Hierzulande ärgern sich Sportfans zunehmend über die um sich greifende Langeweile, die die Profi-Sportligen, zumindest an ihren Spitzen erfasst. In vielen Fällen ist die Anzahl der Kandidaten auf die jeweilige Meisterschaft in den vergangenen Jahren extrem überschaubar geworden. In der Fußball-Bundesliga zum Beispiel feierte der FC Bayern München gerade seine zehnte (!!) Meisterschaft in Serie.
Auch in Spanien, Italien und/oder England ist die Anzahl der Titelaspiranten zuletzt arg überschaubar geworden. Die Möglichkeit vom Tabellenende an die Spitze zu kommen, ja vielleicht sogar Meister zu werden, ist in vielen Ligen schon fast gar nicht mehr vorhanden. Ein Top-Team neu zu entwickeln, dauert in fast jedem Fall schier unzählige Jahre.
Dass es auch anders geht, das hat in diesen Tagen die nordamerikanische Eishockeyliga NHL einmal wieder frisch bewiesen.
Robert Lewandowski. Quelle: Wikipedia, Foto: Sven Mandel, Lizenz: CC BY-SA 4.0
BVB-Fans mussten sich im Laufe der vergangenen Jahre ja schon schmerzhaft daran gewöhnen, dass immer mehr Spieler ihren Lieblingsverein offenbar lediglich als eine Art Sprungbrett benutzten. Die Liste der Profikicker, die sich aus Dortmund gegen den Willen des Vereins und bei laufenden Verträgen vorzeitig wegbewegten ist lang.
Ousmane Dembele, Pierre-Emerick Aubameyang, Christian Pulisic, Jadon Sancho etc. …. Sie alle hatten irgendwann keine große Lust mehr auf den Klub und drängten auf einen Wechsel, obwohl der Verein grundsätzlich noch gerne mit ihnen weiter zusammengearbeitet hätte und eigentlich auch das Recht dazu hatte, da diese Kicker allesamt noch laufende Verträge in Dortmund hatten.
Sie alle schafften es jedoch, sich frühzeitig aus dem Ruhrgebiet zu Vereinen im Ausland zu verabschieden. Das lief mal mehr und mal weniger zufriedenstellend für beide Seiten ab. Am Ende musste stets Geld den Abschiedsschmerz lindern. Im Kern blieb bei den Schwarzgelben aber in allen Fällen das ungute Gefühl zurück, dass die Spieler bei diesem Poker den deutlich längeren Hebel in der Hand hatten.
Selbst der Abgang von Erling Haaland in diesem Jahr, bei dem der Spieler lediglich eine vereinbarte Vertragsklausel für seinen Wechsel nutzte, hinterließ im Ruhrgebiet die bittere Erkenntnis, dass die große Liebe zum Verein Seitens des Spieler wohl nicht da war, die Borussia von Spielerseite aus bei nüchterner Betrachtung nur dazu genutzt wurde um aus dessen Sicht die nächste Karriere/Finanz-Ebene zu erklimmen.
Jetzt aber scheinen sich diese extremen Auswüchse des modernen Profifußballs sogar auf den Rekordmeister, den FC Bayern München, ausgedehnt zu haben, was den Klub von der Isar aktuell in eine dort bisher ungewohnte Defensive in Personalfragen drängt.
Die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga haben auf der heutigen Mitgliederversammlung zudem eine Überarbeitung der Regelungen zur Absetzung von Spielen wegen Erkrankung oder Verletzung verabschiedet. Die mit Vertretern von neun Clubs besetzte „Kommission Fußball“ hatte sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dieser Thematik befasst.
Jubelstimmung auf Schalke nach dem Wiederaufstieg in die Bundesliga. Foto: Michael Kamps
Seit rund einer Woche sind die Entscheidungen im hiesigen Profifußball nun gefallen. Die Bayern sind mal wieder Meister geworden, RB Leipzig holte den DFB-Pokal, Fürth und Bielefeld sind aus der Bundesliga abgestiegen. Doch seien wir mal ehrlich, es waren die Aufsteiger, die uns in diesem Jahr besonders begeistert haben.
Der FC Schalke 04 und der SV Werder Bremen kehrten ins Fußball-Oberhaus zurück, und der 1. FC Kaiserslautern stieg als Sieger der Relegation gegen Dynamo Dresden eine Etage tiefer in die 2. Liga auf. Die Bilder der feiernden Fans mag man im Detail kritisieren, schlugen viele doch deutlich über die Stränge (Pyro, Randale etc.), doch lieferten die Fans dieser Teams in der Masse die großen Fußballemotionen, die der FC Bayern und RB Leipzig eben nicht liefern konnten.
Was wäre es doch schön, wenn wir solch große Emotionen demnächst auch wieder einmal bei der nationalen Titelvergabe beobachten könnten. Mit dem Dauersieger aus München und dem Dosen-Klub aus Leipzig wird das aber wohl nicht gelingen. Es muss ein Wandel her. Das haben die Bilder der vergangenen rund zwei Wochen noch einmal eindrucksvoll gezeigt.
Felix Magath noch in seiner Zeit als Schalke-Trainer. Quelle: Wikipedia, Foto: Memorino, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Als Hertha BSC vor wenigen Wochen den 68-jährigen Felix Magath als ‚Retter‘ für die Trainerbank des Fußball-Bundesligisten verpflichtete, da reagierte die breite Öffentlichkeit mit großem Erstaunen. Ausgerechnet dieser Coach, der aus der Sicht vieler mit seinen konservativen Trainingsmethoden und Ansichten schon länger aus der Zeit gefallen zu sein schien, sollte den Abstieg des Berliner Erstligisten, der in den vergangenen Jahren mit schier unzähligen Millionen des umstrittenen Investors Lars Windhorst bisher weitestgehend erfolglos um sich warf, vor dem völligen Absturz bewahren? Kaum zu glauben!
Stimmung sah im Frankfurter Waldstadion früher auch schon mal so aus. Quelle: Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei
Man muss kein ausgewiesener Fan von Eintracht Frankfurt sein um sich in diesen Tagen für den Klub aus Hessen zu begeistern. Am Donnerstag schlug die Eintracht im heimischen Waldstadion den englischen Vertreter West Ham in der UEFA Europa League im Rückspiel des Halbfinales mit 1:0 und zog nach dem 2:1-Erfolg im Hinspiel souverän in das Finale um den Cup ein. Für die Eintracht wird es das erste europäische Finale seit 1980 sein. Eine sporthistorische Leistung also.
Vorbildhafter noch als die Leistung der Mannschaft auf dem Platz war dabei wieder einmal der Auftritt der Anhängerschaft, die das Stadion in der Mainmetropole in eine gigantische Fußballparty verwandelte. Insbesondere diese Entwicklung begeistert einen als neutraler Beobachter, waren die Fans der Eintracht in den vergangenen Jahren häufig doch noch alles andere als vorbildlich.
BVB-Kapitän Marco Reus (rechts). Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Nein, es ist wahrlich nicht das erste Mal in den vergangenen Monaten, dass wir hier im Blog die mangelhafte Professionalität des BVB in der Saison 2021/22 anprangern müssen. Aber das 3:4 am heutigen Samstag gegen den VfL Bochum ist einfach zu krass gewesen, um darüber elegant vornehm schweigend hinwegzugehen.
Für eine Mannschaft, welche nach eigener Aussage die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga im Blick behalten will, ist es einfach zu wenig, was die Dortmunder Borussia zuletzt viel zu häufig bietet. Wie wenig es braucht um den Schwarzgelben an ihren schwächeren Tagen die Stirn zu bieten, das mussten alle Dortmunder am drittletzten Spieltag einmal mehr erkennen.
Die Vizemeisterschaft vor der Nase und vom ganz großen sportlichen Druck befreit, schaffte es die zweite Garnitur des BVB einfach nicht mit dem kampfstarken und motiviert antretenden Aufsteiger aus der Nachbarstadt mitzuhalten. Selbst wenn man bei der Bewertung berücksichtigt, dass die Borussia gegen Bochum fast mit dem letzten Aufgebot angetreten war, eine erschreckend schwache Leistung, die die Mentalitätsdebatte in Dortmund wieder neu entfachen dürfte.
Dunkle Wolken über dem Stadion in München. Foto: Robin Patzwaldt
Dass der FC Bayern München sich durch einen 3:1 (2:0)-Erfolg gegen Borussia Dortmund die zehnte (!!!) Deutsche Meisterschaft in Serie gesichert hat, ist für sich genommen weder überraschend noch sonderlich aufregend. Die Dominanz des Rekordmeisters verstärkt sich gefühlt seit Jahren. Da juckt es in Deutschland natürlich kaum noch jemanden, wenn die Münchener drei Spieltage vor Saisonende einmal mehr die Meisterschaft vorzeitig sicher haben. Geschenkt!
So anerkennenswert die sich dahinter verbergende Leistung aller Beteiligten natürlich trotz der Seriensiege noch immer ist, so langweilig ist das Schauspiel der jubelnden Bayern-Spieler inzwischen für Fußballdeutschland. Selbst in München begeistert ein solcher Titel inzwischen kaum noch einen. Das ist traurig, wenn man dabei bedenkt, welch große Fußballfeiertage diese Titelentscheidungen noch vor wenigen Jahren landesweit ausgelöst haben.
Der FC Schalke 04 gewann am Ostersonntag das Top-Spiel der 2. Liga bei Darmstadt 98 mit 5:2. Es war eine überzeugende Leistung der Gelsenkirchener, die durch diesen Sieg die Tabellenspitze des Unterhauses verteidigten und vier Spieltage vor Saisonende damit sehr gute Karten im Aufstiegsrennen haben.
Noch beeindruckender als die Darbietungen der Mannschaft auf dem Rasen, war die Stimmung im Schalker-Fanblock. Ausgelassene Feierlichkeiten der Anhängerschaft gemeinsam mit der Mannschaft ließen nach Spielende selbst das Herz neutraler Fußballfreunde schneller schlagen.
Die 1. Fußball-Bundesliga hat in den vergangenen Jahren ganz schön Federn gelassen. Und das gleich im mehrfachen Sinne. Schaut man einmal über den aktuellen Kreis der 18 Klubs, muss man feststellen, dass viele der ganz großen Traditionsvereine inzwischen nicht mehr mit dabei sind.
Statt Namen wie Hamburger SV, Hannover 96, 1. FC Kaiserslautern, 1860 München, SV Werder Bremen und auch FC Schalke 04 tummeln sich aktuell vergleichsweise wenig charismatische Vereine wie der der VfL Wolfsburg, die TSG Hoffenheim, RB Leipzig oder auch der FC Augsburg in den Reihen der Aushängeschilder des deutschen Profifußballs. Es überrascht nicht, dass es gerade diese Emporkömmlinge sind, die in Sachen Einschaltquoten und nationaler Strahlkraft häufig deutlich hinterherhinken.
Und auch wenn man es diesen Vereinen nicht vorwerfen kann, dass sie es im Laufe der vergangenen Jahre in den Kreis der etablierten Erstligisten geschafft haben, im Gegenzug einige der beliebtesten Vereine der Republik in den Niederungen des Fußballs verschwunden sind, macht eine aktuelle Entwicklung den Traditionalisten unter den Fußballfreunden doch Mut in Bezug auf eine zumindest kurzzeitige Trendumkehr.