Eine Auslandsreise mit dem BVB ohne Wiederkehr

Eine Kopie des UEFA-Cups steht auch im Fußballmuseum in Dortmund. Foto: Robin Patzwaldt

Der ‚Tag der Deutschen Einheit‘ erinnert mich persönlich auch in diesem Jahr einmal mehr an ein Kuriosum, das sich im Jahre 1990 in meinem Leben ereignete. Damals fuhr ich ins Ausland, kehrte von dort allerdings streng genommen bis heute offiziell nie wieder zurück.

Wie das? Der BVB bestritt seinerzeit ein UEFA-Cup-Spiel beim FC Chemnitz. Am Abend des 2. Oktober 1990 kam es im ehemaligen Karl-Marx-Stadt zum mit Spannung erwarteten Kräftemessen der Teams aus Ost und West. Es sollte rückblickend das letzte deutsch-deutsche Duell im Europapokal sein. Und ich wollte live vor Ort mit dabei sein, fuhr als damals 19-Jähriger zusammen mit meiner Familie extra deshalb noch einmal in die sich seinerzeit gerade in Auflösung befindliche DDR.

Im ‚Ernst-Thälmann-Sportforum‘ zu Chemnitz verfolgten letztendlich knapp 12.000 Zuschauer, darunter rund 2.000 BVB-Fans, den 2:0-Erfolg der Schwarz-Gelben beim damaligen DDR-Vertreter. Thomas Helmer (24.) und Michael Rummenigge (50.) erzielten die Treffer zum letztendlich ungefährdeten Auswärts-Erfolg der Gäste aus dem Ruhrgebiet.

In der Startformation des BVB standen seinerzeit noch Spieler wie Wolfgang de Beer, Sergej Gorlukowitsch, Michael Schulz, Michael Lusch, Michael Zorc, Murdo MacLeod, Flemming Povlsen sowie Frank Mill. Eingewechselt wurden Thomas Franck und BVB-Legende Günter Kutowski. Mit dem hochdotierten Kader heutiger Zeiten hatte die damalige ‚Malochertruppe‘ aus Dortmund also herzlich wenig gemeinsam.

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Chemnitzer FC: Auf dem stramm rechten Weg ins Abseits

Das Stadion in Chemnitz. Quelle: Wikipedia, Foto: Lord van Tasm, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Wenn ich DFB-Pokalspiele schaue und mein Lieblingsverein daran nicht direkt beteiligt ist, dann geht es mir im Regelfall wie wohl den allermeisten Fußballfans hierzulande: Ich halte zum sportlichen Underdog.

Beim Spiel des Hamburger SV beim finanziell angeschlagenen Chemnitzer FC am Sonntag, war das jedoch ausnahmsweise einmal nicht der Fall. In diesem Duell habe ich mich tatsächlich am Ende sehr darüber gefreut, dass der ligahöhere HSV am Ende nach Elfmeterschießen knapp die Oberhand behalten hat, mit viel Glück in die nächste Runde des Wettbewerbs einzog.

Grundsätzlich hätte ich es den Chemnitzer Kickern gegönnt, wenn sie die Überraschung geschafft hätten. Die sportliche Leistung, die diese auf dem Rasen ablieferten, hätte es sicherlich auch verdient gehabt. Das Verhalten der Fans des Drittligisten auf den Rängen ließ mich jedoch im konkreten Falle auf ein frühes Scheitern der Chemnitzer, und damit auf eine Verbannung von der großen Bühne des nationalen Fußballs hoffen.

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Kein Anlass zur Humorlosigkeit

KIZ haben was Provokantes getwittert. Nachdem sie was Provokantes gesungen hatten. Und viele gehen steil, selbst der geschätzte Kollege Fallenstein. Man wähnt sich in einem Paralleluniversum, in dem bisher niemand KIZ kannte, man unsicher hinsichtlich deren Ernsthaftigkeit sein kann, und in der man nichts sagen darf, was irgendwem irgendwie nicht gefallen könnte. Also in Nordkorea. Oder in einem studentischen AStA.

Was die Jungs da gemacht haben, ist ein schönes Stück Satire, oder Ironie, oder welcher Begriff auch immer nach langen Debatten dafür gewählt würde, und das auf mehreren Ebenen.

Sie gehen sie nach vorne, wo Andere zurückgewichen sind.

Nach Feine Sahne Fischfilet standen nun KIZ im Fadenkreuz des „ihrseidaberauchvollböseextreme“-Vorwurfs. Statt sich aber zu rechtfertigen, dafür, dass sie machen, was sie seit Jahren machen, oder gar dafür um Entschuldigung zu bitten, setzen sie noch einen drauf. Genau das Gegenteil dessen, was man an Krisen-PR sonst betreibt. Ein bißchen Trump-Style. Immer einen mehr. Bis einer heult.

Sie nutzen die Empörungsschickeria. In Zeiten, in denen die Empörung stets das Hirn wegtwittert, haben KIZ das richtige Medium und den richtigen Ton gewählt, um zu punkten. Es funktionierte: es retweeten, aufregen, empören, Wut ausdrücken und dadurch ein Thema viral gehen lassen, über das in einer Woche keiner mehr spricht. Genau so macht man das.

Sie verlachen die Schneeflocken-Verlacher. Nicht zuletzt dieser Blog hat sich immer wieder gegen Schneeflocken, sprich Gruppierungen, ausgesprochen, die überempfindlich sind, und sich durch alles verletzt und verärgert fühlen. Gleichzeitig sind unter den Schneeflocken-Verlachern eben nun viele, die so gar nicht über den Tweet lachen können, empört, verletzt und, ja, genau, Schneeflocken.

Vielleicht zuletzt: sie triggern maximal die AfD, und lassen sie ins Leere laufen. Sie entziehen sich dem gehypten „ABER WAS WIRD DIE AfD DARAUS MACHEN?“ – das seit Monaten und Jahren die AfD immer und immer weiter stärkt. Man kann sich derzeit kaum vorstellen, wie Diskurse in diesem Land möglich waren, ohne immer und jederzeit die AfD mitdenken zu müssen, stets im vorauseilenden Gehorsam.

Hätte man das alles nicht auch anders machen können? Doch. Bestimmt. Aber man muss es eben nicht, in einem freien Land.

Wir sind mehr und das ist gut so!

Hier könnten überall Antifaschisten sitzen. Quelle: Flickr.com, Foto: Dennis , CC BY-ND 2.0 

Der Hashtag #wirsindmehr wird von vielen in Frage gestellt, genau wie das für heute geplante Konzert gegen Rechts in Chemnitz, gerade auch aus linker Richtung. Da wird die Frage gestellt, was denn wäre, wenn wir nicht mehr „mehr“ sind. Klargestellt, dass in einem Rechtsstaat auch eine Mehrheit keine menschenfeindlichen Entscheidungen treffen darf. Wird darauf verwiesen, dass die Nazis auch eine Mehrheit hatten und gerade die Behauptung, mit Volkes Stimme zu sprechen, ein Instrument der Populisten ist. Es wird postuliert, dass solche massenwirksamen Aktionen nur Lippenbekenntnisse sind, danach alle wieder nach Hause fahren und nichts sich ändert. Es wird auf den wahren Kampf eingeschworen, der auf der Straße stattfände. Ja, es scheint fast schon eine Art Sehnsucht zu geben, jetzt endlich an dem Punkt zu sein, wo man als letzte Bastion im Untergrund mit selbstgebastelten Bomben und geklauten Pistolen in den aufrechten Widerstand geht.

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Herne kann es einfach auch nicht

In Herne demonstrierten heute einige Menschen gegen Rassismus und Krieg. Aufgerufen zu der Veranstaltung hatten im Kern die Gewerkschaften DGB und ver.di. Die Herner SPD unterstütze das Ganze, war aber heute woanders auf Klausurtagung. Neben den knapp 30-50 Demonstranten fand sich auch ein „gutes“ Dutzend besorgte Gegendemonstranten ein. Und ich, der ich eigentlich weder auf Demos gehe, noch von ihnen berichte. Es war schlimm.

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Wie die Anzahl der befristeten Jobs im Lande mit den Ereignissen von Chemnitz zusammenhängt

Am Karl-Marx-Monument sammelten sich die Nazis Foto: André Karwath Lizenz: CC BY-SA 2.5


Die jüngsten Ereignisse in Chemnitz liefern in der Tat einigen Grund zur Sorge. Gar keine Frage. Auch mich haben die vor Hass und Wut strotzenden Bilder aus der vergangenen Woche entsetzt. Wirklich überraschen kann einen diese Entwicklung jedoch grundsätzlich nicht.

Zudem sehe ich in den quer durch die gesamte Republik emotional diskutierten Aufnahmen aus Sachsen keinen Beleg für eine deutliche Zunahme von Rechtsradikalismus. Viele sehen das vielleicht anders. Rechtes Gedankengut hat es in der deutschen Gesellschaft aber doch immer schon in erheblichem Masse gegeben. In Alltagsgesprächen entdeckt man das recht häufig, wenn man sich mal die Mühe macht und darauf achtet, bei seinem Gegenüber mal ein wenig zwischen ‚den Zeilen‘ liest.

In einer Gesellschaft in der der erwirtschaftete Wohlstand jedoch möglichst gerecht verteilt ist, da ist dies im Regelfall dann aber im Alltag kein wirklich großes Problem, da es sich um eine klare Minderheit handelt, die die Gesellschaft durchaus aushalten kann und meiner Meinung nach auch muss.

Sind die Leute mit sich und ihrem Leben weitestgehend zufrieden, dann neigen sie meiner Erfahrung nach nämlich deutlich weniger zu radikalen Sprüchen und Handlungen.

Daher bereitet mir in diesem Zusammenhang auch eine andere Meldung der letzten Woche in ihrer Konsequenz und Tragweite deutlich mehr Sorgen, als die jüngsten Nachrichten aus Sachsen. So schlimm diese einzeln betrachtet ja seien mögen.

Denke ich an die langfristige Entwicklung in diesem Lande, dann finde ich es viel bedenklicher, dass die Anzahl der befristeten Arbeitsverhältnisse, und das wurde nur vergleichsweise nebenbei berichtet, aktuell ein neues Rekordniveau erreicht hat. Denn da besteht aus meiner Sicht durchaus ein direkter Zusammenhang zu den erschreckenden Bildern aus Chemnitz.

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Alles außer Pop – Warum ich die Toten Hosen nicht vollständig hassen kann

Es ist einfach und auch ein bisschen selbstverständlich, die Toten Hosen zu hassen oder mindestens peinlich zu finden. Und wenn sie jetzt in Chemnitz spielen, gibt es genug Leute, die darüber lästern. Dabei ist es gut, wenn berühmte Leute gegen Rechts spielen. Argumente für oder gegen so ein Konzert wurden bei uns hier bereits ausgetauscht.

Die Toten Hosen nicht vollständig zu hassen, fühlt sich für mich ein bisschen an, wie ein Outing. Ich bin ja hier für alles außer Pop zuständig und Nähe zum Mainstream sägt freilich an meiner narzisstischen Homöostase.

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Das Konzert in Chemnitz – top oder flop?

Hier werden Kraftklub auf Twitter für das Konzert am Montag.


Am Montag wird es in Chemnitz ein Konzert geben. Ein Zeichen gegen Rechts mit bekannten Bands, von Kraftklub bis Feine Sahne Fischfilet. Ein Zeichen, wohl eher ein PR-Stunt, der nur beruhigen soll. Oder doch bügerschaftliches Engagement? Auch bei uns Ruhrbaronen sind die Meinungen gespalten. Und deswegen werden Daniel Fallenstein und Sebastian Bartoschek das Pro und Contra des Konzertes am Montag ausrollen. Mitdiskutieren in den Kommentaren ausdrücklich erwünscht.

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