Der Fachkräftemangel in Nordrhein-Westfalen macht sich jetzt schon im Landtag bemerkbar. Dem Land fehlen Oppositionspolitiker.
Phänomen Fachkräftemangel: Bislang gingen Experten immer davon aus, dass vor allem die technischen Berufe davon betroffen seien. Und dass er im Süden der Republik, wo die Wirtschaft boomt, härter wäre als in NRW. Doch im Landtag des einwohnerreichsten Bundeslandes sieht man, dass der Fachkräftemangel längst die Politik erreicht hat. In Düsseldorf fehlt es an Oppositionspolitikern. Eine Überraschung: Ein Politikermangel war bislang unbekannt. In die Politik gingen vor allem jene, die es auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht hatten – Lehrer, Juristen – oder Menschen mit viel Freizeit. Und von denen gab es eigentlich immer genug.
Haut bloß ab! Aber z. z. – zack, zack. Ziemlich zügig. Wir wollen Euer Geknötter nicht mehr hören, Eure Giftfressen nicht mehr sehen – ja, schon richtig: wir wollen Euch überhaupt nicht mehr sehen. „Wem es nicht gefällt, der kann gehen“, sage ich immer. Und ich finde, dass das Christliche wieder Inhalt der Politik werden muss. Also: Liebe, Güte und Barmherzigkeit. Und vor allem die Nächstenliebe. Doch bei dieser Sorte von Knötteropas hört bei mir der Spaß auf. Leitlinie christlicher Politik muss sein: „Lasset die Kinder zu mir kommen!“
Was aber meint Leonhard Kuckart, der stellvertretende Bundesvorsitzende der Seniorenunion, dem wir die Anregung, dass das Christliche wieder Inhalt der Politik werden müsse genauso verdanken wie den Hinweis: „Wem es nicht gefällt, der kann gehen“? Kuckart findet, Kindergeschrei sei für viele eine unzumutbare Lärmbelästigung. Genau wie das Hämmern eines Pressluftbohrers. Und deshalb sei die vom Bundesumweltminister und – pikanterweise – seinem CDU-Landesvorsitzenden Röttgen geplante generelle Zulassung von Kitas in Wohngebieten als Verstoß gegen das Grundgesetz zu werten, weil Rechte anderer verletzt würden. „Ein Dauerpegel von 90 Dezibel“,so Kuckart, „bleibt eine unzumutbare Lärmbelästigung – gleich, ob die Quelle nun sympathisches Kindergeschrei ist oder das Hämmern des Pressluftbohrers.“ Auch Senioren hätten schließlich ein Recht auf Erholung.
Wohlbemerkt: Kuckart hält die unzumutbare Lärmbelästigung namens Kindergeschrei durchaus für sympathisch, jedenfalls solange sie nicht ältere Menschen um ihr wohlverdientes Mittagsschläfchen bringt. Deshalb macht er Front gegen eine Änderung, sprich: Liberalisierung des Bundesimmissionsgesetzes. Umwelt, wichtige Sache. Und Kinder erst einmal. Im Prinzip ist Leonhard Kuckart sehr dafür – gerade auch als Landesvorsitzender der Seniorenunion, in deren Mitgliedschaft die „Christdemokraten für das Leben“ vertreten sind. Kampf gegen Abtreibungen und „Redefreiheit für Sarrazin“, also „strengere Maßstäbe für die Integration von Migranten“ – wer also konservatives Klientel sucht, findet es hier, schreibt der Westen. Kuckart arbeitet auch mit seinen 79 Jahren unermüdlich am konservativen Profil seiner Partei.
„Hellwach“ bezeichnet sich die Seniorenunion selbst – in ihrem Logo. „Demokratie heißt auch Kampf“, weiß Leonhard Kuckart dazu beizusteuern. Wenn irgend so einer wie dieser Grünschnabel von Jens Spahn Bedenken gegen eine außerplanmäßige Rentenerhöhung vorzutragen wagt, dann ist Kuckart nämlich hellwach. Und kämpft – gegen links, gegen Ausländer, gegen den ganzen neumodischen Kram in der CDU und seit neuestem auch gegen das ganze Kindergeschrei. Kindertagesstätte – allein schon dieses Wort. Was ist in Deutschland nicht alles schief gelaufen?! Leonhard Kuckart – ein Prototyp eines verbiesterten Knötteropas.
Nichts gegen Knötteropas. Ich selbst bin auf dem besten Wege. Meine Kolumnen legen Zeugnis darüber ab. Liebeserklärungen gibt es allenfalls posthum, auch hier stehen Kuckarts Chancen nicht besonders gut. Ich bin auch nicht mehr der Jüngste, hatte es auch nicht immer leicht und knötter nun einmal für mein Leben gern. Aber sich mit Schwächeren anzulegen, gehört sich nicht. Kann auch vorkommen. Aber mit Kindern? Oder deren Eltern? Die Hand, die füttert, beißt man nicht. Städte seien „altersungeeignet“, meint Kuckart. Nun denn, ab dafür!
Er soll sie alle mitnehmen, der Kuckart. All die anderen furchtbaren Knötteropas, die, weil sie sich selbst nicht leiden können, auch allen Anderen den Spaß am Leben vermiesen wollen. Und all die verbissenen Giftziegen, die ihrem Herrmann („nun tu doch endlich mal was!“) nicht mehr das Leben schwer machen können und seitdem eine noch ätzendere Wirkung auf ihre Außenwelt entfalten. „Wem es nicht gefällt, der kann gehen“, sagt Kuckart. Bitte sehr! Wir wollen mit Euch ohnehin nicht in Mehrgenerationenhäusern leben. Wir würden einen Teufel tun und Euch Kinderhassern unsere Kinder anvertrauen, wenn wir einmal Hilfe brauchen. Ob Eure leiblichen Kinder einmal Lust haben werden, Euch zu pflegen, wenn es so weit sein sollte?
Ziemlich unwahrscheinlich. Entweder ist es Euch gelungen, Eure Unmenschlichkeit der eigenen Brut anzuerziehen. Dann sieht es schlecht für Euch aus. Oder aus denen sind wider Erwarten doch recht umgängliche Wesen geworden. Dann auch. Ich kann Euch für beide Varianten einige Beispiele nennen. Ich glaube, Ihr wisst, wie es um Euch steht; deshalb nimmt Euer Hass jetzt schon eine derart skurille Form an, dass Ihr Kinderlärm mit Presslufthämmern vergleicht und Kitas ins Gewerbegebiet verbannen wollt. Ihr seid so etwas von pervers, Ihr armen Schweine! Und Ihr seid nicht wenige. Ihr stellt bei weitem nicht die Mehrheit in Eurer Generation, d.h. auch viele CDU-wählende Alte sind ganz liebevolle Großmütter oder patente Großväter. Sie freuen sich, wenn die Kinder mit den Enkeln zu Besuch kommen. Und wenn sie können, fahren sie auch selbst zu ihnen hin und passen mal auf. Ihr wisst schon: diese „komischen“ Nachbarn, die sogar hin und wieder ein liebes Wort für die Türkenblagen übrig haben.
Auf diese Alten, auf diese vielen, möchten wir nicht verzichten. Auch dann nicht, wenn sie nicht mehr helfen können und wenig auf die Straße kommen. Denen helfen wir dann. Gern. Aber Ihr, die Ihr offen oder heimlich mit diesem Kuckart sympathisiert, die sogar neidisch auf kleine Kinder sind, weil in denen etwas lebt – Euch Giftfressen wollen wir nicht mehr sehen. Bleibt im Haus, steckt Euch Ohropax in die Lauscher, macht die Äuglein zu und vor allem Euren – für meinen Geschmack viel zu – großen Mund! Oder noch besser: Haut ab! Verpisst Euch. Z. z. – zack, zack. Ziemlich zügig. Wenn es Euch hier nicht passt, geht doch rüber! Ihr glaubt gar nicht, was es für ruhige Fleckchen gibt, auch in Deutschland. Gerade im Osten. Große Teile Brandenburgs entvölkern sich gerade. Keine Kinder, keine Türken, wunderschön. Herrliche Ecken. Und auch die Preise sind niedriger als hier. Also: wisst Ihr Bescheid. Und kommt bloß nicht wieder. Tschüss!
Die Bezirksregierung Arnsberg gehört zu den überflüssigsten Institutionen in Nordrhein Westfalen. Ihr Aus würden wahrscheinlich nicht einmal die eigenen Mitarbeiter bemerken. Nun soll sie wieder mehr zu sagen bekommen.
Seit kurzem ist der Regionalverband Ruhr wieder für die Planung im Ruhrgebiet zuständig. CDU und FDP geendeten den Irrsinn, das die Planung des Ruhrgebiets auf drei Regierungsbezirke Düsseldorf, Münster und Arnsberg aufgeteilt war. Der schöne Plan von schwarz-gelb aus den fünf Regierungsbezirken drei zu machen, davon einer für das Revier wurde nichts. Die Land-Lobby war zu mächtig, das Ruhrgebiet zu blöd, die Reform einzufordern.
Nun wollen einige Politiker aus dem Regionalrat Arnsberg die Planungshoheit über das zum Regierungsbezirk-Arnsberg gehörende östliche Ruhrgebiet zurück. In einer großen Koalition haben die Fraktionen von SPD und CDU ein 10-Punkte-Papier, das den Ruhrbaronen vorliegt, für den Regierungsbezirk Arnsberg erstellt. Darin sorgen sie sich auch um den demographischen Wandel, wünschen sich Anschluss an das Breitband-Netz und wollen natürlich ihre Pöstchen behalten: Die Beibehaltung des Regierungsbezirks Arnsberg ist ihnen besonders wichtig.
Menschen wie Hermann-Josef Droege (CDU) aus Burbach (ca. 14.000 Seelen) und Hans-Walter Schneider (SPD) aus Winterberg (ca. 13.000) fühlen sich anscheinend berufen, für ein Ballungsgebiet mit 5 Millionen Einwohnern zu planen. Das zeugt entweder von einem großen Selbstbewusstsein oder einem schweren Alkoholproblem. In der Ruhrgebiets-SPD hat das Papier für Irritationen gesorgt. Die Pläne aus dem Regionalrat werden als nicht realistisch bezeichnet. Die Planungshoheit scheint man sich im Ruhrgebiet nicht wieder wegnehmen lassen zu wollen.
Allzu viel wusste die Union in NRW mit dem Internet ohnehin nicht anzufangen. Nach der verlorenen Wahl ist man endgültig auf Schmollkurs gegangen.
Es hat alles nix genutzt: Ob Webseite, twitternde Jung-Unionisten oder Facebook – das Engagement im Internet hat sich für die CDU in NRW nicht gelohnt. Die im Augenblick ziemlich kopflose Partei scheint daraus ihre Konsequenzen gezogen zu haben: Die eigene Internetseite wird nicht mehr aktualisiert. Klickt man auf cdu-nrw.de findet man ein empörtes Statement von CDU-Generalsektretär Andreas Krautscheid über die Pläne von SPD und Grünen. eine Minderheitsregierung zu bilden. Veröffentlicht am 17. Juni. Klickt man auf „Aktuell„, verkündet Rüttgers, dass er für eine stabile Regierung zur Verfügung steht. Das war am 2. Juni, interessiert aber längst niemanden mehr.
Die CDU ist die einzige der Parteien im Landtag, die sich schmollend aus dem Internet zurückgezogen hat: Die Sites von SPD und Grünen sind Top-Aktuell. Und auch FDP und Linkspartei nutzen das Internet: Die FDP kritisiert die geplanten Schulden von Rot-Grün und die Linkspartei verkündet, den Politikwechsel vorantreiben zu wollen. Nur die CDU, die boykottiert das Internet.
In der SPD kursiert ein Plan: Schaffen es CDU und FDP nicht Wulff als Bundespräsidenten durchzusetzen kommt es zu Neuwahlen im Bund – und in NRW. Ein Doppelschlag soll die Sozialdemokraten zurück an die Macht bringen.
Hannelore Kraft und der SPD-Vorstand haben die neue Linie vorgegeben: Die Regierung Rüttgers bleibt im Amt während SPD und Grüne im Parlament die Politik bestimmen. Unterstützt von den Stimmen der Linkspartei.
An diesem Wochenende wird die Parteibasis und die mittlere Funktionärsebene auf vier Regionalkonferenzen über den Kurs der Partei informiert. Die neue Linie wird Bestand haben. Mindestens bis zum 30. Juni. Denn im Landesvorstand der SPD kursiert ein Doppelschlag-Plan: Wenn am 30. Juni der CDU-Präsidentschaftskandidat Christian Wulff gegen den Kandidaten von Rot-Grün, Joachim Gauch verlieren sollte, bricht die Koalition in Berlin auseinander. Es könnte zu Neuwahlen kommen. Die SPD würde dann ihren Kurs ändern und auch für zeitgleiche Neuwahlen in NRW eintreten. Ein Doppelschlag in Berlin und Düsseldorf soll die SPD in Düsseldorf und Berlin wieder an die Macht bringen.
Ein wagemutiges Unterfangen. Zwar streiten sich die Parteien der Bundesregierung untereinander wie ein zerstrittenes Alkoholikerehepaar, aber Neuwahlen stehen erst einmal nicht an: CDU und FDP wären wohl die sicheren Verlierer. Warum sollten sie mit ihrer Mehrheit das eigenen Aus beschließen? Auch wenn die Bundesregierung auseinanderbricht, gäbe es kaum eine Mehrheit für Neuwahlen.
Und noch ist die Wahl von Wulff wahrscheinlich. Auch wenn Gauck der beliebtere Kandidat ist, hat er bislang keine Mehrheit in der Bundesversammlung. Bekommt die Koalition Wulff durch, könnte sie vielleicht sogar wieder Tritt fassen. Darauf setzen zumindest Christdemokraten und Liberale.
Und ohne den ersten keinen zweiten Teil des Doppelschlages. Die SPD müsste dann über einen längeren Zeitraum der Regierung Rüttlers mit den Stimmen von Grünen und Linken Gesetze vorschreiben, die die nicht umsetzen will. Und die von der Verwaltung in den Ministerien blockiert werden.
Die Sozialdemokraten gehen davon aus, dass sie in diesem Trio die Führung haben werden. Das ist naiv. Die Linkspartei wird die SPD vor sich her treiben und von allem immer etwas mehr fordern. Ein Spiel, das die SPD nicht gewinnen kann.
Und auch die Liebe der Grünen zu den Sozialdemokraten ist längst nicht so intensiv wie man der Öffentlichkeit glauben machen will. Viele in der Landtagsfraktion könnten sich künftig auch eine Schwarz-Grüne Regierung vorstellen. Und die Sozialdemokraten wissen das. Ein guter Grund für Misstrauen.
Die Chancen für den Doppelschlag stehen schlecht. In ein paar Wochen oder Monaten wird Kraft dann einen erneuten Strategiewechsel zu verkünden haben. Dann stehen Neuwahlen auf dem Programm. Kann gut sein, dass die Wähler dann die Nase voll haben von dem Chaos in Düsseldorf. Verantwortlich machen werden sie dafür Kraft. Und die könnte das an einem noch fernen Wahltag im kommenden Winter oder Frühjahr zu spüren bekommen.
Es gab übrigens schon einmal einen Plan für einen Doppelschlag in NRW: Jürgen Möllemann (FDP) wollte mit ihm Rot-Grün in Berlin und Düsseldorf ablösen. Hat auch nicht geklappt.
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