Was muss eigentlich noch passieren, dass sich der DFB endlich von Oliver Bierhoff trennt?

Foto: Robin Patzwaldt

Die Außendarstellung des DFB in Sachen Fußball-WM in Katar ist und bleibt ein großes Ärgernis. Seit Jahren schon stören sich viele Fußballfreunde an der Tatsache, dass das Turnier, das im Herbst 2022 über die Bühne gehen soll, überhaupt in den Wüstenstaat vergeben wurde. Das Klima, die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter an den Stadien, die fehlende Fußballkultur, die Menschenrechtsthematik insgesamt usw.. Die Liste der kritikwürdigen Punkte an der Entscheidung der FIFA ist schier endlos. Auch hier im Blog haben wir darüber ja schon häufiger diskutiert.

Aktuell darf sich die Öffentlichkeit einmal wieder über das Verhalten von Oliver Bierhoff ärgern. Die Kollegen von RTL/ntv konfrontierten den DFB-Geschäftsführer jüngst mit ihren Recherchen über den Umgang mit Mitgliedern der LGBTIQ+-Gemeinschaft in Katar und filmten dessen Reaktion darauf.

Bierhoff gab sich ihnen gegenüber entsetzt und offenkundig völlig überrascht über das ihm gezeigte Film- und Ton-Material, in dem Menschen vom entwürdigenden Umgang mit ihnen vor Ort berichten und über Repressalien und Bedrohungen berichten. Der DFB-Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie Oliver Bierhoff reagierte damit, wie es von ihm hierzulande von der großen Mehrheit der Menschen  auf den ersten Blick sicherlich erwartet wird, zeigte sich erschrocken und hat den Zuschlag für Katar für die Fußball-Weltmeisterschaft grundsätzlich kritisiert.

„Wie konnte die FIFA die Vergabe in dieses Land geben?“, fragt der 54-Jährige als Reaktion auf Recherchen von RTL/ntv im Zusammenhang mit dem Umgang mit Homosexuellen im Emirat. Doch als Zuschauer dieses Interviews fragt man sich als erstes: Wie lange kann und will sich der DFB eine solche Führungskraft wie Oliver Bierhoff eigentlich noch leisten?

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Italien hat es geschafft: Boykott der umstrittenen Fußball-WM in Katar auf elegantem Weg

WM-Qualifikationsspiel im Hamburger Volksparkstadion. Archiv-Foto: Daniel Jentsch

Das Teilnehmerfeld für die Fußball-WM 2022 in Katar formt sich. Die von Anfang an hoch umstrittene Veranstaltung rückt scheinbar unaufhaltsam näher, scheint sich dabei zudem immer mehr von der ursprünglichen Kritik zu befreien.

Dies wurde unter anderem am Donnerstag noch einmal deutlich, als Europameister Italien sich im Playoff-Halbfinale gegen Außenseiter Nordmazedonien (0:1) in der Qualifikation sportlich bis auf die Knochen blamierte und die Endrunde verpasste. Italien-Trainer Roberto Mancini zeigte sich nach dem Spiel sehr enttäuscht über das Ausscheiden. Und auch Spieler zeigten sich betrübt. So sprach Roberto Mancini sogar von der ‚größten Enttäuschung seiner Karriere‘.

Dies zeigt, dass die Motivation der Sportler an diesem Turnier teilzunehmen trotz aller vielleicht vorhandenen Bedenken grundsätzlich noch immer überraschend groß ist. Auch im Lager des DFB-Teams ist zuletzt nur noch wenig Kritik am Gastgeber zu vernehmen gewesen.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass viele Ankündigungen der Vergangenheit, die bis hin zu einem Boykott Katars gingen, am Ende doch reine Lippenbekenntnisse waren. Die Fußball-WM 2022 scheint am Ende ähnlich unkritisch begleitet zu werden, wie vergangene Turniere. Jedenfalls, was die Teilnehmer betrifft. Hier droht eine vertane Chance.

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Der Rücktritt von Max Eberl bei Borussia Mönchengladbach offenbart ein großes Dilemma

Foto: Robin Patzwaldt

Fußball-Deutschland beschäftig aktuell die emotionale Pressekonferenz vom Freitag, bei der der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, Max Eberl, seinen sofortigen Rücktritt erklärt hat, weil er schlicht keine Kraft mehr hat um seinen Job auszuüben. Seine Offenheit wird gerade allseits gelobt. Der Respekt aller scheint im sicher. Das ist natürlich auch gut so, obwohl man sicherlich auch durchaus einige kritische Anmerkungen zum Verlauf seiner Amtszeit (insbesondere der letzten gut zwölf Monate) machen, Eberl jetzt nicht nur mit Lob und positiven Worten in seine angedachte und offenbar dringend nötige Auszeit verabschieden könnte.

Aber das erschiene mir an dieser Stelle hier jetzt ebenso unpassend, wie eine große Analyse der gestrigen Pressekonferenz. Mich erinnerte die Veranstaltung am Freitag und das Miterlebte in den vergangenen Wochen und Monaten nämlich stark an Abläufe und Beobachtungen, die wir, die wir den Fußball seit Jahren verfolgen, schon lange machen müssen, und die auch im Falle Eberls wieder vergleichbar ablaufen dürften. Leider, muss ich dazu sagen.

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Katar 2022: Die vielleicht wertloseste WM-Qualifikation des DFB-Teams aller Zeiten

WM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien im Hamburger Volksparkstadion. Foto: Daniel Jentsch

Seit Montagabend ist es amtlich. Die DFB-Auswahl hat sich als erste Mannschaft weltweit für die kommende Fußball-WM 2022 in Katar qualifiziert. Dank eines 4:0-Erfolges in Nordmazedonien, bei dem die Tore allesamt in der zweiten Spielhälfte fielen, kann der DFB ab sofort fest für das Turnier planen.

Es war der fünfte Sieg von Neu-Nationaltrainer Hansi Flick in Folge. Damit stellte der Ex-Bayern-Trainer den Startrekord von Joachim Löw ein. Die Stimmung bei Team und Medien ist derzeit entsprechend positiv. Am heutigen Dienstag liest und hört man fast überall nur lobende Stimmen.

Dabei ist die Nachricht bei näherer Betrachtung weit weniger großartig, als sie zunächst scheint. Genauer gesagt war die Qualifikation eigentlich die vielleicht wertloseste aller Zeiten. Und das aus unterschiedlichen Gründen.

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Das schwere Erbe des Joachim Löw

Ex-Bundestrainer Joachim Löw im Einsatz. Quelle: Wikipedia, Foto: Danilo Borges/copa2014.gov.br, Lizenz: CC BY 3.0

Die Erwartungen im Vorfeld waren riesig. Die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Herren sollte, nach den zuletzt bitter enttäuschenden Jahren unter Trainer Joachim ‚Jogi‘ Löw, durch einen in den Augen vieler längst überfälligen Trainerwechsel einen neuen Impuls erhalten. Die Erwartungen an Löws Nachfolger Hansi Flick waren vor dem Länderspiel am Donnerstag gegen Liechtenstein entsprechend.

Am Morgen danach könnte die Ernüchterung quer durch die Republik jedoch größer kaum sein. Zu Unrecht!

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Zweifel am Corona-Konzept: Eine Risikobegegnung beim BVB statt dem erhofften Pokalgewinn?

Am Mittwoch lobte ich hier im Blog öffentlich noch die Möglichkeit, dass sich Fußballfans nach langer Zeit der Krise endlich wieder ein Stück Normalität zurückerobert haben, seit dem Bundesligastart jetzt, nach rund einem Jahr Zwangspause, wieder nennenswerte Zuschauermengen in den Stadien mit dabei sein können.

Ich war am Dienstagabend einer von 25.000 Anhängern, die beim DFB-Supercup in Dortmund einen stimmungsvollen Abend genießen konnten, wenn aus meiner Sicht auch am Ende die ‚falsche‘ Mannschaft den ausgelobten Pokal mit nach Hause nahm.

Am Samstagmorgen folgte dann jedoch die böse Überraschung.

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Mutmacher DFB-Supercup: Erfolgreich ein Stück Normalität zurückerobert!

Das Westfalenstadion in Dortmund beim DFB-Supercup 2021. Foto: Robin Patzwaldt

Am Dienstag wurde in Dortmund der DFB-Supercup 2021 ausgespielt. Borussia Dortmund hat gegen den FC Bayern München um den ersten Titel der frisch angelaufenen Fußballsaison gekämpft. Es war rückblickend ein Abend, der mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Und das, obwohl die Bayern am Ende den Sieg davongetragen haben. Für mich als gebürtigen Dortmunder eigentlich kein Grund zur Freude. Und doch hatte ich einen wunderbaren Abend.

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Dietrich Schulze-Marmeling: „Man hat sich ein bisschen daran gewöhnt, nicht zum Fußball zu gehen“

Dietrich Schulze-Marmeling. Foto: privat

Der Buchautor Dietrich Schulze-Marmeling ist für seine klaren Meinungen rund um die Entwicklungen im modernen Fußball bekannt. Ruhrbaron Robin Patzwaldt tauschte sich im vergangenen März mit dem 64-jährigen Münsterländer zum Thema der im kommenden Jahr anstehenden Fußball-WM 2022 in Katar aus. Heraus kam seinerzeit ein kritischer Text, der viele unserer Leser sehr beschäftigte.

Jetzt, so kurz vor dem Start in die neue Saison der 1. Fußball-Bundesliga, haben sich die beiden erneut kurzgeschlossen. Diesmal ging es bei ihrem Austausch um die aktuellen Themen im nationalen Profifußball, mit dem Schwerpunkt auf den großen Ruhrgebietsvereinen aus Dortmund, Bochum und Gelsenkirchen. Und auch die derzeitige Situation rund um die DFB-Auswahl war Dietrich Schulze-Marmeling im exklusiven Gespräch mit den Ruhrbaronen einige sehr klare Aussagen wert

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#EM2020: Was wird auf Dauer bleiben, außer dem Corona-Virus?

EM-Gewinner Sandro Wagner. Quelle: Wikipedia, Foto: Rufus46, Lizenz: CC BY-SA 3.0

So schnell gehen also vier Wochen um! Die Fußball-Europameisterschaft 2020, die, wie wir alle wissen, Corona-bedingt erst im Sommer 2021 ausgetragen werden konnte, ist inzwischen auch schon wieder Geschichte. Mit Italien, das sich am Sonntag im Finale im Londoner Wembley-Stadion gegen die Vertretung Englands im Elfmeterschießen durchsetzen konnte, hat das Turnier einen verdienten Sieger gefunden.

Die Italiener haben, auf die kompletten vier Wochen gesehen, einfach den schönsten und erfolgreichsten Fußball gespielt. England, das im Gegensatz zu allen anderen Teams im Turnier den Vorteil hatte, dass es bis zum großen Finale nur ein Spiel auswärts zu bestreiten hatte, war überraschend stark, konnte am Ende jedoch nicht so sehr überzeugen, wie der spätere Sieger.

Während sie in London und Umgebung jetzt also Trauer tragen und ihren Kater auskurieren, feiern sie in Rom und dem Rest von Italiens ausgelassen ihren Erfolg. Selbst hier bei uns in Deutschland soll die Freude bei einigen Fußballfreunden groß gewesen sein. OK, abhaken!

Was aber blieb sonst von diesem Mammut-Turnier, das aufgrund der Corona-Pandemie, ein ganz besonderes war? So einiges. Nicht alles war und ist schön.

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#EM2020: Der Bundestrainer Joachim Löw geht als eine traurige Gestalt in die DFB-Geschichte ein!

Bundestrainer Joachim Löw im Einsatz. Quelle: Wikipedia, Foto: Danilo Borges/copa2014.gov.br, Lizenz: CC BY 3.0

Das Kapitel Joachim Löw ist beim DFB, nach dem abermals ernüchternden Auftritt beim 0:2 der Deutschen Auswahl gegen England bei der Fußball-Europameisterschaft 2020, endlich beendet.

Natürlich kann man in einem Achtelfinale in Wembley gegen eine Mannschaft auf Augenhöhe, die dabei zudem einen Heimvorteil genießt, verlieren. Die Ära Löw wird in Deutschland bei der überwiegenden Mehrheit der Leute wohl trotzdem als eine große Enttäuschung in Erinnerung bleiben.

Und das aus gutem Grunde: Wer die Zeichen der Zeit einfach nicht versteht, sich stattdessen über Jahre hinweg lieber in einer selbstgerechten Beratungsresistenz inszeniert, der hat es am Ende auch nicht anders verdient, als am Ende wieder von dem Sockel gestoßen zu werden, auf den ihn weite Teile der Öffentlichkeit einst voreilig hoben.

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