Unschuld ist eine Illusion

Fotos: Marc Oortman

Am Dienstag war es wieder soweit: die Essener Lichtburg hatte sich schick gemacht und zur Premiere des Films „This is Love“ geladen. Im größten Lichtpalast Deutschlands konnten die Zuschauer für kleines Geld den neuen Film von Matthias Glasner in Augenschein nehmen und dabei auf Tuchfühlung mit dem Macher selbst und den Darstellern gehen.

Der rote Teppich ist ausgerollt. Die Lichtburg strahlend hell. Menschen drängen sich erwartungsvoll links und rechts um die Abzäunung. Journalisten, Schaulustige, Fans. Manche treten von einem Bein aufs andere: sei es wegen der Kälte oder wegen der Aufregung. Schließlich werden Jürgen Vogel, Corinna Harfouch und Matthias Glasner erwartet. Einige Minuten und einige Glühweine später – denn die haben sich Durstige genehmigt – ist es endlich soweit. Die erste Limousine öffnet ihre Türen und Glasner schwingt sich gut gelaunt aus dem Wagen. Seine Kollegen, Harfouch und Vogel tauchen Minuten später auf. Auch gut gelaunt. Geduldig stehen Sie Rede und Antwort. Posieren für Fotografen und Fans. Dann folgt der Film.

 Es ist ein nervenaufreibender Plot. Der Zuschauer merkt schnell, trotz des Titels „This is Love“, hält der Film keine Romantik, keine Poesie bereit. Die Liebe wird auf eine schmerzliche Weise ironisiert, indem gezeigt wird, was dieses Gefühl mit und aus uns machen kann. Wie wir sind, wenn unsere Liebe unerfüllt, vergebens, einseitig in uns zurück bleibt. Regisseur Glasner katapultiert den Zuschauer in eine Geschichte, die von gebrochenen Herzen, von schuldigen Individuen, ja man möchte sagen von verstörten Existenzen, handelt. Es geht um Pädophilie, Alkoholismus, Gewalt. Letzteres vor allem psychischer Art. Immerzu schwebt die Frage der Schuld über den Szenen. Sie kreiert eine zerreißende Spannung im Zuschauer. Wer hat Schuld an wessen Leid? Es ist kaum zu beantworten. Vielmehr scheinen sich alle Figuren in „This is Love“ schuldig zu machen. Die Schuld ist Leit(d)faden in Glasners Filmen. Auch sein heiß diskutiertes Werk „Der freie Wille“ kreiste um diesen Begriff.

Später verrät Glasner mir, warum er glaubt, dass es den Zustand der Unschuld für Menschen gar nicht gibt: „Wenn man behauptet es gäbe unschuldige Menschen, dann ist das eine Art des Selbstbetrugs. Unschuld ist nur eine Behauptung, die wir aufrechterhalten, weil wir es nicht aushalten, dass wir uns ständig schuldig machen. Wir machen uns schuldig, weil wir so viele unterschiedliche Triebe in uns haben. So viele unterschiedliche, negative, destruktive Wünsche. So viel Ehrgeiz. Wenn ich einen Film drehe, fühle ich mich schon schuldig. Allein durch den Ehrgeiz, es machen zu wollen. Etwas schaffen zu wollen. Diese Eitelkeit – darin besteht für mich immer schon irgendwie Schuld. Es ist eine Hybris zu glauben, dass wir etwas wollen dürfen. Wir müssen erkennen, dass wir schuldig sind. Das ist etwas, was mich sehr beschäftigt. Dieses Thema werde ich in den nächsten Filmen noch vertiefen.“

Jürgen Vogel drückt sich da spartanischer aus. Auf meine Frage, was Schuld für Ihn bedeute, kontert er: „Ich will das nicht erklären, dafür mache ich ja Filme. Um zu zeigen, was ich fühle. Ich will das nicht eins zu eins erklären. Das ist mir zu langweilig.“ Schuld hin oder her. Der Film schenkt dem Zuschauer auch schöne und lustige Momente. Vor allem ist es die gnadenlose Ehrlichkeit mit der die Geschichte es schafft, tiefe Emotionen zu wecken. Die Authentizität der Schauspieler, allen voran Corinna Harfouch, überzeugt. Mir erzählt sie, dass sie gar nicht weiß, wie es ihr gelungen ist, voll und ganz in die Rolle hineinzuschlüpfen. Sie lasse sich einfach fallen und gäbe sich dem Schauspiel hin.

Am Ende wird das Publikum nicht mit Werturteilen bestückt. Wie wir es uns gerne wünschen. Vielmehr gibt Glasner die Frage der Schuld an uns weiter.

Blut spenden? Ach, heute lieber nicht?

 

Seit 5 Jahren wohne ich nun schon in Essen. Unzählige Male bin ich durch die Essener Innenstadt gelaufen. Dabei passierte ich fast jedes Mal die Ecke, an der die Mitarbeiter vom Deutschen Roten Kreuz bei Wind und Wetter beharrlich nach Freiwilligen suchen, die bereit sind Ihren Lebenssaft zu spenden.

Immer wieder blieb ich zögerlich stehen und wechselte mit dem freundlichen Duo einige Worte. Im ersten Moment dachte ich meist: oh ja, das ist eigentlich ’ ne gute Sache. Ja eigentlich – denn jedes Mal hörte ich mir selbst dabei zu, wie ich wieder mit einer feinen Ausrede davonkam. Mal wollte ich unbedingt jemanden mitnehmen: weil zu zweit übersteht sich so was ja viel leichter. Das nächste Mal war ich unter Zeitdruck, würde mir aber auf jeden Fall die Handzettel zu Hause durchsehen. Dann fühlte ich mich irgendwie zu schwach und meinte: ach, heute lieber nicht.

Tja, keine gute Bilanz. Und dabei ist es doch so wichtig, das System des freiwilligen Spendens zu unterstützen. Schließlich hofft doch jeder von uns darauf eine Blutspende zu bekommen, wenn wir in einer Notlage sind. Wahrscheinlich ist es sogar mehr als bloß hoffen: wir erwarten es irgendwie einfach. Man stelle sich nur vor, wie die Ärztin sagen würde: „Das Blut ist heute leider aus, aber morgen kriegen wir vielleicht wieder was rein.“

Als mich heute wieder eine lächelnde Helferin ansprach: „Möchten Sie nicht heute Blut spenden?“, habe ich einfach „Ja.“ gesagt. Endlich habe ich es geschafft dem blöden Ausreden-Trott zu entkommen. Ein gutes Gefühl. Die Blutabnahme an sich war außerdem weitaus angenehmer als erwartet. Es dauerte schlappe 10 Minuten und auch das Gefühl, dass 0,5 Liter Blut den Körper verlassen, ist mehr als zumutbar. Währenddessen wurde ich bestens umsorgt, bekam fröhliche Musik vorgespielt und konnte einem TV Programm folgen. Später gab ’s dann noch eine leckere Mahlzeit, Getränke und Leckereien. Und ganz nebenbei habe ich womöglich ein Leben gerettet. Wie einfach.

Nicht vergessen: Christof Stählin kommt!

Am 22.10.09 gibt sich Christof Stählin am Essener Campus die Ehre. Er ist Literat, Musiker und Kabarettist. Bekannte Bühnenkünstler, wie Dota Kehr (Sängerin von „Die Kleingeldprinzessin“), Judith Holophernes (Sängerin von „Wir sind Helden) und Eckart v. Hirschhausen (Kabarettist) haben schon in seiner „Mainzer Akademie für Poesie und Musik“ gelernt.

Sein aktuelles Programm heißt "Deutschland. Wir bitten um Ihr Verständnis.“ Es beschäftigt sich mit dem angeschlagenen Nationalbewusstsein Deutschlands, mit der Identitätsfindung und traditionellen Liedern. Auslöser für die Thematisierung Deutschlands waren vor allem die dauer-präsenten Deutschlandflaggen während der Fußball-WM 2006. Stählin möchte offenbar hinterfragen was „Deutschland“ nun eigentlich ist und vielleicht sogar einen Teil der Stimmung des Sommermärchens von 2006 reanimieren. Los geht’s um 20 Uhr im ESG-Zimmertheater (Gruppenraum) der Brücke.

Organisator und Ort der Veranstaltung:

Evangelische Studierenden Gemeinde (ESG) Essen

c/o „die BRÜCKE“

Universitätsstraße 19

45141 Essen (Eintritt: 5 Euro)

Weitere Infos findet Ihr unter:www.christof-staehlin.de

Werbung

Die Rührküche

Stimmt, es gibt den FC Ruhrgebiet – zuletzt haben die Kochexperten in Berlin das Fest des Westens bekocht. Mit molekularer Crossoverküche versuchen sie sich an der Neuerfindung des Ruhrpottmampf und entwerfen Strammer Max von der Wachtel mit Shiitake oder Knusperbonbon von Panhas mit Chiliapfel. Doch das ist nur eine Seite der kulinarischen Medaille im Revier – die andere ist die "Ruhrküche", wie sie jetzt ein Kochbuch pflegt. Mir geht dieses Büchlein sehr zu Herzen – nicht Ruhrküche, Rührküche!

Foto: Ruhrküche, Garant, 2009

Als gäbe es keinen Innenhafen, keine Technologieparks, kein Starbucks, kein Dekubitas, keine Atkins-Diät, kein Bocuse lebt das Altrevier hier wieder auf. Zum Nachtisch reicht man "Beschwipste Apfelsuppe", "Pumpernickelsuppe mit Rosinen" oder das "Errötende Mädchen". Vorher werden allein derbe, fettige, plumpe fleischreiche Speisen gereicht, als würden sich alle Ruhrgebietler noch Unter Tage Schicht für Schicht die Scheiße aus dem Körper malochen. Und bei dem endlosen Klotzen, Wullacken, Mottecken, Beikommen i´m Streb und vor dem Hammer gehört am Abend schon Specksauce auf den Tisch, Dicke Bohnen, Schlabberkappes, Panhas und als Vorspeise die Hafergrützsuppe mit Backpflaumen!

Also, dringende Kaufempfehlung: Seelenfraß aus einem seeligen Ruhrpott. Ruhrküche, Renningen 2009. Schon für 2.99 bei der Mayerschen.         

Um fünf nach sechs ist die Demokratie vorbei

Es ist kurz vor 6. Ich renne los. Durch den strömenden Regen. „Ich muss es schaffen“, denke ich.

Am Wahllokal angekommen, sagt man mir nüchtern. „Sie dürfen hier nicht wählen. Falscher Bezirk.“ Verdammt. Wieder raus. Weiter rennen. Es sind nur ein paar Straßen. Ich gebe alles. Der Regen benetzt meine Brillengläser. Ich kann kaum etwas sehen. Halte aber meine zerknüllte und tropfnasse Wahlbenachrichtigung fest in der Hand. Ich mache einen Satz über die Ampel und brülle: „Für Europa!“. Nur noch ein paar Meter. Ja da steht es: Evanglisches Gemeidehaus. Hier bin ich richtig. Ich stürme rein. Die Wahlhelfer gucken mich unbeeindruckt an: „Sie dürfen nicht mehr. Es ist fünf nach sechs.“ Ich pruste, putze meine Brille und sage: „Bitte, geben Sie mir den Zettel. Es sind doch nur fünf Minuten. Ich bin hergejoggt. War beim falschen Lokal.“ „Nein, das geht nicht. Da haben wir unsere Regeln.“ „Ach kommen Sie. FÜNF Minuten?! Wissen Sie überhaupt wozu das gut sein soll. Solche Regeln.“ Man weiß es offenbar nicht und sagt nur: „Wir diskutieren nicht.“ Wie schade. Das gehört doch zur Demokratie. Ach nein, ich vergaß: Um fünf nach sechs ist ja die Demokratie vorbei.

Glücksritter in der Casa Box

 

 

Seit Freitag sind die "Glücksritter" in der Essener Casa Box zu sehen. Ein Stück von Mirjam Strunk, das sich die Frage stellt: Was ist Glück?

Schon Aristoteles versuchte sich an dieser Frage. Ist Glück ein Zustand, ein Prozess oder schlichtweg unerreichbar? In einer Welt aus Finanzkrisen, perfektem Sex und absoluten Karrieren scheinen immer nur die Anderen zu wissen, was uns glücklich macht. Das Stück „Glücksritter“ gibt uns diese Frage zurück – holt sie zurück in das kollektive Bewusstsein. Es zeigt junge und alte Menschen die sich erfrischend authentisch und herrlich unkonventionell auf die Suche nach Antworten machen. Dabei gewährt uns Regisseurin Mirjam Strunk Einblicke in die ganz privaten Gedanken der Darsteller und provoziert zugleich mit grotesken, bis hin zu befremdlichen Ideen unserer Gesellschaft. Was bedeutet Glück für einen Millionär, eine Prostituierte oder einen Sterbenden? Die Glücksritter beweisen Mut zur Kritik, die sich nicht nur auf „die Anderen“ richtet, sondern zugleich jeden Einzelnen skeptisch unter die Lupe nimmt. Ein bewegendes Spiel mit den Gegensätzen und Gemeinsamkeiten der Menschen, das so wunderbar absurd ist, wie das Leben selbst.

Termine: 01. Juni 2009, 07. Juni 2009

Infos unter: theater-essen.de/asp/gesamt_einzelstuecke.asp

Goldrausch auf der Rü

 

Morgen eröffnet der „Gold Club“ im Giradethaus. Wie der Name schon anklingen lässt, besteht eine direkte Verbindung zur Essener „Gold Bar“. Der neue Laden soll nun das tanzbare Pendant zur Kneipe bilden.

 

In Anlehnung an seine kleinen Schwester, gibt sich auch der Große in barockem Stil: üppiges Dekor in prunkvollem Gold und laszivem Rot. Neben dem verspielten Innenleben legt der Neuling ebenfalls Wert auf ein charmantes Äußeres. Ein kleiner Außenbereich mit Sitzen und Theke ist an den Klub angeschlossen und im Vorderbereich befindet sich der „Goldstrand“. Erfrischung für Körper und Geist.

Geöffnet wird 7 Tage die Woche. Das üppige Programm beginnt allerdings erst donnerstags. An diesem Tag wird der kulturell Interessierte beglückt. Der Freitag steht im Zeichen der „Ich-hör-fast-Alles-Club-Gänger“ und samstags werden die technoiden Nachtschwärmer bedient.

Ob der Neue tatsächlich in die Ränge der wahrhaft Goldigen aufsteigt, gilt es morgen unter Beweis zu stellen.

Gold Club, Giradetstraße 2-38, 45131 Essen www.cafe-goldbar.de/

Werbung

Hobbythek: Mundschutz

Die Essener Feuerwehr ist schwer auf Zack. Ihre Website verspricht nicht weniger als die "Rettung". Und wer den Mund so voll nimmt, muss auch etwas bieten. Erst recht in Zeiten der Schweinegrippe. Gesagt, getan, die Kollegen der Pandemieplanung der Stadt Essen haben schnell eine Do-It-Yourself Nähanleitung zur Vorbeugung vor der Schweinegrippe ins Netz gestellt. Und wir sagen – mit diesen Screenshots – einfach mal Danke, liebe Feuerwehr Essen! Du bist wirklich unsere Rettung!

 

Ausgehen in………Essen: Der Bezirksführer der Ruhrbarone

Was geht eigentlich in Essen? An manchen Tagen fühlt man sich hier wie in der Provinz und fragt sich, wo überhaupt was los ist. Aber keine Panik. Essen hat durchaus was zu bieten. Der Bezirksführer zeigt zwei Mal im Monat, welcher Klub aus der Reihe tanzt, welche Bar dringend besucht werden muss oder welcher Jungunternehmer neuen Glanz in den Pott bringt.

Cafe Gold Bar

Wer das gewisse Etwas in Kneipen vermisst, ist hier genau richtig. Die Gold Bar hat Stil. Hier werden antike Möbel mit Wohnzimmeratmosphäre kombiniert. Neben leckeren Cocktails und Longdrinks stehen 25 Biersorten aus aller Welt auf der Karte. Ein echtes Paradies für Flüssig-Brot-Fans. Außerdem gibt es ein kleines Frühstücksangebot. Das Gold bietet aber auch was für die Sinne. Die Gestaltung und die Musik, fernab des Mainstream, erfreuen Augen und Ohren. Die Krönung der Bar sind vor allem, die vielen Kerzen drinnen und draußen, die den Raum in ein dezentes Licht hüllen. Je nach Jahreszeit kann man im Freien entspannen oder sich am Kaminfeuer wärmen. Zurücklehnen und Wohlfühlen.

www.cafe-goldbar.de

Adresse: Rellinghauserstraße 110, 45128 Essen

—-

GoetheBunker

Der alte Kriegsbunker bewegt sich zwischen Geheimtipp und Kultstätte. Die Lokalität steht außer Konkurrenz und ist mit ihrer stylischen Keller-Atmosphäre die Antwort auf schnöde Hochglanz Schuppen. Aber nicht nur das Ambiente ist knorke, hier gibt’s richtig was auf die Ohren. Jeden Samstag sorgen Elektronische Töne für den richtigen Schmiss und bringen die alten Mauern zum Beben. Dann schwingen Technofans ihre Hüften und House Hippies fegen übers Parkett. Der Bunker lädt auch alle Anderen zum Tanz. Freitags ist Freestyle angesagt: Folk trifft Drum ’n’ Bass, Dubstep umarmt Indie oder Breakbeat küsst Funk. Ein feiner Flirt für alle Freunde der Musik.

www.myspace.de/goethebunker

Adresse: Goethestraße 67, 45130 Essen

—-

Madame Chocolate

 Das Madame Chocolate zählt zu den Neuzugängen in Essen. Mit der Bar hat sich ihre Gründerin einen Traum erfüllt. Sie  setzt auf Stilbrüche. Glitzernde Hirsche zieren Wände und Tische, Graffiti Kunst schmückt das Klo und Retro Lampen beleuchten den Raum. Gelegentlich machen Musiker das Lokal zum Klangerlebnis oder DJs bringen die Gäste in Bewegung. Die Stimmung ist besonders familiär. Besitzerin Conny hat für jeden ein offenes Ohr. Sie freut sich, wenn ihre Kundschaft bunt gemixt ist. Schnell wird klar: hier wird mit Freude gearbeitet und Kommunikation groß geschrieben. Ein Erlebnis mit Herz.

www.myspace.com/madamechocolatmc

Adresse: Moltkestraße 4, 45128 Essen