Da sitzen sie, zwei Schauspieler eine Schauspielerin, drei Generationen, drei Theaterauffassungen. Sitzen an einem runden Tisch mit Mikrophonen darauf, einem Schälchen mit vier Weingummis in der Mitte, an der Rückwand ordentlich nebeneinander drei schwarzweiße Op-Art-Bilder über den Köpfen eine kreisrunde Lampe, die auch von Stanley Kubrick erdacht sein könnte. Man weiß nicht recht, was das für ein Raum ist. Ist es ein Wartezimmer oder ein Studio, in dem die drei gleich eine Talkshow abhalten? Das Bühnenbild von Susanne Priebs bleibt wunderbar vage. Aus den Lautsprechern dudelt Fahrstuhlmusik.
Premiere in Dortmund: Der Theatermacher von Thomas Bernhard
Ohje, wo ist er da nur hingeraten, der Staatsschauspieler Bruscon, der Großdramatiker, der Theatermacher von Thomas Bernhard. Ja, tief hinein in die österreichische Provinz, ins 285-Seelen-Dorf Utzbach in eine heruntergekommene Dorfgaststätte mit modrigem Festsaal. Oder vielleicht doch eher nach Dortmund Hörde in einen ehemaligen Fanartikelstore des BVB? Daniel Roskamp hat auf die Bühne einen Raum aus Sichtbeton gebaut, Doppel-T-Träger unter der Wellblechdecke, riesige Rolltore an den Wänden, Bauplanen, Staub, etwas Schutt und eine Schubkarre. Das könnte der Megastore sein, bevor sich dort „Das schweigende Mädchen“ und die „Borderline“ breitgemacht haben. Alles noch sehr leer, nur der Brandschutz war schon da und hat überall seine Vorschriftstafeln, Feuermelder, Notausgangsbeleuchtungen und Feuerlöscher hinterlassen. Unter der Decke eine monströs flächendeckende Sprinkleranlage.
Hier soll jetzt also Theater gespielt werden? Das große Welttheater „Das Rad der Geschichte“, mit dem Bruscon samt leicht debiler Familie durch die Provinz tourt? Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.