Im Zuge der Erstellung eines neuen Rahmenterminkalenders für die Saison 2020/21 hat die DFL Deutsche Fußball Liga am heutigen Mittwoch die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga um ihre Einschätzung zu verschiedenen Planungsvarianten gebeten. Durch dieses vom DFL-Präsidium veranlasste Vorgehen soll ein Meinungsbild dazu eingeholt werden, welches Modell unter den gegebenen Rahmenbedingungen von den Clubs mehrheitlich befürwortet wird.
Ein neuer Rahmenterminkalender ist notwendig, da der Spielbetrieb der laufenden Saison 2019/20 aufgrund der Corona-bedingten zwischenzeitlichen Aussetzung länger als ursprünglich geplant andauert – die Relegation mit den letzten sportlichen Entscheidungen der Spielzeit steht bis zum Abschluss am 11. Juli noch aus.
Am gestrigen Sonntag endete auch die Saison 2019/20 im Fußballunterhaus auf sehr ungewöhnliche Art und Weise. Nicht nur, dass die letzten Wochen wie im Oberhaus ebenfalls leider ohne Zuschauer in den Stadien absolviert werden mussten, ambitionierte Vertreter der 2. Liga untermauerten auch einmal mehr, wie groß der Abstand nach oben inzwischen offensichtlich geworden ist.
Erst am Sonntag hatten wir hier im Blog noch thematisiert, dass die Schere in Sachen Leistungsfähigkeit der Vereine in der 1. Bundesliga zuletzt noch einmal deutlich auseinandergegangen ist. Die 2. Liga unterstrich einen Tag später in kaum zu überbietender Klarheit, dass auch sie immer weiter abgehängt zu werden droht. Und das eben nicht nur wirtschaftlich.
Bayern München vor Borussia Dortmund, RB Leipzig, Borussia Mönchengladbach und Bayer 04 Leverkusen. Die ersten Fünf in der Abschlusstabelle der Fußball-Bundesliga sind nach der Saison 2019/20 exakt die gleichen Teams, die sich auch schon nach der Spielzeit 2018/19 auf den ersten Rängen der Liga befunden hatten. Lediglich Mönchengladbach und Leverkusen haben in der am Samstag zu Ende gegangenen Runde im Vergleich zur Vorsaison diesmal die Plätze getauscht.
Was auf den ersten Blick vielleicht noch positiv gesehen für die hohe Konstanz und Verlässlichkeit dieser Mannschaften spricht, ist in Wahrheit eine schlechte Nachricht für die DFL. Denn ein näherer Blick auf die Tabelle zeigt ganz klar, dass die vielbeschworene Schere innerhalb der Liga immer weiter auseinandergeht. Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die auf Dauer nicht gut für den Unterhaltungswert und das Gesamtprodukt Bundesliga sein kann.
Das große Bundesligafinale der Saison 2019/20 hatten sich die beiden Ruhrgebietsklubs sicherlich völlig anders vorgestellt. Beide verloren ihr letztes Spiel der Runde mit 0:4. Während das für den BVB einmal mehr ‚nur‘ blamabel war, das Mindest-Saisonziel mit dem Erreichen der UEFA Champions-League bereits vorzeitig erreicht war, setzte sich für den FC Schalke 04 eine Misserfolgsserie historischen Ausmaßes fort, wie sie die Fans bisher noch nie miterleben mussten.
Die Pleite von Freiburg war das 16. (!!!) sieglose Spiel in der Liga in Serie, zementierte die schlechteste Rückrunde (nur ganze 9 Punkte) der Klubgeschichte und hinterließ erneut den Eindruck, dass Schalke in diesen Tagen nur noch ein Scherbenhaufen ist.
So kann und darf es nicht weitergehen, soviel ist klar. Alleine, niemand in Gelsenkirchen macht in diesen Tagen noch den Eindruck, als hätte er einen Plan, wie es mit dem Verein schon in Kürze wieder aufwärtsgehen könnte.
Es erscheint inzwischen Ewigkeiten her zu sein. Doch noch im Januar dieses Jahres hegten sie auf Schalke ernsthafte Champions League-Träume. Nach einem 2:0-Erfolg zum Rückrundenauftakt in der Fußball-Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach war die Welt in Gelsenkirchen und Umgebung noch mehr als in Ordnung.
Ein sympathischer neuer Trainer, ein junger und erfolgreicher Kader, eine neu strukturierte Führungsriege. Ja sogar der sonst ewig in der Diskussion stehende Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies war ungewohnt ruhig und friedlich. Mit 33 Punkten aus 18 Spielen lag Schalke punktgleich mit dem BVB, grüßte von Rang fünf in der Tabelle.
Die Welt der Königsblauen hätte zu Beginn des Jahres kaum schöner sein können. Und das nach einer Saison der totalen Enttäuschung, die nach der Vizemeisterschaft im Jahr zuvor zum Entsetzen aller Beteiligten im Abstiegskampf mündete. Wer hätte einen solchen Erfolg noch im Sommer 2019 ernsthaft für möglich gehalten?
Jetzt, kurz vor Saisonende 2019/20, liegt die Welt der Schalker abermals in Trümmern. Und zwar so richtig, wie es scheint. Alles was bis zum Januar noch gut und richtig erschien, steht nach 15 sieglosen Spielen in der Bundesliga einmal mehr komplett in Frage. Wie kann das sein?
Fußballromantik ist etwas Schönes. Doof nur, dass auch das, was viele Fans für erstrebenswert halten, eben nicht automatisch ein Erfolgsgarant ist. Jüngstes Beispiel: Werder Bremen.
Da überträgt der Klub im Jahre 2017 die Aufgabe den traditionsreichen, aber vergleichsweise finanzschwachen Verein vom jungen und talentierten Trainer Florian Kohfeldt betreuen zu lassen. Ziel ist auf Sicht die Teilnahme am einen Europapokalwettbewerb. Die Realität heißt, nachdem sich der Verein ganz bewusst dagegen entschied in der aktuellen Krise den Trainer zu wechseln, wohl Abstieg aus der 1. Fußball-Bundesliga.
Dass es hin und wieder vorkommt, dass ein selbsternannter Meisterschaftsanwärter gegen einen Abstiegskandidaten verliert, so wie Borussia Dortmund am Mittwoch gegen den FSV Mainz 05 (0:2), ist für Fußballfreunde Teil des Deals. Es wäre doch auch langweilig, wenn im Vorfeld einer Begegnung immer schon feststünde wer am Ende den Sieg davontragen wird.
Dass es dann ab und zu auch mal das eigene Team trifft, sich ein Spiel in eine Richtung entwickelt, die einem persönlich nicht gefällt, ist dann nur normal. So gesehen gilt es auch für die Anhängerschaft des BVB auch zu ertragen, dass ihre Mannschaft am 32. Spieltags der Saison 2019/20 die Lachnummer der Nation war.
Nun könnte man das jüngste Ergebnis des BVB im Ruhrgebiet ja eigentlich auch schnell abhaken, denn die Dortmunder sind seit dem vergangenen Wochenende bekanntlich schon fix für die kommende Champions League-saison qualifiziert. Zudem ist die Meisterschaft an der Spitze doch auch schon wieder einmal vorzeitig zu Ungunsten der Borussen entschieden, wenn diese fatalen Rückschläge beim BVB nicht in unschöner Regelmäßigkeit auftauchen würden. Ja, schlimmer noch: …wenn der Klub nicht immer wieder auf unschöne Art und Weise durch plötzliche Nichtleistungen im eigenen Stadion während des Saisonendspurts massiv auf den Abstiegskampf Einfluss nehmen würde. In diesem Jahr sehr zum Leidwesen von Werder Bremen und Fortuna Düsseldorf.
Ich bin schon seit Jahren ein großer Sympathisant des 1. FC Heidenheim. ‚Schuld daran‘ ist Filmemacher Aljoscha Pause, der in seiner großartigen Sportdokumentation ‚Trainer‘ im Jahre 2013 unter anderem auch hinter die Kulissen des damaligen Drittligisten blickte und den Zuschauern dabei insbesondere dessen Trainer Frank Schmidt (siehe oben) näherbrachte.
Schmidt kämpfte mit seiner Mannschaft, einem Team aus dem 50.000-Einwohner Städtchen Heidenheim in Baden-Württemberg, seinerzeit besonders leidenschaftlich um den Aufstieg in die 2. Liga. Mit ungewöhnlich viel Emotion und Leidenschaft versuchte der Trainer in Pauses Streifen stets alles um seine Jungs anzustacheln, sie zum maximalen Erfolg zu führen. Und das auf eine sehr sympathische Art. Das gefiel mir, machte mich zum ‚Fan‘ des Coaches und des Vereins.
Der nach außen kommunizierte Reformwille im Profifußball war noch vor wenigen Wochen groß. In der Corona bedingten Spielpause gelobten die Protagonisten Besserung. Viel waren sie zuletzt kritisiert worden in den Wochen vor dem ‚Lockdown‘.
Die immer mehr um sich greifende Kommerzialisierung, die Entfremdung von den Fans, die Zersplitterung von Spieltagen, das Auftreten neuer Investoren, deren Herz offenkundig nicht so sehr am Fußball hing wie am eigenen wirtschaftlichen Wohlergehen. Die Liste der Kritiker war lang.
Und in den Wochen, wo der Fortbestand der Bundesliga offenkundig und sehr konkret auf dem Spiel stand, da waren die Verantwortlichen plötzlich ganz kleinlaut. Das hielt jedoch nicht lange vor, wie wir jetzt wissen.
Tja, was fangen wir jetzt mit diesem 0:1 (0:1) des FC Schalke 04 gegen den SV Werder Bremen vom gestrigen Samstag an? Das zuvor als Pflichtsieg geltende Spiel der Gelsenkirchener in der Fußball-Bundesliga, es ging verloren.
Viel schlimmer noch: Die Leistung der Mannschaft, sie war über weite Phasen des Spiels völlig indiskutabel. Nichts zu spüren von der angekündigten Leistungssteigerung, von einem Aufbäumen gegen den Niedergang. Schalke wird aufgrund der überraschend punktreichen Hinrunde in dieser Saison, im Gegensatz zum Vorjahr, wohl nicht mehr in Abstiegsnot geraten. Aber wie ist es um die Zukunft des Klubs bestellt? Kann es in dieser personellen Konstellation tatsächlich schon in relativer Kürze wieder bessere Tage geben?
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