Arye Sharuz Shalicar, ehemaliger Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte, war im Blog der Ruhrbarone schon häufig Ansprechpartner wenn es um die Krisen im Nahen Osten und antisemitischen Terror ging: Der in Berlin aufgewachsene Politologe, Publizist und Buchautor (Der neu-deutsche Antisemit, Ein nasser Hund), mit deutsch-iranisch-israelischen Wurzeln, kämpft von Berufswegen her seit Jahren für den Friedensprozess zwischen Israel und den arabischen Staaten.
Aktuell steht Israel wieder unter Beschuss durch Terroristen der Hamas: Für die Ruhrbarone hatte er gestern Abend, trotz der angespannten Lage in Israel, Zeit für ein Update zur aktuellen Situation im Nahen Osten.
Europa im Sommer 2016 – Während ein Teil der (radikalen ) Linken sich darin übt, die Geschehnisse im Nahen und mittleren Osten (weiterhin) in den Kategorien Postkolonialismus und Kapitalismus zu analysieren, explodieren weltweit annähernd täglich menschliche Bomben, deren letzte und größte Mission darin besteht, möglichst viele „Ungläubige“ mit in den Tod zu reißen. Hatte die Linke in den letzten 150 Jahren die Geschichtsoptimistische Utopie als Alternatives Angebot im Gepäck, so bleibt davon heute reichlich wenig. Die Zukunft ist düster, ungewiss und im schlechtesten Sinne durch die Gegenwart und die Vergangenheit ja gar vorbestimmt, was bedeutet, dass kein Aufbäumen der wahrhaft Entrechtenden und gequälten Seelen abzusehen ist. Von unserem Gastautoren Lukas Läufer.
Der militante Dschihadimus, die praktizierte Barbarei im Namen Allahs, bietet jedoch für viele abgehängte Individuen in den Banlieus in Frankreich, in Berlin Neukölln, in Duisburg-Marxloh und Hamburg-Harburg eine Alternative. Die ironische Zuspitzung jener Ausweglosigkeit ist hier noch dramatischer, dargeboten als Angebot im Namen des Islam als „Lone Wulf“, als Kämpfer gegen eben jene, Versprechungen welche, auf individueller oder kollektiver Ebene, nicht einzulösen sind, unsterblich zu werden.
Essen. »Seit Tagen wird Israel von einer Welle antisemitischer Gewalt erschüttert. Meist jugendliche Palästinenser (und israelische Araber) bewaffnen sich mit Messern, Macheten oder Hackebeilen und greifen wahllos jüdische Israelis an. Anders als bei den Raketenangriffen der Hamas gibt es kein Abwehrsystem und auch keine Warnsirenen: Die Angegriffenen sind dem Terror schutzlos ausgeliefert. Polizei und Armee sind indes heillos überfordert und oft erst spät zur Stelle, um einen Angreifer nach dessen nicht selten tödlichen Tat außer Gefecht zu setzen. Gleichzeitig flammen immer wieder neue Gewaltherde im Westjordanland und verschiedenen arabischen Städten innerhalb Israels auf. Gewalttätige Demonstranten werfen Steine und Molotowcocktails, auch auf Fahrzeuge israelischer Zivilisten. Deutsche Medien zeigen derweil tiefes Verständnis für den tödlichen Judenhass der edlen Freiheitskämpfer im Nahen Osten und fantasieren eine ‚Gewaltspirale‘ herbei – Israel kann nicht, darf einfach nicht Opfer sein.«
So fasst die BAK Shalom AG nrw heute morgen korrekterweise die jüngsten Geschehnisse zusammen. Weiterhin jedoch gibt es in Deutschland und besonders in NRW viele Menschen, die in Bezug auf die akute Nah-Ost-Situation andere Fantasien, Ideologien oder Psychopathien an den Tag legen. So etwa eine Gruppe von Hamas-Sympathisanten, die morgen ab 16 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz gegen den »exessiven Gebrauch scharfer Munition«, »Siedlungsaktivitäten«, das »Unrecht« und noch einiges weiteres zu demonstrieren gedenkt.
Entsprechend gehört der Text-Ausschnitt der Shalom AG zu einem weiteren Kundgebungsaufruf: Ab 15 Uhr will man bereits da sein, Treffpunkt ist aller Voraussicht nach der Viehofer Platz. »Jetzt gilt es, den Apologeten eines gerechten Judenhasses Einhalt zu gebieten wo auch immer sie in Erscheinung treten und ein Zeichen zu setzen gegen den antisemitischen Terror und für Solidarität mit Israel!«
Am 2. März 2011 hat der 21 Jahre alte Kosovo-Albaner Arid Uka am Frankfurter Flughafen auf US-Soldaten geschossen. Zwei GI´s erlagen sofort den hinrichtungsartigen Kopfschüssen, ein weiterer ringt noch mit dem Tode. Dass nicht mehr Blut geflossen ist, lag ausschließlich daran, dass die Tatwaffe nicht völlig in Ordnung war.
Tatzeit war kurz nach 17:00 Uhr am Mittwoch. Am Donnerstag Nachmittag (!) sickert durch, dass die Morde vermutlich politisch motiviert sind. Was wird man bis dahin angenommen haben? Unbezahlte Spielschulden? Eine Eifersuchtstat? Eine Drogengeschichte? – Wie dem auch sei. Der Täter, also Arid Uka, handelte aus islamistischen Motiven. „Der mutmaßliche Täter“ muss es heißen; denn im Rechtsstaat gilt die Unschuldsvermutung. Und deshalb „anonymisiert“ der stellvertretende Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum – am Freitag (!) – den mutmaßlichen Täter als Arid U. und vermutet „die Tat eines radikalisierten islamischen Einzeltäters“. Schließlich hat Arid Uka dies in seinem Geständnis genau so gesagt.
Griesbaum äußerte in dieser Pressekonferenz „nur hypothetische Zweifel an der Einzeltäter-Theorie“, so der Spiegel. Zwar: „Wahre Einzeltäter sind unter dschihadistischen Attentätern selten“, weiß man dort, „aber es gibt sie. Arid U. könnte ein solcher Fall gewesen sein.“ Könnte sein, könnte aber auch nicht sein. Spiegel-Leser wissen nicht mehr.
Welt Online wusste schon am Freitag Morgen um sieben, dass man selbst nichts weiß und die Polizei leider auch nicht: „Dem ersten Anschein nach war Arid U. ihnen unbekannt. Er war weder durch Propaganda noch durch Kontakte in einschlägige islamistische Kreise aufgefallen.“ Unter diesen Umständen kann freilich – klare Sache – „den Sicherheitsbehörden kein Vorwurf gemacht werden“.
Ohnehin sollte man mit Vorwürfen vorsichtig sein, und nach dem ersten Anschein hält man am besten ganz den Mund. Oder man bringt einen Artikel mit der Überschrift „Mord mit vielen Fragen“ – wie die Welt in dem zitierten Beitrag, demzufolge „den Sicherheitsbehörden kein Vorwurf gemacht werden“ kann.
Im Laufe des Freitags klärten sich einige der vielen Fragen auf, so dass Welt Online eine neue Frage aufwerfen konnte; nämlich diese: „Handelte der Frankfurter Islamist wirklich allein?“ Nach Ansicht des stellvertretenden WAZ-Chefredakteurs Wilhelm Klümper „steht diese These auf wackligen Beinen, da er sich bereits vor Jahren mit einem radikal-islamistischen Deutsch-Syrer getroffen haben soll. Dieser sitzt seit seiner Rückkehr aus Pakistan im Gefängnis. Überdies entdeckten die Ermittler unter den 140 Facebook-Freunden des Attentäters auch namhafte radikale Salafisten.“ Bei dem Deutsch-Syrer handelt es sich um Rami M., der in Weiterstadt bei Frankfurt einsitzt und auf seinen Prozess wegen Mitgliedschaft in der “Islamischen Bewegung Usbekistans“ wartet. „Rami M. gilt“, so das hessische Nachrichtenportal nh24, „als einer der bekanntesten Islamisten Deutschlands.“ „Zwei Freunde im Dschihad“ heißt der Bericht über Arid Uka und Rami M., der im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet seine „Aufgabe“ in der „Unterstützung des heiligen Dschihads“ gesehen hatte – mit der Aussicht auf einen „Märtyrertod“.
Arid Uka lebte eine Weile gemeinsam mit Rami M. in einem Mehrfamilienhaus. In Frankfurt hatte Uka auch Kontakt zu „Haddid“, einem gewissen Zainulabuddin N., den die Frankfurter Polizei zur Beobachtung ausgeschrieben hatte. „Es gab den Verdacht, er wolle nach Afghanistan reisen, um sich dem bewaffneten Kampf anzuschließen“, schreibt der Spiegel. In diesem Januar sei „Haddid“ von US-Truppen festgenommen, inzwischen jedoch aus Mangel an Beweisen wieder auf freien Fuß gelassen worden.
Die Einzeltäter-Hypothese bestimmt auch jetzt noch die Berichterstattung in Deutschland, obgleich es seit Donnerstag „erste Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund gegeben (hat). Laut Berichten des Hessischen Rundfunks, von NDR Info und dem Berliner „Tagesspiegel“ soll der Täter, der gestern zwei Menschen tötete und zwei weitere schwer verletzte, Kontakte zu islamistischen Kreisen haben. Die Medien berufen sich dabei auf Informationen aus nicht näher genannten Ermittlerkreisen, die angegeben hätten, dass sich der Angriff gezielt gegen die amerikanische Armee gerichtet habe“ (Tagesanzeiger).
Arid Uka, der Frankfurter Attentäter, hatte sich nicht allzu sehr um Konspiration bemüht. Auf Facebook, wo er den Kampfnamen „Abu Reyyen“ trug, verfasste er regelmäßig Einträge, die den Dschihad, den heiligen Krieg, preisen. Am 7. Januar 2011 bspw. stellte er diese Zeilen ins Netz:
und selbst wenn jemand zum Jihad ausrufen würde na und?
das ist nun mal teil dieser schönen religion.
man darf nun mal Kufar [Nichtmuslime, W.J.] bekämpfen wenn man angegriffen wird.
Abu Maleq [aka Deso Dogg] ich liebe dich für Allah!
Dies konnte den deutschen Sicherheitsbehörden freilich nicht verborgen geblieben sein. Seit mehreren Wochen sollen sie über Arid Uka informiert gewesen sein. Dass sich das Bundesamt für Verfassungsschutz dabei Arid Ukas, „Abu Reyyens“, Netz aus Facebook-„Freunden“ genau angesehen hatte, ist wenig spektakulär, im Grunde eine Selbstverständlichkeit. Sollte sich jedoch herausstellen, dass der Verfassungsschutz über fast jeden Schritt Ukas genauestens informiert gewesen wäre, könnten die Morde vom Frankfurter Flughafen den Ausgangspunkt für eine Geheimdienst- bis hin zur Staatsaffäre bilden.
Das Bundesamt, aber auch das hessische Landesamt für Verfassungsschutz haben Geheimdienstexperten zufolge Arid Uka engmaschig überwacht. Sein Festnetzanschluss, so heißt es aus Fraport-Kreisen, habe der Telefonüberwachung unterlegen, sein Mobiltelefon soll ständig gepeilt worden sein. Üblicherweise werden aus diesen Daten Bewegungsprofile erstellt, die permanent erneuert werden.
Nun wusste man ohnehin, wo sich Arid Uka aufhielt. Die Frage wäre nur, wenn auch nur einige dieser Informationen zuträfen, weshalb der Attentäter überhaupt im Sicherheitsbereich des Flughafens beschäftigt sein konnte. Sollten jedoch alle diese Informationen unzutreffend sein, die Verfassungsschutzämter also keinen blassen Schimmer davon gehabt haben, was für eine Dschihad-Hetze Arid Uka auf Facebook betrieben hatte, ergäbe sich daraus eine ganz andere Frage.
Ich bin überzeugt davon, dass die Herren Schlapphüte über den 21-jährigen späteren Mörder bestens Bescheid wussten. Ich hätte nur noch ganz gern gewusst, was in dieser Sache warum so grandios schief gegangen ist. Die Schlapphüte werden es mir nicht sagen. Aber die Amerikaner möchten es auch gern wissen. Die Eltern der Ermordeten und die Kameraden, die New York Times und CNN, Pentagon und CIA sowieso. Deshalb, hochgeschätzte Schlapphüte, noch einmal die Frage: was habt Ihr Euch bloß dabei gedacht, einen Typen aus diesem gefrusteten, halbstarken Mördergesindel im Airport hin- und herflitzen zu lassen?! Was habt Ihr da wieder für einen ausgeklügelten Plan gehabt?! Merkt Euch eins: diese islamistischen Killerbubis sind total kaputt und unfassbar blöd. Alles noch viel schlimmer als bei Euch. Verstanden?!!!
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