Frank Jaspermöller legt mit „Boxerherz“ einen Roman vor, dessen Protagonist sich seiner traumatischen Familienvergangenheit stellen muss, um eine Perspektive für die Zukunft zu entwickeln. Ein Debüt voller klarer, schnörkelloser, bisweilen schonungsloser bis zärtlicher Sprachlichkeit.
Der Protagonist des Romans ist Stoffel. Im ersten Teil des chronologisch erzählten Romans erfahren wir die Geschichte seiner Eltern und Großeltern zur Zeit des 2. Weltkriegs bis zu seiner Geburt und den ersten Lebensjahren. Die erste brutale Zäsur ist der Suizid seiner Mutter, nach dem er zunächst bei seinen Großeltern aufwächst. Seine Großmutter nennt er Mama und niemand in der Familie redet offen mit ihm über den Grund des Selbstmords, das Thema wird kontinuierlich tabuisiert. Als Jugendlicher entdeckt Stoffel seine Zuneigung zu Jungs, aus Verliebtheit zu einem Kameraden zieht er zu seinem Vater, der inzwischen wieder verheiratet ist, ein schlichter Arbeiter, der nach der Devise lebt „Es geht nicht warum was wir wollen, sondern es geht im Leben darum, was wir müssen.“ Gerade er schweigt sich über die Gründe des mütterlichen Freitods vehement aus. Der zarte Stoffel ist so ganz anders gestrickt, als das väterliche Rauhbein, als Erwachsener zieht er nach