Es ist einfach und auch ein bisschen selbstverständlich, die Toten Hosen zu hassen oder mindestens peinlich zu finden. Und wenn sie jetzt in Chemnitz spielen, gibt es genug Leute, die darüber lästern. Dabei ist es gut, wenn berühmte Leute gegen Rechts spielen. Argumente für oder gegen so ein Konzert wurden bei uns hier bereits ausgetauscht.
Die Toten Hosen nicht vollständig zu hassen, fühlt sich für mich ein bisschen an, wie ein Outing. Ich bin ja hier für alles außer Pop zuständig und Nähe zum Mainstream sägt freilich an meiner narzisstischen Homöostase.
Um die Veröffentlichung ihres neuen Albums “Laune der Natur” gebührend zu feiern, spielen Die Toten Hosenam Erscheinungstag, dem 5. Mai, ein Konzert in einem der schönsten Clubs Deutschlands, dem Gloria in Köln. Die Releaseparty wird präsentiert von 1LIVE. Der Vorverkauf startet am kommenden Freitag (21.04.17) um 18 Uhr exklusiv im Online-Shop der Band. Um überteuerten Schwarzmarktpreisen einen Riegel vorzuschieben, gibt es ausschließlich personalisierte Karten. Alle weiteren Infos findet Ihr hier: http://www.dietotenhosen.de/news/laune-der-natur-releaseparty-am-5-mai-im-gloria-koeln
Die Toten Hosen „Laune der Natour“ 2017/2018 bricht alle Rekorde: Schon über 500.000 Karten verkauft.
Am 5. November letzten Jahres startete in Chemnitz die umjubelte Laune der Natur, auf der Die Toten Hosen bis zum 30. Dezember 25 ausverkaufte Konzerte in den größten Hallen Deutschlands, Österreich und der Schweiz spielten. Die knapp 300.000 Karten für diese Runde waren in Rekordzeit vergriffen. Auch für die angesetzten Open Airs in diesem Jahr ist die Nachfrage riesengroß, innerhalb von nur 14 Tagen sicherten sich schon wieder über 200.000 Fans ihre Karten. Daher wurde unter anderem für Essen bereits ein Zusatzkonzert am 25.05.2018 angekündigt.
Die Mannschaft der Toten Hosen möchte sich noch einmal ausdrücklich bei ihrem Trainer Rudi Völler bedanken: „Er kam in der Stunde der Not, hat uns mental und körperlich in kürzester Zeit wieder auf Vordermann gebracht. Dank dieser herausragenden Leistung waren wir auf den Punkt da und haben einen guten Saisonstart hingelegt. Jetzt gilt es, die formstarke Phase zu nutzen und unseren Vorsprung auch im kommenden Jahr weiter auszubauen.“
Am 30. Oktober erscheint ein neues Doppel-Album der Toten Hosen in Zusammenarbeit mit der Robert-Schumann-Hochschule. Grund genug, um uns mit Campino über das Album, Antisemitismus und über eine Welt ohne Ausgrenzung zu unterhalten.
Ruhrbarone: Immer wieder treten die Toten Hosen gegen Rassismus und Antisemitismus ein. Woran liegt es, dass sich die Toten Hosen in dem Bereich so profiliert haben? Campino: Wir sind aus einer Generation, die es nicht anders gewohnt ist, als Musik immer auch mit einer politischen Komponente zu sehen. Haltung war für uns immer wichtig und deshalb auch die Frage: „Welcher Mensch singt da gerade das Lied, das mir gefällt?“. Ein schönes Lied allein hat für uns nie gereicht. Wenn uns also ein Künstler mit seiner Haltung nicht sympathisch war, haben wir seine Lieder auch nicht mehr gehört, egal wie gut die gewesen sein mögen. 1976/77 war ich 13, 14 Jahre alt. Ich verliebte mich in die Musik der gerade aufkommenden Punkbewegung. In England ging es dabei immer auch um „Working Class Attitude“ und hatte deshalb von Anfang an eine politische Basis. Lieblingsbands wie „The Clash“ oder „Sham 69“ spielten dann bei „Rock Against Racism“ Konzerten. Das hat uns beeindruckt, so wollten wir auch sein. Also haben wir deren Lebensgefühl und ihre politische Grundeinstellung übernommen. So etwas kriegt man in seinem ganzen Leben nie wieder raus.
Ruhrbarone: Also hat für dich Musik auch immer etwas mit Politik zu tun? Campino: Nicht jede Musik. Natürlich hat nicht jede Musik etwas mit Politik zu tun. Und es gibt eine klare Existenzberechtigung für unpolitische Popmusik. Aber wenn mir in meinem Leben ein Künstler wirklich etwas bedeutet hat, dann hatte das auch immer was mit seiner Haltung zu tun. Und in diesem Moment kommt man an der Politik nicht mehr vorbei. Ich verstehe aber auch die Bands, die sich damit schwerer tun und argumentieren: „Wir wollen unser Publikum nicht Belehrmeistern“ oder „Wir finden, das ist nicht unsere Aufgabe“. Diesen Standpunkt akzeptiere ich total.
Ruhrbarone: Bei den Konzerten wurden vor allem alte Lieder, die als entartete Musik diffamiert wurden, gespielt. Warum nicht neuere Lieder, die sich mit Antisemitismus beschäftigen, wie zum Beispiel „Sommerlüge“ von Danger Dan…? Campino: Es liegt in der Natur der Sache, dass es im Kern um die Lieder von und vor 1938 ging. Die Aufgabenstellung war nicht, neuere Lieder zu spielen. Wir haben das Feld nur ein bisschen erweitert, um unsere eigene Sichtweite zum Thema „Rechtsextremismus“ und Fremdenfeindlichkeit stärker einzubringen. Wir hätten auch nie damit gerechnet, dass aus diesen drei Abenden mal ein Livealbum entstehen würde.
Ruhrbarone: Wie hört es sich an, wenn die Toten Hosen mit alten Stücken am Start sind?
Dass die Düsseldorfer Punkrockband es überhaupt nicht mochte, dass Parteien ihre Musik im Wahlkampf eingesetzt haben (speziell das Lied ‚Tage wie diese‘), das haben wir auch bei den Ruhrbaronen bereits vor ein paar Wochen dokumentiert.
Das Thema scheint die Band noch immer deutlich mehr zu beschäftigen, als man vielleicht glauben könnte. Im Laufe der zurückliegenden Nacht verbreiteten sie obenstehendes Video über Facebook. Witzig, oder nur eine nervige Aktion?
Liest man die bisherigen Kommentare dort unter dem Eintrag, dann gehen die Meinungen darüber weit auseinander. Der Kommentar der Band bzw. des Betreibers ihres offiziellen Facebookaccounts lautet kurz und knapp wörtlich: „jetzt hört der spaß aber wirklich auf…“
Um ihr Einverständnis gefragt hat Sie offenbar niemand. Trotzdem wird das Lied ‚Tage wie diese‘ der ‚Toten Hosen‘ offenbar aktuell im Wahlkampf eingesetzt.
Dies moniert die Band aktuell zumindest. Wie sie auf Ihrer Facebook-Seite vor wenigen Minuten mitteilten, wollen die Düsseldorfer Punkrocker jedoch nicht mit CDU und SPD in Verbindung gebracht werden und distanzieren sich von den Vorgängen:
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