„Alles muss frisch bleiben“
Die Eröffnungsproduktion der Spielzeit „Das Goldene Zeitalter – 100 Wege dem Schicksal die Show zu stehlen“ ist das neue Kultstück am Schauspiel Dortmund. Zuschauer reisen aus der ganzen Republik dafür an. Aber der Abend ist auch umstritten: Immer wieder verlassen wütende Zuschauer das Stück vor dem Ende. Nach den ersten fünf Vorstellungen ziehen Regisseur Kay Voges und Dramaturg Alexander Kerlin für Ruhrbarone ein Zwischenfazit. Die nächste Vorstellung findet am morgigen Freitag, 22. November ab 19.30 Uhr statt. Ein Gespräch mit Kay Voges und Alexander Kerlin
Warum löst das Stück so heftige Emotionen bei den Zuschauern aus?
Kay Voges: Das Stück verlangt viel ab: es ist lang, mitunter laut, und es geht ans Eingemachte. Man braucht Durchhaltevermögen, wird am Ende aber dafür belohnt. Viele Zuschauer haben gesagt, es sei ein wunderschönes Kommentar auf das Mensch-Sein, auf unsere Lebens-Kampf zwischen Wiederholung und Einzigartigkeit.
Alexander Kerlin: Das Publikum ist im Konflikt mit sich selbst, das spüren wir immer. Die Leute fragen sich: Ist das mein Leben, das ich da sehe? Bin ich auch nur eine Puppe, die im Alltag unfrei ist? Wir wünschen uns, dass die Leute eine Erfahrung machen, mit offenen Herzen und Hirnen.
Sie sitzen immer im Publikum, machen Live-Regie und Live-Dramturgie.
Voges: Wir bleiben dadurch besonders in Kontakt mit dem Abend, weil er jedes Mal anders ist. Vor der Vorstellung überlegen wir, welche Figuren auftreten sollen, welche Bezüge zum aktuellen Weltgeschehen wir heute einbauen – und dann improvisieren wir im Moment, damit alles frisch bleibt.
Kerlin: Die Vorstellung an Allerheiligen etwa war sehr besonders. Wir haben sie ganz auf den Feiertag bezogen, auf das Totengedenken. Der leibhaftige Tod hat staubgesaugt, und Zombies sind vermehrt aufgetreten. Am Ende wurde die Vorstellung trotzdem ein Hohelied auf das Leben in all seinen Widersprüchen. Da hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
Wie entwickeln Sie den Abend denn jetzt weiter?
Kerlin: Das können wir zum Glück nur zum Teil steuern. Die Schauspieler werden mit ihren eigenen Überraschungen kommen, wie zum Beispiel Eva Müller, als sie in der dritten Vorstellung plötzlich ungefragt als Supergirl in der Bühnenmitte auftauchte und uns zum Reagieren zwang. Das gleiche gilt für Video-Künstler Daniel Hengst und Musiker Tommy Finke, die immer wieder neu und kreativ zusammen jammen.
Voges: Für die Weihnachtsvorstellung am 15. Dezember hat sich das Christkind angekündigt, aber ein scharfer Widersacher hat noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Da kommt es vielleicht zu einem Box-Kampf der Giganten. Und wir haben immer noch nicht alle Szenen gezeigt, die wir in den Proben entwickelt haben. Wiederkommen lohnt sich immer, jede Vorstellung entwickelt ihre eigene Qualität. So viel können wir versprechen!
Update: Dortmunder Nazis wollen sich in Baden-Würtemberg treffen
Update: Nach Informationen dieses Blogs finden zumindest die für heute geplanten Nazikonzerte weder in Dortmund oder Hessen sondern in Baden Würtemberg statt. Treffpunkt ist ein bekanntes Nazi-Szenelokal im Regierungsbezirk Karlsruhe, nahe der Französischen Grenze. Ob dort auch der Wahlkampfauftakt dort stattfindet, ist nicht klar.
Gestern verkündeten die Nazis noch siegessicher, dass das von der Stadt ausgesprochene Verbot ihres Wahlkampfauftaktes rechtlich keinen Bestand haben werden. Heute hat das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen das Verbot der Veranstaltung der Partei „Die Rechte“ bestätigt. Der 60. Geburtstag ihres Spitzenkandidaten Siegfried “SS Siggi” Borchardt und die Konzerte von Szenegrößen wie „Die Lunikoff Verschwörung“, „Sachsonia“ und „Words of Anger“ werden nicht in Dortmund stattfinden.
Trotzig verkünden die Rechten nun online „Macht euch auf die Socken, wann und wo gefeiert wird, bestimmen ganz sicher nicht Polizei und Stadtverwaltung!“ was ja nun nicht ganz richtig ist: Das die Party nicht wie geplant in Dortmund steigen kann, haben Polizei und Stadt erreicht.
Stadt und Polizei haben an diesem Wochenende gute Arbeit geleistet. Chapeau!
Nazis wollen nach Konzertverbot in Dortmund an einen Veranstaltungsort ausweichen
Heute Abend wollten die Partei „Die Rechte“ in Dortmund ihren Wahlkampfauftakt und den 60. Geburtstag ihres Dortmunder Spitzenkandidaten Siegfried „SS Siggi“ Borchardt feiern – unter anderem mit Auftritten bekannter Nazi-Bands wie „Die Lunikoff Verschwörung“, „Sachsonia“ und „Words of Anger“. Daraus wird, zumindest an dem geplanten Ort nichts: Die Stadt Dortmund verbot gestern Abend die Veranstaltung. Den von den Nazis bis dahin vertraulich behandelten Ort bekam die Dortmunder Polizei wohl Informationen aus den Reihen der Nazis mit. Die Appelle der Rechtsradikalen, nicht mit Polizei und Verfassungsschutz zu reden, hatten offenbar keine allzu große Wirkung.
Die Nazi-Party soll nun offenbar an einem anderen Ort stattfinden – möglicherweise nicht mehr in Dortmund. Auf den Internetseiten der Nazis steht etwas von einem eventuellen „weiteren Anreiseweg“, Telefonnummern zur Information wurden freigeschaltet. Ob das die Veranstaltung rettet, darf bezweifelt werden – erst im Juli löste die Polizei ein von „Die Rechte“ organisiertes Konzert in Herne auf.
The Grey Lodge
The Grey Lodge, Freitag, 15. November, 20.00 Uhr, Rockaway Beat, Dortmund
Claire
BVB: Was bewirken die Maßnahmen des Clubs bei den Ultras?
Am gestrigen Freitag hat der BVB bekanntgegeben, dass er drei großen Fangruppen (Desperados, The Unity und Jubos) die Auswärtsdauerkarten in nächster Zeit entziehen will. Zudem sind Stadionverbote für bis zu ca. 30 Personen geplant, die nach den Derbykrawallen eindeutig zu identifizieren waren.
Die ersten Reaktionen darauf waren sehr unterschiedlich, gingen von ‚völlig gerechtfertigt‘, über ‚zu undifferenziert‘, von ‚wirkungslos‘ und ‚ungerecht‘ bis hin zu ‚konsequent‘ und ‚hart‘.
Dies war sowohl in der Medienlandschaft als auch bei den Fans so der Fall.
Ich sehe mich anhand der nun ausgesprochenen Strafe in meiner Meinung bestätigt, dass dem Verein im Kampf gegen Fanausschreitungen eigentlich die Hände weitestgehend gebunden sind. Die Strafe wirkt auf den ersten Blick in der Tat hart und konsequent. Wer jedoch gestern Nachmittag durch die diversen Foren geschaut hat, der konnte bereits lesen, wie Fans sich darüber unterhielten, wie die Strafe zu umgehen sei
Jupiter Jones
Jupiter Jones, Sonntag, 10. November, 19.00 Uhr, FZW, Dortmund
Dortmund Münsterstraße: Nordpol Eröffnungsparty
Anfang August des vergangenen Jahres gründete eine Gruppe junger Leute eine Politik- und Kulturinitiative, um dem Mangel an nicht kommerziell ausgerichteten Alternativräumen in der Bierstadt entgegen zu wirken. Die mittlerweile im Vereinsregister eingetragene und durch Mitgliedsbeiträge finanzierte Initiative hat sich der „Förderung der kulturellen und politischen Bildung für Jugendliche und Erwachsene in Dortmund und Umgebung“ verschrieben.
Ob dem hochtrabenden Ziel der „Verwirklichung von sozialer Gerechtigkeit und politischer Freiheit, internationaler Verständigung und fortschrittlicher Kunst und Kultur“ in naher Zukunft durch kulturelle Veranstaltungen oder dem für Dortmund so grundlegenden gemeinschaftlichen Bierkonsum näher gekommen wird, bleibt abzuwarten.
Nach mehr als einjähriger Vorarbeit hat das Kollektiv aus Kulturbegeisterten und politischen Akteuren, deren Bandbreite vom Veganer bis zum Marxianer (sic!) reicht, nun endlich einen Ort gefunden, an dem sich das ersehnte Ladenlokal erproben lässt. Heute wird es der Öffentlichkeit mit einer „Grand Opening Party“ erstmals präsentiert. Um 16Uhr gibt es einen Vortrag und im Anschluss Essen, Live-Musik, DJs und Janes und natürlich ausreichend Bier, das vorerst jedoch leider in Flaschen serviert wird.
Derbykrawalle: Ausgerechnet der Berater von Robert Lewandowski fordert eine harte Strafe für den Verein seines eigenen Klienten
Man mag es fast nicht glauben, doch nun fordert ausgerechnet der Berater von BVB-Stürmer Robert Lewandowski, Maik Barthel, offenkundig eine schwere Bestrafung des BVB nach den Krawallen von Gelsenkirchen.
Dies berichteten gestern Abend übereinstimmend gleich mehrere Internetportale. Und tatsächlich, auch heute Vormittag findet sich der umstrittene Twitter-Eintrag des 44-jährigen Spielerberaters noch immer im Netz.
Dass ausgerechnet Barthel, als Vertreter eines Dortmunder Spielers, eine harte Bestrafung des Vereins fordert, für den sein Klient spielt, das erinnert mich an einen Vater, der vor Gericht dafür plädiert, dass sein Sohn die Höchststrafe erhält. So etwas mag es im Einzelfall durchaus geben, aber wohl nur dann, wenn das Tischtuch zwischen Vater und Sohn endgültig zerschnitten ist. Kann man dies auf das Verhältnis des Lewandowski-Beraters zur Borussia übertragen? Womöglich!