The Cure XII – Bloodflowers

Stellen Sie sich vor, Sie hätten ein Freund, den Sie seit 20 Jahren kennen und lieben. Nennen wir ihn Horst. Horst ist groß und schlank, mit dunklen Augen und einem subtilen Sinn für schwarzen Humor. Jetzt kommt jemand und stellt Ihnen eine andere Person vor – Herbert – und behauptet: „Den wirst du lieben! Der ist wie Horst, groß und schlank mit dunklen Augen und einem subtilen schwarzen Humor! Ich bringe Herbert heute Abend mit.“ Sie verbringen einen Abend mit Herbert und er ist okay, aber nicht wirklich zugänglich, einiges, was er sagt, erscheint eher oberflächlich und er ist ziemlich in sich gekehrt, aber dann hält er wieder schwer nachvollziehbare Monologe. Wie wahrscheinlich ist, dass Sie Herbert nach diesem ersten Abend genauso lieben wie Ihren Jahrzehnte alten Lieblingsfreund Horst?

Ungefähr das dürfte vielen passiert sein, die Bloodflowers mit den Worten angepriesen bekamen: „Die ist wieder wie die Disintegration!“

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The Cure IX – Disintegration

Über die Disintegration zu schreiben, ist eine Herausforderung. So vielen gilt sie als das beste The Cure-Album aller Zeiten, als ihr unbestrittenes Meisterwerk. Aber die These dieser Reihe ist ja, dass jedes Cure-Album ein Meisterwerk ist. Dazu muss man die Disintegration gewissermaßen von ihrem Thron holen, ohne den Anschein zu erwecken, sie wäre gar nicht so gut. Denn sie ist so gut. Die anderen sind nur auf ihre Weise alle auch sehr gut. Wenn man noch einmal den Vergleich mit den Kindern heranzieht, von denen keines das Lieblingskind ist, dann ist die Disintegration vielleicht dieses ältere Kind, etwas reifer als die anderen, etwas gescheiter als die anderen, das immer gute Noten schreibt und das auch mal auf die Kleinen aufpasst und von sich aus im Haushalt hilft – man hat es nicht lieber als den Rest, aber man erwartet einfach wie selbstverständlich, dass es in gewissen Aspekten überlegen ist und man muss vielleicht sogar manchmal aufpassen, dies nicht als selbstverständlich hinzunehmen.

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