Dortmund wird zur Gastro- Steppe

Diesen Sommer erlebe ich in Dortmund meinen Sommer der Langeweile. Dortmund hat es geschafft, das jede Gastronomie, die ich als Lofibos bisher besucht habe, geschlossen ist. Ein Leidensbericht von unserem Gastautor Thorsten Stumm.

Auf dem ehemaligen Thiergelände hat eine Shoppingmall , die Sixpm, das Mendoza und die Liquid Lounge planiert. Die Livestation ist dem Bahnhofsumbau zum Opfer gefallen. Gut, habe ich mir gedacht, gehst Du erstmal nicht mehr feiern. Ausserdem ist mit der Eröffnung des FZW da eine gewisse Entlastung geschaffen.

Allerdings kommt es diesen Sommer knüppeldick. Das Solendo, mein Strand, geschlossen. Im Brückstrassenviertel haben in Juli das CHill’Ar und die Q-Bar endgültig geschlossen.

Nun schliesst auch mein letztes Refugium. Das Edwards in der Berswordthalle macht zum 31.07. zu. Nicht wegen wirtschaftlichem Misserfolg sondern der Besitzer Holger Lente gibt entnervt vom Kleinkrieg mit der Stadt Dortmund auf. Die Liste der Ärgernisse ist lang. Mal sperrt die Stadt einfach die Berswordthalle und damit alle Zugänge zum Edwards. Oder verweigert eine notwendige Sanierung der Abwasserrohre.

Als ich Bochumer in den 90’er nach Dortmund zog, war ich anfangs entsetzt über die Szenewüste Dortmund. Der Mettbrötchen-Stammtisch-Durch-und-Korn-Stösschen-Steppe entzog ich mich und fuhr öfter nach Bochum. Anfang des 21. Jahrhunderts schien es auch in Dortmund so zu sein, das sich immer mehr Menschen mit der Langeweile in Dortmund nicht abfinden wollten.
Passe, die Mettbrötchen haben gewonnen.

Juicy Beats – Das Sowieso-Festival aus Dortmund

Die Macher der Kulturhauptstadt nannten „Juicy Beats“ ein „Sowieso-Festival“. Eines der vielen Festival aus dem Ruhrgebiet, die unter ihrer Wahrnehmungsschwelle lagen und es sowieso gab. Klar, Mega-Events wie die Loveparade versprachen mehr internationale Aufmerksamkeit.

Seit 1996 gibt es Juicy Beats. Gut 20.000 Besucher werden morgen in den Westfalenpark kommen. Vielleicht ein paar mehr, vielleicht ein paar weniger. Egal. Das Line Up ist hervorragend: Tocotronic, Die Sterne, Blumentopf, Sista Orchestra, Phoneheads und viele andere. Ein Ruhr2010-Logo sieht man nicht auf der Homepage – allemal ein  Zeichen für Qualität. Juicy Beats, Blackfield, Bochum Total und all die anderen  Festivals aus dem Ruhrgebiet wurden von den Ruhr2010-Machern immer abfällig als „Sowieso-Festivals“ bezeichnet.  Veranstaltungen aus dem Revier, für die man sich nicht weiter interessierte, die es sowieso gab.  Los geht es um 12.00 Uhr Mittags.

Um 18.45 Uhr gibt es eine Schweigeminute für die Toten der Loveparade.

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Pro NRW: Rechte Heuler in Dortmund

Pro NRW will in Dortmund Hörde demonstrieren. Das gefällt natürlich ausser Pro NRW niemanden.

Die Rechtspopulisten von Pro NRW und ihr lispelnder Anführer Markus Beisicht sind die Heuler unter den Rechten: Jeder Muselmann lässt ihnen das Blut in den Adern gefrieren, sehen sie eine schwarze Jacke, erzittern sie vor einem Angriff der Autonomen. Aber auch Pro NRW will ab und an in die Medien und so hat die Gruppe für morgen eine Veranstaltung in Dortmund-Hörde angemeldet.  200 Mann sollen kommen. Unwahrscheinlich. Bei ihrer letzten „Großdemonstration“ in Duisburg-Marxloh brachten sie gerade einmal 150 Mann auf die Straße – und davon kamen viele aus Österreich und Belgien. Mal schauen wie viele es in Hörde werden. Protest gibt es auch.  Ebenfalls in Hörde ab 12.00 Uhr auf der Straße Am Clarenberg.

Der Ruhrpilot

NRW: Gefährliches Beziehungsexperiment…Stern

NRW II: Kinder, Kommunen, Kohlendioxid…taz

NRW III: Ein schulpolitisches Déjà-vu…FAZ

NRW IV: Die NRW-CDU hat wieder eine Führung…Welt

Karstadt: Arcandor-Insolvenzverwalter verklagt Middelhoff…RP Online

Ruhr2010: Still-Leben Ruhrschnellweg Verlosung…Pottblog

Gelsenkirchen: Wie sich das Grillo Gymnasium lächerlich macht…Gelsenkirchen Blog

Bochum: Ausbau des Platzes des Europäischen Versprechens beginnt…Ruhr Nachrichten

Dortmund: SPD und CDU segnen Haushalt ab…Der Westen

ARAL: Am Öl des Golfes sterben Vogel, Pflanze, Fisch – und Pressefreiheit….Mediaclinique

Umland: Gewalt und Gentrifizierung in Hannover…Frontbumpersticker

Rauchen: Es ist wie eine Sucht im klinischen Sinne…Xtranews

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Der Ruhrpilot

Bochum: Anselm Weber startet mit Optimismus…Bo Alternativ

Bochum II: Fans feiern Halbfinale am Palmenstrand…Der Westen

Bochum III: 750 Jahre Knappschaft…Pottblog

Dortmund: Fußballparty läuft in Dortmund bei jedem Wetter…Der Westen

Dortmund II: Stadt will Envio Geschäft in Dortmund verbieten…Ruhr Nachrichten

Essen: Nachdenken über Kultur im Internet…Xtranews

Duisburg: Traumzeit goes Pop…Der Westen

Gelsenkirchen: Sons of Gastarbeita…Hometown Glory

Gelsenkirchen II: Überflutungen in GE…Gelsenkirchen Blog

Tangotanzen im Westpark

Wie von der Kulturhauptstadt auch ganz unten was ankommt.
Letzten Samstagabend. Sonnig, schattig, warm und wuselig: Der Westpark in Dortmund. Mitten drin auf einer schwarz glänzenden Fläche von ca. 10m im Quadrat, inmitten einer Lichtung, umgeben von Dutzenden Zuschauern bewegen sich im Tangorhythmus aneinander geschmiegte Paare in immer wieder sich verändernden Figuren und Schritten. Es müssen so 30 an der Zahl gewesen sein. Aus der Stadt mit dem U und aus der weiteren Umgebung.

Die Tango-Argentino-Gemeinde des gesamten Ruhrgebietes besteht grob geschätzt, denn niemand hat sie bisher gezählt, aus vielleicht 1000 aktiven Tänzerinnen und Tänzern. Die meisten von ihnen haben von dieser Open-Air-Gelegenheit in der Stadt mit dem goldenen U natürlich nichts gewusst. Für viele war sicher auch die Anfahrt zu lang, wenn man bedenkt das die Veranstaltung nur bis 21 Uhr städtischerseits geduldet war.

Aber sie war immerhin geduldet, und das, weil es eine sogenannte Transindustriale gibt, die im Rahmen der Kulturhauptstadt nicht nur die professionelle sondern auch die Amateurpaartanzszene des Ruhrgebietes fördert. Einer davon gehöre ich selber an und aus diesem Grund war ich daselbst im Westpark auf dem schwarzen und glatten Quadrat in Bewegung. Am Abend davor war es die Salsa- und am Abend danach sollte es die Swingszene sein. Ab jetzt den ganzen Sommer lang jedes Wochenende.

Zum Teil überlagern sich diese drei Hauptpaartanzrichtungen der freien, nicht an Tanzsportvereine gebundenen Parkett-Netzwerke, aber es gibt kaum Orte an denen alle zusammen am selben Abend praktiziert werden. Dafür gibt es ganz viel Selbstorganisation und Selbsthilfe, ganz viele kleine Clubs und Treffpunkte der jeweiligen Szene und definitiv keinen müden Euro öffentliche Förderung. Die Aktiven legen darauf auch keinen Wert, denn Niemand will sich hier von Irgendjemandem gängeln lassen.

Was jedoch schon lange Not tut, und wofür die Aktiven und Fans einfach nicht das nötige Geld zusammenbringen können, sind öffentliche, jedermann zu jeder Zeit frei zugängliche Open-Air-Parkette vor allem für die Sommerzeit und die wärmeren Frühjahrs- und Herbsttage.

Es gibt für einen Tänzer und eine Tänzerin, egal ob Profi oder Amateur, nichts Schöneres als bei entsprechendem Wetter draußen an einem Ort zu „performen“, der nicht nur technisch, d.h. vor allem vom Untergrund, dazu geeignet ist, sondern sich auch in einer von anderen Menschen viel besuchten Lage befindet. Am besten noch mit Wasser und/oder Grün in unmittelbarer Nähe. Solche Orte gibt es im Ruhrgebiet zu Hauf und sie würden mit Sicherheit auch benutzt werden, wenn es sie denn gäbe, wie das Beispiel im Dortmunder Westpark beweist.

Es bedarf dazu nur eines batteriebetriebenen Ghetto-Blasters und einer generellen Genehmigung durch die zuständigen Behörden. Die Pflege der eigentlichen Tanzflächen würden die örtlichen Tanzszenen sicher gerne übernehmen.