Oje, oje – der erste Schnee…

 

Ich habe mir eine neue Kamera gekauft. Sie hat 14 Megapixel, für eine Kompaktkamera ziemlich viel – leider macht sie nur unscharfe Bilder.

Monate lang habe ich damit fotografiert. Leider ist bisher kein Bild wirklich scharf geworden. Doch heute Nacht schlug ihre Stunde: Umher fliegende Schneeflocken bildet sie sehr gut ab. Hier also ein paar Impressionen aus dem Ruhrgebiet von heute Morgen.

 

Duisburg, Lehmbruck Museum Innenstadt um 3:17 Uhr.

Essen, Hauptbahnhof um 4:00 Uhr.

Recklinghausen, Busbahnhof um 6:28 Uhr.

Die klassische Tragödie

Foto: Ruhrbarone

 

Im Intendanten-Streit an der Essener Philharmonie geht es um die Macht in der Kulturhauptstadt.

FAZ-Kollege Andreas Rossmann machte sich vor ein paar Tagen diesen Reim darauf. Essen sei eine Stadt ohne breites Bürgertum, dessen kulturelle Aufgaben würden deshalb traditionell Mäzene der regionalen Wirtschaft übernehmen. Gesagt getan. Als vor zwei Wochen der Aufsichtsrat der Theater und Philharmonie (TuP), eine hundertprozentige Tochter der Stadt Essen, den Philharmonie-Intendanten Michael Kaufmann wegen wiederholter Etatüberschreitung fristlos kündigte, ging also kein Aufschrei der Bürgerlichen durch die Stadt. Sondern ein Großindustrieller. Und der klingt so:

Ein just gegründetes Kuratorium für die Essener Philharmonie versammelt die geschäftliche Beletage der Stadt. Und unter Führung von MAN-Ferrostahl-Manager Matthias Mitscherlich  – hat jetzt eigentlich andere Sorgen – wird gegen die Aufsichtsratentscheidung getrommelt und gefeuert und gedroht. Kaufmann habe "zuverlässig" für "Qualität" gesorgt. Seine Rückkehr sei ein "conditio sine qua non" für alle weiteren Entwicklungen in der Kulturstadt, heißt es. Dazu wird das Kuratorium um den ostdeutschen Klassikopa Kurt Masur (Ehrenmitglied), die Gattin des RWE-Chefs oder den Chefredakteur der NRZ erweitert. Äußerst hilfreich und machtvoll wendet sich in Berthold Beitz der letzte echte Ruhrbaron gegen die Demission des als Kaufmann wenig begnadeten Impressarios an der Huyssenallee. Die Aufsichtsräte handelten "unseriös", "unverantwortlich", das Schicksal des einstigen Saalbaus stehe auf dem Spiel. Usw. Masur will in dem Haus erst wieder dirigieren, wenn Kaufmann zurück ist. Gedroht wird auch damit, aus dem Sponsoring der Kulturhauptstadt auszuscheiden. Immerhin: Vielleicht treffen sich der scheidende Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger und der Kuratoriums- und Stahlboss Mitscherlich noch in dieser Woche zum Gespräch. Was jedoch wenig bringen wird, wenn die städtischen Dezernenten Hülsmann und Scheytt weiter bei ihrer Linie bleiben.

1) Ich deute den Krieg der Kapitalisten für Kaufmann ohnehin anders. Im Kern geht es um die Macht in Essens Kulturpolitik. Gerade vor der Kulturhauptstadt. Ob die bestimmen, die zahlen – oder die, die die Verantwortung tragen, oder die, die wählen?! Essen, das Ruhrgebiet tut sich ja tatsächlich schwer mit seinem Bürgertum, vor allem die Großunternehmer.

Die "Causa Berger Bergmann" (FAZ) der frisch gebackene Geschäftsführer der TuP, spielt da eine Nebenrolle. Wenn es auch merkwürdig ist, dass Bergmanns quasi erste Amtshandlung die Kündigung eines leitenden Angestellten ist. Läuft es so wie dazumal, wird der Philharmoniechef übrigens in einer Woche wieder in Ehren eingesetzt, ein bedauerliches Missverständnis bemüht und der neue Geschäftsführer in die Wüste geschickt. Läuft es anders, ist Essen und das Ruhrgebiet tatsächlich auf dem Weg zu mehr Bürgerlichkeit, einer demokratischeren Kulturhauptstadt.                              

Denn 2) Was lustig ist: WAZ  – natürlich sitzt auch WAZ-Eigner Stephan Holthoff-Pförtner in dem Philharmonie-Kuratorium – und NRZ wollten nicht nur die Großkopferten, auch den einfachen Bürger eine Stimme geben. Flugs wurde ein Internet-Forum eingerichtet mit Voting und Kommentarlink. Während der Stand der Abstimmung geheim ist, sind die derwesten-Kommentare schon jetzt zu lesen. Und, Überraschung, die allermeisten zeigen tatsächlich Verständnis für die Kündigung eines Intendanten, der mehrfach seinen Etat überzogen haben soll. Dazu hagelt es auch noch reichlich Kritik am Führungsstil des angesehenen Kulturmanagers. Bisher ein Eigentor von Rüdiger Oppers (NRZ) und den seinen.

PS: Ob Kaufmann tatsächlich eine solche Wucht als Intendant war und ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber ich vermute, es kann nicht wirklich schwer sein, einen Nachfolger zu finden für die Intendanz an einer der größten, klangschönsten Klassikbühnen Europas.

 

Und der Wolfram Siebeck …

Heute wird Wolfram Siebeck 80. Das Zeit-Magazin hat ihrem berühmtesten Kolumnisten eine ganze Ausgabe gewidmet. In einem bemerkenswerten, leider nur gedruckt vorliegenden Interview spricht Deutschlands Kulinator ausführlich über seine Zeit in Ruhrgebiet. In Duisburg geboren, in Essen-Borbeck, Bochum-Langendreer aufgewachsen, bei der WAZ hat er als Zeichner angefangen. Zur Feier seines Geburtstages hat Siebeck auch eine Deutschlandkarte gemalt. Fur das Ruhrgebiet wichtig: Er mag Essener Milch, isst im Schloss Hugenpoet und trinkt Bochumer Bier; was ich gut verstehe.

Ich finde das ja klasse, das einer aus dem Pott, mit einem verkrachten Nazi-Vater, der den Familienbesitz (u.a. einen Zeitungsverlag) verjubelte, dass so einer zum Feinstschmecker wurde, zum Geschmacksträger Deutschlands. Dass sich Siebeck gerne "Kaviarlinker" nennt, dass er aus dem Mief des Fünfziger-Jahre-Reviers ausbrach (Siebeck: "Wir bewegten uns in der Journalistenszene im Ruhrgebiet. Das waren ja Zustände damals, die hockten immer in diesen Kneipen herum, die man nicht mit Kaffeehäusern verwechseln sollte, und spielten Skat. Diese Trinkhallen, ich mochte das nicht." Zeit: "Sie waren schon damals ein bisschen elitär." Siebeck: "Aber ja. Mit dem ersten Geld bin ich mit meiner Freundin Erika nach Paris gefahren, das muss so 1952 gewesen sein."). Und leider wegging – Ammersee, Schondorf, eine Burg bei Freiburg, Südfrankreich.

Sonst würde es bis auf die paar Luxusküchen, Milch und Bier mehr gutes Essen, vor allem, mehr gute Lebensmittel aus und in der Region geben. Was etwa Ruhrgebietsbäcker hierzulande ihren Kunden anbieten, gibt es schon im Rheinland nicht mehr im Back-Discounter. Übrigens auch so eine sehr zweifelhafte Erfindung dieser Gastrosteppe namens Ruhrgebiet. Was der Wolfram Siebeck wohl dazu sagt?

Britz: „Wir wollen uns selbst regieren!“

Franz-Josef Britz ist der OB-Kandidat der CDU in Essen. Der jetzige OB, Wolfgang Reiniger (CDU), wird zur Wahl im kommenden Jahr nicht mehr antreten. Britz äusserte sich nun in einem Interview zu den Perspektiven Essen

In dem  in der Essener Lokalausgabe der WAZ erschienene Interview, das noch nicht online ist,  antwortet Britz auf die Frage, ob es jemals einen Oberbürgermeister für das Ruhrgebiet geben wird: "Nein. Ich hoffe aber, das der RVR die Funktion eines Regierungspräsidiums Ruhrgebiet übernimmt, also auch staatliche Aufgaben. Wir wollen uns in der Region selbst regieren und nicht von Münster, Arnsberg und Düsseldorf aus. Das ist unser Ziel." Am jetzigen Amtsinhaber war schon der Versuch von Dortmunds OB Gerhard Langemeyer gescheitert, den Regionalverband zu sprengen.

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RWE Einigung bestätigt

Keine Streiks – dafür 3,9 Prozent mehr Lohn für die RWE Jungs. Keine Einmalzahlung. Laufzeit 12 Monate.

Zur Einigung hat am Ende offenbar der direkte Einfluss des neuen RWE-Chefs Jürgen Großmann geführt. Die große Tarifkommission hat mit 80 Prozent für diese Lösung gestimmt.

RWE: Konzern bietet mehr Lohn – Streiks abgewendet

Die Kuh beim RWE ist vom Eis. Wie mir die Beteiligten erzählt haben, hat der Konzern im hauseigenen Tarifstreit gestern abend mit 3,9 Prozent mehr Lohn auf 12 Monate ein Tarifangebot gemacht, das nach Ansicht der Gewerkschaft Verdi angenommen werden kann. Heute tagt die große Tarifkommission der 20.000 vom RWE-Haustarif betroffenen Mitarbeiter. Wie es aussieht, sind mit dem Last Minute Angebot die ersten Stromstreiks in der Geschichte des Essener Energieversorgers abgewendet. Die Verhandlungen waren in den vergangenen Wochen überraschend eskaliert.

Eine Einmalzahlung soll es nach meinen Informationen nicht geben. Trotzdem heißt es aus Gewerkschaftskreisen, eine Lohnerhöhung von 3,9 Prozent sei vertretbar. Gut, die Frage ist nun, ob die Mitarbeiter nach der Eskalation einem Abschluss ohne 4 vor dem Komma zustimmen. Immerhin war das die ganze Zeit über die wichtigste Forderung. Aber ehrlich gesagt, glaube ich nciht, dass irgendwer wegen 0,1 oder 0,2 Prozent einen Streik bei RWE anfängt. Auch wenn die Gewerkschaften ursprünglich mal 8 Prozent mehr Lohn gefordert haben.

Der Tarifabschluss beim RWE gilt übrigens in der Energiebranche als Pilotabschluss. Der Konzern Vattenfall Europe ist ebenfalls in Verhandlungen. Hier hatte das Unternehmen zunächst 2,8 Prozent angeboten. Die Gewerkschaften fordern 8 Prozent. Beim Branchenführer E.on beginnen die entsprechenden Gespräche im Februar. Die Beschäftigten der kommunalen Stadtwerke haben im Rahmen der Lohnrunde im öffentlichen Dienst für ihren Versorgertarifvertrag eine Erhöhung von neun Prozent verlangt.

 

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