‚Football Styler‘ – Fußball ist immer auch eine Frage des Stils

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Im Laufe der letzten Monate haben wir uns hier bei den Ruhrbaronen wiederholt mit den ernsten Seiten des Fußballs beschäftigt. Da freut man sich dann doch immer, wenn man wieder daran erinnert wird, dass Fußball in erster Linie eben Spaß und Unterhaltung sein soll.

Eine schöne Gelegenheit sich das einmal wieder vor Augen zu halten bietet das Buch ‚Football Styler‘ von Herausgeber Thomas Lötz.

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Zdebel wird Bayer, Fans gehen mir auf die E…

Foto: flickr.com

Thomas Zdebel, ins zweite Glied verbannter Mittelfeldmann beim VfL Bochum, wechselt ab sofort zu Bayer Leverkusen. Wie der VfL Bochum mitteilt, hat der 35-jährige bei den Rheinländern einen Vertrag bis Sommer 2009 unterschrieben. Über etwaige Ablösesummen vereinbarten die Vereine Stillschweigen. Eine interessante Wendung im Streit zwischen Bochums Internetfans und dem Verein…

Im Internet ist Thomas Zdebel äußerst beliebt. Weil der Defensivmann vom Bochumer Trainer Marcel Koller zu Beginn der Rückrundenvorbereitung kühl in die zweite VfL-Mannschaft versetzt wurde, wurde in den zwei großen unabhängigen Fanforen (klick, klack) rund um den VfL Bochum Stimmung gemacht. Die Degradierung des Mannschaftskapitäns – der offenbar nicht mehr an Trainer Marcel Koller geglaubt hat – sei der Offenbarungseid eines "stalinistischen" Vereins. Pro Zdebel wird eine Sympathiedemo beim nächsten Heimspiel geplant. Verein und die Vereinsführung wurden ernsthaft mit einer abgehalfterten Militärdiktatur verglichen. Und wer sich die Meinungsnotizen der Forenteilnehmer ansieht, kann leicht vergessen, dass der Anlass für all das Geposte keine schwerwiegenden Menschenrechtverletzungen sind, sondern leidlich erfolgreicher Fußball Marke VfL Bochum.

Angesicht des Dauerfeuers aus dem Internet (das viel zu oft von den Sportkollegen der Presse zitiert wird) beginne ich mich zu fragen, ob das Web und seine Fußballvereinsforen – die sich ja völlig zu recht Internet-STAMMTISCHE nennen – wirklich DER große Fortschritt für die allgemeine Meinungsbildung sind?!

Auch früher gab es Nörgler, Krakeeler, Besserwisser im Fußball – und das nicht zu knapp. Die haben sich auf Fan-Versammlungen, Stammtischen, in Leserbriefen und beim Gebrülle im Stadion ausgetobt. Und sonst war Sendepause. Doch jetzt können das sich um Erfolg und Siege betrogen fühlende Fußballfans sekündlich tun. Weltweit lesbar. Als wären sie Betrügern, Halsabschneidern, Bösewichten auf der Spur, hackt die kritikastrische Internetgemeinde auf jeder Äußerung, jeder Aktion erfolgloser Funktionäre, Trainer, Spieler, Aufsichtsgremien herum. Ob das Sinn macht?

Ich frage mich, wie lange sich das Verantwortliche noch antun? Wer überhaupt noch Verantwortung übernehmen möchte? Wenn ich als Fußballtrainer Marcel Koller oder VfL-Manager Thomas Ernst so brachial aufs Dach kriegen würde, wenn ich von den Olli Ks, Emsis, Meichis Garden, Balzkeksen (so mutig nennen sich die Herren und Damen, verschweigen also hartnäckig ihre wahre Identität) dieser Welt öffentlich als Null, als Pfeife, Nichtskönner, Idiot, Schwachmat, was auch immer beschimpft würde, nur weil mein Club gerade nicht mithalten kann im Konzert der Großvereine der Bundesliga – ich würde das Weite suchen. Schnell.

Noch eine Frage stelle ich mir: Wenn es stimmt, dass sich kaum jemand über "stalinistische Strukturen" beim VfL Bochum aufregen würde, wenn die Mannschaft die Hälfte ihrer acht Hinrunden-Remis gewonnen hätte und stabiler 12. wäre, stimmt dann, dass die mediale Basisdemokratie des Internets nur was für Sieger ist? Für schönes Wetter?

PS: Die Aufrechten mögen einwänden, dass beim VfL ein Regime von Präsident Werner Altegoer herrscht. Das stimmt, der Rohstoffhändler regiert einsam, unzugänglich, dünnhäutig, misstrauisch, er verkauft sich schlecht und trägt dabei erhebliche finanzielle und sportliche Risiken für sein Amt. Und das seit zwei Jahrzehnten. Ich kann mir aber wirklich nicht vorstellen, dass das irgend jemand anderes machen möchte? (S.o.)