Die erste richtige Folge unseres Podcasts widmet sich zunächst dem NSU-Untersuchungsausschuss. Wie langweilig ist das Ganze, was bringt es, und macht man sich über die Leute da lustig. Von dort geht es über den aktuellen Terror in Deutschland und Europa – oder ist es Terrorismus – bis hin zur Türkei, und den anstehenden pro- und contra-erdogan-Demos in Köln. In insgesamt drei Blöcken geht das Ganze über die Bühne. Zwischendrin bringt der eine Sebastian den anderen Sebastian zum nachdenken. Und die Jungle World wird empfohlen. Bier und Wein wird getrunken.
Das Intro und Outro ist nur eine Zwischenlösung, die Zwischenjingles vielleicht – was meint ihr?
Der Journalist Martin Lejeune zeigt keine Berührungsängste mit Islamisten. Letzte Woche machte er die Sache perfekt und feierte er in einer öffentlichen Zeremonie in der Berliner Moschee des „Islamisches Nachrichten- und Informationszentrum Al Risalah“ seinen Beitritt zum Islam. Das Ereignis wurde ausführlich dokumentiert und fand in den einschlägigen islamistischen Foren und Sozialen Medien ein großes Echo. Salafisten jubelten „Deutscher Journalist wird Muslim!“
2014 entsetzte Martin Lejeune mit der Behauptung, die Hinrichtungen von Palästinensern durch Hamas-Islamisten seien „sehr sozial“ abgelaufen. Letzte Woche konvertierte er in der Berliner Moschee des „Islamischen Nachrichten- und Informationszentrum Al Risalah“ zum Islam. Das Zentrum machte von sich reden, weil dort Reda Seyam Propaganda betrieb und sich später dem IS anschloss.
Journalist Lejeune, der u.a. für die taz und die Junge Welt schrieb, hat mit seinem Beitritt zum Islam medienwirksame Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Die Leadership der deutschen Salafisten, wie Hassprediger Pierre Vogel, postete begeistert das Video der Konvertierungs-Zeremonie und feierte den Übertritt des „berühmten deutschen Journalisten“ zum Islam. Selbst die arabische Ausgabe der Huffington Post zeigt das Video mit dem Lejeune-Bekenntnis. Wie ein Bräutigam steht er mit einer Orchidee im Knopfloch seines Anzugs da und spricht gegenüber Khedr Modi, Imam in der Arresalah Moschee, die gewichtigen Worte „Ja, ich will“
Zwei Tage nach seinem offiziellen Beitritt organisierte Lejeune ein „Gedenken an die Opfer des Krieges und des Faschismus“ – tatsächlich aber eine Anti-Israel-Demonstration. Mit einem Schild „Milliardenschwere Waffengeschenke Deutschlands an Israel“ demonstrierte Lejeune vor der britischen Botschaft in Berlin. Sein ursprünglicher Plan, die Veranstaltung am Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu machen, scheiterte. Sie wurde von der Berliner Polizei an diesem Ort nicht genehmigt. Zufällig ist die Wahl des Denkmals sicher nicht gewesen. Lejeune vergleicht den Palästinenserkonflikt im Gazastreifen mit dem Holocaust: „Im Gazastreifen leben fast 2 Millionen Menschen im größten Konzentrationslager der Welt“.
In der Nacht vom Freitag auf den heutigen Samstag gab es in der Türkei einen Putschversuch von Militärs gegen die Regierung der AKP. In Deutschland -auch im Ruhrgebiet- gingen tausende türkische Erdogan-Fans gegen die Militärs auf die Straße. Eine Rekonstruktion der bisherigen Ereignisse und ein Kommentar.
Gegen 21:30 Uhr am Freitagabend mehrten sich in sozialen Medien die Meldungen, dass etwas „Seltsames“ in der Türkei vor sich ginge. Mit Panzern fuhr Militär an den Istanbuler Brücken auf. Kampjets kreisten im Tiefflug über Ankara. Soldaten besetzten wichtige Plätze der Stadt und umstellten Gebäude der AKP. Gerüchte über eine „Anti-Terror-Operation“ oder einen Putsch machten die Runde. Soldaten auf der Straße erklärten Passanten, sie hätten die Macht im Land übernommen.
Einen Putschversuch in der Türkei hat es zuletzt 1997 gegeben. Damals hatte man die Regierung des Milli-Görüs Vordenkers Necmettin Erbakan mit einem „sanften Putsch“ zur Aufgabe gezwungen.
Putschisten besetzen staatliches Fernsehen
Der türkische Ministerpräsident Yildirim erklärte, dass man es mit einer „unkoordinierten Militäraktion“ zu tun habe. Man sei zuversichtlich, die Lage in den Griff zu bekommen. Das wirkte erstmal nicht so. Putschistische Militärs besetzten das Staatsfernsehen TRT. Eine Nachrichtensprecherin las eine Erklärung der Putschisten vor. Sie kündigten an, einen „Friedensrat“ einsetzen, um die Demokratie in der Türkei wiederherzustellen.
Erdogan meldet sich per Skype
Später trat Staatspräsident Erdogan im Sender „CNNTürk“ auf. Erdogan meldete sich per Videoanruf und wurde von der Moderatorin mit einem Smartphone in die Kamera gehalten. Erdogan hatte zwei Botschaften:
Die Putschisten seien eine kleine Gruppe von Militärs, die der Gülen Bewegung nahe ständen.
Außerdem sollten Erdogans Anhänger auf die Straßen gehen und sich den Soldaten in den Weg stellen. In Istanbul solle man zum Atatürk Airport kommen. Dort würde er später landen.
Erdogans Privatjet auf dem Weg nach Deutschland?
Zeitgleich gab es zahlreiche Gerüchte um Erdogans Verbleib: Während des Skype-Interviews sei er längst auf dem Weg ins Exil geweseb. Deutschland habe ihm aber politisches Asyl versagt. Die Gerüchte erwiesen sich als unwahr.
Nach dem gestrigen Bombenanschlag auf eine Demonstration der prokurdischen Partei HDP im südost-anatolischen Diyarbakır haben heute etwa 300 Menschen in Dortmund demonstriert. Die kurdische Jugendorganisation Ciwanen Azad hatte auf Facebook zu einer Kundgebung an der Reinoldikirche in der Dortmunder Innenstadt aufgerufen.
Ankara – Das rückständige Regime vom Bosporus, die sog. „Regierung“ Erdogan, legt nach. Vor knapp zwei Wochen hatte der „Regierungschef“ Erdogan für Furore (a.k.a. Kopfschütteln) mit seiner Aussage gesorgt, dass Muslime als Erste Amerika entdeckten. Nun legt Erdogans „Wissenschaftsminister“ nach.
Seiner Aussage nach entdeckten Muslime als erste, dass die Erde eine Kugel ist. Dies wirft nun eine spannende Frage auf: ist der Islam älter als gemeinhin angenommen?
Ankara – Autokratische Herrscher sind immer für eine Überraschung gut, so auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Er verkündete am Wochenende, dass seiner Überzeugung nach der amerikanische Kontinent nicht von Kolumbus (oder den Wikingern) entdeckt worden sei, sondern von Muslimen bereits im Jahre 1178. Das wirft Fragen auf.
Und wir wären nicht der investigativ-journalistisch-wissenschaftsaffine-menschenfreundliche Blog, der wir Ruhrbarone nun einmal sind, wenn wir nicht knallhart eben jene Fragen unserem NATO-Bündnispartner stellen
Die Wellen schlagen hoch derzeit hier bei mir am Wohnort. Am morgigen Samstag soll im Sitzungssaal des hiesigen Rathauses der Städte-Vertrag zwischen Waltrop und der türkischen Gemeinde Görele feierlich und öffentlich unterzeichnet werden. Damit endet dann eine jahrelange, immer wieder bedenklich ins Stocken geratene Vorbereitung dieser sich anbahnenden freundschaftlichen Städte-Verbindung.
Doch der eigentlich positive Akt einer menschenverbindenden Freundschaft zweier so unterschiedlichen Gemeinden ist in diesem Fall heftig umstritten. Unterschiedliche Argumente werden aktuell ins Feld geführt, dass der Vertrag, zumindest derzeit, ein völlig falsches Zeichen setzt.
Aus Reihen der CDU-Fraktion werden daher nun auch nicht einmal alle Mitglieder des Rates der Einladung folgen und dem Festakt im Rathaus beiwohnen. Auch aus den Kreisen anderer politischer Parteien wurde zuletzt immer wieder heftige Kritik in Richtung der Türkei und in Sachen der bevorstehenden Städtepartnerschaft geäußert. Hier dann jedoch aus ganz anderen Gründen (Stichwort Kinderarbeit).
Dies wirft dann bei mir allgemein die Frage auf: Soll eine Stadt in Deutschland aktuell eine neue Städtepartnerschaft mit einer türkischen Gemeinde eingehen?
Hilft eine solche Partnerschaft eher dabei Unterschiede zu beseitigen, Menschenrechts- und Arbeitsbedingungen zu verbessern, oder kaschiert ein solcher Festakt, wie er hier am Ort am Samstag geplant ist, die (durchaus berechtigte) Kritik an den aktuellen innenpolitischen Zuständen in der Türkei?
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