Ich bin schon seit Jahren ein großer Sympathisant des 1. FC Heidenheim. ‚Schuld daran‘ ist Filmemacher Aljoscha Pause, der in seiner großartigen Sportdokumentation ‚Trainer‘ im Jahre 2013 unter anderem auch hinter die Kulissen des damaligen Drittligisten blickte und den Zuschauern dabei insbesondere dessen Trainer Frank Schmidt (siehe oben) näherbrachte.
Schmidt kämpfte mit seiner Mannschaft, einem Team aus dem 50.000-Einwohner Städtchen Heidenheim in Baden-Württemberg, seinerzeit besonders leidenschaftlich um den Aufstieg in die 2. Liga. Mit ungewöhnlich viel Emotion und Leidenschaft versuchte der Trainer in Pauses Streifen stets alles um seine Jungs anzustacheln, sie zum maximalen Erfolg zu führen. Und das auf eine sehr sympathische Art. Das gefiel mir, machte mich zum ‚Fan‘ des Coaches und des Vereins.
Der nach außen kommunizierte Reformwille im Profifußball war noch vor wenigen Wochen groß. In der Corona bedingten Spielpause gelobten die Protagonisten Besserung. Viel waren sie zuletzt kritisiert worden in den Wochen vor dem ‚Lockdown‘.
Die immer mehr um sich greifende Kommerzialisierung, die Entfremdung von den Fans, die Zersplitterung von Spieltagen, das Auftreten neuer Investoren, deren Herz offenkundig nicht so sehr am Fußball hing wie am eigenen wirtschaftlichen Wohlergehen. Die Liste der Kritiker war lang.
Und in den Wochen, wo der Fortbestand der Bundesliga offenkundig und sehr konkret auf dem Spiel stand, da waren die Verantwortlichen plötzlich ganz kleinlaut. Das hielt jedoch nicht lange vor, wie wir jetzt wissen.
Tja, was fangen wir jetzt mit diesem 0:1 (0:1) des FC Schalke 04 gegen den SV Werder Bremen vom gestrigen Samstag an? Das zuvor als Pflichtsieg geltende Spiel der Gelsenkirchener in der Fußball-Bundesliga, es ging verloren.
Viel schlimmer noch: Die Leistung der Mannschaft, sie war über weite Phasen des Spiels völlig indiskutabel. Nichts zu spüren von der angekündigten Leistungssteigerung, von einem Aufbäumen gegen den Niedergang. Schalke wird aufgrund der überraschend punktreichen Hinrunde in dieser Saison, im Gegensatz zum Vorjahr, wohl nicht mehr in Abstiegsnot geraten. Aber wie ist es um die Zukunft des Klubs bestellt? Kann es in dieser personellen Konstellation tatsächlich schon in relativer Kürze wieder bessere Tage geben?
Dass das Spiel des FC Schalke 04 gegen den SV Werder Bremen, welches am morgigen Samstagnachmittag in Gelsenkirchen über die Bühne gehen wird, am 29. Spieltag das Spiel ‚Not gegen Elend‘ im Fußballoberhaus sein würde, das hätte zu Beginn der Saison 2019/20 wohl auch kaum jemand erwartet. Doch so schnell kann das im Profigeschäft gehen.
Bremens Trainer Florian Kohfeldt galt, ebenso wie sein Schalker Gegenüber David Wagner, zu Beginn der Runde noch als regelrechter Glücksgriff für seinen Klub. Beide Coaches zeichneten sich durch eine hohe Eloquenz und Authentizität aus, waren über Wochen und Monate hinweg die Lieblinge bei Medien und den Fans.
Jetzt, Ende Mai 2020, sind beide Übungsleiter massiv in die Schusslinie geraten. Kohfeldt droht mit seinem Team aus der 1. Liga abzusteigen, David Wagner und seine Schalker stellen nach überraschend erfolgreicher Vorrunde, die den Verein und seinen Anhang sogar vom Erreichen der UEFA Champions League träumen ließen, das schlechteste Team der Rückrunde und warten inzwischen seit dem ersten Rückrundenspieltag auf einen Sieg.
Gegen die um den Klassenerhalt kämpfenden Bremer, ist für die Gelsenkirchener also ein Sieg eigentlich Pflicht. Denn gegen wen will Schalke denn bitteschön in näherer Zukunft noch gewinnen, wenn nicht in der heimischen Arena gegen einen akut abstiegsgefährdeten Klub? Doch genau darin liegt, wie immer in solchen Fällen, eben auch die Gefahr. Der Druck ist auf beiden Seiten immens.
Und so langsam stellt sich dann auch die Frage, was wird aus Schalkes Trainer David Wagner, wenn das Vorhaben Dreier gegen Bremen erneut nicht gelingen sollte?
So langsam wird es unheimlich. Dass der FC Schalke 04 in der Hinrunde der Fußball-Bundesliga-Saison 2019/20 in vielen Spielen häufig extrem mit dem Glück im Bunde war, die Leistungen vielfach nicht so positiv waren wie am Ende das Spielergebnis, das haben wir auch hier im Blog im Laufe der vergangenen Monate schon häufiger diskutiert.
Insofern wundert es jetzt grundsätzlich auch nicht, dass die laufende Rückrunde bisher nicht an diese glücklichen Tage zwischen August und Dezember 2019 anknüpfen kann. Doch dass die Schalker inzwischen seit unglaublichen neun Begegnungen in der Liga auf einen Sieg warten, auch das heutige Heimspiel gegen den FC Augsburg sang und klanglos mit 0:3 verloren, das hat in dieser Form wohl noch zu Beginn des Jahres niemand so kommen sehen. Und doch ist es inzwischen eben die traurige Realität auf Schalke geworden.
Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Fußball-Bundesliga schon im Monat Mai habe ich, wie viele andere auch, grundsätzlich skeptisch gesehen. Weniger deshalb, weil ja von Anfang an klar war, dass es dann natürlich nur Geisterspiele werden würden, sondern in erster Linie aufgrund gesundheitlicher Bedenken.
Die Worte von SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach, der seine Überlegungen unter anderem vor einigen Worten in Deutschlands meistgesehener Fußballtalkshow, dem ‚Doppelpass‘ auf Sport1 äußerte, erschienen mir damals durchaus einleuchtend.
Es kam bekanntlich anders, wie wir jetzt wissen. Seit diesem Wochenende rollt der Ball im deutschen Profifußball wieder. Und ich muss einräumen: Mir gefällt das!
Die 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga haben sich am heutigen Donnerstag auf einer weiteren außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung per Video-Konferenz mit den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie beschäftigt. Dabei wurde einstimmig mit einer Enthaltung die Absicht bekräftigt, die laufende Saison 2019/20 inklusive Relegation vollständig auszutragen, soweit dies rechtlich zulässig möglich ist, und falls notwendig über den 30. Juni hinaus im Juli fortzusetzen.
Für den Fall, dass eine Fortführung des Spielbetriebs durch künftige Entwicklungen nicht mehr möglich sein sollte und die Saison vorzeitig abgebrochen werden muss, soll innerhalb der nächsten beiden Wochen eine Regelung hinsichtlich der sportlichen Wertung entwickelt werden. Nachdem hierüber am gestrigen Mittwoch im Rahmen von jeweiligen Teilversammlungen der Bundesliga und 2. Bundesliga eingehend gesprochen wurde, wurde das Thema in der DFL-Mitgliederversammlung nicht vertiefend erörtert.
Sie werden es tatsächlich tun. Nachdem am Mittwoch bereits die Politik grundsätzlich ‚grünes Licht‘ für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Fußball-Bundesliga ab Mitte Mai gegeben hat, wird heute die DFL über die Details beraten und dann konkret beschließen.
Dass es in wenigen Tagen wieder losgehen wird, das gilt damit als sicher. Eigentlich ein Irrsinn, wenn man nur ein wenig darüber nachdenkt. Über die zahlreichen Bedenken, die offenkundig nun allesamt hinweggewischt wurden, hatten wir auch hier im Blog im Laufe der vergangenen Tage, Woche, ja sogar Monate, schon mehrfach diskutiert.
Die Geschäftsinteressen der Klubs und der beteiligten Geschäftspartner haben sich am Ende durchgesetzt. Das wird viele Bedenkenträger in ihrem Verdacht bestärken, dass für den Fußball hier (einmal mehr) eine ‚Extrawurst‘ gebraten wird.
Die Pläne der DFL den derzeit unterbrochenen Spielbetrieb in der Fußball-Bundesliga möglichst schon im laufenden Monat Mai wieder aufzunehmen, haben in dieser Woche einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Kaum hatten die Klubs mit den regelmäßigen Corona-Tests begonnen, tauchten erste gravierende Probleme und erneute, heftige Diskussionen auf.
Beim Erstligateam des 1. FC Köln wurden drei Personen positiv auf Covid-19 getestet. Ein Fiasko für die Ambitionen der Liga und Wasser auf die Mühlen der Kritiker.
Die Fußball-Bundesliga strebt immer noch unverdrossen einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Mai entgegen. Trotz der teils massiven öffentlichen Kritik an diesen Plänen.
Seitens der DFL hatte man zuletzt eine vorsichtige, eher demütige und vergleichsweise defensive Taktik gewählt. So fiel DFL-Chef Christian Seifert in den vergangenen Tagen und Wochen vermehrt durch leise Worte und extrem vorsichtige Formulierungen auf. Tenor: Wenn man uns die Chance dazu gibt Geisterspiele durchzuführen, dann wollen wir bereit sein!
Ganz anders tritt derzeit (wieder einmal) BVB-Boss Aki Watzke in der Öffentlichkeit auf. Der Sauerländer, der in der Vergangenheit schon häufiger mal auf jegliches diplomatisches Geschick verzichtet hatte, und dadurch in die Diskussion geriet, gab sich in einem Spiegel-Interview einmal mehr deutlich forscher.
Laut Watzke bliebe der Bundesliga gar keine andere Chance als schon im Mai wieder den Spielbetrieb aufzunehmen. Danach sei es schlicht zu spät. Doch dabei beließ es der 60-Jährige nicht.
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