Wie wird Peak Anti-Woke?

Lässt sich der anti-woke Flächenbrand noch stoppen? Foto: R. v. Cube

Die „Stone Roastery“ in South Carolina hat eine „non-woke“ Kaffeeröstung im Programm. Da fragt man sich, was das sein soll, ein nicht-woker Kaffee. Kaffee soll ja eigentlich wach machen, wenn schon nicht im übertragenden, so wenigstens im wörtlichen Sinne.

Was umgekehrt „woke“ Produkte sind, ist ja auch schon etwas fraglich, aber doch zu erahnen. Als kritischer Mensch hinterfragt man natürlich, wenn Firmen ihren Kram als „nachhaltig“, „fair gehandelt“, „bio“ und so weiter labeln oder wenn sie Regenbogenflaggen draufdrucken. Tut man wirklich eine so gute Tat, wenn man beim Drogerie-Discounter ein „Kurkmuma-Biomalve-Pecan-Shampoo“ kauft? Wie viel Bio-Malve ist da wohl drin, in der Seife? Und wie viel schlechter wäre die Welt, wenn die nicht „bio“ wäre? Was zum Teufel ist überhaupt Malve?

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Ostdeutschland: Kein Geld mehr für Antidemokraten. Es wird wirklich Zeit.

Wen Ostdeutsche mehrheitlich am meisten mögen. Foto: Antje Jelinek

Das Bild ist bekannt: Der Osten ist blau. Man kann auf Direktmandate schauen, man kann auf die Zweitstimmen schauen – egal welche Betrachtungsebene man wählt, sieht man wieder: Ostdeutschland sehnt sich nach Moskau, und es ist eine Mehrheit der Ostdeutschen, wenn man beide Putin-Parteien zusammenzieht.

Es stellt sich die Frage: wie lange sollen die Städte im Westen noch die selbst erklärten Vororte Moskaus finanzieren?

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Regierungsbildungsbildung bis Ostern: Wieso so lange?

Friedrich Merz, CDU (Foto: Roland W. Waniek)

Das Ergebnis ist da. Wahlsiegerin ist die CDU, die SPD so schlecht wie nie, die Grünen im durchschnittlichen Bereich, die FDP raus und BSW gar nicht erst drin. Fertig.

In vielen Kommentaren direkt nach der Wahl sind Warnungen zu hören, dass es jetzt schwierige Regierungsbildungen geben wird. Wieso eigentlich? Es gibt nur eine einzige demokratische Mehrheit im Parlament, die sich finden kann: die Koalition zwischen CDU und SPD. Auf diese Koalition muss es hinauslaufen. Zum einen, weil es keine Alternative dazu gibt.

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Die Zukunft des Wählens? RUB-Forscherin entwickelt hybrides Wahlsystem

„Ich habe schon vor dem Master damit angefangen, zu Internetwahlen zu forschen“, sagt Prof. Karola Marky. „Das Thema hat mich motiviert zu promovieren.“ © RUB, Kramer

Wahlen sind das Fundament der Demokratie – und gleichzeitig ein hochsensibler Bereich. Jede Stimme muss sicher, anonym und nachvollziehbar erfasst werden. Doch die Realität sieht oft anders aus: Papierwahlen sind aufwendig, teuer und umständlich, während reine Online-Wahlen Sicherheitsrisiken bergen und auf wenig Vertrauen stoßen. Die Lösung könnte eine Mischung aus beidem sein.

Doch bis so ein System einsatzbereit ist, dauert es. Neue Wahlverfahren müssen nicht nur sicher sein, sondern auch von der Gesellschaft akzeptiert werden. Es braucht Beweise, Tests und Akzeptanzstudien. Bis morgen wird das alles nicht fertig sein, und bis zur nächsten Bundestagswahl wohl auch nicht. Aber die Forschung ist dran.

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Politik ohne Wahlrecht – Lisa (17) und ihre Sicht auf Demokratie

Das ist nicht Lisa. Es ist ein KI-erzeugtes Bild, damit der Artikel ansprechender erscheint. (Bild: Sebastian Bartoschek/ Midjourney)

Lisa interessierte sich für Politik, lange bevor sie wählen darf. Sie verfolgt Nachrichten, liest Wahlprogramme, diskutiert mit Freunden. In der Schule gibt es keinen festen Politikunterricht, aber politische Themen werden besprochen. Eine schulweite Jugendwahl steht an – für sie ein wichtiger Schritt zur politischen Bildung.

Früher übernahm Lisa viele Ansichten ihrer Eltern, inzwischen hinterfragt sie mehr. Sie beobachtet, wie sich politische Positionen verschieben und gesellschaftliche Debatten verlaufen. Sie nimmt wahr, dass sich Themen wie Klimaschutz und Gleichberechtigung oft nur oberflächlich in Wahlkämpfen wiederfinden.

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Selbstverständlich ist es besser, schlecht zu regieren als nicht zu regieren!

Christian Lindner Foto: Heinrich-Böll-Stiftung / Stefan Röhl Lizenz: CC-BY-SA 2.0

Ganz ehrlich: Wenn ich die Wahl zwischen irgendwelchen demokratischen Koalitionen hätte, würde ich immer eine bevorzugen, in der die FDP nicht dabei ist. Und natürlich habe ich politische Ansichten und Prioritäten. Aber im Großen und Ganzen ist mir egal, welche der demokratischen Parteien die Regierung stellt. Es dürfen keine Antidemokraten oder politischen Laien sein. Es müssen halbwegs intelligente Menschen sein, die sich Mühe geben, die Probleme zu lösen. Dann kommt sowieso ein Kompromiss dabei heraus.

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Wir brauchen den ÖRR mehr denn je!

ARD Logo aus den 70er Jahren Lizenz: Gemeinfrei

Der Skandal um die RBB-Intendantin Schlesinger ist ein gefundenes Fressen für alle, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowieso ablehnen. Und er offenbart sicherlich Fehlentwicklungen und Schwachstellen bei diesem unüberschaubar großen Apparat. Dass es solche Schwachstellen gibt, ist aber kein Argument gegen den ÖRR. Vielleicht sogar umgekehrt.
Denn das Phänomen, dass Personen mit einer gewissen Macht den Sinn für die Ehrlichkeit verlieren oder dass Personen ohne so einen Sinn sogar leichter an die Macht kommen, dieses Phänomen ist weder neu noch auf den ÖRR beschränkt. Das gibt es in der Verwaltung, im Sport, in der Politik. Das gibt es auch in der Wirtschaft. Nur ist es dort systeminhärent. Dass ein Manager sich bereichert, gehört zu seiner Berufsbeschreibung. Im Idealfall wächst sein Profit proportional zu dem der Firma, deswegen fällt es nicht auf. Wenn er es auf Kosten der Firma tut, fällt es schneller auf als in einem Betrieb wie der ARD. Aber das ist kein Grund, die ARD abzuschaffen. Es kann auch in Universitäten geschehen, in Ministerien oder Verkehrsclubs. Daraus folgt ja auch nicht, dass man Universitäten, Ministerien oder Verkehrsclubs abschaffen sollte.

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Von Regeln und Gewissen

Anarchie oder Disziplin? Foto: R. v. Cube

Sollte man der AfD den Vorsitz im Innenausschuss zugestehen? Die Frage führt weiter, als man im ersten Moment denken mag. Für eine Erläuterung des zugrundeliegenden Problems und der betroffenen Regelungen sei die jüngste Episode des Podcasts „Die Lage der Nation“ empfohlen. Zusammengefasst kann man sagen, dass der AfD das Recht zusteht, einen Vorsitzenden für den Innenausschuss (und für weitere Ausschüsse) vorzuschlagen. Dies ist auch geschehen. Nun ist es bisher parlamentarische Gepflogenheit gewesen, diese Vorschläge auch zu akzeptieren. Allerdings sieht das Reglement auch eine Wahl vor, wenn der Vorschlag nicht angenommen wird. Und diese Wahl ging nun zuungunsten der AfD-Kandidaten aus.
Das ist ein Novum (oder zumindest unüblich). Denn natürlich soll in einer Demokratie auch die Opposition die Möglichkeit haben, Politik mitzugestalten und ihre Sicht einzubringen. Es ist nicht wünschenswert, dass die regierende Mehrheit ihre Macht ausnutzt und die Opposition aus allen Gremien herauswählt, die eigentlich dafür da sind, der Regierung auf die Finger zu schauen. Ob die AfD möglicherweise einen rechtlichen Anspruch auf diesen Posten hat, wird sich wahrscheinlich vor Gericht klären. Aber man kann auch so schon fragen, ob es richtig ist, dies mit allen Mitteln zu verhindern.

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Auschwitz und Grundgesetz

Deutsche Soldaten stellen die Zerstörung eines polnischen Schlagbaums an der Grenze zur Freien Stadt Danzig nach, 1. September 1939 Lizenz: Gemeinfrei

Vor 80 Jahren überfiel mein Land Polen und begann den zweiten Weltkrieg an dessen Ende über 60 Millionen Menschen gewaltsam zu Tode gekommen waren.

Ich (Jahrgang 1961) wuchs in einem Elternhaus auf, das sehr konservativ war. Mein Vater hatte selbst ab seinem 16. Lebensjahr an diesem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte teilnehmen müssen. Auf der Seite der Verbrecher.

Es stand bei allen superkonservativen, teilweise atavistischen Gesellschaftsvorstellungen meines Vaters eines nie in Frage: Auschwitz darf sich nicht wiederholen. Kommunismus ist böse, aber der Faschismus ist das absolute, unaufhellbare Böse.

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Es ist nicht mutig, über die AfD zu sprechen

Ich halte seit Jahren Vorträge, seit knapp 10 Jahren. Über Verschwörungstheorien, über die Psychologie dahinter, über Wahrnehmungsphänomene und darüber, wie diese Fake News den Weg bereiten. So auch in der letzten Woche, als wir noch nicht sicher wussten, dass ein weiterer Mord auf das Konto der Rechtsextremen und -radikalen dieses Landes ging. Ich denke heute viel über diesen Vortrag zu Fake News nach, oder genauer, darüber, dass diesmal etwas anders war.

Ich sprach vor etwas über 200 Zuhörern. Die Stimmung war gut, der Raum gut ausgeleuchtet und belüftet und mit toller Technik ausgestattet. Wir hatten zwei schöne Stunden miteinander, das Publikum und ich. Eine Stunde Vortrag und fast noch eine Stunde Diskussion. Soweit, so normal.

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