Urban Cone, Montag, 23. September, 19.30 Uhr, FZW, Dortmund
Die Rechte blamiert sich in Wuppertal
Es sollte die „Schlacht um Wuppertal“ werden und sie wollten „noch einmal Gas geben“ – einen Tag vor der Bundestagswahl rief die Nazipartei „Die Rechte“ für heute zu einer Demonstration in Wuppertal auf. Sie geriet zu einer einzigen Peinlichkeit: Kurz nach 12.00 Uhr, dem eigentlichen Beginn des Aufmarsches erklärte Christian Worch seinen nicht allzu zahlreich erschienenen Anhängern, dass „Kameraden“ noch auf dem Weg seien. Viele kamen dann doch nicht mehr: Statt der angekündigten 300 brachte Die Rechte an diesem schönen Herbsttag gerade einmal 100 Nazis auf die Straße. Und die konnten wegen Blockaden nicht die geplante Route laufen, sondern sind zur Zeit nach einem Bericht der Wuppertaler Zeitung wieder auf dem Rückweg zum Bahnhof Barmen, wo der Aufmarsch auch begann. Nach dem Flop beim Antikriegstag in Dortmund Ende August nun die zweite Blamage für Worch und seine Partei innerhalb weniger Wochen.
Das ABC des goldenen Zeitalters
Am Schauspiel Dortmund läuft in diesen Tagen ein Stück, das an keinem Abend genau so aussieht wie beim letzten Mal: In „Das Goldene Zeitalter – 100 Wege dem Schicksal die Show zu stehlen“ rackern sich nicht nur die Schauspieler auf der Bühne ab, sondern Regie, Dramaturgie, Musik, Sound und Video gehen eine große gemeinsame Jam-Session mit Spielern und Publikum ein – bei der vorab nicht abzusehen ist, was heute genau geschehen wird. Die Theatermacher um Regisseur Kay Voges haben acht Stunden Material aus den Proben gesammelt, die nun bei jeder Vorstellung neu kombiniert werden (ruhrbarone berichtete: „Wortarm im Bildreich“, „Das Goldene Zeitalter – Drei Interviews“).
Vom „größten Theaterskandal der letzten Jahre“ war zu lesen (amusio.de), von einem „einzigartige Gemisch der Eindrücke“, in dem „Ermüdung und Exaltation, Verstörung und Verzauberung eins werden“ (Sascha Westphal auf nachtkritik.de). Und worum geht es? Das Kernthema des „Goldenen Zeitalters“ ist der Kampf mit der Wiederholung – mit den alltäglichen Mühlrädern in unserer neoliberalen Gegenwart: Aufstehen und Schlafen gehen, Arbeiten und Erschöpfung, Konsumieren und Produzieren. Und um den ewigen Wettstreit zwischen Original und Kopie: Bin ich unverwechselbar und einzigartig? Oder doch nur ein lauer Aufguss des immer schon Dagewesenen? Schließlich werden aber auch die zeitlosen Sinnfragen des Daseins berührt: Der Endlose Kreislauf von Geburt und Tod.
Es gibt für die Inszenierung keine letztgültige Gebrauchsanweisung. Aber Dramaturg Alexander Kerlin hat einen ausführlichen Beipackzettel geschrieben, der bei dieser oder jener Sachfrage konsultiert werden kann – und der neugierig machen soll. Ruhrbarone veröffentlicht „Und ewig rollt das Rad des Seins – Das ABC des Goldenen Zeitalters“ in drei Portionen. Heute gibt’s die Buchstaben A bis E.
Die nächste Vorstellung ist übrigens am nächsten Samstag, 21. September, 19.30 Uhr im Schauspielhaus Dortmund.
Adam Erster Mensch, geschaffen aus Erde und Gottes-Atem. Zunächst geschlechtsloser Gärtner im Garten Eden. Nach unerlaubtem Fruchtgenuss und Versteckspiel mit → Gott erster Feld-Arbeiter. Zeugte mit seiner Frau → Eva Kain, Abel u.a. Gilt in der jüd.-chr. Tradition als Stammvater aller Menschen. Verstarb im Alter von 930 Jahren.
Duisburger Polizei weist Kooperationsvorwurf mit Dortmunder Nazis zurück
Die Dortmunder Nazis prahlen damit, von der Duisburger Polizei um Mithilfe gebeten worden zu sein. Die wiederum bestreitet jeden Kontakt zu den Dortmunder Neonazis.
Eine Schlägerei am Rand einer Bürgerversammlung zum Thema Roma sorgte vor wenigen Wochen für viel Aufmerksamkeit. Linke Jugendliche sollen dabei Teilnehmer einer Diskussionsveranstaltung über Roma im Stadtteil Rheinhausen angegriffen und verletzt haben.
Die Duisburger Polizei hat nach dem Vorfall eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, zwei mutmaßliche Täter wurden zwischenzeitlich festgenommen, nach weiteren wird gefahndet. Auf einer Dortmunder Internetseite prahlte die dortige Naziszene damit, von der Polizei um Mithilfe gebeten worden zu sein:
Zwischenzeitlich hat sich die Duisburger Polizei an nationale Aktivisten aus Dortmund gewandt und um Hinweise oder Zeugenaussagen gebeten, mit denen die Täter aus dem linksextremen Spektrum überführt werden können.
Klingt wichtig, ist aber nach Auskunft der Duisburger Polizei vor allem wichtigtuerisch. Auf Anfrage teile die Duisburger Polizei mit, dass man sich nicht mit der Bitte um Hilfe an Dortmunder Neonazis gewandt hatte: „Die Ermittlungsgruppe hatte keinen Kontakt zu diesen Menschen“, sagte eine Sprecherin der Duisburger Polizei.
Schauspiel Dortmund: Das goldener Zeitalter – Wortarm im Bildreich
Trösten soll uns dieses Theater. Jedes Jahr erneut, wenn der Sommer zu Ende geht, es schmuddelig wird draußen, herbstlich und kühl, wenn die Dunkelheit sich irgendwann schon um halb fünf durch die Straßen schiebt, dann, immer wieder, sperren diese Kulturbuden die Türen auf und zeigen, was die Menschen da drin so geübt haben in den letzten Wochen. Zeigen, wie es weitergeht in diesem Leben oder auch nicht. Und wenn da keine Lösung ist, haben sie sich doch Mühe gegeben, stellvertretend für uns. Wir finden dann die Schauspielerin knorke, den Regisseur blöd oder genial und die Musik zu laut. Egal, wir gehen anschließend noch was essen oder trinken. Im Grunde gilt die Vereinbarung: Um halb acht geht der Vorhang hoch, und am Ende, nach zwei Stunden, sind alle tot oder immer noch verheiratet. (Was gerade im modernen Text ein geringer Unterschied ist).
Zirkus
Zirkus@Halleluyeah, Samstag, 14. September, 15.00 Uhr, Pauluskirche, Dortmund
Sea + Air
Fußball: Bundestrainer Joachim Löw hat halt seine speziellen Lieblinge
Wie man am Wochenende (beim Länderspiel in München) am Beispiel von Mats Hummels wieder einmal erleben durfte/musste, hat Nationaltrainer Joachim Löw offenkundig sehr unterschiedliche Kriterien mit denen er ‚seine‘ Spieler beurteilt. Entweder man ist ein ‚Liebling‘ des Coaches, dann hat man viel und früh großen Kredit, oder man gehört nicht zu den persönlichen Lieblingsspielern des Trainerteams, dann hat man es entsprechend schwerer in der Auswahlmannschaft.
BVB-Verteidiger Mats Hummels durfte dies nun zuletzt am eigenen Leibe erleben. Nach einem schwachen Spiel gegen Paraguay, beim 3:3 in Kaiserslautern, zuletzt, saß der Borusse in München, beim 3:0 gegen Österreich, die kompletten 90 Minuten nur auf der Bank und wurde auch nach dem Spiel von weiten Teilen der Medien zum eigentlichen Verlierer der Begegnung erklärt. Eben weil es ohne ihn kein Gegentor für Deutschland gab. Offenbar sind seine Konkurrenten Per Mertesacker und Jerome Boateng im Team nun zunächst einmal gesetzt. Wie man allerdings nach nur einem Spiel ‚zu Null‘ da überhaupt irgendwelche Schlüsse von dauerhaftem Bestand ziehen können will, das erscheint mir doch ziemlich zweifelhaft.
Land sagt nix zu Eumann
Was macht eigentlich NRW-Medienstaatsekretär Marc Jan Eumann? Und wie geht es weiter mit ihm? Das wollte der FDP-Landtagsabgeordnete Thomas Nückel wissen und stellte eine kleine Anfrage. Die Landesregierung antwortete knapp und nichtssagend.
Marc Jan Eumann ist der einzige Prominente Sozialdemokrat der im Verdacht steht, bei seiner Doktorarbeit zu schummeln. Die TU Dortmund TU Dortmund hat das Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels eingeleitet – das war im Juli. Bald wird klar, wie das Verfahren ausgeht – der NRW-Medienstaatssekretär hat angekündigt gegen die Aberkennung seines Doktortitels zu klagen. Thomas Nückel (MdL/FDP) hat beim Land mal nachgefragt wie es um Eumann bestellt ist:
1. Wie beurteilt die Landesregierung die Frage, ob Medienstaatssekretär Eumann vor dem Hintergrund des aktuell laufenden Aberkennungsverfahrens hinsichtlich seines Doktortitels und der damit verbundenen öffentlichen Diskussion seine Tätigkeit für das Land noch hinreichend ausüben kann?
Die Amtsgeschäfte werden weiterhin in vollem Umfang ausgeübt.
2. Inwieweit würde die Landesregierung es für angemessen halten, dass Medienstaatssekretär Eumann sein Amt während des laufenden Verfahrens ruhen lässt?
Naziaufmarsch in Dortmund: Verletzte Piraten-Politikerin, erfolgreiche Proteste und immer weniger Nazis
Gestern war kein guter Tag für die Neonazis in Dortmund: Wegen Blockaden musste nicht nur der Standort der Demonstration verlegt werden, auch der Marsch durch den Dortmunder Osten wurde immer wieder verzögert. Mit 370 Nazis wurde die groß angekündigte bundesweite Demonstration der Partei „Die Rechte“ gegen Verbote von Naziorganisationen trotz Rednern aus ganz Deutschland zum Flop: Am 1. Mai kamen noch fast 500 Nazis nach Dortmund, obwohl es zahlreiche Konkurrenzveranstaltungen aus dem braunen Lager gab. Gestern waren es nach Polizeiangaben keine 400. Ein Flop, umso mehr, wenn man bedenkt, dass der im vergangenen Jahr verbotene Nationale Widerstand Dortmund (NWDO) in früheren Jahren zum ebenfalls im Spätsommer zeitweise über 1000 Rechtsradikale beim „Antikriegstag“ auf die Straße bekam.
Auch die Dortmunder haben dazu ihren Beitrag geleistet. Seitdem die Polizei Protest in der Nähe des Naziaufzugs zulässt, auch das ein Verdienst Wesselers, kommen sie auf die Straße: Gestern gab es mehrere Blockaden und an mehreren Stellen marschierten die Nazis unter den Pfiffen und Schmähungen ihrer wütenden Gegner. Insgesamt waren es über 1000.
Zur Eskalation kam es kurz vor dem Ort der Nazi-Abschlusskundgebung an der Kreuzung Saarlandstraße/Märkische Straße, als ein Nazi einen sogenannten „Polenböller“ in die Reihen der Demonstranten warf und dabei mehrere Menschen verletzte – unter anderem einen Polizeibeamten und die Piraten-Landtagsabgeordnete Birgit Rydlewski. Als die Polizei später den Täter, gegen ihn wird wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt, aus dem braunen Demozug holte, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Nazis und der Polizei. Mehrere kurzzeitige Festnahmen und eine Auflösung der Kundgebung waren die Folge.