischees geworben wird – und dazu ein Überraschungsaufstieg in die Zweite Liga gelingt!

Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass einer wie Thomas Ernst Bochum-Manager wird, der seinerzeit als Lizenztorwart mit Hools, Ultras, Fanzinemachern und Bochumer-Schauspielhaus-Leuten schräge Abende organisierte? Blau-weiße-Montage hießen die zu frühen Vorläufer von Scudetto und Co.  Gestandene Fußballprofis spielten da im Theater Unten zu den Klängen des unvergleichlichen Mambo-Kurts etwa das Rateteam von "Was bin ich?". Einer wie Michael Bemben gab dann Annette von Aretin oder Marianne Koch – erst mit Scham, dann mit großem Vergnügen.

Einerseits. Andererseits finde ich es gut, dass es Leute wie IHN beim VfL gibt. Den alten, knirschenden, lispelnden Ruhrpottpatron. Unaustauschbar. Unmöglich. Unangepasst. Godfather of Fußballbochum. Also: Wer ist er? (Moritz Fiege stimmt nicht)    
 

 

Bochum-Total: der Sonntag

Meine kleine Rundtour-Empfehlung für Bochum-Total heute: Leland P., Fotos, Schwefelgelb, Polarkreis 18 und Alec Empire.

Nach dem kaum zu toppenden Auftritt meines persönlichen Favoriten Belasco am Freitag – dazu später mehr – und einem Tag Zwangspause hier meine warmen Empfehlungen für das heutige Programm auf Bochum-Total:

Leland P. – 16.00 Uhr, WAZ-Bühne – Ambient / Electro / Nu Jazz aus Bochum/Krefeld

Fotos – 17.00 Uhr, 1Live-Bühne – deutscher Indie-Pop/Rock aus Hamburg

Schwefelgelb – 18.15 Uhr, Ring/Schattenreich-Bühne – New Wave Trash/Electroclash aus Essen; demnächst auch auf dem juicy beats im Westfalenpark (2. August)

Polarkreis 18 – 19.30 Uhr, 1Live-Bühne – Emo / Electro / Indie-Pop aus Dresden

Alec Empire – 20.45 Uhr, Ring/Schattenreich-Bühne – Electro / Rock / Electronica (Ex-Atari Teenage Riot Frontmann)

Der Preis ist heiß

Foto: Flickr/ doergn

 

Heute Abend ist es wieder soweit: zum vierten Mal werden in der Bochumer Jahrhunderthalle die Steiger Awards verliehen. Steiger Awards? Was ist das? Ein Orden für verdiente Bergleute? Nein, der „Preis, entstanden aus Privatinitiative und dem Wunsch der kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Förderung der Rhein-Ruhr-Region, wird alljährlich an Persönlichkeiten verliehen, die sich besonders in den Bereichen Toleranz, Charity, Musik, Film, Medien, Sport, Umwelt und das Zusammenwachsen der europäischen Staatengemeinschaften verdient gemacht haben.“ Also ein Preis für ALLES, Mufuprix, Multifunktionspreis. Es fehlt lediglich die Kategorie Kochen, in heutigen Tagen ein gehöriger Lapsus, da jeder kocht, dies am liebsten vor der Kamera und die Fernsehnation hingerissen zuschaut.

Der potthässliche Staubfänger, der von Design her an schwiegermütterliche Weihnachtsgeschenke angelehnt ist, wird in einer Gala-Veranstaltung verliehen. Gala-Veranstaltung bedeutet, dass es eine Moderatorin gibt, Andrea Ballschuh, welche 1991 das Gymnasium Alexander von Humboldt mit dem Abitur abgeschlossen hat und seitdem eine steile Karriere hingelegt hat: „Mein Zittau hat 3 Ecken“, „Ein Tag rund um den Verzicht“ und „quickie – das schnelle Quiz“ stellen die Highlights ihres (MDR)-Fernsehschaffens dar. Damit Fräulein Ballschuh sich nicht einen Wolf moderiert oder die Gala-Veranstaltung nicht zum Quickie verkommt, engagierte Chef Sascha Hellen unter anderem das Ensemble des Musicals Mamma Mia als Show-Einlage. Abba ist gut, Musical ist gut, nur schade, dass es im Ruhrgebiet kein Fernsehballett gibt, das hätte sich bestimmt auch prima bei dieser Veranstaltung gemacht.

Für nur € 175,00 inklusive der sehr kruden Mischung bestehend aus einem Drei-Gänge-Menü (man muss ja was im Magen haben, wenn man 13 Preisträger samt Laudatoren durchstehen soll), Begrüßungscocktail (Club Las Piranjas?), Galabuch (Abi-Zeitung vom Gymnasium Alexander von Humboldt? Starschnitte der Preisträger, die man sich mit güldenem Edding unterschreiben lassen kann) und aller Gebühren (Gebühren? Vergnügungssteuer? Zwangsspende für die „Charity“?). Immerhin haben alle Preisträger ihr persönliches Kommen zugesagt, da gibt man doch gerne mal € 175,00 inkl. aller Gebühren aus, um Persönlichkeiten wie: Edmund Stoiber (Kategorie Europa), Hape Kerkeling (Kategorie Entertainment) Jens Lehmann und Egidius Braun (Kategorie Sport) und Udo Jürgens (Kategorie Musik) zu sehen. Der Untergang des Abendlandes manifestiert sich in den Kategorien Charity und Nachwuchs: Claudia Cardinale sowie Jimi Blue und Wilson Gonzalez Ochsenknecht. Zweimal Idole ihrer Zeit, hier Hauptdarstellerin von Spiel mir das Lied von Tod, dort die hauptamtlichen Söhne von Uwe Ochsenknecht und Darsteller der wilden Kerle. Jimi Blue sagte in einem Interview mit dem SZ-Magazin, dass er mit der Schule aufgehört habe: „ich habe zwar noch einen Privatlehrer, wegen der Bildung, aber sonst ist Schule einfach nichts für mich.“ Na dann. Wenn Jimi Blue nur ein Fitzelchen Bildung aus den Gesprächen mit den Preisträgern oder Laudatoren mitnimmt, hat sich der Abend ja wenigstens für einen gelohnt.

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Die Häschenschule ? Einer flog über das Kuckucksnest II

Foto: Flickr/Lexnger

Löffelalarm! Hasen sind hip, keine Frage. Ostern steht vor der Tür und Til Schweiger hat uns vorgemacht, dass Ohren nicht unbedingt notwendig sind, Keinohrhasen tun es auch. Jorinde Dröses Bochumer Psychiatrie-Patienten fühlen sich wie Hasen und setzten sich große Plüschhasenköpfe auf. Mit sehr großen Ohren, welche traurig nach unten hängen, wenn die Patienten gemeinsam bei der Gruppensitzung auf ihren durchsichtigen Hüpf- – pardon – Sitzbällen hocken.

Eine Woche nach der Premiere am Theater Oberhausen hat jetzt auch das Schauspielhaus Bochum seine Version von Dale Wassermanns Drama auf die große Bühne gebracht. Zweimal hintereinander das gleiche Stück zu sehen verheißt Langeweile, indes gelingt Jorinde Dröse in Bochum eine zauberhafte Inszenierung, die unbedingt sehenswert ist.

Während das Oberhausener Regieteam die Geschichte um eine Flüchtlingsthematik erweitert, bleibt die Bochumer Regisseurin näher am Text, was diesem gut tut, das Stück ist klarer und besser verständlich, da weniger Text gestrichen wurde. Von Anfang an ist hier klar, dass Häuptling Bromden nicht wirklich taubstumm ist. Mittels Videotechnik erzählt er seine Geschichte. In graubraun gestreiften Pyjamas putzen seine Kollegen von der Station die Bühne mithilfe von aus Pappe und Papier gefertigten Wischmopps, Bohnermaschinen und Sprühflaschen. Zusammen mit den Bällen und den Hasenköpfen ergibt sich eine Ästhetik der Unwirklichkeit, die perfekt die Situation der Patienten verdeutlicht: der großen Schwester Ratched unterlegen, kindlich verspielt und eben ein bisschen verrückt. In diese Spielwelt platzt McMurphy. Alexander Maria Schmidt spielt ihn laut und großmäulig, ist aber weniger cool als Martin Müller in Oberhausen.

Jorinde Dröse schickt ihr Ensemble auf einen Angelausflug, welcher den Höhepunkt der Inszenierung darstellt. Mittels Video sieht der Zuschauer die Patienten der Station mit ihrem Arzt Spivey in kindergartenbuntem Ölzeug in ein Pappauto steigen, um auf einem Pappschiff nach Pappfischen zu angeln. Über den Umweg Video wird hier virtuos mit dem Medium Theater gespielt: alles ist aus Pappe, also sehr artifiziell und im Hintergrund sieht man noch die Bühnentechniker das Schiff bewegen. Ganz entspannt besinnt sich das Theater auf seine Qualitäten und liefert eine wundervolle Szene, die das Premierenpublikum mit Szenenapplaus belohnte.

Die Bochumer Inszenierung ist nicht perfekt aber überaus charmant, weswegen Einer flog über das Kuckucksnest zur Kultinszenierung avancieren könnte.

Netzer der Woche: Marcel „Lachflash“ Koller

Screenshot reviersport.de

Begründung: Marcel Koller ist der Wochen-Netzer, weil
sich der Bochumer Trainer über den allerersten Bochumer Sieg im Weserstadion nach 37 Jahren
so ungemein mitreißend freuen kann, die Apres-Ski-gestählte Stimmungskanone aus der Schweiz, Hut ab!

Ja, man freut sich richtig mit, wenn Koller (in fröhlichem anthrazit-schwarz) sagt (dazu verschränkte Arme): "Nee, (kopschüttelnd) die Freude (fragend) ist da (Sorgenfalten) und das sieht man auch (Blick schweift …) – in den(… zum Fenster) Trainingseinheiten (Augen verdüstern sich), den Spielen, (nochmal leichtes Kopfschütteln) das hat eigentlich (Betonung, Pause) sehr viel Spaß gemacht (Augen zugekniffen).

PS: Der erste der Bochumer Versuche auf Bremer Boden einen Sieg zu erringen, endete 2:0 für Werder und fand 1971 statt. Genauer: Am Todestag von Nikita Chruschtschow – übrigens ein 11.9. (sic!)

schurians runde welten: Global Player

Foto: Ruhrbarone 

"Jetzt gewinnen wir hier immer." (Martin Maltritz)

Dass Fußball spielen auch nur eine Arbeit ist, weiß, wer sich Spiele in Schottland ansieht. Es ist deshalb überhaupt kein Zufall, dass es ein schottischer Profi war, der für dieses denkwürdige Urteil am Internationalen Sportgerichtshof gesorgt hat: Dank Andrew Webster wird die Macht der Clubs über ihre Spieler eingeschränkt. Der moderne – auf reichlich Schmerzensgeld fußende – Menschenhandel wird etwas fairer, die Freizügigkeit der balltretenden Angestellten gestärkt.

Fortan dürfen Profis nach zwei, maximal drei Jahren ihren Arbeitsvertrag einseitig kündigen. Der bisherige Club erhält keine Ablöse mehr, sondern eine Entschädigung, die sich am Gehalt des Abgängers orientiert. Einzige – höchst fragwürdige – Einschränkung: Der Spieler muss ins Ausland wechseln.

Foto: Ruhrbarone


Da, wo Andrew Webster dem Ball hinterher läuft, fühlt sich alles etwas kälter, feuchter, schwerer an. Auch dieses Pokalspiel in Paisley war nichts als harte Arbeit für alle Beteiligten: Die Maskottchen, Pandabären mit Bierbauch, mussten sich in der Halbzeitpause mit den Ersatzspielern warm machen. Die Zuschauer warteten bis zum Schlusspfiff auf einen Treffer und warteten und warteten. St. Mirrens Mittelstürmer namens Mehmet unterlief tatsächlich jeden Abschlag seines Torwartes. Nur die leise aufkeimende Angst meiner deutschen Kleingruppe vor einer Verlängerung war natürlich unbegründet. Das unentschiedene Spiel muss wiederholt werden. St. Mirren muss nach Dundee. Ohne deutsche Kleingruppe.

Schwierig zu sagen, was das Webster-Urteil auslösen wird. Ich glaube, dort wo Fußball Arbeit ist, wird es immer hektischer zugehen. Ein Verein, der mit Spielern und Ablösesummen spekuliert, weil ihm nichts anderes übrig bleibt, als die besten Spieler mit Gewinn zu verkaufen, um weiterhin ein konkurrenzfähiges Team aufbieten zu können, sprich: der VfL Bochum wird förmlich zum Spielerverlauf gezwungen. Wenn Profis schon nächste Saison kündigen können, müssen sie an den Mann gebracht werden, so lange es Geld für sie gibt.

Ich glaube, hier irrt der eigentlich so angenehm unaufgeregte Bochumer Geschäftsführer Ansgar Schwenken, wenn er auf deutsches Arbeitsrecht pocht. Was im Arbeitsplatzwechsel zwischen EU-Staaten gilt, wird auch in Deutschland durchgesetzt. Zum Schaden der kleineren Clubs. Und der noch kleineren. Und der noch kleineren…

Andererseits, ein Verein, der in Bremen gerade eines der ehernen Naturgesetze des Fußballs aus den Angeln gehoben hat, der wird wohl auch dieses Erdbeben auf dem Transfermarkt überstehen. Wir anderen müssen uns dank Globallisierung daran gewöhnen, das wir, kaum das wir einen Spielernamen stolperfrei, unfallfrei, stotterfrei aussprechen können, schon einen nächsten lernen müssen.

Nokia: Image im Arsch

ZDnet meldet, das nach einer Studie das Image Nokias als Arbeitgeber zusammengebrochen ist – vom ersten Platz herunter auf den letzten. Für ein Unternehmen, das auch künftig darauf angewiesen ist, wenn auch nicht in Deutschland, gutqualifizierte Ingenieure zu gewinnen, ein verheerendes Ergebnis. Auch die Kunden beurteilen Nokia kritischer:

ZDnet: "Negative Auswirkungen ließen sich auch in der Wahrnehmung von Qualität und Preis feststellen: Die Qualität der Marke Nokia wurde innerhalb der letzten drei Tage deutlich schlechter bewertet, der dazugehörige Indexwert rutschte von 62 auf 45 Indexpunkte ab. Auch das Preis-Leistungsverhältnis wurde aus Verbrauchersicht kritischer bewertet und fiel von 16 auf 6 Punkte."

Noch vor wenigen Tagen gingen Experten davon aus, dass Nokia Bochum öhne grösseren Schaden für die Marke überstehen würde.

 

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Thoben: Nokia hat gegen Bewilligungsbescheide verstoßen


Pressekonferenz in Dortmund. Foto: Görges
In Bochum erklärte Wirtschaftsministerin Christa Thoben, dass nach der Landesregierung vorliegenden Informationen Nokia seit 1999 gegen die in Bewilligungsbescheiden vereinbarte Auflage, für den Erhalt von insgesamt 40 Mio Euro Subventionen im Gegenzug die Zahl der Arbeitsplätze zu sichern, verstoßen habe. Das Land wird sich nun mit Nokia intensiver auseinandersetzen.

Hintergrund: Warum die Finnen so böse sind

In Finnland ist eigentlich immer was los – und zwar trostlos. Das beginnt schon bei der Sprache: im Finnischen gibt es 15 Fälle, das meiste davon sind leider bewaffnete Überfälle. Dafür gibt es im Finnischen das aktive Verb „selbstmorden“, denn tatsächlich gibt es in Finnland nicht nur eine hohe Selbstmordrate, es gibt hier sogar eine Selbstmordflatrate. Der Suizid ist in Finnland so beliebt, daß Kurt Cobain und andere Berühmtheiten nach ihrem Freitod zu „Ehren-Finnen“ ernannt wurden.

Kein Wunder bei den klimatischen Gegebenheiten: die Durchschnittstemperatur beträgt in Finnland etwa –7 Grad Celsius – bis es sich im Winter deutlich abkühlt und die Temperaturen nur noch in Kelvin angegeben werden können. Das härtet ab: die ersten finnischen Saunen wurden in Deutschland noch als Kühlschränke verkauft.

Neben der Sauna gibt es in jedem finnischen Haushalt noch einen großen Raum, den sogenannten Trübsaal. Hier werden die hohen Feste begangen: Selbstmord; Selbstmord eines Verwandten; Selbstmord eines Bekannten; Selbstmord eines völlig Fremden, von dem man in der Zeitung gelesen hat, und Ostern (hiervon aber nur Karfreitag, wobei man den Opfertod Jesu großzügig als Selbstmord wertet).

Hauptexportgut Finnlands waren Handys, welche früher in den tiefen Stollen der finsteren Handyminen noch direkt aus dem Fels geschlagen wurden und so ihr markant eckiges Format erhielten. Als die Flöze erschöpft waren wurde die Produktion großteilig ins Ausland verlagert, beispielsweise nach Deutschland. Hierin sah man deutscherseits ein spätes Dankeschön für den Überfall auf die Sowietunion 1941, heute zeichnet sich aber ein anderer Hintergrund ab: der Aufbau von Arbeitsplätzen und die spätere Vernichtung der darauf aufgebauten Existenzen dient wahrscheinlich in erster Linie dem Absatz von Filmen des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki, in denen Trost- und Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Depression mit großer Fachkenntnis filmisch dargestellt werden.

Zum Abschluß noch ein Tip für angehende Finnlandtouristen: eine ideale Vorbereitung auf jeden Finnland-Urlaub ist ein Besuch der Sondermüll-Deponien im Großraum Kassel. Viel Spaß.