Nicht auf einer Bühne, sondern in einer sandgefüllten Manege am Interims-Spielort auf dem Corneliusplatz an der Düsseldorfer Kö inszeniert der zum Spielzeitbeginn von Bochum nach Düsseldorf gewechselte Regisseur Roger Vontobel das alte Epos Gilgamesh. Die älteste überlieferte Sage der Welt wurde vor 5000 Jahren auf Tontafeln in Keilschrift niedergeschrieben. Kann das auf der Bühne des 21. Jahrhundert funktionieren?
Der unbarmherzige König meint es nicht gut mit seinem Volk, das zwischen Euphrat und Tigris lebt. Dort wo in unserer Zeit moderne Diktatoren wie Assad herrschen und der IS seine Herrschaftsgebiete immer weiter ausdehnt, ist das Reich von Gilgamesh mit der Hauptstadt Uruk. Sie ist mit einer gigantischen Mauer umschlossen und die Bauwerke sind Ausdruck der königlichen Macht. Der König möchte ruhmvoll in die Geschichte eingehen. „Seine Herrschsucht macht ihn zu Tyrann!“ sagt seine Mutter.
Die Untertanen des Herrschers Gilgamesh bewegen sich im harten Rhythmus der Hip Hop-Beats, winden sich, springen hoch, werfen die Arme nach oben. Frauen dienen der Lust, die Huren sollen ihre Scham öffnen. Ungezähmt sind sie, wild paaren sie sich, kämpfen, schlagen Saltos und kriechen dann auf allen Vieren über den Sandboden, ringen miteinander – schlammverschmiert, wühlen eine Grube in den Sand. Trinken durstig wie wilde Tiere aus dem Wasserloch inmitten der Wüste. Und schütten das Loch wieder zu. Der Bau der Stadt, mit der sich Gilgamesh unsterblich machen will – eine Sisyphosarbeit.