Was mich im Jahr 2017 am meisten irritiert hat, war überraschenderweise nicht einmal das österreichische Wahlergebnis. Dass es schlimm kommen würde, war abzusehen. Es war eine kleine deutsche Sonderausstellung im Historischen Museum in Sarajevo.
Späte Gerechtigkeit
Schuldig des Völkermords von Srebrenica und Kriegsverbrechen in anderen Teilen Bosniens. So lautet das Urteil des Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) am Mittwoch gegen Ratko Mladić. Mladić war Befehlshaber der Streitkräfte der Republika Srpska während des Bürgerkriegs in Bosnien. Das Schlachten von Srebrenica, dem 8.000 Bosnjaken zum Opfer fielen, hat er selbst angekündigt.
Ein Bild der Hoffnungslosigkeit
Dieses Foto zeigt die Hoffnungslosigkeit der jungen Menschen in Bosnien. Diese Menschen warten in Banja Luka auf den Bus in die Slowakei. Dort werden sie drei Monate lang in einer Fabrik arbeiten. Um 500 Euro im Monat.
Es ist ein schnelles Foto, das Božidar Mihajlović mit dem Handy gemacht hat, als er am Mittwoch einen Freund zum Busbahnhof gebracht hat.
Der Freund, Armin, wird wie die anderen jungen Menschen auf diesem Bild und dutzende weitere zum Arbeiten in die Slowakei fahren. Bis zu 200 Menschen hätten in Banja Luka auf die Fahrt gewartet, schreibt Božidar.
Gut zehn, elf Stunden Busfahrt haben diese jungen Menschen vor sich.
„Armin zittert vor Angst, weil er nicht weiß, wie es in der Slowakei wird“, schreibt Božidar.
Wo türkischer Kaffee noch türkischer Kaffee ist
Sie sind nicht wegzudenken aus dieser Stadt und die Stadt nicht aus ihnen. Auch wenn sie heute nur mehr 700 sind. Reportage über die jüdische Gemeinde von Sarajevo, die zwei grausame Kriege überlebt hat und im Frieden von Dayton um ihre Existenz ringt.
Essen: Blockade gegen Abschiebung
In Essen-Werden haben sich am frühen Montagmorgen etwa 20 Aktivistinnen und Aktivisten eingefunden, um eine Abschiebung zu verhindern. Eine fünfköpfige Roma-Familie sollte nach Bosnien abgeschoben werden. Pikantes Detail: Die Mutter der Familie ist im fünften Monat schwanger. Von Sebastian Weiermann und Alex Gehrhardt.
Die Aktivisten blockierten von 6:20 Uhr bis 7:20 Uhr die Zufahrt zu der Flüchtlingsunterkunft in Werden. Auch die Polizei war vor Ort und fragte nach dem Grund der Aktion. Die Antirassisten hatten allerdings kein Interesse an einem Dialog mit der Staatsmacht.
Gegen 7:20 Uhr lösten die Aktivisten ihre „Blockade“ auf. Sie hatten erfahren, dass sich die Familie nicht in der Unterkunft befand. Das Warten auf die S-Bahn nutzte die Polizei, die zum Schluss mit neun Einsatzwagen vor Ort war, dazu, die Blockadegruppe festzuhalten und alle Personalien aufzunehmen, bevor alle den Heimweg antraten.