Sportpolitik: Die 4-Jahres-Sperre der Wada für Russland wird so nicht bestehen bleiben!

Olympische Ringe. Quelle: Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei

Es war die spektakulärste Sport-Nachricht des bisherigen Tages: „Im Skandal um manipulierte Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor hat die Welt-Antidopingagentur (Wada) eine Vierjahressperre gegen Russland verhängt. Damit darf Russland als Nation unter anderem nicht an den beiden kommenden Olympischen Spielen in Tokio 2020 und Peking 2022 sowie an der Fußball-Weltmeisterschaft im selben Jahr in Katar teilnehmen.“

Klingt wild entschlossen und für die vielen unschuldigen Sportler in Russland, die davon in Mitleidenschaft gezogen würden, auch ziemlich hart. Doch wer sich ein wenig mit der Materie beschäftigt hat, die vielen Berichte über angebliches ‚Staatsdoping‘ verfolgt hat, der wird die Sperre sicherlich als grundsätzlich gerecht und völlig nachvollziehbar ansehen.

Nach dem Bericht der Prüfkommission seien von den Russen Tausende Daten gelöscht oder manipuliert worden. Zuletzt war die Rede davon, dass so mindestens 145 Sportler geschützt werden sollten. Das kann und darf der internationale Sport nicht durchgehen lassen, wenn er im Kampf gegen Doping auch nur ansatzweise glaubwürdig bleiben will.

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Deutscher Medaillenschwund bei Olympia? – Egal!

Olympische Ringe. Quelle: Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei
Olympische Ringe. Quelle: Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei

Aktuell beklagt man ja vielerorts, dass die Deutsche Olympiamannschaft erst vier Medaillen bei den Wettkämpfen in Brasilien erringen konnte, nachdem inzwischen immerhin schon rund ein Viertel der Entscheidungen in Rio gefallen ist.

Und tatsächlich ist der aktuelle Rang 13 im Medaillenspiegel für ein Land wie Deutschland, welches sich in der Vergangenheit regelmäßig unter den ‚Top 6‘ bei den Sommerspielen aufhielt, nicht gerade zufriedenstellend, was das Verhältnis von Aufwand und Ertrag betrifft.

Grundsätzlich also durchaus ein Grund zur Unzufriedenheit bei den daran Beteiligten aus diesen Breiten. Es sind doch schon reichlich Hoffnungen und Erwartungen des DOSB enttäuscht worden. Schwimmen, Fechten, Rudern, Fußball, nirgendwo lief es so wie erhofft. Rein sportlich. Und aus nationaler Sicht. Da kann man sich schon grämen.

Doch in diesem Jahr ist irgendwie alles anders. Zumindest bei mir. Nicht nur, dass ich meine Patriotismus in dieser Richtung in den letzten Jahren ohnehin mehr und mehr eingebüßt habe, es sind gerade auch diesmal halt auch Spiele im Schatten des Dopingsumpfs, Spiele wo einem Nachrichten über Sicherheitsbedenken und Terrorgefahren im Kopf herumspuken. Da gibt es aktuell also wahrlich Wichtigeres für den Sportfan als die Medaillenausbeute des Heimatlandes.

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Radsportgeschichte: ‚Shut Up Legs‘ – Die Profijahre des Jens Voigt

Jens Voigt bei der 'Tour'. Foto: Imago
Jens Voigt bei der ‚Tour‘. Foto: Imago

Zugegeben, die jüngste Ausgabe der ‚Tour de France‘ zählte nicht gerade zu den spektakulärsten Frankreichrundfahrten der Sportgeschichte. Daran konnte auch weder der insgesamt souveräne Gesamtsieg des Chris Froome, noch der Etappensieg von Sprinter André Greipel bei der Abschlussetappe nach Paris aus deutscher Sicht etwas ändern.

Voigt Cover (377x600)Es fehlte der Veranstaltung diesmal scheinbar irgendwie an echten Köpfen und Geschichten.

Das war längst nicht immer so. Ganz im Gegenteil! Es gibt und gab in diesem Zusammenhang unzählige Highlight-Geschichten zu erzählen. Und ein wunderbares Beispiel dafür ist auch die in diesen Tagen frisch erschienene Autobiographie von Jens Voigt.

Voigt, noch immer einer der populärsten Radprofis Deutschlands, zieht in dieser Bilanz über 18 Jahre Rennradsport. Er berichtet darin von seinen Kindheitstagen in der DDR bis zu seinem Rücktritt als Profi 2014.

Aufgrund seiner stets geradlinigen Art (sowohl auf als auch neben dem Rennrad, sowohl im Peloton als auch bei Zuschauern und Medien) wurde und wird der Ex-Profi noch immer hoch angesehen. Hier nun gibt er tiefe, persönliche Einblicke in die Welt des Profi-Radsports, beleuchtet sowohl die Höhen der Siege als auch die Tiefen bei Niederlagen, Stürzen oder Doping-Skandalen.

Insgesamt entstand, unter Mithilfe von Co-Autor James Startt, so ein Buch voller Insiderwissen, mal mit ruhiger Ernsthaftigkeit aber auch mal mit dem bekannt selbstironischen Charme des beliebten Blondschopfes. Sehr empfehlenswert!

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Thomas Kistner: ‚Schuss – Die geheime Doping-Geschichte des Fußballs‘

Schuss Cover (391x600)Noch läuft in der 1. Bundesliga an diesem Wochenende bekanntlich gerade der achte Spieltag der noch immer relativ jungen Saison. Auch in Liga 2 ist man derzeit noch aktiv. Doch schon ab Montagabend beginnt dann wieder die von vielen Fans ungeliebte Länderspielpause im Profifußball. Zwei Wochen kein Ligafußball, nur die in den Augen vieler Fußballfreunde vergleichsweise wenig emotionalen Länderspiele.

Wer die dann ungewohnt vielen fußballfreien Tage und Abende vielleicht auch dazu nutzen möchte sich mal wieder mit einem aktuellen Sportbuch zu beschäftigen, für den habe ich heute mal wieder einen kleinen Tipp. Man muss dafür allerdings innerlich bereit sein sich ‚seinen‘ Sport ein großes Stück weit hinterfragen zu lassen, ja sogar Gedanken zuzulassen, dass das was man jede Woche mit so viel Spaß verfolgt, vielleicht nur eine Art von Illusion ist. Denn das in dieser Woche frisch vorgelegte Buch ‚Schuss‘ hinterfragt die gesamte Sportart wirklich massiv, ziert am Ende auch ein wirklich düsteres Fazit: Der Fußball ist eigentlich längst kaputt. Starker Tobak!

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Die große Jagd nach dem ‚Gelben Trikot‘: Am morgigen Samstag beginnt die 102. Tour de France

Die Tour 2005. Ein Bild aus 'besseren' Tagen der 'Tour'? Quelle: Wikipedia, Lizenz: Gemeinfrei
Die Tour de France im Jahre 2005. Ein Bild aus ‚besseren‘ Tagen? Quelle: Wikipedia, Lizenz: Gemeinfrei

Vor Jahren noch ein sehr bedeutendes nationales TV-Ereignis, auch hier bei uns in Deutschland, fristet die traditionelle Frankreichrundfahrt, das wohl mit Abstand bedeutendste Radsportevent weltweit, hierzulande, nach schier unzähligen Negativberichten rund um das Thema ‚Doping‘ in den letzten Jahren, aktuell eher ein Schattendasein.
Längst vorbei die Zeiten, als Erik Zabel und Jan Ullrich die Nation zu Millionen vor die Bildschirme zog, ARD und ZDF stundelang mit eigen Teams vor Ort präsent waren und die Zuschauer von den einzelnen Etappen, zusammen mit ausgedehnten Sightseeing-Tipps zu den jeweiligen Etappen und kulinarischen Besonderheiten aus der jeweiligen Gegend live und ausführlichst unterhielten.
Dabei hat das Radrennen quer durch unser Nachbarland bzw. sogar einige Nachbarländer noch immer seinen ganz speziellen Reiz. Nicht nur sportlich, sondern eben auch kulturell und touristisch.
Wunderbar entspannend, wenn man als Zuschauer daheim die Schönheit der Landschaft durch technisch aufwändige Liveübertragungen bequem vom heimischen Sofa aus mit verfolgen kann, sich so auch über mögliche, zukünftige Urlaubsziele einen Eindruck machen kann.
Bereits am morgigen Samstag startet nun also schon die 102. Auflage der Tour de France. Die Strecke des größten Radsport-Ereignisses der Welt führt dieses Mal in 21 Etappen über 3360 Kilometer durch die Niederlande, Belgien und Frankreich.

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Die Akte Purczeld – Teil 1: Doping

Statue von Ferenc Puskás in Dudapest. Quelle: Wikipedia, Foto: Fekist, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Statue von Ferenc Puskás in Budapest. Quelle: Wikipedia, Foto: Fekist, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Unser Gastautor Thomas Weigle beschäftigt sich im heute hier vorliegenden ersten Teil der seines Zweiteilers „Die Akte Purczeld“ mit dem Thema „Doping“:
Die aktuelle und erstaunlich unaufgeregte Diskussion über Doping in der Fußballbundesliga erinnert so überhaupt nicht an die erste Dopingdiskussion im deutschen Fußball Anfang 1957, in der kurzfristig kein Fußballauge trocken blieb und ein übellauniger DFB sehr ernst nahm, was ein gewisser Franz Purczeld Anfang 57 im renommierten France Football zu erzählen wusste.
Immer wieder wurde und wird bis heute darüber spekuliert, ob die Gelbsucht, die einige Mitglieder des 54er DFB-Aufgebotes lange aufs Krankenlager warf, Folge der Verabreichung von Doping gewesen sein könnte. Oder ob die Krankheit Folge von unsauberen Spritzen war, mit denen Vitamin C verabreicht wurde. Immerhin hielten sich acht Spieler im Jänner 55 zu einer „Geheimkur“ in Bad Mergentheim auf. Ob Doping oder nicht Doping, soll hier nicht Thema sein, weil jede Antwort 60 Jahre später letztlich Spekulation ist. Hinzu kommt, dass es seinerzeit keine Dopinglisten gab, aufbauende Mittel galten als nicht verbotene „Hilfsmittel“.

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Neues Anti-Doping-Gesetz in Berlin vorgestellt – ‚Großer Wurf‘, oder einfach nur ‚dumm‘?

Das Berliner Olympiastadion. Foto: Robin Patzwaldt
Das Berliner Olympiastadion. Foto: Robin Patzwaldt

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und Justizminister Heiko Maas (SPD) haben heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin ein Anti-Doping-Gesetz für Deutschland vorgestellt.
Spitzensportler, die beim Doping erwischt werden, müssen demnach zukünftig, neben einer drohenden sportlichen Sperre durch die Sportverbände, in Deutschland mit bis zu drei Jahren Haft rechnen. Das Gesetz, das auch den Besitz von Doping-Mitteln unter Strafe stellt, soll „zur Erhaltung der Integrität des Sports“ beitragen.
Doping-Ärzten und anderen Hintermännern drohen in Zukunft demnach sogar härtere Strafen als den Athleten. Der Entwurf sieht u.a. Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren vor, wenn jemand „die Gesundheit einer großen Zahl von Menschen gefährdet“.

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Thema Doping: Lieber Erik Zabel!

Erik Zabel. Quelle: Wikipedia, Foto: Heidas, Lizenz: C
Erik Zabel. Quelle: Wikipedia, Foto: Heidas, Lizenz: CC

Ich wende mich heute einmal mit dieser kurzen Stellungnahme an Sie ganz persönlich, da mich Ihr (erneutes) Dopinggeständnis vom Wochenende, im Anschluss an die jüngsten Veröffentlichungen zu dem Thema, doch auch persönlich sehr getroffen hat.

Sie, Herr Zabel, haben nun offenbar gegenüber der ‚Süddeutschen Zeitung‘ ganz offiziell eingeräumt in den Jahren 1996 bis 2003 mehr oder weniger regelmäßig zu leistungssteigernden Mitteln gegriffen zu haben. Das stimmt mich, ehrlich gesagt, sehr traurig und auch (nach all den Jahren noch immer) etwas wütend.

Ich gehörte in den Jahren als Sie noch einer der Top-Stars der internationalen Radrennszene waren, nämlich zu ihren Sympathisanten, man könnte sogar sagen Fans.

In ihren großen Jahren im Radsport, speziell auch immer bei der ‚Tour de France‘, machte ihre natürliche, sympathische  Art Sie für mich zu meinem ‚Liebling‘ in den Profi-Startfeldern des Radsports. Auch die Tatsachen, dass Sie hier in der Region (nämlich in Unna) wohnen, und wir beide faktisch ein Jahrgang sind, brachten Sie mir damals rasch deutlich näher als andere Radprofis.

Ihre 12 Etappensiege auf der Frankreichrundfahrt, jedes gewonnene und /oder verteidigte ‚Grüne Trikot‘ habe ich Ihnen von Herzen gegönnt. Da konnte z.B. ein Jan Ulrich mit seinen Leistungen anstellen was er wollte, mein ‚Radsportheld‘ in diesen Jahren waren immer Sie!

Als Sie dann im Jahre 2007 erstmals unter Tränen einräumten bei der Tour 1996 einmalig mir ‚Epo‘ ‚experimentiert‘ zu haben, da war ich, im Nachhinein muss man wohl sagen naiver Weise, gewillt Ihnen das auch so zu glauben, dass es sich eben tatsächlich ‚nur‘ um einen einmaligen Ausrutscher handelte.

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Radsport: Der ‚Fall‘ Lance Armstrong – Der letzte ‚Sargnagel‘ für den Profi-Radsport?

Lance Armstrong bei der Tour 2010, Quelle: Wikipedia Foto: Haggisnl Lizenz: cc

Ich habe lange überlegt, ob ich meiner Verärgerung über die jüngsten Entwicklungen im Fall ‚Lance Armstrong‘ dem vor einigen Tagen auch offiziell alle Tour-de-France-Titel aberkannt wurden, hier noch einmal in die Welt hinausposaunen soll. Ich mache es nun doch, denn für mich hat sich das Interesse am Profiradsport damit nun wirklich endgültig erledigt.
Man hat längst den Eindruck gewinnen müssen, dass diesem Sport nicht mehr zu helfen ist. Zu viele Lügen und falsche Beteuerungen in den letzten Jahren. Glaubt da wirklich noch jemand an eine ernsthafte Umkehr im Verhalten der Verantwortlichen? Ich nicht!
Jahrelang gehörte es zu meinen liebgewonnenen Gewohnheiten im Sommern, nach dem Tennis-Turnier von Wimbledon, die ‚Tour de France‘ zu verfolgen.
Ich fand es immer beeindruckend was dort ablief. Diese Leistungen waren, aus meiner Sicht, nicht hoch genug einzuschätzen. Wie sich die Männer dort die Berge hochquälten, wie sie nach hunderten Kilometern Wegstrecke noch um den Sieg sprinteten. Beeindruckend!
Dazu diese herrlich abwechslungsreiche Sommerlandschaft. Tolle Unterhaltung war das für mich über Jahre.
Die Sieger der Frankreichrundfahrt wurden hofiert. Bernard Hinault, Greg LeMond, Miguel Indurain, Laurent Fignon, Pedro Delgado… Alles sportliche ‚Helden‘ für mich damals!
Und dann kamen

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Auf die befreite Tour!

Die große Schleife ist für mich immer noch die Orangina im Dorfbistro. Sommeraugen, die sich langsam gewöhnen an den Schattenraum hinter der Markise. Der Fernseher klebt wie ein Spinnennetz an der Zimmerecke, bringt 20 Tage Sirenenhupe mit Schluckauf, Tourfunk. Gleich beginnt die 96. Tour de France – eine Hymne, trotz allem!

20 Tage steht die Piquenique-Nation jetzt am Straßenrand. Pferde nehmen es mit dem Pulk auf, bis sie am Ende ihrer Koppel bockig austreten. Flat-flat-flat-flat-flat Hubschrauber über dem Feld der 200 Fahrer, für die es drei Wochen lang keine Grenzen gibt. Kann kommen, was will: Der Mont Ventoux, die Atlantikküste im Gegenwind, 40 Kilometer Contre-La-Montre, Massensturz in La Grande Motte. Verschorfter Zellstoff an bronzenen Armen, wirbelgezackte Leguanrücken. Das Fernsehen – ganz nah hält es auf Rippenbögen, Hühnerbrüste, Wangenknochen, Stirnhöhlen, Sonnenbrände. Ausgezehrte Männer, die Pässe hinauf wanken, zu stehen scheinen, wenn sie eingeholt werden.

Zielgesten. Selbst mit 60 Kaemha werden Sieger und Platzierte aufgefangen, umspült vom Meer der Reporter, Betreuer, Fans. Nur kurzer Stillstand. Auf steifen Beinen zur Kontrolle, in den Tourbus. Ehrungen. Später fahren sie wie die  Touristen auf dem Rad ins Mannschaftshotel zu Nudelbergen und Massageöl. Drei Wochen D-Zug, Mastvieh, Knetmasse.   

Le Tour das ist Merckx, Thurau, Laurent Fignon, LeMond, Indurain. Le Tour ist Eurosport. Le Tour ist Hundert Jahre und mehr. Le Tour war nie unschuldig, ein Kräftemessen mit allen Mitteln, und trotzdem großer Sport, grundehrliche Schinderei – wer das nicht sieht, hat keine Augen im Kopf. Oder mal wieder den Krieg verloren!

Auch Deutschlands vierter Frankreichfeldzug, diesmal auf zwei Rädern und angeführt von einem privatisierten Staatsbetrieb, war eine Pleite. Aufgespielt haben sie sich, die Straßenrandreporter mit ihren neudeutschen Radhelden, als hätten sie auch diesen Sport erfunden. Radsport war das Aufputschmittel der korrupten "Kollegen", ihr Chefschwätzer sitzt im Gefängnis. Die Starfahrer von damals sind in Pension. Bis auf einen haben sie gestanden. Helden, die gerichtet wurden. Und am Ende der Dienstfahrt werden dieses Jahr nur noch dreißig Minuten Live im deutschen Fernsehen gezeigt. Tatsächlich haben die Sendeanstalten nichts begriffen, schon stehen sie vor dem nächsten Scherbenhaufen im olympischen Winter.

Ich habe mich nicht in ihnen getäuscht, nicht in Zabel, in Ullrich oder Armstrong. Welches Recht habe ich auf sauberen Sport? Als Zuschauer, keines. Welche Recht(e) hat das Fernsehen? Senderechte. Sie zahlen für zwanzig Tage Radterror, den Wahnsinn der Getriebenen, bekommen gewaltige Bilder, Dramen, Tempo, aber auch Liebe, Tradition und Kultur, das säuselnde Peloton vor Rapsfeldern. Und statt über die Kultur der Leistungsgesellschaft auf dem Rennrad, über die Tradition der Hilfsmittel zu berichten, haben das die "embedded broadcasting companies" den deutschen Zuschauern für Jahre lieber verschwiegen. So gemein waren sie mit den experimentellen Pedaleuren auf der Terrasse des Teamhotels. Jetzt endet dieser Feldzug endgültig mit 30 Minuten am Tag. Und im nächsten Jahr wird totgeschwiegen.

Das ist die Crux am Doping: Betrogen wird nur der Konkurrent. Aber wer ist schon zimperlich, bei 3.500 Kilometern, 21 Etappen, dem ewigen Auf und Ab. Gleich (16 Uhr) geht es los, ich freu mich – hier klicken und länger zusehen.